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Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Viehischer Weise an den Greueltaten des Aufstands beteiligt haben. Bei ruhiger
Überlegung muß dies auch Dernburg anerkennen. Wir haben mittlerweile den
Hereros in menschenfreundlicher Weise trotz jener Greueltaten die Möglichkeit gegeben,
sich zu erholen, allerdings unter einer scharfen Kontrolle. Die Hereros schienen sich
denn auch, wie in der neuesten Denkschrift betont ist, daran zu gewöhnen.

Bestätigen sich aber obige Meldungen, und wollen sich die Hereros unsern
friedlichen Bestrebungen absolut nicht fügen, sondern immer wieder die Sicherheit
des Landes bedrohen, dann lieber -- wie vor vier Jahren ein Ende mit
--
Rudolf Wagner Schrecken als Schrecken ohne Ende!




Schiller und Lotte.

Unter diesem Titel ist soeben eine reizend ausgestattete
Ausgabe des Briefwechsels zwischen Schiller und Charlotte von Lengefeld erschienen,
die zwei Bände umfaßt und den Urenkel des Dichters, den Freiherrn Alexander
von Gleichen-Rußwurm, zum Herausgeber hat (Jena, Eugen Diederichs Verlag.
Geheftet 5 Mark, in Leinwand gebunden 7 Mark, in Leder gebunden 9 Mark).
Die Korrespondenz erstreckt sich über einen Zeitraum von etwa sechzehn Jahren
und gewährt einen klaren Einblick in die Beziehungen zwischen diesen beiden so
ungewöhnlichen Menschen von ihrer ersten Bekanntschaft an bis zum Beginn des
letzten halben Jahres von Schillers langsamem Dahinsiechen. Was diesen Brief¬
wechsel vor so manchem andern zeitgenössischen auszeichnet, ist die große Natürlich¬
keit in Empfindung und Ausdruck. Da ist nichts Berechnetes, nichts Geschraubtes,
kein unwahres Kokettieren mit Gefühlen, kein blendendes Gedankenfeuerwerk. Was
diese beiden Menschen sich mitteilen, ist so schlicht und menschlich, daß es heute,
nach mehr als hundert Jahren, noch so unmittelbar zum Herzen spricht, als sei es
erst gestern geschrieben. Aber darüber hinaus bietet der Briefwechsel noch weit
mehr: eine getreue Darstellung von Schillers literarischer Wirksamkeit, seiner
Stellung zu den Kreisen in Weimar und Jena und seines Verhältnisses zum
Theater. Dem Texte liegen die kritischen Gesamtausgaben der Schillerbriefe von
Fritz Jonas und die Fielitzsche Ausgabe der Briefe Charlottens und Karolinens
z. R. H. von Lengefeld zugrunde.




Für die Herausgabe verantwortlich Karl Weisser in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig -- Druck von Karl Marquart in Leipzig


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Viehischer Weise an den Greueltaten des Aufstands beteiligt haben. Bei ruhiger
Überlegung muß dies auch Dernburg anerkennen. Wir haben mittlerweile den
Hereros in menschenfreundlicher Weise trotz jener Greueltaten die Möglichkeit gegeben,
sich zu erholen, allerdings unter einer scharfen Kontrolle. Die Hereros schienen sich
denn auch, wie in der neuesten Denkschrift betont ist, daran zu gewöhnen.

Bestätigen sich aber obige Meldungen, und wollen sich die Hereros unsern
friedlichen Bestrebungen absolut nicht fügen, sondern immer wieder die Sicherheit
des Landes bedrohen, dann lieber — wie vor vier Jahren ein Ende mit

Rudolf Wagner Schrecken als Schrecken ohne Ende!




Schiller und Lotte.

