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Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

gibt bis weit in die gebildeten Schichten unsers Volkes hinauf so viele gleich-
giltige' MenschÄ!>> ^do?vhnv -Sinn -und Blick für die Landschaften unsers schönen
Vaterlandes Hunderte von Meilen in die Welt hinausfahren, ^ rast- und ziellos oft
oder materielle" Gewinnes halber: ihnen haben die roten Hefte etwas zu er¬
zählen von den heimischen Städten und Fluren, an denen sie achtlos vorbeirasen,
von den deutschen Bergen und Burgen, von den Sitten und Gebräuchen der
Dorfbewohner, die den dahineilenden Zügen nachschauen und von der Unrast des
großen Lebens noch nichts wissen. >

Wer sich noch ein Verständnis für deutsche Landschaft bewahrt hat, für den
ist- es el" Vergnügen, an der Hund dieses Führers und der Karten die Strecke
zu durchfahren; denn davon abgesehen, daß man jedes Dorf von der Karte abliest,
kann man sich schon im voraus ein Bild Von der Gegend machen, die demnächst
kommen muß. Man kann schon von weitem die Bildungen des Gebirges oder
die Flußläufe und die Städte bestimmen, die in den Gesichtskreis der Bahn fallen^
und so im Fluge seine Kenntnis erweitern. Alles das ist so unterhaltend, daß
man niemals Langeweile empfinden wird,und es war ein glücklicher Gedanke des
Herausgebers, auf diese Weise die Eisenbahnfahrt, die an sich als unangenehme
Zugabe und notwendiges Übel betrachtet zu werden pflegt, kürzen zu helfen. Doch
leider ist der Erfolg, selbst der buchhändlerische, trotz gewaltiger Aufwendungen für die
Reklame bisher nur in mäßige" Grenzen geblieben. Die Hefte sind zum Preise
von fünfzig Pfennigen in den Bahnhofsbuchhandlungen zu haben, werden aber
selten gekauft. Ich wenigstens habe auch auf längern Strecken noch niemals einen
Reisenden mit einem roten Hefte von Langhaus gesehen, und dasselbe bestätigt
Avenarius, der kürzlich im ersten Julihefte des Kunstwart ebenfalls ans den
Nutzen des Unternehmens hingewiesen und gesagt hat, die Hefte müßten Gemein¬
gut aller sein, die sich Gebildete nennen und reisen, wenn es nach dem Verdienste
ginge: denn nicht die Orte allein, die wir aufsuchen, gehören zu unsrer Reise;
die Strecken, die Landschaften, die zwischen ihnen liegen, gehören ganz gewiß nicht
R. Krieg minder dahin.
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Aus Natur und Geisteswelt.

Sammlung wissenschaftlich-gemeinverständ¬
licher Darstellungen. -- Heinrich Spiero, Geschichte der deutschen Lyrik
seit Claudius. Leipzig, B. G. Teubner. Mau kann diese Darstellung als eine
im allgemeinen tüchtige und selbständige Leistung bezeichnen, zumal wenn man be¬
denkt, daß es ihr Zweck ist, ein Volksbuch zu werden. Spiero vermeidet einen
gelehrten Ton ebenso wie ästhetische SpezialUntersuchungen, sein Stil wirkt im
allgemeinen lichtvoll und auch persönlich. Übersichtlich, sogar vortrefflich im einzelnen,
ist die Anordnung zu nennen, in der sich Spiero vielfach nicht an die übliche der
Literaturgeschichten anschließt. Er beginnt mit Claudius, doch er geht vorher kurz
auf die Lyrik, die um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts in Deutschland
florierte, auf die Dichtungen Gottscheds, Ramlers, Gleims und andrer ein; er
charakterisiert Claudius und die Göttinger (Bürger, Hölty, die Grafen Stolberg)
und dann eingehend Goethes Lyrik. Ich gebe zu, daß es besonders schwierig ist,
ein vieldurchdachtes und bearbeitetes Thema nochmals kurz und bedeutsam zu be¬
handeln; doch Spiero hat diese schwierige Aufgabe -- die Darstellung der Lyrik
und der Bedeutung Goethes -- mit Umsicht gelöst. Von Phrasen nicht ganz frei ist
das Schiller gewidmete Kapitel. Für Dichter wie Hölderlin scheint Spiero kein
rechtes Verständnis zu haben, ein Bild dieser psychologisch interessanten und künst¬
lerisch außerordentlich vornehmen und originellen Persönlichkeit weiß er nicht zu
geben. Ähnlich geht es ihm mit Novalis. Die immerhin hochpersönlich gestimmte
und in mancher Beziehung reizvolle Lyrik der Gebrüder Schlegel und Ludwig


