Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Viertes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Maßgebliches und Unmaßgebliches

Abschnitten nur noch hervorheben, daß der Verfasser Karls des Vierten Kanzlei¬
sprache ihrem Wesen nach erklärt als "die heimische (ostmitteldeutsche) Patrizier¬
mundart Prags" mit ihrer sozialen und kolonialen Mischung Mittel-, ober- und
selbst niederdeutscher Idiome, die dann später "mit dem Augenblicke, wo die
kaiserlich deutsche Macht in Österreich ständig" wurde, sich zwar zunächst noch auf
das Patriziat der Kaufstadt Wien und seine "ostmitteldeutsche (neusächsische) Gesell¬
schaftssprache" stützend, auf oberdeutschen! Boden auch ausgesprochen oberdeutsche
Färbung erhalten mußte. Die Methode freilich, mit der Gutjahr zu eruieren
sucht, was wirklich einwandfrei der Kanzlei Karls des Vierten zuzuweisen ist, wird
sich namentlich durch die wertvolle jüngst erschienene Behandlung ähnlicher Fragen
für Berliner Kanzleiverhältnisse (A. Lasch, Geschichte der Schriftsprache in Berlin
bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunders) nicht als völlig einwandfrei erweisen.


Dr. H, Gürtler
or. Max Adler, Der Sozialismus und die Intellektuellen.
Wien 191". Wiener Volksbuchhandlung Ignaz Brand u. Co. 79 S. Preis 1 M.

Dieses Thema ist gerade in der letzten Zeit innerhalb der sozialdemokratischen
Parteien der verschiedenen Länder wiederholt und in recht heftiger Weise erörtert
worden. Meist lag irgendein äußerer Anlaß vor, z. B. der, daß ein "Partei¬
akademiker" sich erlaubt hatte, an der Unumstößlichkeit sozialdemokratischer Partei¬
doktrinen zu rütteln. Die radikalen aus der Arbeiterklasse hervorgegangenen Führer
benutzten dann gern die Gelegenheit, zu beweisen, daß man den Akademikern
wie überhaupt den "Intellektuellen" in der Partei ein gehöriges Mißtrauen ent¬
gegenbringen müsse. Man hat sich ans jener Seite daran gewöhnt, in jedem
Akademiker, bis auf den Beweis des Gegenteils, von vornherein einen Revisionisten
zu sehen. Neuerdings jedoch macht die Sozialdemokratie ernstlich den Versuch,
aus den engen Schranken des fast zünftlerischen Abschlusses herauszutreten und
immer mehr neue Bevölkerungsklassen für ihre Ziele zu gewinnen. Zu diesen
gehören vor allen Dingen die "Intellektuellen". Die Schrift des österreichischen
Sozialistenführers Adler ist als ein in dieser Richtung unternommener Versuch
anzusehen. Adler will hierbei unter "Intellektuellen" nicht etwa "bloß die enge
Gruppe der Literaten und Akademiker, die sich vorzugsweise gern so nennen
lassen, sondern alle Arten der geistigen Berufe überhaupt, die für ihre Berufs¬
arbeit eine größere Schulbildung als die der Volks- und Bürgerschule, respektive
ihnen gleichgestellter Schulen, durchmachen mußten und infolgedessen eine engere
Beziehung zu geistigen Interessen wenigstens der Möglichkeit nach erhielten, mögen
fie auch diese vielfach nicht wirklich pflegen können". Der Zweck feiner Schrift
foll sein, darzutun, daß der ökonomische Appell an das Jntelligenzproletariat
"durchaus nicht bloß materielle Verbesserung seines Loses anstrebt". Adler kann
die Tatsache nicht hinwegleugnen, daß die Intellektuellen sich dem Sozialismus bisher
ziemlich fern gehalten haben. Er meint, der krasse Gegensatz, der das Proletariat
durch "Weckung seines Klassenbewußtseins auf den Weg zur Kultivierung" zwang,
