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Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

in der "Politisch-anthropologischen Revue") für einen bedeutsamen nordischen
(lichten) Einschlag. Professor Volz, der Bearbeiter Süd- und Ostasiens, hat in
dieser Beziehung mancherlei unberücksichtigt gelassen. In erfreulicher Weise bringt
dagegen Dr. Biban in seinem Abschnitt über Nord-, Mittel- und Westasien ver¬
schiedene bemerkenswerte Einzelheiten über die Herrschorvölker der älteren Zeit, die
arischen Götter der Hetiter, die indogermanische Tocharische Sprache tief drinnen
in Turkestan. Ebenso spricht sich Professor Felix von Luschan über die Über-
schichtungs- und Mischungsverhältnisse bei den Negern näher aus.

Das Hauptgewicht der Schilderung ist, wie nicht anders zu erwarten, auf die
primitiven Völker gelegt, über deren Lebensgewohnheiten, Sitten, religiöse Vor¬
stellungen und Zeremonien, Rechtsverhältnisse, Geräte, Kunsterzeugnisse der Laie
mit aller nur wünschenswerten Vollständigkeit unterrichtet wird. Dem umfang¬
reicheren Werk von Friedrich Ratzel gegenüber ("Völkerkunde", Leipzig, Biblio¬
graphisches Institut, 2. Aufl, 1894/95, 2 Bände) zeichnet sich das neuere durch
gelungenere Illustrationen aus: statt der Holzschnitte sind photvtupische Wieder¬
gaben gewählt. Sonst mag jedem, der an dem Gegenstande Interesse gefunden
hat, geraten werden, auch zu der ausführlicheren Darstellung zu greifen, die neben
ihrer volkstümlicher auftretenden Nebenbuhlerin mir noch keineswegs ihren Wert
Otto Hauser verloren zu haben scheint.


Mantegna.

Die zweite Hälfte des Quattroccntro hat keinen größeren
.Künstlernamen als diesen und Lionardos. Mantegna ist ein herrliches Beispiel
der Ausnahmemenschen: in einer Zeit, wo alle dem Realismus im kleinen nach¬
trachten, vermag er bereits als Zwanzigjähriger alles nur großartig zu sehen, ein
geborener Wandmaler. Diese energische Persönlichkeit, die zugleich ein strenger
Diener der Schönheit und ein ergebener Verehrer der Antike war, wird uns jetzt
überzeugend nahegebracht durch den soeben erschienenen 16. Band der roten
"Klassiker der Kunst" (Deutsche Verlagsanstalt), einen der vorzüglichsten dieser
wertvollen Sammlung. Die Reproduktionen bringen gute Gesamtansichten der
Innenräume, die Mantegna in Padua und Mantua ausmalte, und die Gemälde --
auch Stiche und einige Zeichnungen -- ganz und in vielen Teilstücken in größerem
Maßstabe, so daß eine genaue Bekanntschaft mit dem Meister ermöglicht wird.
Über seine Farben berichtet die Einleitung erwünscht und eingehend; übrigens
erzählt sie kurz und drastisch Mantegnas Leben und führt vor allem seine
künstlerische Entwicklung so vor, daß zuerst die Wandmalereien im Zusammenhang
besprochen werden, dann die kleineren Sachen. Ihr Verfasser und Herausgeber des
Bandes ist Fritz Knapp; und man wird manchem neuen, was er bringt, sofort
beipflichten, z. B. der Umdatierung des prachtvollen Sebastian in Aigueperse: nicht
1455, sondern 1480, im Zusammenhang mit der Verheiratung der Clara Gonzaga
an einen Bourbon (1481) entstanden. Man sieht an diesem Beispiel, wie arg es
bisher mit der inneren, künstlerischen Biographie Mantegnas noch gestanden hat;
denn seine Art, die Dinge zu sehen und wiederzugeben, hat doch eine tiefe, fort¬
gehende Entwickelung durchgemacht. Den Knappschen Versuch, das Gesamtwert
des Künstlers in vier Perioden zu gliedern, halten wir allerdings auch nicht für
gelungen, deswegen, weil die größte Wandelung -- sie liegt zwischen der Camera
degli Sposi und dem Triumphzug Cäsars -- darin nicht zum Ausdruck kommt.
Wichtig sind aber die Abstrcichungen, die Knapp als genauer Kenner von Mantegnas
Technik an dem bisher "Mantegna" genannten Bildervorrat macht. Auch eine
Madonna des Kaiser-Friedrich-Museums scheint da endgültig in der Versenkung
verschwinden zu sollen; doch kommt die "Darstellung im Tempel" derselben Sammlung
zu ihrem vollen Rechte als Original. Sind die äußersten Köpfe rechts und links auf
diesem Bilde, nicht zur Handlung gehörig, vielleicht Porträts des jungen Mantegna
R, w. und seiner Frau, die damals, 1458, zum ersten Male Eltern wurden?


