Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Viertes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>


Postsparkassen
Geh. Regierungsrat Dr, Seidel von

u den Ländern, welche Postsparkassen eingerichtet haben, ist ein
neues hinzugetreten: Amerika.

Wie die amerikanische Presse berichtet, insbesondere die "New-
Yorker Handelszeitung" (Ur. 399 vom 9. Juli 1890), ist die
vom Kongreß passierte Bill zur Kreierung von Postsparkassen von
Präsident Taft unterzeichnet worden, und General-Poswieister Hitscheock, Schatz¬
amts-Sekretär Mac Veagh und Generalanwalt Wickersham, welche als "Board
of Trustees" für diese neue Einrichtung fungieren, sind eifrig mit der Durch¬
führung in den Einzelheiten beschäftigt. Die nötigen Formulare werden aus¬
gearbeitet und die ausländischen Postbehörden, wo solche schon bestehen, sind
ersucht worden, die von ihnen verwendeten Formulare und Bestimmungen ein¬
zusenden. Die neue Sparkasse soll zuerst in einigen Postämtern versuchsweise
eingerichtet werden.

Das neue, sehr ausführliche Gesetz besteht im ganzen aus siebzehn Sektionen.
Die ersten Sektionen verfügen die Einsetzung des erwähnten Board of Trustees,
geben ihm die nötigen amtlichen Befugnisse und machen es ihm zur Pflicht,
dem Kongreß alljährlich eingehend Bericht über die Höhe der Depositen, der
Zinsen, der Zurückziehung der Depositen usw. zu erstatten. Sodann heißt es
darin weiter, daß irgendeine Person im Alter von zehn Jahren oder mehr
ein Konto eröffnen kann. Depositen werden von 1 Dollar aufwärts angenommen
und dafür ein Depositenbuch kostenfrei geliefert, jedoch soll es keinen: Einleger
gestattet sein, mehr als 100 Dollar in einem Monat zu deponieren, und sein
Gesamtkonto soll, außer den Zinsen, 300 Dollar nicht übersteigen.

Um die Neigung zum Sparen zu fördern, sollen Postsparkarten zu 10 Cent
eingeführt werden, welche mit speziellen "Post-Sparmarken" beklebt werden
können; und wenn diese Marken, einschließlich der 10-Cents-Karte, den Betrag
von 1 Dollar oder Mehrheiten von 1 Dollar erreichen, können sie als Deposit
eingereicht werden, worauf die Karte und Marken vom Postmeister zu kanzel-
lieren sind. Solche Karten und Marken sollen an jeder Postsparkasse erhältlich
sein. Die Zinsrate ist auf 2 Prozent festgesetzt und soll jährlich einmal gut¬
geschrieben werden. Der Deponent hat das Recht, sein Geld ganz oder zum




Postsparkassen
Geh. Regierungsrat Dr, Seidel von

u den Ländern, welche Postsparkassen eingerichtet haben, ist ein
neues hinzugetreten: Amerika.

Wie die amerikanische Presse berichtet, insbesondere die „New-
Yorker Handelszeitung" (Ur. 399 vom 9. Juli 1890), ist die
vom Kongreß passierte Bill zur Kreierung von Postsparkassen von
Präsident Taft unterzeichnet worden, und General-Poswieister Hitscheock, Schatz¬
amts-Sekretär Mac Veagh und Generalanwalt Wickersham, welche als „Board
of Trustees" für diese neue Einrichtung fungieren, sind eifrig mit der Durch¬
führung in den Einzelheiten beschäftigt. Die nötigen Formulare werden aus¬
gearbeitet und die ausländischen Postbehörden, wo solche schon bestehen, sind
ersucht worden, die von ihnen verwendeten Formulare und Bestimmungen ein¬
zusenden. Die neue Sparkasse soll zuerst in einigen Postämtern versuchsweise
eingerichtet werden.

