Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Viertes Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches der ersten Auflage konnte und mußte in der vorliegenden durch die konkrete Dar¬ Wippermann. Der erste Band 1908 des im Gruuowschen Verlag erscheinenden Eine Neuausgabe des Vossischen Homer. Herbart hat die homerische Grenzboten IV 1903 ^
Maßgebliches und Unmaßgebliches der ersten Auflage konnte und mußte in der vorliegenden durch die konkrete Dar¬ Wippermann. Der erste Band 1908 des im Gruuowschen Verlag erscheinenden Eine Neuausgabe des Vossischen Homer. Herbart hat die homerische Grenzboten IV 1903 ^
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0565" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/310976"/> <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/> <p xml:id="ID_2986" prev="#ID_2985"> der ersten Auflage konnte und mußte in der vorliegenden durch die konkrete Dar¬<lb/> legung des Zustandes ersetzt werden, den das Bankdepotgesetz von 1896/97 ge¬<lb/> schaffen hat. Für den Artikel „Aussperrungen" haben leider die letzten Jahre viel<lb/> neuen Stoff geliefert, und im Auswandrungswesen hat sich seit 1890 auf dem<lb/> Gebiete der Tatsachen wie auf dem der Gesetzgebungen so viel Neues ereignet, daß<lb/> sich auch hier Umarbeitungen und Erweiterungen von selbst verstanden. Vom Inhalt<lb/> der letzten Lieferungen erwähnen wir nur. daß die der Arbeitergesctzgebung gewidmeten<lb/> Abhandlungen mehr bieten als irgend ein diesen Gegenstand allein behandelndes<lb/> Handbuch. Die Artikel „Arbeiterversichernng" und „Arbeitseinstellungen" sind 130<lb/> und 134 doppelseitige Seiten stark. Dem Artikel „Arbeiterschutzgesetzgebung" ist eine<lb/> ..synoptische Übersicht der Bestimmungen der Arbeiterschutzgesetzgebung in den Ver¬<lb/> einigten Staaten von Amerika über Zulassung. Arbeitszeit und Vollzug nach dem<lb/> Stande von 1907" beigegeben, die über die Bestimmungen sämtlicher einundfünfzig<lb/> Staaten Auskunft gibt. Trotz solcher Vollständigkeit wird der „Arbeitszeit" noch ein<lb/> besondrer umfangreicher Artikel gewidmet, der die Methoden zur Ermittlung der<lb/> Arbeitszeit, deren geschichtliche Entwicklung, die Stellungnahme der Unternehmer,<lb/> der Arbeiter, des Staates, der Kirche zu ihr, den gegenwärtigen Stand der Kon¬<lb/> troverse, die Ergebnisse der physiologischen und psychologischen Erforschung der Er¬<lb/> müdung und den Normalarbeitstag im Sinne von Rodbertus behandelt. Die zahl¬<lb/> reichen Jnformationsbedürftigen in den vielen Materien, die der Begriff „Staats¬<lb/> wissenschaften" umschließt, auf dem laufenden zu erhalten, ist wahrlich kein geringes<lb/> Verdienst, und wenn das nnr durch das Zusammenarbeiten von Hunderten von<lb/> bewährten Forschern und Praktikern möglich zu machende Riesenwerk so glänzend<lb/> gelingt wie in diesem Handwörterbuch, so verdient das Unternehmen außer dem<lb/> s<note type="byline"> <L. I-</note> elbstverständlichen Dank auch Bewunderung. </p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Wippermann. </head> <p xml:id="ID_2987"> Der erste Band 1908 des im Gruuowschen Verlag erscheinenden<lb/> Deutschen Geschichtskalenders bringt wieder vieles, was der Politiker, der<lb/> Journalist immer präsent haben muß. wenn er den Forderungen des Augenblicks<lb/> genügen will. So die Debatten des preußische» Landtags über das letzte Polen-<lb/> (Enteignungs-) gesetz. die des Reichstags über Steuer- und Haftpflicht der Kraft¬<lb/> wagenbesitzer und über die Einführung des Reichstagswahlrechts in den deutschen<lb/> Bundesstaaten, dann Kolonialprogramme, Erörterungen über die Blockpolitik die<lb/> Vorbereitung der Landtagswahl in Preußen, die Angelegenheit des Professors<lb/> Bernhard, die Wahrmundaffäre und die Studentenunruhen in Osterreich. Pichons<lb/> Erklärung über das Nord- und Ostseeabkommen, die in diesen Zeitab,adulte fallenden<lb/> Entwicklungsstadien der Marokko- und der Kongofrage. Sehr ausführlich werden<lb/> die Bewegungen der katholischen Kirche Deutschlands und Deutsch-Österreichs be¬<lb/> handelt, die Pius der Zehnte mit seinen unzeitgemäßer Kundgebungen und Ma߬<lb/> regeln hervorgerufen hat. Ich speziell bin Wippermann dankbar für den Abdruck<lb/> einer längern Stelle aus den vom Hausprälaten und päpstlichen Kämmerer Monstgnore<lb/> Schelcher herausqeaebnen „Erlebnissen und Erinnerungen", die ich erst aus dem<lb/> Geschichtskalender kennen lerne. Die Stelle enthält nämlich eine weit vernichtendere<lb/> Kritik der heutigen Hierarchie (sie ist allerdings augenscheinlich besonders auf die öster-<lb/><note type="byline"> C. I.</note> reichischen Bischöfe gemünzt) als das vielbesprochne Pamphlet Wahrmunds. </p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Eine Neuausgabe des Vossischen Homer. </head> <p xml:id="ID_2988" next="#ID_2989"> Herbart hat die homerische<lb/> Welt das gesunde Knabenalter der Menschheit genannt. Gesund sind ihre Menschen<lb/> im sittlichen Empfinden, im heitern Genießen, im tapfern Kämpfen, im rüstigen<lb/> Arbeiten, im kühnen Wagen, im offnen Sinn für die bunte Welt, die ihnen groß</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten IV 1903 ^</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0565]