Maßgebliches und Unmaßgebliches

in der „Politisch-anthropologischen Revue") für einen bedeutsamen nordischen
(lichten) Einschlag. Professor Volz, der Bearbeiter Süd- und Ostasiens, hat in
dieser Beziehung mancherlei unberücksichtigt gelassen. In erfreulicher Weise bringt
dagegen Dr. Biban in seinem Abschnitt über Nord-, Mittel- und Westasien ver¬
schiedene bemerkenswerte Einzelheiten über die Herrschorvölker der älteren Zeit, die
arischen Götter der Hetiter, die indogermanische Tocharische Sprache tief drinnen
in Turkestan. Ebenso spricht sich Professor Felix von Luschan über die Über-
schichtungs- und Mischungsverhältnisse bei den Negern näher aus.

Das Hauptgewicht der Schilderung ist, wie nicht anders zu erwarten, auf die
primitiven Völker gelegt, über deren Lebensgewohnheiten, Sitten, religiöse Vor¬
stellungen und Zeremonien, Rechtsverhältnisse, Geräte, Kunsterzeugnisse der Laie
mit aller nur wünschenswerten Vollständigkeit unterrichtet wird. Dem umfang¬
reicheren Werk von Friedrich Ratzel gegenüber („Völkerkunde", Leipzig, Biblio¬
graphisches Institut, 2. Aufl, 1894/95, 2 Bände) zeichnet sich das neuere durch
gelungenere Illustrationen aus: statt der Holzschnitte sind photvtupische Wieder¬
gaben gewählt. Sonst mag jedem, der an dem Gegenstande Interesse gefunden
hat, geraten werden, auch zu der ausführlicheren Darstellung zu greifen, die neben
ihrer volkstümlicher auftretenden Nebenbuhlerin mir noch keineswegs ihren Wert
Otto Hauser verloren zu haben scheint.


Mantegna.

Die zweite Hälfte des Quattroccntro hat keinen größeren
.Künstlernamen als diesen und Lionardos. Mantegna ist ein herrliches Beispiel
der Ausnahmemenschen: in einer Zeit, wo alle dem Realismus im kleinen nach¬
trachten, vermag er bereits als Zwanzigjähriger alles nur großartig zu sehen, ein
geborener Wandmaler. Diese energische Persönlichkeit, die zugleich ein strenger
Diener der Schönheit und ein ergebener Verehrer der Antike war, wird uns jetzt
überzeugend nahegebracht durch den soeben erschienenen 16. Band der roten
„Klassiker der Kunst" (Deutsche Verlagsanstalt), einen der vorzüglichsten dieser
wertvollen Sammlung. Die Reproduktionen bringen gute Gesamtansichten der
Innenräume, die Mantegna in Padua und Mantua ausmalte, und die Gemälde —
auch Stiche und einige Zeichnungen — ganz und in vielen Teilstücken in größerem
Maßstabe, so daß eine genaue Bekanntschaft mit dem Meister ermöglicht wird.
Über seine Farben berichtet die Einleitung erwünscht und eingehend; übrigens
erzählt sie kurz und drastisch Mantegnas Leben und führt vor allem seine
künstlerische Entwicklung so vor, daß zuerst die Wandmalereien im Zusammenhang
besprochen werden, dann die kleineren Sachen. Ihr Verfasser und Herausgeber des
Bandes ist Fritz Knapp; und man wird manchem neuen, was er bringt, sofort
beipflichten, z. B. der Umdatierung des prachtvollen Sebastian in Aigueperse: nicht
1455, sondern 1480, im Zusammenhang mit der Verheiratung der Clara Gonzaga
an einen Bourbon (1481) entstanden. Man sieht an diesem Beispiel, wie arg es
bisher mit der inneren, künstlerischen Biographie Mantegnas noch gestanden hat;
denn seine Art, die Dinge zu sehen und wiederzugeben, hat doch eine tiefe, fort¬
gehende Entwickelung durchgemacht. Den Knappschen Versuch, das Gesamtwert
des Künstlers in vier Perioden zu gliedern, halten wir allerdings auch nicht für
gelungen, deswegen, weil die größte Wandelung — sie liegt zwischen der Camera
degli Sposi und dem Triumphzug Cäsars — darin nicht zum Ausdruck kommt.
Wichtig sind aber die Abstrcichungen, die Knapp als genauer Kenner von Mantegnas
Technik an dem bisher „Mantegna" genannten Bildervorrat macht. Auch eine
Madonna des Kaiser-Friedrich-Museums scheint da endgültig in der Versenkung
verschwinden zu sollen; doch kommt die „Darstellung im Tempel" derselben Sammlung
zu ihrem vollen Rechte als Original. Sind die äußersten Köpfe rechts und links auf
diesem Bilde, nicht zur Handlung gehörig, vielleicht Porträts des jungen Mantegna
R, w. und seiner Frau, die damals, 1458, zum ersten Male Eltern wurden?