Das neue, sehr ausführliche Gesetz besteht im ganzen aus siebzehn Sektionen.
Die ersten Sektionen verfügen die Einsetzung des erwähnten Board of Trustees,
geben ihm die nötigen amtlichen Befugnisse und machen es ihm zur Pflicht,
dem Kongreß alljährlich eingehend Bericht über die Höhe der Depositen, der
Zinsen, der Zurückziehung der Depositen usw. zu erstatten. Sodann heißt es
darin weiter, daß irgendeine Person im Alter von zehn Jahren oder mehr
ein Konto eröffnen kann. Depositen werden von 1 Dollar aufwärts angenommen
und dafür ein Depositenbuch kostenfrei geliefert, jedoch soll es keinen: Einleger
gestattet sein, mehr als 100 Dollar in einem Monat zu deponieren, und sein
Gesamtkonto soll, außer den Zinsen, 300 Dollar nicht übersteigen.

Um die Neigung zum Sparen zu fördern, sollen Postsparkarten zu 10 Cent
eingeführt werden, welche mit speziellen „Post-Sparmarken" beklebt werden
können; und wenn diese Marken, einschließlich der 10-Cents-Karte, den Betrag
von 1 Dollar oder Mehrheiten von 1 Dollar erreichen, können sie als Deposit
eingereicht werden, worauf die Karte und Marken vom Postmeister zu kanzel-
lieren sind. Solche Karten und Marken sollen an jeder Postsparkasse erhältlich
sein. Die Zinsrate ist auf 2 Prozent festgesetzt und soll jährlich einmal gut¬
geschrieben werden. Der Deponent hat das Recht, sein Geld ganz oder zum


