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Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Erstes Vierteljahr.

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Meier - Graefes Maröeswerk

An seinein sechzigsten Geburtstage wird Zorn feststellen, daß das Werk, zu
dessen Vollendung er 1899 selbst so manchen kräftigen Baustein herangetragen
hat, in der Anerkennung der Mitwelt gestiegen und sein Eintreten für die
Wertung der Friedenskonferenzen erfolgreich gewesen ist. Es wird ihn noch
heute freuen, daß ihm die Haager Friedenskonferenz von 1899 so ganz neue
Bahnen gewiesen, ihm den Glauben an die Kraft der modernen Schiedsgerichts¬
bewegung gegeben, ihn also von einem Zweifler zu einem Bekenner gewandelt
hat. Diese Freude des Politikers und Gelehrten darf noch durch das stolze
Bewußtsein vergrößert werden, an dem so bedeutungsvollen, hoffnungsreichen
Werke zu Deutschlands Ehre mitgearbeitet zu haben, und wenn auch das ganze
Verdienst Zorns erst später richtig gewürdigt werden kann, so darf doch heute
schon behauptet werden, daß es ein außerordentlich großes ist. Namentlich
Zorns Eintreten für den ständigen Schiedshof wird der Nachwelt unvergessen
bleiben. Aber auch sonst hat Zorn an den Verhandlungen im Jahre 1899
hervorragenden Anteil gehabt. Ganz begeistert erklärte mir noch im Dezember 1909
der gefeierte Völkcrrechtsjurist Staatsminister Exzellenz Asser-Haag, "daß Herr
Professor Zorn ganz gewiß zu den bedeutendsten und eifrigsten Mitgliedern der
ersten Friedenskonferenz gehöre und namentlich in den: comitö 6'examen der
Schiedsgerichtkommission sehr viel geleistet habe".'

Ein sehr treffendes Bild vonder Persönlichkeit Zorns hat der französische
Senator Baron d'Estournelles de Constant, Bevollmächtigter auf beiden Friedens¬
konferenzen, vor kurzem in einem Briefe an mich entworfen, der -- wie ich aus
besonderen Gründen annehmen darf -- nicht ohne Einverständnis des früheren
französischen Ministerpräsidenten Bourgeois verfaßt ist. Die betreffende Stelle
des Briefes lautet:

"- , - Zorn ist ein wahrer Patriotin dieses Wortes innerster Bedeutung;
er hat stets daran gearbeitet, das Ansehen seines Landes außerhalb der Grenzen
zu vergrößern, indem er ihm Sympathien und herzliche Beziehungen bei andern
Ländern zu verschaffen strebte . .




Meier-Graefes Maröeswerk
von Arthur Roeßle

eich ein ungeheurer Sumpf von Engsinn, Stumpfsinn und Allzu¬
menschlichem steht um unsere Füße! .Kunst' heißt er, und die
Kröten, die geschäftig drin rudern und quarren oder sich gesättigt
sonnen, die .Künstler' sind's. Dieser Sumpf hat Sumpfbusen,
Sumpfengen, Atlantische und Stille Sümpfe. Da wohnen die
.Kunstgenossenschaften'! Die alten und behäbigsten der Krötencliquen. Da wohnen
die Sezessionen, die sich besser dünken als .dieser da', und .Künstlerbünde'. Aber
sie alle qnarren. Unermeßlich tönt es, und es gibt bald kaum einen stillen
Winkel auf Erden mehr, wohin das Quarren nicht dringt. Und es nützt ihnen


Meier - Graefes Maröeswerk

An seinein sechzigsten Geburtstage wird Zorn feststellen, daß das Werk, zu
dessen Vollendung er 1899 selbst so manchen kräftigen Baustein herangetragen
hat, in der Anerkennung der Mitwelt gestiegen und sein Eintreten für die
Wertung der Friedenskonferenzen erfolgreich gewesen ist. Es wird ihn noch
heute freuen, daß ihm die Haager Friedenskonferenz von 1899 so ganz neue
Bahnen gewiesen, ihm den Glauben an die Kraft der modernen Schiedsgerichts¬
bewegung gegeben, ihn also von einem Zweifler zu einem Bekenner gewandelt
hat. Diese Freude des Politikers und Gelehrten darf noch durch das stolze
Bewußtsein vergrößert werden, an dem so bedeutungsvollen, hoffnungsreichen
Werke zu Deutschlands Ehre mitgearbeitet zu haben, und wenn auch das ganze
Verdienst Zorns erst später richtig gewürdigt werden kann, so darf doch heute
schon behauptet werden, daß es ein außerordentlich großes ist. Namentlich
Zorns Eintreten für den ständigen Schiedshof wird der Nachwelt unvergessen
bleiben. Aber auch sonst hat Zorn an den Verhandlungen im Jahre 1899
hervorragenden Anteil gehabt. Ganz begeistert erklärte mir noch im Dezember 1909
der gefeierte Völkcrrechtsjurist Staatsminister Exzellenz Asser-Haag, „daß Herr
Professor Zorn ganz gewiß zu den bedeutendsten und eifrigsten Mitgliedern der
ersten Friedenskonferenz gehöre und namentlich in den: comitö 6'examen der
Schiedsgerichtkommission sehr viel geleistet habe".'

Ein sehr treffendes Bild vonder Persönlichkeit Zorns hat der französische
Senator Baron d'Estournelles de Constant, Bevollmächtigter auf beiden Friedens¬
konferenzen, vor kurzem in einem Briefe an mich entworfen, der — wie ich aus
besonderen Gründen annehmen darf — nicht ohne Einverständnis des früheren
französischen Ministerpräsidenten Bourgeois verfaßt ist. Die betreffende Stelle
des Briefes lautet:

„- , - Zorn ist ein wahrer Patriotin dieses Wortes innerster Bedeutung;
er hat stets daran gearbeitet, das Ansehen seines Landes außerhalb der Grenzen
zu vergrößern, indem er ihm Sympathien und herzliche Beziehungen bei andern
Ländern zu verschaffen strebte . .




Meier-Graefes Maröeswerk
von Arthur Roeßle

eich ein ungeheurer Sumpf von Engsinn, Stumpfsinn und Allzu¬
menschlichem steht um unsere Füße! .Kunst' heißt er, und die
Kröten, die geschäftig drin rudern und quarren oder sich gesättigt
sonnen, die .Künstler' sind's. Dieser Sumpf hat Sumpfbusen,
Sumpfengen, Atlantische und Stille Sümpfe. Da wohnen die
.Kunstgenossenschaften'! Die alten und behäbigsten der Krötencliquen. Da wohnen
die Sezessionen, die sich besser dünken als .dieser da', und .Künstlerbünde'. Aber
sie alle qnarren. Unermeßlich tönt es, und es gibt bald kaum einen stillen
Winkel auf Erden mehr, wohin das Quarren nicht dringt. Und es nützt ihnen


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341891_314996/91>, abgerufen am 17.05.2024.