Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Drittes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Interessen Deutschlands in der Türkei

starken deutschen Kriegsflotte nur unter großen Gefahren stattfinden. Erst
im Jahre 1881 wurde es möglich, eine deutsche Orientlinie durch die Ham¬
burgische Firma Glafke Ä Herrings mit einigen Dampfschiffen einzuführen. Im
folgenden Jahre folgte bereits die Hamburger Reederei von A.C. de Freitas K Co.
mit der Eröffnung eines Schiffsverkehrs zwischen Hamburg und Kleinasien.
Im Jahre 1888 wurde dann der direkte Schienenweg zwischen Deutschland
und Konstantinopel dem Betrieb übergeben. Ein Jahr später wurde die deutsche
Dampfschiffahrtsaktiengesellschaft "Deutsche Levante-Linie" gegründet, die seit
1906 gemeinsam mit dem Norddeutschen Lloyd einen Postdampfereildieust
zwischen Marseille, Genua, Neapel, Piräus und der Levante betreibt. Außerdem
unterhalten die Aktiengesellschaften Atlantic (Bremen), die deutsch-russische
Naphtha-Jmportgesellschaft (Hamburg), die Mineralwerke Albrecht Se Cie. (Ham¬
burg), ferner die Atlaslinie und die Reederei Menzell K Cie. (Hamburg) einen
Schiffsverkehr in den türkischen Gewässern. Ferner hat die Hamburg-Amerika-
Linie zwischen Hamburg und dem Persischen Meerbusen einen direkten Schiff¬
fahrtsdienst eingerichtet.

Der Gesamtschiffsverkehr im ottomanischen Reiche betrug im Jahre 1903/04
144072 Segelschiffe mit 2605704 Registertonnen, 50547 Dampfschiffe mit
46713989 Registertonnen. Hiervon entfielen auf:

Anzahl der
Lander D-mMchiffe Segelschiffe Registertonnen
I.England.......... 9372 168 15101137
L.Österreich-Ungarn..... S679 68 7 383739
3. Türkei........... 12860 135695 6334240
4. Griechenland........ 10871 6286 6230535
5. Italien........... 3115 385 3885945
6. Rußland......., ., 3384 99 332L757
7. Frankreich......... 2151 338 3100549
8. Deutschland........ 1240 -- 1770580

Der Handel

Der Handel zwischen Dentschland und der Türkei begann sich erst in
der Mitte des vorigen Jahrhunderts mit der Verbesserung der Verkehrs¬
wege zu entwickeln. Zur Förderung des Handels wurde im Jahre 1880 der
erste "Deutsche Handelsverein" gegründet, zehn Jahre später bildete sich die
Aktiengesellschaft "Exportverband deutscher Maschinenfabriken und Hüttenwerke"
und im Jahre 1898 die "Exportgesellschaft deutscher Industrieller". Alle drei
Unternehmungen zeigten sich nicht lebensfähig wegen der Schwierigkeiten, die für
die Okzidentalen in dem Handel mit den an Sprachen, Sitten und Gebräuchen
fremden Orientalen liegen. Zurzeit werden die Geschäfte in der Regel durch
erfahrene Kommissionäre vermittelt, unter denen die deutschen zu den ange¬
sehensten gehören.


Die Interessen Deutschlands in der Türkei

starken deutschen Kriegsflotte nur unter großen Gefahren stattfinden. Erst
im Jahre 1881 wurde es möglich, eine deutsche Orientlinie durch die Ham¬
burgische Firma Glafke Ä Herrings mit einigen Dampfschiffen einzuführen. Im
folgenden Jahre folgte bereits die Hamburger Reederei von A.C. de Freitas K Co.
mit der Eröffnung eines Schiffsverkehrs zwischen Hamburg und Kleinasien.
Im Jahre 1888 wurde dann der direkte Schienenweg zwischen Deutschland
und Konstantinopel dem Betrieb übergeben. Ein Jahr später wurde die deutsche
Dampfschiffahrtsaktiengesellschaft „Deutsche Levante-Linie" gegründet, die seit
1906 gemeinsam mit dem Norddeutschen Lloyd einen Postdampfereildieust
zwischen Marseille, Genua, Neapel, Piräus und der Levante betreibt. Außerdem
unterhalten die Aktiengesellschaften Atlantic (Bremen), die deutsch-russische
Naphtha-Jmportgesellschaft (Hamburg), die Mineralwerke Albrecht Se Cie. (Ham¬
burg), ferner die Atlaslinie und die Reederei Menzell K Cie. (Hamburg) einen
Schiffsverkehr in den türkischen Gewässern. Ferner hat die Hamburg-Amerika-
Linie zwischen Hamburg und dem Persischen Meerbusen einen direkten Schiff¬
fahrtsdienst eingerichtet.