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[0152] Maßgebliches und Unmaßgebliches in der „Politisch-anthropologischen Revue") für einen bedeutsamen nordischen (lichten) Einschlag. Professor Volz, der Bearbeiter Süd- und Ostasiens, hat in dieser Beziehung mancherlei unberücksichtigt gelassen. In erfreulicher Weise bringt dagegen Dr. Biban in seinem Abschnitt über Nord-, Mittel- und Westasien ver¬ schiedene bemerkenswerte Einzelheiten über die Herrschorvölker der älteren Zeit, die arischen Götter der Hetiter, die indogermanische Tocharische Sprache tief drinnen in Turkestan. Ebenso spricht sich Professor Felix von Luschan über die Über- schichtungs- und Mischungsverhältnisse bei den Negern näher aus. Das Hauptgewicht der Schilderung ist, wie nicht anders zu erwarten, auf die primitiven Völker gelegt, über deren Lebensgewohnheiten, Sitten, religiöse Vor¬ stellungen und Zeremonien, Rechtsverhältnisse, Geräte, Kunsterzeugnisse der Laie mit aller nur wünschenswerten Vollständigkeit unterrichtet wird. Dem umfang¬ reicheren Werk von Friedrich Ratzel gegenüber („Völkerkunde", Leipzig, Biblio¬ graphisches Institut, 2. Aufl, 1894/95, 2 Bände) zeichnet sich das neuere durch gelungenere Illustrationen aus: statt der Holzschnitte sind photvtupische Wieder¬ gaben gewählt. Sonst mag jedem, der an dem Gegenstande Interesse gefunden hat, geraten werden, auch zu der ausführlicheren Darstellung zu greifen, die neben ihrer volkstümlicher auftretenden Nebenbuhlerin mir noch keineswegs ihren Wert Otto Hauser verloren zu haben scheint. Mantegna. Die zweite Hälfte des Quattroccntro hat keinen größeren .Künstlernamen als diesen und Lionardos. Mantegna ist ein herrliches Beispiel der Ausnahmemenschen: in einer Zeit, wo alle dem Realismus im kleinen nach¬ trachten, vermag er bereits als Zwanzigjähriger alles nur großartig zu sehen, ein geborener Wandmaler. Diese energische Persönlichkeit, die zugleich ein strenger Diener der Schönheit und ein ergebener Verehrer der Antike war, wird uns jetzt überzeugend nahegebracht durch den soeben erschienenen 16. Band der roten „Klassiker der Kunst" (Deutsche Verlagsanstalt), einen der vorzüglichsten dieser wertvollen Sammlung. Die Reproduktionen bringen gute Gesamtansichten der Innenräume, die Mantegna in Padua und Mantua ausmalte, und die Gemälde — auch Stiche und einige Zeichnungen — ganz und in vielen Teilstücken in größerem Maßstabe, so daß eine genaue Bekanntschaft mit dem Meister ermöglicht wird. Über seine Farben berichtet die Einleitung erwünscht und eingehend; übrigens erzählt sie kurz und drastisch Mantegnas Leben und führt vor allem seine künstlerische Entwicklung so vor, daß zuerst die Wandmalereien im Zusammenhang besprochen werden, dann die kleineren Sachen. Ihr Verfasser und Herausgeber des Bandes ist Fritz Knapp; und man wird manchem neuen, was er bringt, sofort beipflichten, z. B. der Umdatierung des prachtvollen Sebastian in Aigueperse: nicht 1455, sondern 1480, im Zusammenhang mit der Verheiratung der Clara Gonzaga an einen Bourbon (1481) entstanden. Man sieht an diesem Beispiel, wie arg es bisher mit der inneren, künstlerischen Biographie Mantegnas noch gestanden hat; denn seine Art, die Dinge zu sehen und wiederzugeben, hat doch eine tiefe, fort¬ gehende Entwickelung durchgemacht. Den Knappschen Versuch, das Gesamtwert des Künstlers in vier Perioden zu gliedern, halten wir allerdings auch nicht für gelungen, deswegen, weil die größte Wandelung — sie liegt zwischen der Camera degli Sposi und dem Triumphzug Cäsars — darin nicht zum Ausdruck kommt. Wichtig sind aber die Abstrcichungen, die Knapp als genauer Kenner von Mantegnas Technik an dem bisher „Mantegna" genannten Bildervorrat macht. Auch eine Madonna des Kaiser-Friedrich-Museums scheint da endgültig in der Versenkung verschwinden zu sollen; doch kommt die „Darstellung im Tempel" derselben Sammlung zu ihrem vollen Rechte als Original. Sind die äußersten Köpfe rechts und links auf diesem Bilde, nicht zur Handlung gehörig, vielleicht Porträts des jungen Mantegna R, w. und seiner Frau, die damals, 1458, zum ersten Male Eltern wurden?

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341891_316950/152>, abgerufen am 29.04.2024.