habe die Intellektuellen in das Lager der Bourgeoisie geführt, obgleich sie der¬
selben keineswegs rin ihren Interessen angehörten. Adler hat damit zweifellos
recht, daß der pure krasse Egoismus der Sozialdemokratie die Intellektuellen ver¬
hindert hat resp, verhindern mutzte, das Lager des Sozialismus aufzusuchen. Der
Sozialismus predigt die krasse Klassenpolitik und als Endziel die Beseitigung der
heutigen Staats- und Wirtschaftsordnung. Daß damit auch die Intellektuellen in
ihrem bisherigen Besitz nicht erhalten bleiben sollen, das dürfte wohl jedem
Sozialisten geläufig sein. Es ist also als ein tüchtiges Stück Zumutung an die


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Abschnitten nur noch hervorheben, daß der Verfasser Karls des Vierten Kanzlei¬
sprache ihrem Wesen nach erklärt als „die heimische (ostmitteldeutsche) Patrizier¬
mundart Prags" mit ihrer sozialen und kolonialen Mischung Mittel-, ober- und
selbst niederdeutscher Idiome, die dann später „mit dem Augenblicke, wo die
kaiserlich deutsche Macht in Österreich ständig" wurde, sich zwar zunächst noch auf
das Patriziat der Kaufstadt Wien und seine „ostmitteldeutsche (neusächsische) Gesell¬
schaftssprache" stützend, auf oberdeutschen! Boden auch ausgesprochen oberdeutsche
Färbung erhalten mußte. Die Methode freilich, mit der Gutjahr zu eruieren
sucht, was wirklich einwandfrei der Kanzlei Karls des Vierten zuzuweisen ist, wird
sich namentlich durch die wertvolle jüngst erschienene Behandlung ähnlicher Fragen
für Berliner Kanzleiverhältnisse (A. Lasch, Geschichte der Schriftsprache in Berlin
bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunders) nicht als völlig einwandfrei erweisen.


Dr. H, Gürtler
or. Max Adler, Der Sozialismus und die Intellektuellen.
Wien 191». Wiener Volksbuchhandlung Ignaz Brand u. Co. 79 S. Preis 1 M.

Dieses Thema ist gerade in der letzten Zeit innerhalb der sozialdemokratischen
Parteien der verschiedenen Länder wiederholt und in recht heftiger Weise erörtert
worden. Meist lag irgendein äußerer Anlaß vor, z. B. der, daß ein „Partei¬
akademiker" sich erlaubt hatte, an der Unumstößlichkeit sozialdemokratischer Partei¬
doktrinen zu rütteln. Die radikalen aus der Arbeiterklasse hervorgegangenen Führer
benutzten dann gern die Gelegenheit, zu beweisen, daß man den Akademikern
wie überhaupt den „Intellektuellen" in der Partei ein gehöriges Mißtrauen ent¬
gegenbringen müsse. Man hat sich ans jener Seite daran gewöhnt, in jedem
Akademiker, bis auf den Beweis des Gegenteils, von vornherein einen Revisionisten
zu sehen. Neuerdings jedoch macht die Sozialdemokratie ernstlich den Versuch,
aus den engen Schranken des fast zünftlerischen Abschlusses herauszutreten und
immer mehr neue Bevölkerungsklassen für ihre Ziele zu gewinnen. Zu diesen
gehören vor allen Dingen die „Intellektuellen". Die Schrift des österreichischen
Sozialistenführers Adler ist als ein in dieser Richtung unternommener Versuch
anzusehen. Adler will hierbei unter „Intellektuellen" nicht etwa „bloß die enge
Gruppe der Literaten und Akademiker, die sich vorzugsweise gern so nennen
lassen, sondern alle Arten der geistigen Berufe überhaupt, die für ihre Berufs¬
arbeit eine größere Schulbildung als die der Volks- und Bürgerschule, respektive