Unter diesem Titel ist soeben eine reizend ausgestattete
Ausgabe des Briefwechsels zwischen Schiller und Charlotte von Lengefeld erschienen,
die zwei Bände umfaßt und den Urenkel des Dichters, den Freiherrn Alexander
von Gleichen-Rußwurm, zum Herausgeber hat (Jena, Eugen Diederichs Verlag.
Geheftet 5 Mark, in Leinwand gebunden 7 Mark, in Leder gebunden 9 Mark).
Die Korrespondenz erstreckt sich über einen Zeitraum von etwa sechzehn Jahren
und gewährt einen klaren Einblick in die Beziehungen zwischen diesen beiden so
ungewöhnlichen Menschen von ihrer ersten Bekanntschaft an bis zum Beginn des
letzten halben Jahres von Schillers langsamem Dahinsiechen. Was diesen Brief¬
wechsel vor so manchem andern zeitgenössischen auszeichnet, ist die große Natürlich¬
keit in Empfindung und Ausdruck. Da ist nichts Berechnetes, nichts Geschraubtes,
kein unwahres Kokettieren mit Gefühlen, kein blendendes Gedankenfeuerwerk. Was
diese beiden Menschen sich mitteilen, ist so schlicht und menschlich, daß es heute,
nach mehr als hundert Jahren, noch so unmittelbar zum Herzen spricht, als sei es
erst gestern geschrieben. Aber darüber hinaus bietet der Briefwechsel noch weit
mehr: eine getreue Darstellung von Schillers literarischer Wirksamkeit, seiner
Stellung zu den Kreisen in Weimar und Jena und seines Verhältnisses zum
Theater. Dem Texte liegen die kritischen Gesamtausgaben der Schillerbriefe von
Fritz Jonas und die Fielitzsche Ausgabe der Briefe Charlottens und Karolinens
z. R. H. von Lengefeld zugrunde.




Für die Herausgabe verantwortlich Karl Weisser in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig — Druck von Karl Marquart in Leipzig


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[0428] Maßgebliches und Unmaßgebliches Viehischer Weise an den Greueltaten des Aufstands beteiligt haben. Bei ruhiger Überlegung muß dies auch Dernburg anerkennen. Wir haben mittlerweile den Hereros in menschenfreundlicher Weise trotz jener Greueltaten die Möglichkeit gegeben, sich zu erholen, allerdings unter einer scharfen Kontrolle. Die Hereros schienen sich denn auch, wie in der neuesten Denkschrift betont ist, daran zu gewöhnen. Bestätigen sich aber obige Meldungen, und wollen sich die Hereros unsern friedlichen Bestrebungen absolut nicht fügen, sondern immer wieder die Sicherheit des Landes bedrohen, dann lieber — wie vor vier Jahren ein Ende mit — Rudolf Wagner Schrecken als Schrecken ohne Ende! Schiller und Lotte. Unter diesem Titel ist soeben eine reizend ausgestattete Ausgabe des Briefwechsels zwischen Schiller und Charlotte von Lengefeld erschienen, die zwei Bände umfaßt und den Urenkel des Dichters, den Freiherrn Alexander von Gleichen-Rußwurm, zum Herausgeber hat (Jena, Eugen Diederichs Verlag. Geheftet 5 Mark, in Leinwand gebunden 7 Mark, in Leder gebunden 9 Mark). Die Korrespondenz erstreckt sich über einen Zeitraum von etwa sechzehn Jahren und gewährt einen klaren Einblick in die Beziehungen zwischen diesen beiden so ungewöhnlichen Menschen von ihrer ersten Bekanntschaft an bis zum Beginn des letzten halben Jahres von Schillers langsamem Dahinsiechen. Was diesen Brief¬ wechsel vor so manchem andern zeitgenössischen auszeichnet, ist die große Natürlich¬ keit in Empfindung und Ausdruck. Da ist nichts Berechnetes, nichts Geschraubtes, kein unwahres Kokettieren mit Gefühlen, kein blendendes Gedankenfeuerwerk. Was diese beiden Menschen sich mitteilen, ist so schlicht und menschlich, daß es heute, nach mehr als hundert Jahren, noch so unmittelbar zum Herzen spricht, als sei es erst gestern geschrieben. Aber darüber hinaus bietet der Briefwechsel noch weit mehr: eine getreue Darstellung von Schillers literarischer Wirksamkeit, seiner Stellung zu den Kreisen in Weimar und Jena und seines Verhältnisses zum Theater. Dem Texte liegen die kritischen Gesamtausgaben der Schillerbriefe von Fritz Jonas und die Fielitzsche Ausgabe der Briefe Charlottens und Karolinens z. R. H. von Lengefeld zugrunde. Für die Herausgabe verantwortlich Karl Weisser in Leipzig Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig — Druck von Karl Marquart in Leipzig

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_312350/428>, abgerufen am 06.05.2024.