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Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Drittes Vierteljahr.

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Dresden. Oeutscnlsnäs xröüts k'akrilc tur rlsnclsrlzeits - Lixsretten.
Ur. 3 4 5 6 8 10 __
3'/- 4 5 6 8 10 ?kx. 6Sö Stück

Der Vlockgedanke

is die Politik des Fürsten Biilow den Block ins Leben rief, war
das Zutrauen in die Arbeits- und Lebensfähigkeit des neuen Ge¬
bildes bei allen Parteien gering; als der Block in den Wirren
der Kämpfe um die Neichssinanzreform in Trümmer ging, war
die Erregung darüber dennoch groß, und noch jetzt bemühen sich die
Parteien der frühern Blockmehrheit, die Schuld an dem Ende der Blockpolitik
einander zuzuschieben; ein Beweis, daß der Block bei den Wählermassen populär
war, und daß sie nicht geneigt sind, die Herbeiführung des heutigen Zustandes
als ein Verdienst anzusehen, sondern als ein Verschulden. Beruht dieser un¬
zweifelhafte Wandel der Anschauungen auf vorübergehenden Volksstimmungen,
oder gründet er sich auf der bessern Erkenntnis der politischen, wirtschaftlichen
und sozialen Notwendigkeiten des Deutschen Reiches? Von der Beantwortung
dieser Frage hängt es ab, ob der Blockgedanke noch eine Zukunft hat, oder ob
er endgiltig als ein interessantes aber notwendigerweise unfruchtbares Experiment
der Geschichte angehört.

Was der Block an Gesetzen positiv geschaffen hat, kann den Wandel der
Anschauung schwerlich erklären; man mag das Vereinsgesetz, die Börsennovelle,
das Gesetz über die Majestätsbeleidigungen, das Automobilgesetz usw. noch so
hoch einschätzen, all diese Gesetze berühren die Interessen der großen Massen doch
M wenig, als daß sie eine vorhcmdne Stimmung in ihr Gegenteil hätten ver¬
wandeln können. Diese positiven Erfolge konservativ-liberalen Zusammenarbeitens
konnten die bestehenden Zweifel liber die dauernde Möglichkeit der "Paarung"
mindern, aber nicht beseitigen, geschweige denn eine Blockfreudigkeit auslösen, wie
sie während des letzten Winters immer mehr und mehr um sich griff.

Die Verbreitung des Vlockgedcmkens im Volke wurde durch das Ergebnis
der Jnnuarwahlen des Jahres 1907 ermöglicht. Gemeinsani hatten Konservative
und Liberale gegen Ultramontane und Sozialdemokraten gestanden. Die schweren
Bedenken, die die Politiker über den Erfolg der Neuwahlen hatten, wurden
seitens der NichtPolitiker mit der frischen Farbe rasch betätigter Entschließung


Grenzboten III 1909 S1


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Der Vlockgedanke

is die Politik des Fürsten Biilow den Block ins Leben rief, war
das Zutrauen in die Arbeits- und Lebensfähigkeit des neuen Ge¬
bildes bei allen Parteien gering; als der Block in den Wirren
der Kämpfe um die Neichssinanzreform in Trümmer ging, war
die Erregung darüber dennoch groß, und noch jetzt bemühen sich die
Parteien der frühern Blockmehrheit, die Schuld an dem Ende der Blockpolitik
einander zuzuschieben; ein Beweis, daß der Block bei den Wählermassen populär
war, und daß sie nicht geneigt sind, die Herbeiführung des heutigen Zustandes
als ein Verdienst anzusehen, sondern als ein Verschulden. Beruht dieser un¬
zweifelhafte Wandel der Anschauungen auf vorübergehenden Volksstimmungen,
oder gründet er sich auf der bessern Erkenntnis der politischen, wirtschaftlichen
und sozialen Notwendigkeiten des Deutschen Reiches? Von der Beantwortung
dieser Frage hängt es ab, ob der Blockgedanke noch eine Zukunft hat, oder ob
er endgiltig als ein interessantes aber notwendigerweise unfruchtbares Experiment
der Geschichte angehört.

Was der Block an Gesetzen positiv geschaffen hat, kann den Wandel der
Anschauung schwerlich erklären; man mag das Vereinsgesetz, die Börsennovelle,
das Gesetz über die Majestätsbeleidigungen, das Automobilgesetz usw. noch so
hoch einschätzen, all diese Gesetze berühren die Interessen der großen Massen doch
M wenig, als daß sie eine vorhcmdne Stimmung in ihr Gegenteil hätten ver¬
wandeln können. Diese positiven Erfolge konservativ-liberalen Zusammenarbeitens
konnten die bestehenden Zweifel liber die dauernde Möglichkeit der „Paarung"
mindern, aber nicht beseitigen, geschweige denn eine Blockfreudigkeit auslösen, wie
sie während des letzten Winters immer mehr und mehr um sich griff.

Die Verbreitung des Vlockgedcmkens im Volke wurde durch das Ergebnis
der Jnnuarwahlen des Jahres 1907 ermöglicht. Gemeinsani hatten Konservative
und Liberale gegen Ultramontane und Sozialdemokraten gestanden. Die schweren
Bedenken, die die Politiker über den Erfolg der Neuwahlen hatten, wurden
seitens der NichtPolitiker mit der frischen Farbe rasch betätigter Entschließung


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_313702/403>, abgerufen am 27.04.2024.