ihnen gleichgestellter Schulen, durchmachen mußten und infolgedessen eine engere
Beziehung zu geistigen Interessen wenigstens der Möglichkeit nach erhielten, mögen
fie auch diese vielfach nicht wirklich pflegen können". Der Zweck feiner Schrift
foll sein, darzutun, daß der ökonomische Appell an das Jntelligenzproletariat
„durchaus nicht bloß materielle Verbesserung seines Loses anstrebt". Adler kann
die Tatsache nicht hinwegleugnen, daß die Intellektuellen sich dem Sozialismus bisher
ziemlich fern gehalten haben. Er meint, der krasse Gegensatz, der das Proletariat
durch „Weckung seines Klassenbewußtseins auf den Weg zur Kultivierung" zwang,
habe die Intellektuellen in das Lager der Bourgeoisie geführt, obgleich sie der¬
selben keineswegs rin ihren Interessen angehörten. Adler hat damit zweifellos
recht, daß der pure krasse Egoismus der Sozialdemokratie die Intellektuellen ver¬
hindert hat resp, verhindern mutzte, das Lager des Sozialismus aufzusuchen. Der
Sozialismus predigt die krasse Klassenpolitik und als Endziel die Beseitigung der
heutigen Staats- und Wirtschaftsordnung. Daß damit auch die Intellektuellen in
ihrem bisherigen Besitz nicht erhalten bleiben sollen, das dürfte wohl jedem
Sozialisten geläufig sein. Es ist also als ein tüchtiges Stück Zumutung an die


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0250" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/317201"/>
            <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_1124" prev="#ID_1123"> Abschnitten nur noch hervorheben, daß der Verfasser Karls des Vierten Kanzlei¬<lb/>
sprache ihrem Wesen nach erklärt als &#x201E;die heimische (ostmitteldeutsche) Patrizier¬<lb/>
mundart Prags" mit ihrer sozialen und kolonialen Mischung Mittel-, ober- und<lb/>
selbst niederdeutscher Idiome, die dann später &#x201E;mit dem Augenblicke, wo die<lb/>
kaiserlich deutsche Macht in Österreich ständig" wurde, sich zwar zunächst noch auf<lb/>
das Patriziat der Kaufstadt Wien und seine &#x201E;ostmitteldeutsche (neusächsische) Gesell¬<lb/>
schaftssprache" stützend, auf oberdeutschen! Boden auch ausgesprochen oberdeutsche<lb/>
Färbung erhalten mußte. Die Methode freilich, mit der Gutjahr zu eruieren<lb/>
sucht, was wirklich einwandfrei der Kanzlei Karls des Vierten zuzuweisen ist, wird<lb/>
sich namentlich durch die wertvolle jüngst erschienene Behandlung ähnlicher Fragen<lb/>
für Berliner Kanzleiverhältnisse (A. Lasch, Geschichte der Schriftsprache in Berlin<lb/>
bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunders) nicht als völlig einwandfrei erweisen.</p><lb/>
            <note type="byline"> Dr. H, Gürtler</note><lb/>
          </div>
          <div n="2">
            <head> or. Max Adler, Der Sozialismus und die Intellektuellen.<lb/>
Wien 191». Wiener Volksbuchhandlung Ignaz Brand u. Co. 79 S. Preis 1 M.</head><lb/>
            <p xml:id="ID_1125" next="#ID_1126"> Dieses Thema ist gerade in der letzten Zeit innerhalb der sozialdemokratischen<lb/>
Parteien der verschiedenen Länder wiederholt und in recht heftiger Weise erörtert<lb/>
worden. Meist lag irgendein äußerer Anlaß vor, z. B. der, daß ein &#x201E;Partei¬<lb/>
akademiker" sich erlaubt hatte, an der Unumstößlichkeit sozialdemokratischer Partei¬<lb/>
doktrinen zu rütteln. Die radikalen aus der Arbeiterklasse hervorgegangenen Führer<lb/>
