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Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

aber ist durch die Hebung der Lebenshaltung der untern Klassen, durch eine
Steigerung des Kulturniveaus zu erhoffen, daß einer (relativen) Übervölkerung mit
L. Z. ihren Notständen mehr und mehr begegnet werden kann."


Asiatische Religionen.

Bei der heutigen immer enger werdenden bald
freundlichen, bald feindlichen Berührung Europas mit dem Orient mehrt sich die
Zahl derer, die das Leben und Treiben, die Sitten und Anschauungen, die
Denkungsart und Gefühlswelt der asiatischen Völker genau kennen müssen, und da
diese Völker noch durchaus religiös sind, die Religion aber dort, wo sie nicht bloß
äußerer Schein ist, mit der Sprache zusammen das innerste Wesen der Volksseele
am treuesten und umfassendsten widerspiegelt, so ist eine Sammlung von Urkunden
der wichtigsten Religionen heute ein Bedürfnis. Bearbeitungen des Inhalts der
heiligen Bücher leisten nicht dasselbe, weil man bei ihnen nie genau weiß, wie
weit irgendeine Tendenz des Verfassers die Darstellung beeinflußt; nicht zu reden
von den zahlreichen kleinen populären Religionsgeschichten, die gar nicht aus den
Quellen, sondern aus Darstellungen, womöglich zweiter Hand, schöpfen. Ein
nützliches Buch der obenbezeichneten Art hat (bei I. C. B. Mohr in Tübingen, 1908)
A. Bertholet in Basel herausgegeben: Religionsgeschichtliches Lesebuch.
Darin ist das Wichtigste aus den heiligen Büchern der vier großen orientalischen
Religionen von bewährten Spezialisten, darum in zuverlässiger Übersetzung, zusammen¬
gestellt und mit kurzen Einleitungen versehen worden. Professor Dr. Wilhelm Grube
hat die Religion der alten Chinesen, Professor Dr. Karl E. Geldner den Vedismus
und Brahmanismus und die zoroastrische Religion, Professor Dr. M. Winternitz
den Buddhismus, Professor Dr. A. Mez den Islam behandelt. Der Herausgeber
setzt sich in einer schönen "Einführung" mit der Behauptung Harnacks auseinander,
niemand könne die Religion eines Volkes verstehen, der nicht seine Geschichte und
seine Sprache aus dem Grunde kenne. Demnach könnten nur Sinologen die chinesische,
nur Sanskritgelehrte die indische, nur die Kenner der semitischen Sprachen die
semitischen Religionen verstehen. Bertholet meint nun, auch gute Übersetzungen ver¬
möchten das Verständnis zu vermitteln. Gute Übersetzungen, das bedeute nicht etwa
sprachlich schöne, sondern sinngetreue. An solchen fehle es aber, auch Otto Pfleiderer
habe für sein Buch "Religion und Religionen" eine schlechte Übersetzung des
Tao-des-King benutzt. Diesem Mangel soll nun eben das vorliegende Werk ab¬
helfen. -- Die Bibel braucht sich vor diesen Texten nicht zu schämen; nur blinde
Voreingenommenheit oder ein schlechter Geschmack oder völlige Unbekanntschaft mit
ihr -- die meisten der Leute, die auf die Bibel schimpfen, haben sie nicht ge¬
lesen -- kann verkennen, daß sie hoch über jenen allen steht. Es gibt nun aber
bekanntlich heute viele, die an einem oder zweien jener drei Mängel oder an allen
dreien leiden, und von denen die einen, bloß aus Haß gegen das Christentum, die
orientalischen Religionen über dieses erheben, die andern aber aus jenen trüben
Quellen schöpfen, um ihren Durst nach religiöser Erquickung zu stillen. Eine Gruppe
der zweiten Sorte nimmt Dr. Theodor Simon vor in seinem guten Büchlein:
"Das Wiedererwachen des Buddhismus und seine Einflüsse in unsrer
Geisteskultur." (Stuttgart, Greiner Pfeiffer, 1909.) Er schildert den Einfluß, den
der Buddhismus auf Schopenhauer, Richard Wagner und Eduard von Hartmann
und durch sie auf ihre Zeitgenossen geübt hat, und berichtet über die Versuche
buddhistischer Gemeindebildung, die sich in zwei verschiednen Formen bewegen. Den
reinen Buddhismus will die "Buddhistische Gesellschaft für Deutschland" verwirk¬
lichen, die ihren Sitz in Leipzig hat und im Ernste an die Gründung eines
buddhistischen Mönchsklosters in Deutschland denkt; einige Mitglieder leben als
buddhistische Bettelmönche in Hinterindien. Weit mehr Adepten zählt die andre
Form, die der von Frau Blavatsky und dem Obersten Olcott organisierten Theo-
sophen. Daß die vielseitig begabte Dame, die mit ihren Wunderkünsten blendete -----sie


Maßgebliches und Unmaßgebliches

aber ist durch die Hebung der Lebenshaltung der untern Klassen, durch eine
Steigerung des Kulturniveaus zu erhoffen, daß einer (relativen) Übervölkerung mit
L. Z. ihren Notständen mehr und mehr begegnet werden kann."