Maßgebliches und Unmaßgebliches
der ersten Auflage konnte und mußte in der vorliegenden durch die konkrete Dar¬
legung des Zustandes ersetzt werden, den das Bankdepotgesetz von 1896/97 ge¬
schaffen hat. Für den Artikel „Aussperrungen" haben leider die letzten Jahre viel
neuen Stoff geliefert, und im Auswandrungswesen hat sich seit 1890 auf dem
Gebiete der Tatsachen wie auf dem der Gesetzgebungen so viel Neues ereignet, daß
sich auch hier Umarbeitungen und Erweiterungen von selbst verstanden. Vom Inhalt
der letzten Lieferungen erwähnen wir nur. daß die der Arbeitergesctzgebung gewidmeten
Abhandlungen mehr bieten als irgend ein diesen Gegenstand allein behandelndes
Handbuch. Die Artikel „Arbeiterversichernng" und „Arbeitseinstellungen" sind 130
und 134 doppelseitige Seiten stark. Dem Artikel „Arbeiterschutzgesetzgebung" ist eine
..synoptische Übersicht der Bestimmungen der Arbeiterschutzgesetzgebung in den Ver¬
einigten Staaten von Amerika über Zulassung. Arbeitszeit und Vollzug nach dem
Stande von 1907" beigegeben, die über die Bestimmungen sämtlicher einundfünfzig
Staaten Auskunft gibt. Trotz solcher Vollständigkeit wird der „Arbeitszeit" noch ein
besondrer umfangreicher Artikel gewidmet, der die Methoden zur Ermittlung der
Arbeitszeit, deren geschichtliche Entwicklung, die Stellungnahme der Unternehmer,
der Arbeiter, des Staates, der Kirche zu ihr, den gegenwärtigen Stand der Kon¬
troverse, die Ergebnisse der physiologischen und psychologischen Erforschung der Er¬
müdung und den Normalarbeitstag im Sinne von Rodbertus behandelt. Die zahl¬
reichen Jnformationsbedürftigen in den vielen Materien, die der Begriff „Staats¬
wissenschaften" umschließt, auf dem laufenden zu erhalten, ist wahrlich kein geringes
Verdienst, und wenn das nnr durch das Zusammenarbeiten von Hunderten von
bewährten Forschern und Praktikern möglich zu machende Riesenwerk so glänzend
gelingt wie in diesem Handwörterbuch, so verdient das Unternehmen außer dem
s <L. I- elbstverständlichen Dank auch Bewunderung.
Wippermann. Der erste Band 1908 des im Gruuowschen Verlag erscheinenden
Deutschen Geschichtskalenders bringt wieder vieles, was der Politiker, der
Journalist immer präsent haben muß. wenn er den Forderungen des Augenblicks
genügen will. So die Debatten des preußische» Landtags über das letzte Polen-
(Enteignungs-) gesetz. die des Reichstags über Steuer- und Haftpflicht der Kraft¬
wagenbesitzer und über die Einführung des Reichstagswahlrechts in den deutschen
Bundesstaaten, dann Kolonialprogramme, Erörterungen über die Blockpolitik die
Vorbereitung der Landtagswahl in Preußen, die Angelegenheit des Professors
Bernhard, die Wahrmundaffäre und die Studentenunruhen in Osterreich. Pichons
Erklärung über das Nord- und Ostseeabkommen, die in diesen Zeitab,adulte fallenden
Entwicklungsstadien der Marokko- und der Kongofrage. Sehr ausführlich werden
die Bewegungen der katholischen Kirche Deutschlands und Deutsch-Österreichs be¬
handelt, die Pius der Zehnte mit seinen unzeitgemäßer Kundgebungen und Ma߬
regeln hervorgerufen hat. Ich speziell bin Wippermann dankbar für den Abdruck
einer längern Stelle aus den vom Hausprälaten und päpstlichen Kämmerer Monstgnore
Schelcher herausqeaebnen „Erlebnissen und Erinnerungen", die ich erst aus dem
Geschichtskalender kennen lerne. Die Stelle enthält nämlich eine weit vernichtendere
Kritik der heutigen Hierarchie (sie ist allerdings augenscheinlich besonders auf die öster-
C. I. reichischen Bischöfe gemünzt) als das vielbesprochne Pamphlet Wahrmunds.
Eine Neuausgabe des Vossischen Homer. Herbart hat die homerische
Welt das gesunde Knabenalter der Menschheit genannt. Gesund sind ihre Menschen
im sittlichen Empfinden, im heitern Genießen, im tapfern Kämpfen, im rüstigen
Arbeiten, im kühnen Wagen, im offnen Sinn für die bunte Welt, die ihnen groß
Grenzboten IV 1903 ^
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