benutzten dann gern die Gelegenheit, zu beweisen, daß man den Akademikern<lb/>
wie überhaupt den &#x201E;Intellektuellen" in der Partei ein gehöriges Mißtrauen ent¬<lb/>
gegenbringen müsse. Man hat sich ans jener Seite daran gewöhnt, in jedem<lb/>
Akademiker, bis auf den Beweis des Gegenteils, von vornherein einen Revisionisten<lb/>
zu sehen. Neuerdings jedoch macht die Sozialdemokratie ernstlich den Versuch,<lb/>
aus den engen Schranken des fast zünftlerischen Abschlusses herauszutreten und<lb/>
immer mehr neue Bevölkerungsklassen für ihre Ziele zu gewinnen. Zu diesen<lb/>
gehören vor allen Dingen die &#x201E;Intellektuellen". Die Schrift des österreichischen<lb/>
Sozialistenführers Adler ist als ein in dieser Richtung unternommener Versuch<lb/>
anzusehen. Adler will hierbei unter &#x201E;Intellektuellen" nicht etwa &#x201E;bloß die enge<lb/>
Gruppe der Literaten und Akademiker, die sich vorzugsweise gern so nennen<lb/>
lassen, sondern alle Arten der geistigen Berufe überhaupt, die für ihre Berufs¬<lb/>
arbeit eine größere Schulbildung als die der Volks- und Bürgerschule, respektive<lb/>
ihnen gleichgestellter Schulen, durchmachen mußten und infolgedessen eine engere<lb/>
Beziehung zu geistigen Interessen wenigstens der Möglichkeit nach erhielten, mögen<lb/>
fie auch diese vielfach nicht wirklich pflegen können". Der Zweck feiner Schrift<lb/>
foll sein, darzutun, daß der ökonomische Appell an das Jntelligenzproletariat<lb/>
&#x201E;durchaus nicht bloß materielle Verbesserung seines Loses anstrebt". Adler kann<lb/>
die Tatsache nicht hinwegleugnen, daß die Intellektuellen sich dem Sozialismus bisher<lb/>
ziemlich fern gehalten haben. Er meint, der krasse Gegensatz, der das Proletariat<lb/>
durch &#x201E;Weckung seines Klassenbewußtseins auf den Weg zur Kultivierung" zwang,<lb/>
habe die Intellektuellen in das Lager der Bourgeoisie geführt, obgleich sie der¬<lb/>
selben keineswegs rin ihren Interessen angehörten. Adler hat damit zweifellos<lb/>
recht, daß der pure krasse Egoismus der Sozialdemokratie die Intellektuellen ver¬<lb/>
hindert hat resp, verhindern mutzte, das Lager des Sozialismus aufzusuchen. Der<lb/>
Sozialismus predigt die krasse Klassenpolitik und als Endziel die Beseitigung der<lb/>
heutigen Staats- und Wirtschaftsordnung. Daß damit auch die Intellektuellen in<lb/>
ihrem bisherigen Besitz nicht erhalten bleiben sollen, das dürfte wohl jedem<lb/>
Sozialisten geläufig sein. Es ist also als ein tüchtiges Stück Zumutung an die</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0250] Maßgebliches und Unmaßgebliches Abschnitten nur noch hervorheben, daß der Verfasser Karls des Vierten Kanzlei¬ sprache ihrem Wesen nach erklärt als „die heimische (ostmitteldeutsche) Patrizier¬ mundart Prags" mit ihrer sozialen und kolonialen Mischung Mittel-, ober- und selbst niederdeutscher Idiome, die dann später „mit dem Augenblicke, wo die kaiserlich deutsche Macht in Österreich ständig" wurde, sich zwar zunächst noch auf das Patriziat der Kaufstadt Wien und seine „ostmitteldeutsche (neusächsische) Gesell¬ schaftssprache" stützend, auf oberdeutschen! Boden auch ausgesprochen oberdeutsche Färbung erhalten mußte. Die Methode freilich, mit der Gutjahr zu eruieren sucht, was wirklich einwandfrei der Kanzlei Karls des Vierten zuzuweisen ist, wird sich namentlich durch die wertvolle