Maßgebliches und Unmaßgebliches

gibt bis weit in die gebildeten Schichten unsers Volkes hinauf so viele gleich-
giltige' MenschÄ!>> ^do?vhnv -Sinn -und Blick für die Landschaften unsers schönen
Vaterlandes Hunderte von Meilen in die Welt hinausfahren, ^ rast- und ziellos oft
oder materielle» Gewinnes halber: ihnen haben die roten Hefte etwas zu er¬
zählen von den heimischen Städten und Fluren, an denen sie achtlos vorbeirasen,
von den deutschen Bergen und Burgen, von den Sitten und Gebräuchen der
Dorfbewohner, die den dahineilenden Zügen nachschauen und von der Unrast des
großen Lebens noch nichts wissen. >

Wer sich noch ein Verständnis für deutsche Landschaft bewahrt hat, für den
ist- es el» Vergnügen, an der Hund dieses Führers und der Karten die Strecke
zu durchfahren; denn davon abgesehen, daß man jedes Dorf von der Karte abliest,
kann man sich schon im voraus ein Bild Von der Gegend machen, die demnächst
kommen muß. Man kann schon von weitem die Bildungen des Gebirges oder
die Flußläufe und die Städte bestimmen, die in den Gesichtskreis der Bahn fallen^
und so im Fluge seine Kenntnis erweitern. Alles das ist so unterhaltend, daß
man niemals Langeweile empfinden wird,und es war ein glücklicher Gedanke des
Herausgebers, auf diese Weise die Eisenbahnfahrt, die an sich als unangenehme
Zugabe und notwendiges Übel betrachtet zu werden pflegt, kürzen zu helfen. Doch
leider ist der Erfolg, selbst der buchhändlerische, trotz gewaltiger Aufwendungen für die
Reklame bisher nur in mäßige» Grenzen geblieben. Die Hefte sind zum Preise
von fünfzig Pfennigen in den Bahnhofsbuchhandlungen zu haben, werden aber
selten gekauft. Ich wenigstens habe auch auf längern Strecken noch niemals einen
Reisenden mit einem roten Hefte von Langhaus gesehen, und dasselbe bestätigt
Avenarius, der kürzlich im ersten Julihefte des Kunstwart ebenfalls ans den
Nutzen des Unternehmens hingewiesen und gesagt hat, die Hefte müßten Gemein¬
gut aller sein, die sich Gebildete nennen und reisen, wenn es nach dem Verdienste
ginge: denn nicht die Orte allein, die wir aufsuchen, gehören zu unsrer Reise;
die Strecken, die Landschaften, die zwischen ihnen liegen, gehören ganz gewiß nicht
R. Krieg minder dahin.
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Aus Natur und Geisteswelt.

Sammlung wissenschaftlich-gemeinverständ¬
licher Darstellungen. — Heinrich Spiero, Geschichte der deutschen Lyrik
seit Claudius. Leipzig, B. G. Teubner. Mau kann diese Darstellung als eine
im allgemeinen tüchtige und selbständige Leistung bezeichnen, zumal wenn man be¬
denkt, daß es ihr Zweck ist, ein Volksbuch zu werden. Spiero vermeidet einen
gelehrten Ton ebenso wie ästhetische SpezialUntersuchungen, sein Stil wirkt im
allgemeinen lichtvoll und auch persönlich. Übersichtlich, sogar vortrefflich im einzelnen,
ist die Anordnung zu nennen, in der sich Spiero vielfach nicht an die übliche der
Literaturgeschichten anschließt. Er beginnt mit Claudius, doch er geht vorher kurz
auf die Lyrik, die um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts in Deutschland
florierte, auf die Dichtungen Gottscheds, Ramlers, Gleims und andrer ein; er
charakterisiert Claudius und die Göttinger (Bürger, Hölty, die Grafen Stolberg)
und dann eingehend Goethes Lyrik. Ich gebe zu, daß es besonders schwierig ist,
ein vieldurchdachtes und bearbeitetes Thema nochmals kurz und bedeutsam zu be¬
handeln; doch Spiero hat diese schwierige Aufgabe — die Darstellung der Lyrik
und der Bedeutung Goethes — mit Umsicht gelöst. Von Phrasen nicht ganz frei ist
das Schiller gewidmete Kapitel. Für Dichter wie Hölderlin scheint Spiero kein
rechtes Verständnis zu haben, ein Bild dieser psychologisch interessanten und künst¬
lerisch außerordentlich vornehmen und originellen Persönlichkeit weiß er nicht zu
geben. Ähnlich geht es ihm mit Novalis. Die immerhin hochpersönlich gestimmte
und in mancher Beziehung reizvolle Lyrik der Gebrüder Schlegel und Ludwig


