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Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

bringen sich bemüht und ihm seine Selbstmordgedanken mit ganz vernünftigen Gründen
ausgeredet. Die Korrespondenz mit Regis gehört zu den ungedruckten Dokumenten,
die dem Autor sein Übersetzer von Oppeln-Bronikowski aus der Königlichen Bibliothek
zu Berlin verschafft hat. Es sind Stücke aus den Papieren Varnhagens und Hegels
(dieser hat auf Zuschriften von Stieglitz wiederholt in Versen geantwortet, muß ihn
also sehr hoch geschätzt haben). Darunter findet sich auch ein Brief an Jean Paul.
Stieglitz erzählt darin, wie er als einundzwanzigjähriger Jüngling in Dresden an der
Eingangspforte zur Gemäldegalerie, voll Ehrfurcht vor dem Großen, das ihn erwartete,
die Schwelle nicht zu überschreiten gewagt habe; wie er dann einem frechen Schwarm
von Touristen gefolgt sei, die das Heiligtum mit ihrer gemeinen Schaulust und
ihrem Geschwätz entweihten. "O Gott, was geschah mir an diesem Orte! Vor diesen
großartigen Denkmälern vergangner Jahrhunderte fühlte ich das Leid ungestillten
Sehnens, die Freude geahnten Ruhmes, den Entschluß zu nie nachlassender Anstrengung,
den heißen Durst nach der Selbstbefriedigung durch das Schaffen eines dauernden
Werkes, stechenden Zweifel an meinen Kräften, den belebenden Einfluß einer himm¬
lischen Kunst. Allmächtiger, rief ich in inbrünstigen Gebet, bewahre mir diese heilige
Glut und laß mich dereinst den Erfolg erreichen, der mein Innerstes aufregt." Eine
völlig gesunde Jünglingsstimmung, die nur dann gefährlich wird, wenn der nicht
zum Höchsten berufne sein Unvermögen nicht einsehen und sich in die Beschränkung
auf einen bescheidnen Beruf nicht fügen will. Der Irrtum in Beziehung auf die
eigne Begabung ist nicht erst eine Krankheit der Romantiker gewesen, die übrigens
alle hoch begabt waren, er kommt in allen Zeiten ziemlich allgemein vor. Fast alle
nicht stumpfsinnigen trauen sich mehr zu, als sie leisten können, wenn auch die
meisten ihrem Unwillen über das Ausbleiben des Erfolges nur mit Murren und
Schimpfen Luft machen, ohne ihr Schicksal tragisch zu nehmen. Tragische Ausgänge,
die kein öffentliches Aufsehen erregen, sind übrigens nicht gar selten, besonders bei
mäßigen Dichtertalenten. Solche täuschen sich am leichtesten über ihr Vermögen,
weil, wie Goethe sagt, die Sprache sür sie dichtet. Die viel gelesenen Rhythmen
und Reime werden dem sprachlich Begabten geläufig, sodaß er leicht in gereimten
Versen sprechen kann, und er bildet sich darum ein, ein großer Dichter zu sein. Wer
es ohne hinreichendes Talent mit den bildenden Künsten oder der Musik versucht,
dem verkündet sein mißratnes Werk viel deutlicher, was er vermag und nicht vermag.
Was man an Stieglitz allenfalls romantische Krankheit nennen kann, das ist die
übermäßige, ja ausschließliche Beschäftigung mit dem werten Selbst; darin ist er aller¬
dings, wie ihn Seilliere nennt, ein Abkömmling von Chateaubriands Rene, Rousseaus
<L. Saint Preux und Goethes Werther.


Rechts und links der Eisenbahn!

Neue Führer auf den Hauptbahnen
im Deutschen Reiche. Herausgegeben von Professor Paul Langhaus. (Gotha,
Justus Perthes.) Bet der Beratung des Eisenbahnwesens im preußischen Landtage
nimmt man hin und wieder Veranlassung, den Bahnhofsbuchhandel zu besprechen
und Wünsche über Hebung und Verbesserung dieses immer umfangreicher werdenden
Betriebes zu äußern. Die Verwaltung sagt die Befriedigung der Wünsche in der
Regel zu, und es läßt sich nicht in Abrede stellen, daß in den letzten Jahren viel
Schund aus den Bahnhofsbuchhandlungen verschwunden ist, wenigstens nicht mehr
in den offnen Auslagen angepriesen wird. Damit ist schon vieles erreicht worden:
auf größern Bahnhöfen wird ein Absatz erreicht, der den mancher andern Buch¬
handlung weit übertrifft. Das Unternehmen wird wohl ausschließlich von zahlungs¬
kräftigen Firmen und Einzelpersonen geleitet und wirft schon deshalb einen be¬
trächtlichen Gewinn ab, weil immer bar bezahlt und auf schnellen Absatz gerechnet
wird. Der Buchhandel in dieser Form gibt im übrigen einen gewissen Maßstab


