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Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Viertes Vierteljahr.

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Die Lomenins-Gesellschaft

gemeinen hat sich feststellen lassen, daß mit der Weiterentwickelung des israelitischen
Volkes sich in seinen eigenen Erzeugnissen wie in der Importware ein aus¬
gedehnterer Verkehr mit dem Auslande geltend macht, als man bislang an¬
genommen hat. Der Einfluß Babyloniens tritt im Vergleich zur präisraelitischen
Epoche zurück, während der Einfluß Ägyptens und Phöniziens, mit deren
Herrschern König Salomo in regem freundschaftlichen Verkehr stand, für die
nächsten Jahrhunderte vorherrscht, neben dem von Cypern und Kreta. Später
gewinnt die Einwirkung vom Westen her immer mehr an Bedeutung. Seit
dem babylonischen Exil bis in die römische Zeit wird dann die griechische Kultur
auch in Palästina zum maßgebenden Faktor.

Haben die Ausgrabungen in Palästina, so reiche und wichtige Ergebnisse
sie gezeitigt haben, auch noch nicht dahin geführt, uns das Land und seine
alten Bewohner so kennen zu lehren, wie wir manche andere Länder im Laufe
der letzten Dezennien kennen gelernt haben, so bedeuten doch die neueren
Forschungen einen erheblichen Fortschritt, nicht zum wenigsten auch auf religions¬
geschichtlichem Gebiet, und von den weiteren Ausgrabungen, die in Palästina
an den verschiedensten Orten unternommen werden, hat die Wissenschaft in der
Folgezeit noch manches zu erwarten.




T>le (Lomenius-Gesellschaft
und die geistigen Strömungen der Gegenwart
Ludwig Aelter- von

^Äle am 26. November d. Is. zu Berlin abgehaltene Hauptversammlung
hat die Aufmerksamkeit weiterer Kreise wieder auf die Comenius-
Gesellschaft zur Pflege der Wissenschaft und der Volkserziehung
gelenkt, und es dürften aus diesem Anlaß einige nähere Informa¬
tionen über ihre Ziele und Erfolge und über ihre Stellung in
den geistigen Kämpfen der Gegenwart Interesse finden.^

Die Erwägungen, die am Ende der achtziger Jahre des vorigen Jahr¬
hunderts eine Anzahl bekannter Männer") zu dem Entschlüsse führten, die am
28. März 1892 bevorstehende Jahrhundertfeier des Comenius zur Begründung
einer nach ihm zu nennenden Gesellschaft zu benutzen, lagen vornehmlich in der
Überzeugung, daß es angesichts des infolge des Kulturkampfs erneut zum Aus¬
bruch gekommenen konfessionellen Haders und im Hinblick auf die Triumphe einer
materialistisch gerichteten Weltanschauung höchst wertvoll werden könne, wenn es



") Näheres darüber bei L, Keller, "Die CmneniuS-Gesellschaft". Ein Rückblick um
Schlüsse des zehnten Gcsellschaftsjahres. Jena, Eugen Diederichs, 1902.
Die Lomenins-Gesellschaft

gemeinen hat sich feststellen lassen, daß mit der Weiterentwickelung des israelitischen
Volkes sich in seinen eigenen Erzeugnissen wie in der Importware ein aus¬
gedehnterer Verkehr mit dem Auslande geltend macht, als man bislang an¬
genommen hat. Der Einfluß Babyloniens tritt im Vergleich zur präisraelitischen
Epoche zurück, während der Einfluß Ägyptens und Phöniziens, mit deren
Herrschern König Salomo in regem freundschaftlichen Verkehr stand, für die
nächsten Jahrhunderte vorherrscht, neben dem von Cypern und Kreta. Später
gewinnt die Einwirkung vom Westen her immer mehr an Bedeutung. Seit
dem babylonischen Exil bis in die römische Zeit wird dann die griechische Kultur
auch in Palästina zum maßgebenden Faktor.

Haben die Ausgrabungen in Palästina, so reiche und wichtige Ergebnisse
sie gezeitigt haben, auch noch nicht dahin geführt, uns das Land und seine
alten Bewohner so kennen zu lehren, wie wir manche andere Länder im Laufe
der letzten Dezennien kennen gelernt haben, so bedeuten doch die neueren
Forschungen einen erheblichen Fortschritt, nicht zum wenigsten auch auf religions¬
geschichtlichem Gebiet, und von den weiteren Ausgrabungen, die in Palästina
an den verschiedensten Orten unternommen werden, hat die Wissenschaft in der
Folgezeit noch manches zu erwarten.




