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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

dar und kommt zu dem Ergebnis: "Paulus hat nicht nur Jesus in sich aufgenommen
und eigenartig wiedergegeben, sondern diese Wiedergabe geschah in so tiefsinniger,
hochgemuter und geistvoller Weise, daß dadurch das Christentum und die Sache
Jesu einen Fortschritt nach vielen Seiten hin erfuhr.... So groß der Abstand in
der Begriffswelt beider ist, im Streben nach religiöser Freiheit, nach geistiger Auf¬
fassung reicht Paulus dem Christentum die Hand und wird ihm ein starker Helfer--
Der eigentliche Grund und Begründer unsrer Religion ist nur Jesus. Paulus dagegen
ist zwar nicht der einzige, aber doch der hauptsächliche Begründer der Form des
Christentums, in der es allein die weite Welt für Christus erobern konnte." -- Auch
"Das Papsttum, seine Idee und ihre Träger" von Professor Dr. Gustav Krüger
in Gießen (I. C. B. Mohr in Tübingen. 3. und 4. Heft der 4. Reihe der Religions¬
geschichtlichen Volksbücher) dürfen wir als ein Produkt des positiven Geistes be¬
zeichnen. Die Entstehung des Papsttums und seine Geschichte wird mit vollem
Verständnis seiner weltgeschichtlichen Bedeutung ganz objektiv, ohne eine Spur
gehässiger Polemik, erzählt. Am Schluß erinnert der Verfasser an Macaulays
bekannte Prophezeiung, die römische Kirche, die so viele Staaten und die Blüte des
Islam überlebt habe, werde "vermutlich noch dastehen in ungeschwächter Kraft, wenn
einst ein Reisender aus Neuseeland, inmitten ungeheurer Einsamkeit, auf einem zer-
brochnen Pfeiler der Themsebrücke Posten fassen wird, um die Ruinen von Se. Paul
zu zeichnen". Aber er erinnert zugleich an das Wort Jesu von den, Manne, der
für seine reiche Ernte neue Scheunen bauen und dann seines Reichtums froh werden
wollte, zu dem jedoch Gott sprach: Diese Nacht wird man deine Seele von dir
fordern. Das ist, schließt der Verfasser, "eine Weissagung, von der alles Zeitliche
abgestreift ist; sie wird sich auch am Papsttum erfüllen".


Eine Krisis des italienischen Theaters.

So gewiß sich auch in Italien
in den letzten Jahren ein erhöhtes Interesse für die Künste bemerkbar macht, so
wird man doch schwerlich behaupten können, daß diesem Interesse eine ebenso
bemerkenswerte künstlerische Produktion entspreche. Die dramatische Kunst ist die
einzige, die dank der Tüchtigkeit einiger Hochbedentender Schauspieler sowie dank
der erfreulichen Arbeit zahlreicher Schriftsteller eine Blüte erlebt. Eleonore Duse,
Ermete Nooelli, Ermete Jaccone, um nur einige der Größten anzuführen, das sind
Namen, die nachgerade überall in den Theatern Europas und Amerikas gekannt
und geschätzt sind; sie sind es auch, die dem Publikum die Dramen eines d'Annunzio,
eines Giacoso, eines Rovetta und der übrigen bedeutendem Italiener vertraut
und lieb gemacht haben. Sicherlich trägt auch die altererbte Begeisterung dieses
Volks für Schauspiele ihr gutes Teil zu dieser gegenwärtigen Blüte des Dramas
in Italien bei. Die Italiener von heute sind ja würdige Nachkommen ihrer Ahnen,
die sich im Zeitalter der Renaissance in den Theatern von Florenz zu den Komödien
Macchiavellis drängten, und die im siebzehnten Jahrhundert in Venedig nicht müde
wurden, Abend für Abend die schelmischen Einfälle Goldonis zu beklatschen. Diese
Begeisterung ist eine solche, daß es kein Dörflein gibt -- und wäre es selbst ein
solches ohne Schule --, das nicht sein regelrechtes Gemeindetheater haben will,
wo in Ermanglung von etwas besserm einige wackre junge Leute an den Winter¬
abenden die blutigsten Spektakelstücke darstellen, bei denen unter der aufrichtigsten
Rührung des Publikums von vier Schauspielern mindestens drei auf offner Bühne
ermordet werden und der vierte sich selbst zum Tode befördert.