Maßgebliches und Unmaßgebliches

bringen sich bemüht und ihm seine Selbstmordgedanken mit ganz vernünftigen Gründen
ausgeredet. Die Korrespondenz mit Regis gehört zu den ungedruckten Dokumenten,
die dem Autor sein Übersetzer von Oppeln-Bronikowski aus der Königlichen Bibliothek
zu Berlin verschafft hat. Es sind Stücke aus den Papieren Varnhagens und Hegels
(dieser hat auf Zuschriften von Stieglitz wiederholt in Versen geantwortet, muß ihn
also sehr hoch geschätzt haben). Darunter findet sich auch ein Brief an Jean Paul.
Stieglitz erzählt darin, wie er als einundzwanzigjähriger Jüngling in Dresden an der
Eingangspforte zur Gemäldegalerie, voll Ehrfurcht vor dem Großen, das ihn erwartete,
die Schwelle nicht zu überschreiten gewagt habe; wie er dann einem frechen Schwarm
von Touristen gefolgt sei, die das Heiligtum mit ihrer gemeinen Schaulust und
ihrem Geschwätz entweihten. „O Gott, was geschah mir an diesem Orte! Vor diesen
großartigen Denkmälern vergangner Jahrhunderte fühlte ich das Leid ungestillten
Sehnens, die Freude geahnten Ruhmes, den Entschluß zu nie nachlassender Anstrengung,
den heißen Durst nach der Selbstbefriedigung durch das Schaffen eines dauernden
Werkes, stechenden Zweifel an meinen Kräften, den belebenden Einfluß einer himm¬
lischen Kunst. Allmächtiger, rief ich in inbrünstigen Gebet, bewahre mir diese heilige
Glut und laß mich dereinst den Erfolg erreichen, der mein Innerstes aufregt." Eine
völlig gesunde Jünglingsstimmung, die nur dann gefährlich wird, wenn der nicht
zum Höchsten berufne sein Unvermögen nicht einsehen und sich in die Beschränkung
auf einen bescheidnen Beruf nicht fügen will. Der Irrtum in Beziehung auf die
eigne Begabung ist nicht erst eine Krankheit der Romantiker gewesen, die übrigens
alle hoch begabt waren, er kommt in allen Zeiten ziemlich allgemein vor. Fast alle
nicht stumpfsinnigen trauen sich mehr zu, als sie leisten können, wenn auch die
meisten ihrem Unwillen über das Ausbleiben des Erfolges nur mit Murren und
Schimpfen Luft machen, ohne ihr Schicksal tragisch zu nehmen. Tragische Ausgänge,
die kein öffentliches Aufsehen erregen, sind übrigens nicht gar selten, besonders bei
mäßigen Dichtertalenten. Solche täuschen sich am leichtesten über ihr Vermögen,
weil, wie Goethe sagt, die Sprache sür sie dichtet. Die viel gelesenen Rhythmen
und Reime werden dem sprachlich Begabten geläufig, sodaß er leicht in gereimten
Versen sprechen kann, und er bildet sich darum ein, ein großer Dichter zu sein. Wer
es ohne hinreichendes Talent mit den bildenden Künsten oder der Musik versucht,
dem verkündet sein mißratnes Werk viel deutlicher, was er vermag und nicht vermag.
Was man an Stieglitz allenfalls romantische Krankheit nennen kann, das ist die
übermäßige, ja ausschließliche Beschäftigung mit dem werten Selbst; darin ist er aller¬
dings, wie ihn Seilliere nennt, ein Abkömmling von Chateaubriands Rene, Rousseaus
<L. Saint Preux und Goethes Werther.


Rechts und links der Eisenbahn!

Neue Führer auf den Hauptbahnen
im Deutschen Reiche. Herausgegeben von Professor Paul Langhaus. (Gotha,
Justus Perthes.) Bet der Beratung des Eisenbahnwesens im preußischen Landtage
nimmt man hin und wieder Veranlassung, den Bahnhofsbuchhandel zu besprechen
und Wünsche über Hebung und Verbesserung dieses immer umfangreicher werdenden
Betriebes zu äußern. Die Verwaltung sagt die Befriedigung der Wünsche in der
Regel zu, und es läßt sich nicht in Abrede stellen, daß in den letzten Jahren viel
Schund aus den Bahnhofsbuchhandlungen verschwunden ist, wenigstens nicht mehr
in den offnen Auslagen angepriesen wird. Damit ist schon vieles erreicht worden:
auf größern Bahnhöfen wird ein Absatz erreicht, der den mancher andern Buch¬
handlung weit übertrifft. Das Unternehmen wird wohl ausschließlich von zahlungs¬
kräftigen Firmen und Einzelpersonen geleitet und wirft schon deshalb einen be¬
trächtlichen Gewinn ab, weil immer bar bezahlt und auf schnellen Absatz gerechnet
wird. Der Buchhandel in dieser Form gibt im übrigen einen gewissen Maßstab