Der Gesamtschiffsverkehr im ottomanischen Reiche betrug im Jahre 1903/04
144072 Segelschiffe mit 2605704 Registertonnen, 50547 Dampfschiffe mit
46713989 Registertonnen. Hiervon entfielen auf:

Anzahl der
Lander D-mMchiffe Segelschiffe Registertonnen
I.England.......... 9372 168 15101137
L.Österreich-Ungarn..... S679 68 7 383739
3. Türkei........... 12860 135695 6334240
4. Griechenland........ 10871 6286 6230535
5. Italien........... 3115 385 3885945
6. Rußland......., ., 3384 99 332L757
7. Frankreich......... 2151 338 3100549
8. Deutschland........ 1240 — 1770580

Der Handel

Der Handel zwischen Dentschland und der Türkei begann sich erst in
der Mitte des vorigen Jahrhunderts mit der Verbesserung der Verkehrs¬
wege zu entwickeln. Zur Förderung des Handels wurde im Jahre 1880 der
erste „Deutsche Handelsverein" gegründet, zehn Jahre später bildete sich die
Aktiengesellschaft „Exportverband deutscher Maschinenfabriken und Hüttenwerke"
und im Jahre 1898 die „Exportgesellschaft deutscher Industrieller". Alle drei
Unternehmungen zeigten sich nicht lebensfähig wegen der Schwierigkeiten, die für
die Okzidentalen in dem Handel mit den an Sprachen, Sitten und Gebräuchen
fremden Orientalen liegen. Zurzeit werden die Geschäfte in der Regel durch
erfahrene Kommissionäre vermittelt, unter denen die deutschen zu den ange¬
sehensten gehören.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0349" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/314052"/>
            <fw type="header" place="top"> Die Interessen Deutschlands in der Türkei</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_1519" prev="#ID_1518"> starken deutschen Kriegsflotte nur unter großen Gefahren stattfinden. Erst<lb/>
im Jahre 1881 wurde es möglich, eine deutsche Orientlinie durch die Ham¬<lb/>
burgische Firma Glafke Ä Herrings mit einigen Dampfschiffen einzuführen. Im<lb/>
folgenden Jahre folgte bereits die Hamburger Reederei von A.C. de Freitas K Co.<lb/>
mit der Eröffnung eines Schiffsverkehrs zwischen Hamburg und Kleinasien.<lb/>
Im Jahre 1888 wurde dann der direkte Schienenweg zwischen Deutschland<lb/>
und Konstantinopel dem Betrieb übergeben. Ein Jahr später wurde die deutsche<lb/>
Dampfschiffahrtsaktiengesellschaft &#x201E;Deutsche Levante-Linie" gegründet, die seit<lb/>
1906 gemeinsam mit dem Norddeutschen Lloyd einen Postdampfereildieust<lb/>
zwischen Marseille, Genua, Neapel, Piräus und der Levante betreibt. Außerdem<lb/>
unterhalten die Aktiengesellschaften Atlantic (Bremen), die deutsch-russische<lb/>
Naphtha-Jmportgesellschaft (Hamburg), die Mineralwerke Albrecht Se Cie. (Ham¬<lb/>
burg), ferner die Atlaslinie und die Reederei Menzell K Cie. (Hamburg) einen<lb/>
Schiffsverkehr in den türkischen Gewässern. Ferner hat die Hamburg-Amerika-<lb/>
Linie zwischen Hamburg und dem Persischen Meerbusen einen direkten Schiff¬<lb/>
fahrtsdienst eingerichtet.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1520"> Der Gesamtschiffsverkehr im ottomanischen Reiche betrug im Jahre 1903/04<lb/>
144072 Segelschiffe mit 2605704 Registertonnen, 50547 Dampfschiffe mit<lb/>
46713989 Registertonnen. Hiervon entfielen auf:</p><lb/>
            <list>
              <item> Anzahl der<lb/>
Lander D-mMchiffe Segelschiffe Registertonnen</item>
              <item> I.England.......... 9372 168 15101137</item>
              <item> L.Österreich-Ungarn..... S679 68 7 383739</item>
              <item> 3. Türkei........... 12860 135695 6334240</item>
              <item> 4. Griechenland........ 10871 6286 6230535</item>
              <item> 5. Italien........... 3115 385 3885945</item>
              <item> 6. Rußland......., ., 3384 99 332L757</item>
              <item> 7. Frankreich......... 2151 338 3100549</item>
              <item> 8. Deutschland........ 1240 &#x2014; 1770580</item>