jüngst erschienene Behandlung ähnlicher Fragen für Berliner Kanzleiverhältnisse (A. Lasch, Geschichte der Schriftsprache in Berlin bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunders) nicht als völlig einwandfrei erweisen. Dr. H, Gürtler or. Max Adler, Der Sozialismus und die Intellektuellen. Wien 191». Wiener Volksbuchhandlung Ignaz Brand u. Co. 79 S. Preis 1 M. Dieses Thema ist gerade in der letzten Zeit innerhalb der sozialdemokratischen Parteien der verschiedenen Länder wiederholt und in recht heftiger Weise erörtert worden. Meist lag irgendein äußerer Anlaß vor, z. B. der, daß ein „Partei¬ akademiker" sich erlaubt hatte, an der Unumstößlichkeit sozialdemokratischer Partei¬ doktrinen zu rütteln. Die radikalen aus der Arbeiterklasse hervorgegangenen Führer benutzten dann gern die Gelegenheit, zu beweisen, daß man den Akademikern wie überhaupt den „Intellektuellen" in der Partei ein gehöriges Mißtrauen ent¬ gegenbringen müsse. Man hat sich ans jener Seite daran gewöhnt, in jedem Akademiker, bis auf den Beweis des Gegenteils, von vornherein einen Revisionisten zu sehen. Neuerdings jedoch macht die Sozialdemokratie ernstlich den Versuch, aus den engen Schranken des fast zünftlerischen Abschlusses herauszutreten und immer mehr neue Bevölkerungsklassen für ihre Ziele zu gewinnen. Zu diesen gehören vor allen Dingen die „Intellektuellen". Die Schrift des österreichischen Sozialistenführers Adler ist als ein in dieser Richtung unternommener Versuch anzusehen. Adler will hierbei unter „Intellektuellen" nicht etwa „bloß die enge Gruppe der Literaten und Akademiker, die sich vorzugsweise gern so nennen lassen, sondern alle Arten der geistigen Berufe überhaupt, die für ihre Berufs¬ arbeit eine größere Schulbildung als die der Volks- und Bürgerschule, respektive ihnen gleichgestellter Schulen, durchmachen mußten und infolgedessen eine engere Beziehung zu geistigen Interessen wenigstens der Möglichkeit nach erhielten, mögen fie auch diese vielfach nicht wirklich pflegen können". Der Zweck feiner Schrift foll sein, darzutun, daß der ökonomische Appell an das Jntelligenzproletariat „durchaus nicht bloß materielle Verbesserung seines Loses anstrebt". Adler kann die Tatsache nicht hinwegleugnen, daß die Intellektuellen sich dem Sozialismus bisher ziemlich fern gehalten haben. Er meint, der krasse Gegensatz, der das Proletariat durch „Weckung seines Klassenbewußtseins auf den Weg zur Kultivierung" zwang, habe die Intellektuellen in das Lager der Bourgeoisie geführt, obgleich sie der¬ selben keineswegs rin ihren Interessen angehörten. Adler hat damit zweifellos recht, daß der pure krasse Egoismus der Sozialdemokratie die Intellektuellen ver¬ hindert hat resp, verhindern mutzte, das Lager des Sozialismus aufzusuchen. Der Sozialismus predigt die krasse Klassenpolitik und als Endziel die Beseitigung der heutigen Staats- und Wirtschaftsordnung. Daß damit auch die Intellektuellen in ihrem bisherigen Besitz nicht erhalten bleiben sollen, das dürfte wohl jedem Sozialisten geläufig sein. Es ist also als ein tüchtiges Stück Zumutung an die

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341891_316950
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341891_316950/250
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341891_316950/250>, abgerufen am 29.04.2024.