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[0637] Maßgebliches und Unmaßgebliches gibt bis weit in die gebildeten Schichten unsers Volkes hinauf so viele gleich- giltige' MenschÄ!>> ^do?vhnv -Sinn -und Blick für die Landschaften unsers schönen Vaterlandes Hunderte von Meilen in die Welt hinausfahren, ^ rast- und ziellos oft oder materielle» Gewinnes halber: ihnen haben die roten Hefte etwas zu er¬ zählen von den heimischen Städten und Fluren, an denen sie achtlos vorbeirasen, von den deutschen Bergen und Burgen, von den Sitten und Gebräuchen der Dorfbewohner, die den dahineilenden Zügen nachschauen und von der Unrast des großen Lebens noch nichts wissen. > Wer sich noch ein Verständnis für deutsche Landschaft bewahrt hat, für den ist- es el» Vergnügen, an der Hund dieses Führers und der Karten die Strecke zu durchfahren; denn davon abgesehen, daß man jedes Dorf von der Karte abliest, kann man sich schon im voraus ein Bild Von der Gegend machen, die demnächst kommen muß. Man kann schon von weitem die Bildungen des Gebirges oder die Flußläufe und die Städte bestimmen, die in den Gesichtskreis der Bahn fallen^ und so im Fluge seine Kenntnis erweitern. Alles das ist so unterhaltend, daß man niemals Langeweile empfinden wird,und es war ein glücklicher Gedanke des Herausgebers, auf diese Weise die Eisenbahnfahrt, die an sich als unangenehme Zugabe und notwendiges Übel betrachtet zu werden pflegt, kürzen zu helfen. Doch leider ist der Erfolg, selbst der buchhändlerische, trotz gewaltiger Aufwendungen für die Reklame bisher nur in mäßige» Grenzen geblieben. Die Hefte sind zum Preise von fünfzig Pfennigen in den Bahnhofsbuchhandlungen zu haben, werden aber selten gekauft. Ich wenigstens habe auch auf längern Strecken noch niemals einen Reisenden mit einem roten Hefte von Langhaus gesehen, und dasselbe bestätigt Avenarius, der kürzlich im ersten Julihefte des Kunstwart ebenfalls ans den Nutzen des Unternehmens hingewiesen und gesagt hat, die Hefte müßten Gemein¬ gut aller sein, die sich Gebildete nennen und reisen, wenn es nach dem Verdienste ginge: denn nicht die Orte allein, die wir aufsuchen, gehören zu unsrer Reise; die Strecken, die Landschaften, die zwischen ihnen liegen, gehören ganz gewiß nicht R. Krieg minder dahin. , -, , > , s>, > ^ ,^ - >, , ^ ' ^ >/ , / ' Aus Natur und Geisteswelt. Sammlung wissenschaftlich-gemeinverständ¬ licher Darstellungen. — Heinrich Spiero, Geschichte der deutschen Lyrik seit Claudius. Leipzig, B. G. Teubner. Mau kann diese Darstellung als eine im allgemeinen tüchtige und selbständige Leistung bezeichnen, zumal wenn man be¬ denkt, daß es ihr Zweck ist, ein Volksbuch zu werden. Spiero vermeidet einen gelehrten Ton ebenso wie ästhetische SpezialUntersuchungen, sein Stil wirkt im allgemeinen lichtvoll und auch persönlich. Übersichtlich, sogar vortrefflich im einzelnen, ist die Anordnung zu nennen, in der sich Spiero vielfach nicht an die übliche der Literaturgeschichten anschließt. Er beginnt mit Claudius, doch er geht vorher kurz auf die Lyrik, die um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts in Deutschland florierte, auf die Dichtungen Gottscheds, Ramlers, Gleims und andrer ein; er charakterisiert Claudius und die Göttinger (Bürger, Hölty, die Grafen Stolberg) und dann eingehend Goethes Lyrik. Ich gebe zu, daß es besonders schwierig ist, ein vieldurchdachtes und bearbeitetes Thema nochmals kurz und bedeutsam zu be¬ handeln; doch Spiero hat diese schwierige Aufgabe — die Darstellung der Lyrik und der Bedeutung Goethes — mit Umsicht gelöst. Von Phrasen nicht ganz frei ist das Schiller gewidmete Kapitel. Für Dichter wie Hölderlin scheint Spiero kein rechtes Verständnis zu haben, ein Bild dieser psychologisch interessanten und künst¬ lerisch außerordentlich vornehmen und originellen Persönlichkeit weiß er nicht zu geben. Ähnlich geht es ihm mit Novalis. Die immerhin hochpersönlich gestimmte und in mancher Beziehung reizvolle Lyrik der Gebrüder Schlegel und Ludwig

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_313702/637>, abgerufen am 27.04.2024.