Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Viertes Vierteljahr.Pläne für eine australische Wehrmacht le Staaten an den Gestaden des Stillen Ozeans sind aufgerüttelt Auch in Australien mehren sich die Zeichen, daß es neuen Aufgaben Der Krieg im Osten hat nun allen schlummernden Kräften einen mächtigen Grenzboten IV 1908 8
Pläne für eine australische Wehrmacht le Staaten an den Gestaden des Stillen Ozeans sind aufgerüttelt Auch in Australien mehren sich die Zeichen, daß es neuen Aufgaben Der Krieg im Osten hat nun allen schlummernden Kräften einen mächtigen Grenzboten IV 1908 8
<TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0061" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/310472"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341887_310410/figures/grenzboten_341887_310410_310472_000.jpg"/><lb/> <div n="1"> <head> Pläne für eine australische Wehrmacht</head><lb/> <p xml:id="ID_292"> le Staaten an den Gestaden des Stillen Ozeans sind aufgerüttelt<lb/> worden; teils sind sie bemüht, sich ihren Anteil bei der Neu¬<lb/> ordnung der Dinge zu sichern, teils sehn sie ihren Bestand von<lb/> neuen Gewalten bedroht, denen sie unterliegen könnten, wenn<lb/> nicht rechtzeitig Vorsorge getroffen wird.</p><lb/> <p xml:id="ID_293"> Auch in Australien mehren sich die Zeichen, daß es neuen Aufgaben<lb/> gegenübersteht und sich darauf vorbereiten muß. Eine leitende Idee der<lb/> australischen Politik ist von jeher die gewesen, Australien als Land der weißen<lb/> Rasse und des britischen Typs zu erhalten. Leicht war die Durchführung<lb/> dieser Absicht nicht, zeitweise ist unter dem Druck der Verhältnisse mit dem<lb/> Grundsatz gebrochen worden, so bei der Entdeckung der Goldfelder, weiter in<lb/> den tropischen Teilen Nordaustralieus, wo es galt, den Zuckerbau Queenslands<lb/> zu retten. Man öffnete Asiaten und Südseebewvhnern (Kanälen) die Tore<lb/> uuter gewissen Bedingungen, um die billigen Arbeitskräfte auszunutzen. Bald<lb/> gewann eine besonnenere Richtung wieder die Oberhand, die große Gefahr,<lb/> Australien in Zukunft von Asiaten überrannt zu sehn, wirkte ernüchternd, denn<lb/> der Erdteil liegt in geographischer und klimatischer Beziehung zu günstig, um<lb/> nicht Asiaten im besondern Maße anzuziehn. Heute ist sich die Bevölkerung<lb/> des Kontinents einig, daß das Losungswort ein „weißes Australien" sein muß.</p><lb/> <p xml:id="ID_294" next="#ID_295"> Der Krieg im Osten hat nun allen schlummernden Kräften einen mächtigen<lb/> Anstoß gegeben, sodaß sich in Australien die Überzeugung Bahn bricht, daß<lb/> man bei reinen wirtschaftlichen Maßnahmen, wie der äußersten Erschwerung der<lb/> asiatischen Einwcmdrung, ihrem Verbot und der Rückbeförderung der Einwandrer<lb/> (Queensland hat zum Beispiel sämtliche Kanälen ans die Südseeinseln zurück¬<lb/> befördern lassen) nicht stehn bleiben kann. Das Gefühl, daß man jedem ernst¬<lb/> lichen Unternehmen des erwachenden Asiens in militärischer Hinsicht machtlos<lb/> gegenüberstehe, bemächtigte sich immer weiterer Kreise. Bisher hat zwar der<lb/> Grundsatz unangefochten gegolten, daß die Sicherheit des Commonwealth und<lb/> Neuseelands, ebenso wie die der andern großen Kolonien mit Selbstverwaltung,</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten IV 1908 8</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0061]
[Abbildung]
Pläne für eine australische Wehrmacht
le Staaten an den Gestaden des Stillen Ozeans sind aufgerüttelt
worden; teils sind sie bemüht, sich ihren Anteil bei der Neu¬
ordnung der Dinge zu sichern, teils sehn sie ihren Bestand von
neuen Gewalten bedroht, denen sie unterliegen könnten, wenn
nicht rechtzeitig Vorsorge getroffen wird.
Auch in Australien mehren sich die Zeichen, daß es neuen Aufgaben
gegenübersteht und sich darauf vorbereiten muß. Eine leitende Idee der
australischen Politik ist von jeher die gewesen, Australien als Land der weißen
Rasse und des britischen Typs zu erhalten. Leicht war die Durchführung
dieser Absicht nicht, zeitweise ist unter dem Druck der Verhältnisse mit dem
Grundsatz gebrochen worden, so bei der Entdeckung der Goldfelder, weiter in
den tropischen Teilen Nordaustralieus, wo es galt, den Zuckerbau Queenslands
zu retten. Man öffnete Asiaten und Südseebewvhnern (Kanälen) die Tore
uuter gewissen Bedingungen, um die billigen Arbeitskräfte auszunutzen. Bald
gewann eine besonnenere Richtung wieder die Oberhand, die große Gefahr,
Australien in Zukunft von Asiaten überrannt zu sehn, wirkte ernüchternd, denn
der Erdteil liegt in geographischer und klimatischer Beziehung zu günstig, um
nicht Asiaten im besondern Maße anzuziehn. Heute ist sich die Bevölkerung
des Kontinents einig, daß das Losungswort ein „weißes Australien" sein muß.
Der Krieg im Osten hat nun allen schlummernden Kräften einen mächtigen
Anstoß gegeben, sodaß sich in Australien die Überzeugung Bahn bricht, daß
man bei reinen wirtschaftlichen Maßnahmen, wie der äußersten Erschwerung der
asiatischen Einwcmdrung, ihrem Verbot und der Rückbeförderung der Einwandrer
(Queensland hat zum Beispiel sämtliche Kanälen ans die Südseeinseln zurück¬
befördern lassen) nicht stehn bleiben kann. Das Gefühl, daß man jedem ernst¬
lichen Unternehmen des erwachenden Asiens in militärischer Hinsicht machtlos
gegenüberstehe, bemächtigte sich immer weiterer Kreise. Bisher hat zwar der
Grundsatz unangefochten gegolten, daß die Sicherheit des Commonwealth und
Neuseelands, ebenso wie die der andern großen Kolonien mit Selbstverwaltung,
Grenzboten IV 1908 8
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