            </list><lb/>
          </div>
          <div n="2">
            <head> Der Handel</head><lb/>
            <p xml:id="ID_1521"> Der Handel zwischen Dentschland und der Türkei begann sich erst in<lb/>
der Mitte des vorigen Jahrhunderts mit der Verbesserung der Verkehrs¬<lb/>
wege zu entwickeln. Zur Förderung des Handels wurde im Jahre 1880 der<lb/>
erste &#x201E;Deutsche Handelsverein" gegründet, zehn Jahre später bildete sich die<lb/>
Aktiengesellschaft &#x201E;Exportverband deutscher Maschinenfabriken und Hüttenwerke"<lb/>
und im Jahre 1898 die &#x201E;Exportgesellschaft deutscher Industrieller". Alle drei<lb/>
Unternehmungen zeigten sich nicht lebensfähig wegen der Schwierigkeiten, die für<lb/>
die Okzidentalen in dem Handel mit den an Sprachen, Sitten und Gebräuchen<lb/>
fremden Orientalen liegen. Zurzeit werden die Geschäfte in der Regel durch<lb/>
erfahrene Kommissionäre vermittelt, unter denen die deutschen zu den ange¬<lb/>
sehensten gehören.</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0349] Die Interessen Deutschlands in der Türkei starken deutschen Kriegsflotte nur unter großen Gefahren stattfinden. Erst im Jahre 1881 wurde es möglich, eine deutsche Orientlinie durch die Ham¬ burgische Firma Glafke Ä Herrings mit einigen Dampfschiffen einzuführen. Im folgenden Jahre folgte bereits die Hamburger Reederei von A.C. de Freitas K Co. mit der Eröffnung eines Schiffsverkehrs zwischen Hamburg und Kleinasien. Im Jahre 1888 wurde dann der direkte Schienenweg zwischen Deutschland und Konstantinopel dem Betrieb übergeben. Ein Jahr später wurde die deutsche Dampfschiffahrtsaktiengesellschaft „Deutsche Levante-Linie" gegründet, die seit 1906 gemeinsam mit dem Norddeutschen Lloyd einen Postdampfereildieust zwischen Marseille, Genua, Neapel, Piräus und der Levante betreibt. Außerdem unterhalten die Aktiengesellschaften Atlantic (Bremen), die deutsch-russische Naphtha-Jmportgesellschaft (Hamburg), die Mineralwerke Albrecht Se Cie. (Ham¬ burg), ferner die Atlaslinie und die Reederei Menzell K Cie. (Hamburg) einen Schiffsverkehr in den türkischen Gewässern. Ferner hat die Hamburg-Amerika- Linie zwischen Hamburg und dem Persischen Meerbusen einen direkten Schiff¬ fahrtsdienst eingerichtet. Der Gesamtschiffsverkehr im ottomanischen Reiche betrug im Jahre 1903/04 144072 Segelschiffe mit 2605704 Registertonnen, 50547 Dampfschiffe mit 46713989 Registertonnen. Hiervon entfielen auf: Anzahl der Lander D-mMchiffe Segelschiffe Registertonnen I.England.......... 9372 168 15101137 L.Österreich-Ungarn..... S679 68 7 383739 3. Türkei........... 12860 135695 6334240 4. Griechenland........ 10871 6286 6230535 5. Italien........... 3115 385 3885945 6. Rußland......., ., 3384 99 332L757 7. Frankreich......... 2151 338 3100549 8. Deutschland........ 1240 — 1770580 Der Handel Der Handel zwischen Dentschland und der Türkei begann sich erst in der Mitte des vorigen Jahrhunderts mit der Verbesserung der Verkehrs¬ wege zu entwickeln. Zur Förderung des Handels wurde im Jahre 1880 der erste „Deutsche Handelsverein" gegründet, zehn Jahre später bildete sich die Aktiengesellschaft „Exportverband deutscher Maschinenfabriken und Hüttenwerke" und im Jahre 1898 die „Exportgesellschaft deutscher Industrieller". Alle drei Unternehmungen zeigten sich nicht lebensfähig wegen der Schwierigkeiten, die für die Okzidentalen in dem Handel mit den an Sprachen, Sitten und Gebräuchen fremden Orientalen liegen. Zurzeit werden die Geschäfte in der Regel durch erfahrene Kommissionäre vermittelt, unter denen die deutschen zu den ange¬ sehensten gehören.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_313702
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_313702/349
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_313702/349>, abgerufen am 27.04.2024.