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0030" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/316981"/>
          <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341891_316950/figures/grenzboten_341891_316950_316981_000.jpg"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Postsparkassen<lb/><note type="byline"> Geh. Regierungsrat Dr, Seidel</note> von </head><lb/>
          <p xml:id="ID_56"> u den Ländern, welche Postsparkassen eingerichtet haben, ist ein<lb/>
neues hinzugetreten: Amerika.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_57"> Wie die amerikanische Presse berichtet, insbesondere die &#x201E;New-<lb/>
Yorker Handelszeitung" (Ur. 399 vom 9. Juli 1890), ist die<lb/>
vom Kongreß passierte Bill zur Kreierung von Postsparkassen von<lb/>
Präsident Taft unterzeichnet worden, und General-Poswieister Hitscheock, Schatz¬<lb/>
amts-Sekretär Mac Veagh und Generalanwalt Wickersham, welche als &#x201E;Board<lb/>
of Trustees" für diese neue Einrichtung fungieren, sind eifrig mit der Durch¬<lb/>
führung in den Einzelheiten beschäftigt. Die nötigen Formulare werden aus¬<lb/>
gearbeitet und die ausländischen Postbehörden, wo solche schon bestehen, sind<lb/>
ersucht worden, die von ihnen verwendeten Formulare und Bestimmungen ein¬<lb/>
zusenden. Die neue Sparkasse soll zuerst in einigen Postämtern versuchsweise<lb/>
eingerichtet werden.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_58"> Das neue, sehr ausführliche Gesetz besteht im ganzen aus siebzehn Sektionen.<lb/>
Die ersten Sektionen verfügen die Einsetzung des erwähnten Board of Trustees,<lb/>
geben ihm die nötigen amtlichen Befugnisse und machen es ihm zur Pflicht,<lb/>
dem Kongreß alljährlich eingehend Bericht über die Höhe der Depositen, der<lb/>
Zinsen, der Zurückziehung der Depositen usw. zu erstatten. Sodann heißt es<lb/>
darin weiter, daß irgendeine Person im Alter von zehn Jahren oder mehr<lb/>
ein Konto eröffnen kann. Depositen werden von 1 Dollar aufwärts angenommen<lb/>
und dafür ein Depositenbuch kostenfrei geliefert, jedoch soll es keinen: Einleger<lb/>
gestattet sein, mehr als 100 Dollar in einem Monat zu deponieren, und sein<lb/>
Gesamtkonto soll, außer den Zinsen, 300 Dollar nicht übersteigen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_59" next="#ID_60"> Um die Neigung zum Sparen zu fördern, sollen Postsparkarten zu 10 Cent<lb/>
eingeführt werden, welche mit speziellen &#x201E;Post-Sparmarken" beklebt werden<lb/>
können; und wenn diese Marken, einschließlich der 10-Cents-Karte, den Betrag<lb/>
von 1 Dollar oder Mehrheiten von 1 Dollar erreichen, können sie als Deposit<lb/>
eingereicht werden, worauf die Karte und Marken vom Postmeister zu kanzel-<lb/>
lieren sind. Solche Karten und Marken sollen an jeder Postsparkasse erhältlich<lb/>
sein. Die Zinsrate ist auf 2 Prozent festgesetzt und soll jährlich einmal gut¬<lb/>
geschrieben werden.  Der Deponent hat das Recht, sein Geld ganz oder zum</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0030] [Abbildung] Postsparkassen Geh. Regierungsrat Dr, Seidel von u den Ländern, welche Postsparkassen eingerichtet haben, ist ein neues hinzugetreten: Amerika. Wie die amerikanische Presse berichtet, insbesondere die „New- Yorker Handelszeitung" (Ur. 399 vom 9. Juli 1890), ist die vom Kongreß passierte Bill zur Kreierung von Postsparkassen von Präsident Taft unterzeichnet worden, und General-Poswieister Hitscheock, Schatz¬ amts-Sekretär Mac Veagh und Generalanwalt Wickersham, welche als „Board of Trustees" für diese neue Einrichtung fungieren, sind eifrig mit der Durch¬ führung in den Einzelheiten beschäftigt. Die nötigen Formulare werden aus¬ gearbeitet und die ausländischen Postbehörden, wo solche schon bestehen, sind ersucht worden, die von ihnen verwendeten Formulare und Bestimmungen ein¬ zusenden. Die neue Sparkasse soll zuerst in einigen Postämtern versuchsweise eingerichtet werden. Das neue, sehr ausführliche Gesetz besteht im ganzen aus siebzehn Sektionen. Die ersten Sektionen verfügen die Einsetzung des erwähnten Board of Trustees, geben ihm die nötigen amtlichen Befugnisse und machen es ihm zur Pflicht, dem Kongreß alljährlich eingehend Bericht über die Höhe der Depositen, der Zinsen, der Zurückziehung der Depositen usw. zu erstatten. Sodann heißt es darin weiter, daß irgendeine Person im Alter von zehn Jahren oder mehr ein Konto eröffnen kann. Depositen werden von 1 Dollar aufwärts angenommen und dafür ein Depositenbuch kostenfrei geliefert, jedoch soll es keinen: Einleger gestattet sein, mehr als 100 Dollar in einem Monat zu deponieren, und sein Gesamtkonto soll, außer den Zinsen, 300 Dollar nicht übersteigen. Um die Neigung zum Sparen zu fördern, sollen Postsparkarten zu 10 Cent eingeführt werden, welche mit speziellen „Post-Sparmarken" beklebt werden können; und wenn diese Marken, einschließlich der 10-Cents-Karte, den Betrag von 1 Dollar oder Mehrheiten von 1 Dollar erreichen, können sie als Deposit eingereicht werden, worauf die Karte und Marken vom Postmeister zu kanzel- lieren sind. Solche Karten und Marken sollen an jeder Postsparkasse erhältlich sein. Die Zinsrate ist auf 2 Prozent festgesetzt und soll jährlich einmal gut¬ geschrieben werden. Der Deponent hat das Recht, sein Geld ganz oder zum

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341891_316950
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341891_316950/30
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341891_316950/30>, abgerufen am 29.04.2024.