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Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Bevölkerung ein guter ist, er muß nur sorgfältig herausentwickelt und gepflegt
werden. . . . Hier erwächst der italienischen Regierung eine Aufgabe, die beinahe
größer ist als die, das Land vor Erdbeben zu schützen, nämlich die Rettung des
Volkes aus Roheit und sittlicher Verwahrlosung."


Ein unveröffentlichter Brief Napoleons des Ersten.

So sehr
Napoleon auch sür seine Brüder Joseph, Ludwig und Mröme sorgte und ihnen
die Königsthrone von Spanien, Holland und Westfalen zu sichern suchte, so sehr
bestand er darauf, daß sich die Brüder ganz in den Dienst seiner politischen Ma߬
nahmen stellten. Wagler sie einmal, andrer Meinung zu sein, so fuhr er sogleich
rücksichtslos dazwischen, kündigte ihnen seine Bruderliebe und drohte mit Demütigungen
und Absetzung. Besonders charakteristisch ist ein jüngst in genauem Wortlaut ver¬
öffentlichter Brief, der vom 24. März 1809 stammt und an seinen Bruder Ludwig.
König von Holland, gerichtet ist. Dieser Brief ist in der durch ein Dekret Napoleons
des Dritten 1854 veröffentlichten vori'ssxonäairos ausgelassen. Napoleon der Dritte
wollte offenbar seinen Vater Ludwig durch einen solchen Brief nicht kompromittiert
wissen. Ludwig hatte gegen die Anordnungen seines Bruders die holländischen Häfen
dem englischen Handel geöffnet und englische Warenlager in seinem Lande errichten
lassen. Darauf bezieht sich der folgende Brief Napoleons des Ersten:


Uorisisur raon t'rsrs,

vous xlaymit srir 1s trSns as Ilollanäs, js n'avNS ä'imtrs Kilt c^us as
vous tairs sonsourir ü, l'aoeoinxlisssmsnt as ass clesssiulz. (Zusl Hus soit es
tiers as roi, aoud ^'al disn voulu venis nonorsr, vous us aspis/ xoint oudlisr
hus j'stais Is ssutrs ".u^uft toutss vos astions rovales äsvaisnt hö raxxortsr.
^'gMrslläs, vsxsuäant, ein'AU rQsxris as ass volontss vous Soult'i's? paisidlsmsut
izns vos xorts soisnt suvsrts an eommsros auKlg-is, c^us votrs rovaurus soit Isur
sutrsxot, se vos in^ronss Iss lisux on hö äübitsut Isurs ro,g,re1la.naifs8. 81 vous
us i-Sxrims^ xas, sur-ig-snamp, un orärs as strosss aussi sontraiis ^ rass intörsts,
^js hör^i sontr^int ä'oudlisr <zus vous Stss insu trsrs se roi. Ostts Isttro
E. G. n'^tant Z, autrs um, ^>s xris Oisu, hev.




Für die Herausgabe verantwortlich Karl Weisser in Leipzig und George Cleinow in Berlin-
Friedenau. Alle Zuschriften an die Redaktion sind nur nach Leipzig, Jnsclstraße 20, zu richten.
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig -- Druck von Karl Marquart in Leipzig


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Bevölkerung ein guter ist, er muß nur sorgfältig herausentwickelt und gepflegt
werden. . . . Hier erwächst der italienischen Regierung eine Aufgabe, die beinahe
größer ist als die, das Land vor Erdbeben zu schützen, nämlich die Rettung des
Volkes aus Roheit und sittlicher Verwahrlosung."


Ein unveröffentlichter Brief Napoleons des Ersten.

So sehr
Napoleon auch sür seine Brüder Joseph, Ludwig und Mröme sorgte und ihnen
die Königsthrone von Spanien, Holland und Westfalen zu sichern suchte, so sehr
bestand er darauf, daß sich die Brüder ganz in den Dienst seiner politischen Ma߬
nahmen stellten. Wagler sie einmal, andrer Meinung zu sein, so fuhr er sogleich
rücksichtslos dazwischen, kündigte ihnen seine Bruderliebe und drohte mit Demütigungen
und Absetzung. Besonders charakteristisch ist ein jüngst in genauem Wortlaut ver¬
öffentlichter Brief, der vom 24. März 1809 stammt und an seinen Bruder Ludwig.
König von Holland, gerichtet ist. Dieser Brief ist in der durch ein Dekret Napoleons
des Dritten 1854 veröffentlichten vori'ssxonäairos ausgelassen. Napoleon der Dritte
wollte offenbar seinen Vater Ludwig durch einen solchen Brief nicht kompromittiert
wissen. Ludwig hatte gegen die Anordnungen seines Bruders die holländischen Häfen
dem englischen Handel geöffnet und englische Warenlager in seinem Lande errichten
lassen. Darauf bezieht sich der folgende Brief Napoleons des Ersten:


Uorisisur raon t'rsrs,

vous xlaymit srir 1s trSns as Ilollanäs, js n'avNS ä'imtrs Kilt c^us as
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E. G. n'^tant Z, autrs um, ^>s xris Oisu, hev.




Für die Herausgabe verantwortlich Karl Weisser in Leipzig und George Cleinow in Berlin-
Friedenau. Alle Zuschriften an die Redaktion sind nur nach Leipzig, Jnsclstraße 20, zu richten.
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig — Druck von Karl Marquart in Leipzig


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[0402] Maßgebliches und Unmaßgebliches Bevölkerung ein guter ist, er muß nur sorgfältig herausentwickelt und gepflegt werden. . . . Hier erwächst der italienischen Regierung eine Aufgabe, die beinahe größer ist als die, das Land vor Erdbeben zu schützen, nämlich die Rettung des Volkes aus Roheit und sittlicher Verwahrlosung." Ein unveröffentlichter Brief Napoleons des Ersten. So sehr Napoleon auch sür seine Brüder Joseph, Ludwig und Mröme sorgte und ihnen die Königsthrone von Spanien, Holland und Westfalen zu sichern suchte, so sehr bestand er darauf, daß sich die Brüder ganz in den Dienst seiner politischen Ma߬ nahmen stellten. Wagler sie einmal, andrer Meinung zu sein, so fuhr er sogleich rücksichtslos dazwischen, kündigte ihnen seine Bruderliebe und drohte mit Demütigungen und Absetzung. Besonders charakteristisch ist ein jüngst in genauem Wortlaut ver¬ öffentlichter Brief, der vom 24. März 1809 stammt und an seinen Bruder Ludwig. König von Holland, gerichtet ist. Dieser Brief ist in der durch ein Dekret Napoleons des Dritten 1854 veröffentlichten vori'ssxonäairos ausgelassen. Napoleon der Dritte wollte offenbar seinen Vater Ludwig durch einen solchen Brief nicht kompromittiert wissen. Ludwig hatte gegen die Anordnungen seines Bruders die holländischen Häfen dem englischen Handel geöffnet und englische Warenlager in seinem Lande errichten lassen. Darauf bezieht sich der folgende Brief Napoleons des Ersten: Uorisisur raon t'rsrs, vous xlaymit srir 1s trSns as Ilollanäs, js n'avNS ä'imtrs Kilt c^us as vous tairs sonsourir ü, l'aoeoinxlisssmsnt as ass clesssiulz. (Zusl Hus soit es tiers as roi, aoud ^'al disn voulu venis nonorsr, vous us aspis/ xoint oudlisr hus j'stais Is ssutrs «.u^uft toutss vos astions rovales äsvaisnt hö raxxortsr. ^'gMrslläs, vsxsuäant, ein'AU rQsxris as ass volontss vous Soult'i's? paisidlsmsut izns vos xorts soisnt suvsrts an eommsros auKlg-is, c^us votrs rovaurus soit Isur sutrsxot, se vos in^ronss Iss lisux on hö äübitsut Isurs ro,g,re1la.naifs8. 81 vous us i-Sxrims^ xas, sur-ig-snamp, un orärs as strosss aussi sontraiis ^ rass intörsts, ^js hör^i sontr^int ä'oudlisr <zus vous Stss insu trsrs se roi. Ostts Isttro E. G. n'^tant Z, autrs um, ^>s xris Oisu, hev. Für die Herausgabe verantwortlich Karl Weisser in Leipzig und George Cleinow in Berlin- Friedenau. Alle Zuschriften an die Redaktion sind nur nach Leipzig, Jnsclstraße 20, zu richten. Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig — Druck von Karl Marquart in Leipzig

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_313702/402>, abgerufen am 27.04.2024.