Asiatische Religionen.

Bei der heutigen immer enger werdenden bald
freundlichen, bald feindlichen Berührung Europas mit dem Orient mehrt sich die
Zahl derer, die das Leben und Treiben, die Sitten und Anschauungen, die
Denkungsart und Gefühlswelt der asiatischen Völker genau kennen müssen, und da
diese Völker noch durchaus religiös sind, die Religion aber dort, wo sie nicht bloß
äußerer Schein ist, mit der Sprache zusammen das innerste Wesen der Volksseele
am treuesten und umfassendsten widerspiegelt, so ist eine Sammlung von Urkunden
der wichtigsten Religionen heute ein Bedürfnis. Bearbeitungen des Inhalts der
heiligen Bücher leisten nicht dasselbe, weil man bei ihnen nie genau weiß, wie
weit irgendeine Tendenz des Verfassers die Darstellung beeinflußt; nicht zu reden
von den zahlreichen kleinen populären Religionsgeschichten, die gar nicht aus den
Quellen, sondern aus Darstellungen, womöglich zweiter Hand, schöpfen. Ein
nützliches Buch der obenbezeichneten Art hat (bei I. C. B. Mohr in Tübingen, 1908)
A. Bertholet in Basel herausgegeben: Religionsgeschichtliches Lesebuch.
Darin ist das Wichtigste aus den heiligen Büchern der vier großen orientalischen
Religionen von bewährten Spezialisten, darum in zuverlässiger Übersetzung, zusammen¬
gestellt und mit kurzen Einleitungen versehen worden. Professor Dr. Wilhelm Grube
hat die Religion der alten Chinesen, Professor Dr. Karl E. Geldner den Vedismus
und Brahmanismus und die zoroastrische Religion, Professor Dr. M. Winternitz
den Buddhismus, Professor Dr. A. Mez den Islam behandelt. Der Herausgeber
setzt sich in einer schönen „Einführung" mit der Behauptung Harnacks auseinander,
niemand könne die Religion eines Volkes verstehen, der nicht seine Geschichte und
seine Sprache aus dem Grunde kenne. Demnach könnten nur Sinologen die chinesische,
nur Sanskritgelehrte die indische, nur die Kenner der semitischen Sprachen die
semitischen Religionen verstehen. Bertholet meint nun, auch gute Übersetzungen ver¬
möchten das Verständnis zu vermitteln. Gute Übersetzungen, das bedeute nicht etwa
sprachlich schöne, sondern sinngetreue. An solchen fehle es aber, auch Otto Pfleiderer
habe für sein Buch „Religion und Religionen" eine schlechte Übersetzung des
Tao-des-King benutzt. Diesem Mangel soll nun eben das vorliegende Werk ab¬
helfen. — Die Bibel braucht sich vor diesen Texten nicht zu schämen; nur blinde
Voreingenommenheit oder ein schlechter Geschmack oder völlige Unbekanntschaft mit
ihr — die meisten der Leute, die auf die Bibel schimpfen, haben sie nicht ge¬
lesen — kann verkennen, daß sie hoch über jenen allen steht. Es gibt nun aber
bekanntlich heute viele, die an einem oder zweien jener drei Mängel oder an allen
dreien leiden, und von denen die einen, bloß aus Haß gegen das Christentum, die
orientalischen Religionen über dieses erheben, die andern aber aus jenen trüben
Quellen schöpfen, um ihren Durst nach religiöser Erquickung zu stillen. Eine Gruppe
der zweiten Sorte nimmt Dr. Theodor Simon vor in seinem guten Büchlein:
„Das Wiedererwachen des Buddhismus und seine Einflüsse in unsrer
Geisteskultur." (Stuttgart, Greiner Pfeiffer, 1909.) Er schildert den Einfluß, den
der Buddhismus auf Schopenhauer, Richard Wagner und Eduard von Hartmann
und durch sie auf ihre Zeitgenossen geübt hat, und berichtet über die Versuche
buddhistischer Gemeindebildung, die sich in zwei verschiednen Formen bewegen. Den
reinen Buddhismus will die „Buddhistische Gesellschaft für Deutschland" verwirk¬
lichen, die ihren Sitz in Leipzig hat und im Ernste an die Gründung eines
buddhistischen Mönchsklosters in Deutschland denkt; einige Mitglieder leben als
buddhistische Bettelmönche in Hinterindien. Weit mehr Adepten zählt die andre
Form, die der von Frau Blavatsky und dem Obersten Olcott organisierten Theo-
sophen. Daß die vielseitig begabte Dame, die mit ihren Wunderkünsten blendete -----sie