Und doch ist dieser blühende Zustand der dramatischen Kunst heute schwer
bedroht durch einen finanziellen Zusammenschluß, der in den letzten Tagen bekannt
geworden ist. Leider kann sich ja auch die Kunst dem mächtigen Einfluß öko¬
nomischer Machtmittel nicht entziehen. Es handelt sich um einen großen Trust,


Maßgebliches und Unmaßgebliches

dar und kommt zu dem Ergebnis: „Paulus hat nicht nur Jesus in sich aufgenommen
und eigenartig wiedergegeben, sondern diese Wiedergabe geschah in so tiefsinniger,
hochgemuter und geistvoller Weise, daß dadurch das Christentum und die Sache
Jesu einen Fortschritt nach vielen Seiten hin erfuhr.... So groß der Abstand in
der Begriffswelt beider ist, im Streben nach religiöser Freiheit, nach geistiger Auf¬
fassung reicht Paulus dem Christentum die Hand und wird ihm ein starker Helfer—
Der eigentliche Grund und Begründer unsrer Religion ist nur Jesus. Paulus dagegen
ist zwar nicht der einzige, aber doch der hauptsächliche Begründer der Form des
Christentums, in der es allein die weite Welt für Christus erobern konnte." — Auch
„Das Papsttum, seine Idee und ihre Träger" von Professor Dr. Gustav Krüger
in Gießen (I. C. B. Mohr in Tübingen. 3. und 4. Heft der 4. Reihe der Religions¬
geschichtlichen Volksbücher) dürfen wir als ein Produkt des positiven Geistes be¬
zeichnen. Die Entstehung des Papsttums und seine Geschichte wird mit vollem
Verständnis seiner weltgeschichtlichen Bedeutung ganz objektiv, ohne eine Spur
gehässiger Polemik, erzählt. Am Schluß erinnert der Verfasser an Macaulays
bekannte Prophezeiung, die römische Kirche, die so viele Staaten und die Blüte des
Islam überlebt habe, werde „vermutlich noch dastehen in ungeschwächter Kraft, wenn
einst ein Reisender aus Neuseeland, inmitten ungeheurer Einsamkeit, auf einem zer-
brochnen Pfeiler der Themsebrücke Posten fassen wird, um die Ruinen von Se. Paul
zu zeichnen". Aber er erinnert zugleich an das Wort Jesu von den, Manne, der
für seine reiche Ernte neue Scheunen bauen und dann seines Reichtums froh werden
wollte, zu dem jedoch Gott sprach: Diese Nacht wird man deine Seele von dir
fordern. Das ist, schließt der Verfasser, „eine Weissagung, von der alles Zeitliche
abgestreift ist; sie wird sich auch am Papsttum erfüllen".


Eine Krisis des italienischen Theaters.

So gewiß sich auch in Italien
in den letzten Jahren ein erhöhtes Interesse für die Künste bemerkbar macht, so
wird man doch schwerlich behaupten können, daß diesem Interesse eine ebenso
bemerkenswerte künstlerische Produktion entspreche. Die dramatische Kunst ist die
einzige, die dank der Tüchtigkeit einiger Hochbedentender Schauspieler sowie dank
der erfreulichen Arbeit zahlreicher Schriftsteller eine Blüte erlebt. Eleonore Duse,
Ermete Nooelli, Ermete Jaccone, um nur einige der Größten anzuführen, das sind
Namen, die nachgerade überall in den Theatern Europas und Amerikas gekannt
und geschätzt sind; sie sind es auch, die dem Publikum die Dramen eines d'Annunzio,
eines Giacoso, eines Rovetta und der übrigen bedeutendem Italiener vertraut
und lieb gemacht haben. Sicherlich trägt auch die altererbte Begeisterung dieses
Volks für Schauspiele ihr gutes Teil zu dieser gegenwärtigen Blüte des Dramas
in Italien bei. Die Italiener von heute sind ja würdige Nachkommen ihrer Ahnen,
die sich im Zeitalter der Renaissance in den Theatern von Florenz zu den Komödien
Macchiavellis drängten, und die im siebzehnten Jahrhundert in Venedig nicht müde
wurden, Abend für Abend die schelmischen Einfälle Goldonis zu beklatschen. Diese
Begeisterung ist eine solche, daß es kein Dörflein gibt — und wäre es selbst ein
solches ohne Schule —, das nicht sein regelrechtes Gemeindetheater haben will,
wo in Ermanglung von etwas besserm einige wackre junge Leute an den Winter¬
abenden die blutigsten Spektakelstücke darstellen, bei denen unter der aufrichtigsten
Rührung des Publikums von vier Schauspielern mindestens drei auf offner Bühne
ermordet werden und der vierte sich selbst zum Tode befördert.

