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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Zweites Vierteljahr.

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Die preußische Artillerie
im Dienste des Küstenrettungswesens
<Lin Beitrag zu ihrer Geschichte von Ludwig Aemmer 3. Die Entstehung der deutschen Rettungsrakete (Schluß)

>le anders die Zeit geworden war, zeigt der im April 1867 ver¬
öffentlichte erste Jahresbericht des Vereins. Die Einnahmen be¬
trugen 3595 Taler. Das Verzeichnis der Beiträge zeigte das
anmutige Bild, wie Freude und Schmerz und die Geselligkeit
> der Arbeit und der Erholung den Menschen die Hand zum Wohl¬
tun öffnen. 2170 Taler hatte der Verein ausgegeben, eine Bootsstation war
mit 1987 Talern zu Putgarten auf Wittow errichtet worden. Sein Vermögen
hätte ihm auch die Anschaffung eines Raketenapparats erlaubt, aber damit wollte
man warten, bis die Versuche, die damals in Spandau und in Swinemünde
mit Schießapparaten angestellt wurden, abgeschlossen waren.

Alles war anders geworden, die Menschen und ihre Mittel: es gingen nicht
mehr Jahre ins Land, bis eine Rettungsstation stückweise errichtet war und doch
Stückwerk blieb. Ein Jahr reichte zur Errichtung einer Station aus. Kriegsgefahr
und Kriegsnot hemmten nicht mehr die Entwicklung des Rettungswesens. Der
preußisch-österreichische Krieg verursachte zwar eine Störung im Bau des Bootes,
dafür ging der Bau des Bootswagens und des Bootsschuppens während dieser
Zeit vonstatten. Im Jahre 1832 übernahm ein Kolberger Schiffer am 30. August
in Danzig den für Stralsund bestimmten Manbyschen Apparat und lieferte
ihn am 4. Oktober in Stralsund ab, im Jahre 1860 wurde das Francisboot
von Swinemünde durch S. M. Dampfkauonenboot Sperber nach Stralsund
befördert, im Jahre 1866 transportierten die Eisenbahngesellschaften das
Rettungsboot des Vereins unentgeltlich von Hamburg nach Stettin. Ein
Nettungsverein arbeitete jetzt erfolgreich da, wo zwischen 1819 und 1860 nur
die Kader des Vereins in Gestalt von Artillerieoffizieren und Küstenbeamten
eine Danaidenarbeit geleistet hatten.

Eines war sich gleich geblieben: der Eifer, womit die Artillerie das Rettungs¬
wesen förderte.

Der Fortschritt im Nettungswesen, der mit den oben erwähnten Raketen-
schießversuchen in Spandau und in Swinemünde begann, war wieder von der
pommerschen und von der preußischen Küste ausgegangen. Diesmal hatte ein




Die preußische Artillerie
im Dienste des Küstenrettungswesens
<Lin Beitrag zu ihrer Geschichte von Ludwig Aemmer 3. Die Entstehung der deutschen Rettungsrakete (Schluß)

>le anders die Zeit geworden war, zeigt der im April 1867 ver¬
öffentlichte erste Jahresbericht des Vereins. Die Einnahmen be¬
trugen 3595 Taler. Das Verzeichnis der Beiträge zeigte das
anmutige Bild, wie Freude und Schmerz und die Geselligkeit
> der Arbeit und der Erholung den Menschen die Hand zum Wohl¬
tun öffnen. 2170 Taler hatte der Verein ausgegeben, eine Bootsstation war
mit 1987 Talern zu Putgarten auf Wittow errichtet worden. Sein Vermögen
hätte ihm auch die Anschaffung eines Raketenapparats erlaubt, aber damit wollte
man warten, bis die Versuche, die damals in Spandau und in Swinemünde
mit Schießapparaten angestellt wurden, abgeschlossen waren.