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[0635] Maßgebliches und Unmaßgebliches aber ist durch die Hebung der Lebenshaltung der untern Klassen, durch eine Steigerung des Kulturniveaus zu erhoffen, daß einer (relativen) Übervölkerung mit L. Z. ihren Notständen mehr und mehr begegnet werden kann." Asiatische Religionen. Bei der heutigen immer enger werdenden bald freundlichen, bald feindlichen Berührung Europas mit dem Orient mehrt sich die Zahl derer, die das Leben und Treiben, die Sitten und Anschauungen, die Denkungsart und Gefühlswelt der asiatischen Völker genau kennen müssen, und da diese Völker noch durchaus religiös sind, die Religion aber dort, wo sie nicht bloß äußerer Schein ist, mit der Sprache zusammen das innerste Wesen der Volksseele am treuesten und umfassendsten widerspiegelt, so ist eine Sammlung von Urkunden der wichtigsten Religionen heute ein Bedürfnis. Bearbeitungen des Inhalts der heiligen Bücher leisten nicht dasselbe, weil man bei ihnen nie genau weiß, wie weit irgendeine Tendenz des Verfassers die Darstellung beeinflußt; nicht zu reden von den zahlreichen kleinen populären Religionsgeschichten, die gar nicht aus den Quellen, sondern aus Darstellungen, womöglich zweiter Hand, schöpfen. Ein nützliches Buch der obenbezeichneten Art hat (bei I. C. B. Mohr in Tübingen, 1908) A. Bertholet in Basel herausgegeben: Religionsgeschichtliches Lesebuch. Darin ist das Wichtigste aus den heiligen Büchern der vier großen orientalischen Religionen von bewährten Spezialisten, darum in zuverlässiger Übersetzung, zusammen¬ gestellt und mit kurzen Einleitungen versehen worden. Professor Dr. Wilhelm Grube hat die Religion der alten Chinesen, Professor Dr. Karl E. Geldner den Vedismus und Brahmanismus und die zoroastrische Religion, Professor Dr. M. Winternitz den Buddhismus, Professor Dr. A. Mez den Islam behandelt. Der Herausgeber setzt sich in einer schönen „Einführung" mit der Behauptung Harnacks auseinander, niemand könne die Religion eines Volkes verstehen, der nicht seine Geschichte und seine Sprache aus dem Grunde kenne. Demnach könnten nur Sinologen die chinesische, nur Sanskritgelehrte die indische, nur die Kenner der semitischen Sprachen die semitischen Religionen verstehen. Bertholet meint nun, auch gute Übersetzungen ver¬ möchten das Verständnis zu vermitteln. Gute Übersetzungen, das bedeute nicht etwa sprachlich schöne, sondern sinngetreue. An solchen fehle es aber, auch Otto Pfleiderer habe für sein Buch „Religion und Religionen" eine schlechte Übersetzung des Tao-des-King benutzt. Diesem Mangel soll nun eben das vorliegende Werk ab¬ helfen. — Die Bibel braucht sich vor diesen Texten nicht zu schämen; nur blinde Voreingenommenheit oder ein schlechter Geschmack oder völlige Unbekanntschaft mit ihr — die meisten der Leute, die auf die Bibel schimpfen, haben sie nicht ge¬ lesen — kann verkennen, daß sie hoch über jenen allen steht. Es gibt nun aber bekanntlich heute viele, die an einem oder zweien jener drei Mängel oder an allen dreien leiden, und von denen die einen, bloß aus Haß gegen das Christentum, die orientalischen Religionen über dieses erheben, die andern aber aus jenen trüben Quellen schöpfen, um ihren Durst nach religiöser Erquickung zu stillen. Eine Gruppe der zweiten Sorte nimmt Dr. Theodor Simon vor in seinem guten Büchlein: „Das Wiedererwachen des Buddhismus und seine Einflüsse in unsrer Geisteskultur." (Stuttgart, Greiner Pfeiffer, 1909.) Er schildert den Einfluß, den der Buddhismus auf Schopenhauer, Richard Wagner und Eduard von Hartmann und durch sie auf ihre Zeitgenossen geübt hat, und berichtet über die Versuche buddhistischer Gemeindebildung, die sich in zwei verschiednen Formen bewegen. Den reinen Buddhismus will die „Buddhistische Gesellschaft für Deutschland" verwirk¬ lichen, die ihren Sitz in Leipzig hat und im Ernste an die Gründung eines buddhistischen Mönchsklosters in Deutschland denkt; einige Mitglieder leben als buddhistische Bettelmönche in Hinterindien. Weit mehr Adepten zählt die andre Form, die der von Frau Blavatsky und dem Obersten Olcott organisierten Theo- sophen. Daß die vielseitig begabte Dame, die mit ihren Wunderkünsten blendete -----sie

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_314346/635>, abgerufen am 03.05.2024.