Und doch ist dieser blühende Zustand der dramatischen Kunst heute schwer
bedroht durch einen finanziellen Zusammenschluß, der in den letzten Tagen bekannt
geworden ist. Leider kann sich ja auch die Kunst dem mächtigen Einfluß öko¬
nomischer Machtmittel nicht entziehen. Es handelt sich um einen großen Trust,


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[0111] Maßgebliches und Unmaßgebliches dar und kommt zu dem Ergebnis: „Paulus hat nicht nur Jesus in sich aufgenommen und eigenartig wiedergegeben, sondern diese Wiedergabe geschah in so tiefsinniger, hochgemuter und geistvoller Weise, daß dadurch das Christentum und die Sache Jesu einen Fortschritt nach vielen Seiten hin erfuhr.... So groß der Abstand in der Begriffswelt beider ist, im Streben nach religiöser Freiheit, nach geistiger Auf¬ fassung reicht Paulus dem Christentum die Hand und wird ihm ein starker Helfer— Der eigentliche Grund und Begründer unsrer Religion ist nur Jesus. Paulus dagegen ist zwar nicht der einzige, aber doch der hauptsächliche Begründer der Form des Christentums, in der es allein die weite Welt für Christus erobern konnte." — Auch „Das Papsttum, seine Idee und ihre Träger" von Professor Dr. Gustav Krüger in Gießen (I. C. B. Mohr in Tübingen. 3. und 4. Heft der 4. Reihe der Religions¬ geschichtlichen Volksbücher) dürfen wir als ein Produkt des positiven Geistes be¬ zeichnen. Die Entstehung des Papsttums und seine Geschichte wird mit vollem Verständnis seiner weltgeschichtlichen Bedeutung ganz objektiv, ohne eine Spur gehässiger Polemik, erzählt. Am Schluß erinnert der Verfasser an Macaulays bekannte Prophezeiung, die römische Kirche, die so viele Staaten und die Blüte des Islam überlebt habe, werde „vermutlich noch dastehen in ungeschwächter Kraft, wenn einst ein Reisender aus Neuseeland, inmitten ungeheurer Einsamkeit, auf einem zer- brochnen Pfeiler der Themsebrücke Posten fassen wird, um die Ruinen von Se. Paul zu zeichnen". Aber er erinnert zugleich an das Wort Jesu von den, Manne, der für seine reiche Ernte neue Scheunen bauen und dann seines Reichtums froh werden wollte, zu dem jedoch Gott sprach: Diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern. Das ist, schließt der Verfasser, „eine Weissagung, von der alles Zeitliche abgestreift ist; sie wird sich auch am Papsttum erfüllen". Eine Krisis des italienischen Theaters. So gewiß sich auch in Italien in den letzten Jahren ein erhöhtes Interesse für die Künste bemerkbar macht, so wird man doch schwerlich behaupten können, daß diesem Interesse eine ebenso bemerkenswerte künstlerische Produktion entspreche. Die dramatische Kunst ist die einzige, die dank der Tüchtigkeit einiger Hochbedentender Schauspieler sowie dank der erfreulichen Arbeit zahlreicher Schriftsteller eine Blüte erlebt. Eleonore Duse, Ermete Nooelli, Ermete Jaccone, um nur einige der Größten anzuführen, das sind Namen, die nachgerade überall in den Theatern Europas und Amerikas gekannt und geschätzt sind; sie sind es auch, die dem Publikum die Dramen eines d'Annunzio, eines Giacoso, eines Rovetta und der übrigen bedeutendem Italiener vertraut und lieb gemacht haben. Sicherlich trägt auch die altererbte Begeisterung dieses Volks für Schauspiele ihr gutes Teil zu dieser gegenwärtigen Blüte des Dramas in Italien bei. Die Italiener von heute sind ja würdige Nachkommen ihrer Ahnen, die sich im Zeitalter der Renaissance in den Theatern von Florenz zu den Komödien Macchiavellis drängten, und die im siebzehnten Jahrhundert in Venedig nicht müde wurden, Abend für Abend die schelmischen Einfälle Goldonis zu beklatschen. Diese Begeisterung ist eine solche, daß es kein Dörflein gibt — und wäre es selbst ein solches ohne Schule —, das nicht sein regelrechtes Gemeindetheater haben will, wo in Ermanglung von etwas besserm einige wackre junge Leute an den Winter¬ abenden die blutigsten Spektakelstücke darstellen, bei denen unter der aufrichtigsten Rührung des Publikums von vier Schauspielern mindestens drei auf offner Bühne ermordet werden und der vierte sich selbst zum Tode befördert. Und doch ist dieser blühende Zustand der dramatischen Kunst heute schwer bedroht durch einen finanziellen Zusammenschluß, der in den letzten Tagen bekannt geworden ist. Leider kann sich ja auch die Kunst dem mächtigen Einfluß öko¬ nomischer Machtmittel nicht entziehen. Es handelt sich um einen großen Trust,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_311080/111>, abgerufen am 04.05.2024.