T>le (Lomenius-Gesellschaft
und die geistigen Strömungen der Gegenwart
Ludwig Aelter- von

^Äle am 26. November d. Is. zu Berlin abgehaltene Hauptversammlung
hat die Aufmerksamkeit weiterer Kreise wieder auf die Comenius-
Gesellschaft zur Pflege der Wissenschaft und der Volkserziehung
gelenkt, und es dürften aus diesem Anlaß einige nähere Informa¬
tionen über ihre Ziele und Erfolge und über ihre Stellung in
den geistigen Kämpfen der Gegenwart Interesse finden.^

Die Erwägungen, die am Ende der achtziger Jahre des vorigen Jahr¬
hunderts eine Anzahl bekannter Männer") zu dem Entschlüsse führten, die am
28. März 1892 bevorstehende Jahrhundertfeier des Comenius zur Begründung
einer nach ihm zu nennenden Gesellschaft zu benutzen, lagen vornehmlich in der
Überzeugung, daß es angesichts des infolge des Kulturkampfs erneut zum Aus¬
bruch gekommenen konfessionellen Haders und im Hinblick auf die Triumphe einer
materialistisch gerichteten Weltanschauung höchst wertvoll werden könne, wenn es



") Näheres darüber bei L, Keller, „Die CmneniuS-Gesellschaft". Ein Rückblick um
Schlüsse des zehnten Gcsellschaftsjahres. Jena, Eugen Diederichs, 1902.
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[0571] Die Lomenins-Gesellschaft gemeinen hat sich feststellen lassen, daß mit der Weiterentwickelung des israelitischen Volkes sich in seinen eigenen Erzeugnissen wie in der Importware ein aus¬ gedehnterer Verkehr mit dem Auslande geltend macht, als man bislang an¬ genommen hat. Der Einfluß Babyloniens tritt im Vergleich zur präisraelitischen Epoche zurück, während der Einfluß Ägyptens und Phöniziens, mit deren Herrschern König Salomo in regem freundschaftlichen Verkehr stand, für die nächsten Jahrhunderte vorherrscht, neben dem von Cypern und Kreta. Später gewinnt die Einwirkung vom Westen her immer mehr an Bedeutung. Seit dem babylonischen Exil bis in die römische Zeit wird dann die griechische Kultur auch in Palästina zum maßgebenden Faktor. Haben die Ausgrabungen in Palästina, so reiche und wichtige Ergebnisse sie gezeitigt haben, auch noch nicht dahin geführt, uns das Land und seine alten Bewohner so kennen zu lehren, wie wir manche andere Länder im Laufe der letzten Dezennien kennen gelernt haben, so bedeuten doch die neueren Forschungen einen erheblichen Fortschritt, nicht zum wenigsten auch auf religions¬ geschichtlichem Gebiet, und von den weiteren Ausgrabungen, die in Palästina an den verschiedensten Orten unternommen werden, hat die Wissenschaft in der Folgezeit noch manches zu erwarten. T>le (Lomenius-Gesellschaft und die geistigen Strömungen der Gegenwart Ludwig Aelter- von ^Äle am 26. November d. Is. zu Berlin abgehaltene Hauptversammlung hat die Aufmerksamkeit weiterer Kreise wieder auf die Comenius- Gesellschaft zur Pflege der Wissenschaft und der Volkserziehung gelenkt, und es dürften aus diesem Anlaß einige nähere Informa¬ tionen über ihre Ziele und Erfolge und über ihre Stellung in den geistigen Kämpfen der Gegenwart Interesse finden.^ Die Erwägungen, die am Ende der achtziger Jahre des vorigen Jahr¬ hunderts eine Anzahl bekannter Männer") zu dem Entschlüsse führten, die am 28. März 1892 bevorstehende Jahrhundertfeier des Comenius zur Begründung einer nach ihm zu nennenden Gesellschaft zu benutzen, lagen vornehmlich in der Überzeugung, daß es angesichts des infolge des Kulturkampfs erneut zum Aus¬ bruch gekommenen konfessionellen Haders und im Hinblick auf die Triumphe einer materialistisch gerichteten Weltanschauung höchst wertvoll werden könne, wenn es ") Näheres darüber bei L, Keller, „Die CmneniuS-Gesellschaft". Ein Rückblick um Schlüsse des zehnten Gcsellschaftsjahres. Jena, Eugen Diederichs, 1902.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341891_316950/571>, abgerufen am 29.04.2024.