Alles war anders geworden, die Menschen und ihre Mittel: es gingen nicht
mehr Jahre ins Land, bis eine Rettungsstation stückweise errichtet war und doch
Stückwerk blieb. Ein Jahr reichte zur Errichtung einer Station aus. Kriegsgefahr
und Kriegsnot hemmten nicht mehr die Entwicklung des Rettungswesens. Der
preußisch-österreichische Krieg verursachte zwar eine Störung im Bau des Bootes,
dafür ging der Bau des Bootswagens und des Bootsschuppens während dieser
Zeit vonstatten. Im Jahre 1832 übernahm ein Kolberger Schiffer am 30. August
in Danzig den für Stralsund bestimmten Manbyschen Apparat und lieferte
ihn am 4. Oktober in Stralsund ab, im Jahre 1860 wurde das Francisboot
von Swinemünde durch S. M. Dampfkauonenboot Sperber nach Stralsund
befördert, im Jahre 1866 transportierten die Eisenbahngesellschaften das
Rettungsboot des Vereins unentgeltlich von Hamburg nach Stettin. Ein
Nettungsverein arbeitete jetzt erfolgreich da, wo zwischen 1819 und 1860 nur
die Kader des Vereins in Gestalt von Artillerieoffizieren und Küstenbeamten
eine Danaidenarbeit geleistet hatten.

Eines war sich gleich geblieben: der Eifer, womit die Artillerie das Rettungs¬
wesen förderte.

Der Fortschritt im Nettungswesen, der mit den oben erwähnten Raketen-
schießversuchen in Spandau und in Swinemünde begann, war wieder von der
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[0620] [Abbildung] Die preußische Artillerie im Dienste des Küstenrettungswesens <Lin Beitrag zu ihrer Geschichte von Ludwig Aemmer 3. Die Entstehung der deutschen Rettungsrakete (Schluß) >le anders die Zeit geworden war, zeigt der im April 1867 ver¬ öffentlichte erste Jahresbericht des Vereins. Die Einnahmen be¬ trugen 3595 Taler. Das Verzeichnis der Beiträge zeigte das anmutige Bild, wie Freude und Schmerz und die Geselligkeit > der Arbeit und der Erholung den Menschen die Hand zum Wohl¬ tun öffnen. 2170 Taler hatte der Verein ausgegeben, eine Bootsstation war mit 1987 Talern zu Putgarten auf Wittow errichtet worden. Sein Vermögen hätte ihm auch die Anschaffung eines Raketenapparats erlaubt, aber damit wollte man warten, bis die Versuche, die damals in Spandau und in Swinemünde mit Schießapparaten angestellt wurden, abgeschlossen waren. Alles war anders geworden, die Menschen und ihre Mittel: es gingen nicht mehr Jahre ins Land, bis eine Rettungsstation stückweise errichtet war und doch Stückwerk blieb. Ein Jahr reichte zur Errichtung einer Station aus. Kriegsgefahr und Kriegsnot hemmten nicht mehr die Entwicklung des Rettungswesens. Der preußisch-österreichische Krieg verursachte zwar eine Störung im Bau des Bootes, dafür ging der Bau des Bootswagens und des Bootsschuppens während dieser Zeit vonstatten. Im Jahre 1832 übernahm ein Kolberger Schiffer am 30. August in Danzig den für Stralsund bestimmten Manbyschen Apparat und lieferte ihn am 4. Oktober in Stralsund ab, im Jahre 1860 wurde das Francisboot von Swinemünde durch S. M. Dampfkauonenboot Sperber nach Stralsund befördert, im Jahre 1866 transportierten die Eisenbahngesellschaften das Rettungsboot des Vereins unentgeltlich von Hamburg nach Stettin. Ein Nettungsverein arbeitete jetzt erfolgreich da, wo zwischen 1819 und 1860 nur die Kader des Vereins in Gestalt von Artillerieoffizieren und Küstenbeamten eine Danaidenarbeit geleistet hatten. Eines war sich gleich geblieben: der Eifer, womit die Artillerie das Rettungs¬ wesen förderte. Der Fortschritt im Nettungswesen, der mit den oben erwähnten Raketen- schießversuchen in Spandau und in Swinemünde begann, war wieder von der pommerschen und von der preußischen Küste ausgegangen. Diesmal hatte ein

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_311740/620>, abgerufen am 01.05.2024.