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[0635] Maßgebliches und Unmaßgebliches bringen sich bemüht und ihm seine Selbstmordgedanken mit ganz vernünftigen Gründen ausgeredet. Die Korrespondenz mit Regis gehört zu den ungedruckten Dokumenten, die dem Autor sein Übersetzer von Oppeln-Bronikowski aus der Königlichen Bibliothek zu Berlin verschafft hat. Es sind Stücke aus den Papieren Varnhagens und Hegels (dieser hat auf Zuschriften von Stieglitz wiederholt in Versen geantwortet, muß ihn also sehr hoch geschätzt haben). Darunter findet sich auch ein Brief an Jean Paul. Stieglitz erzählt darin, wie er als einundzwanzigjähriger Jüngling in Dresden an der Eingangspforte zur Gemäldegalerie, voll Ehrfurcht vor dem Großen, das ihn erwartete, die Schwelle nicht zu überschreiten gewagt habe; wie er dann einem frechen Schwarm von Touristen gefolgt sei, die das Heiligtum mit ihrer gemeinen Schaulust und ihrem Geschwätz entweihten. „O Gott, was geschah mir an diesem Orte! Vor diesen großartigen Denkmälern vergangner Jahrhunderte fühlte ich das Leid ungestillten Sehnens, die Freude geahnten Ruhmes, den Entschluß zu nie nachlassender Anstrengung, den heißen Durst nach der Selbstbefriedigung durch das Schaffen eines dauernden Werkes, stechenden Zweifel an meinen Kräften, den belebenden Einfluß einer himm¬ lischen Kunst. Allmächtiger, rief ich in inbrünstigen Gebet, bewahre mir diese heilige Glut und laß mich dereinst den Erfolg erreichen, der mein Innerstes aufregt." Eine völlig gesunde Jünglingsstimmung, die nur dann gefährlich wird, wenn der nicht zum Höchsten berufne sein Unvermögen nicht einsehen und sich in die Beschränkung auf einen bescheidnen Beruf nicht fügen will. Der Irrtum in Beziehung auf die eigne Begabung ist nicht erst eine Krankheit der Romantiker gewesen, die übrigens alle hoch begabt waren, er kommt in allen Zeiten ziemlich allgemein vor. Fast alle nicht stumpfsinnigen trauen sich mehr zu, als sie leisten können, wenn auch die meisten ihrem Unwillen über das Ausbleiben des Erfolges nur mit Murren und Schimpfen Luft machen, ohne ihr Schicksal tragisch zu nehmen. Tragische Ausgänge, die kein öffentliches Aufsehen erregen, sind übrigens nicht gar selten, besonders bei mäßigen Dichtertalenten. Solche täuschen sich am leichtesten über ihr Vermögen, weil, wie Goethe sagt, die Sprache sür sie dichtet. Die viel gelesenen Rhythmen und Reime werden dem sprachlich Begabten geläufig, sodaß er leicht in gereimten Versen sprechen kann, und er bildet sich darum ein, ein großer Dichter zu sein. Wer es ohne hinreichendes Talent mit den bildenden Künsten oder der Musik versucht, dem verkündet sein mißratnes Werk viel deutlicher, was er vermag und nicht vermag. Was man an Stieglitz allenfalls romantische Krankheit nennen kann, das ist die übermäßige, ja ausschließliche Beschäftigung mit dem werten Selbst; darin ist er aller¬ dings, wie ihn Seilliere nennt, ein Abkömmling von Chateaubriands Rene, Rousseaus <L. Saint Preux und Goethes Werther. Rechts und links der Eisenbahn! Neue Führer auf den Hauptbahnen im Deutschen Reiche. Herausgegeben von Professor Paul Langhaus. (Gotha, Justus Perthes.) Bet der Beratung des Eisenbahnwesens im preußischen Landtage nimmt man hin und wieder Veranlassung, den Bahnhofsbuchhandel zu besprechen und Wünsche über Hebung und Verbesserung dieses immer umfangreicher werdenden Betriebes zu äußern. Die Verwaltung sagt die Befriedigung der Wünsche in der Regel zu, und es läßt sich nicht in Abrede stellen, daß in den letzten Jahren viel Schund aus den Bahnhofsbuchhandlungen verschwunden ist, wenigstens nicht mehr in den offnen Auslagen angepriesen wird. Damit ist schon vieles erreicht worden: auf größern Bahnhöfen wird ein Absatz erreicht, der den mancher andern Buch¬ handlung weit übertrifft. Das Unternehmen wird wohl ausschließlich von zahlungs¬ kräftigen Firmen und Einzelpersonen geleitet und wirft schon deshalb einen be¬ trächtlichen Gewinn ab, weil immer bar bezahlt und auf schnellen Absatz gerechnet wird. Der Buchhandel in dieser Form gibt im übrigen einen gewissen Maßstab

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_313702/635>, abgerufen am 27.04.2024.