Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Zweites Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Maßgebliches und Unmaßgebliches

[Beginn Spaltensatz]

in der Eitelkeit und Sportwut, verbunden
mit steigendem Wohlstand, die Zahl der so¬
genannten "Jäger" in beängstigender Weise
steigen ließ zum Schaden der weidgerechten
Jagdausübung und des Wildstandes.

Die bekannten älteren Werke, so lesenswert
vor allen "D, aus dem Winkel" und
"Diezel" immer noch sind, genügten nicht
mehr, weil auch in der Neubearbeitung den
Verhältnissen der Jetztzeit zu wenig Rechnung
getragen wird und weil in ihnen vieles
fehlte, was der heutige Weidmann, vor allein
der Jagdherr oder der es werden will, wissen
muß. So wurde der "Lehrprinz" denn auch
vor etwa acht Jahren beim Erscheinen der
ersten Auflage allenthalben in der Jägerwelt
mit Freuden begrüßt; die vorliegende zweite
Auflage, die verbessert, erweitert und doch
bedeutend billiger ist, wird es gewiß nicht
minder sein. Wer Oberländer aus seinen
früheren Werken kennt -- und welcher Weid¬
mann kennt ihn nicht ^, der wird das Buch
mit Spannung in die Hand nehmen, denn
was er zu hören bekommt, ist ja der Nieder¬
schlag einer jahrelangen JägerpraM.

Hohe Anforderungen stellt Oberländer um
den werdenden Jäger. Nur wer von Jugend
auf mit Liebe zur Natur, Beobachtungsgabe,
Selbstbeherrschung, einem kräftigen Körper
und vor allein mit irdischen Gütern reich
gesegnet ist, soll sich dein Weidwerk zuwenden.
Eine kurze Inhaltsangabe gibt am besten
einen Einblick in das umfangreiche Stoffgebiet
des Buches. Der erste Abschnitt ist der Er¬
ziehung des jungen Weidmanns gewidmet,
er enthält einen Grundriß der Geschichte des
deutschen Jagdwesens, Grundzüge des
deutschen Jagdrechts und der Jagdzoologie
sowie die deutsche Weidmannssprache. Als
Vorbereitung des Jägers für die Praxis be¬
handelt der zweite Abschnitt das ganze Gebiet
des Schießwesens, der Schießkunst und der
Jagdausrüstung. Es folgen dann Kapitel
über die Erwerbung eines Reviers, über das
Verhältnis des Nevierinhabers zu etwaigen
Jagdteilhabern und Grenznachbarn, über das
Jagdschutzpersonal und die Gastschützen.
Besonders ausführlich ist die Wildhege be¬
handelt; die Kapitel über Wildschaden und
Wildererunwesen beschließen diesen Abschnitt.
Der letzte endlich schildert die verschiedenen

[Spaltenumbruch]

Jngdarten sowie die Ranbzeugvertilgung und
Wildnutzung. Mer den ständigen Begleiter
des Jägers, den Jagdhund, ist in dem Buche
nichts enthalten; Oberländer Verweisthierfür
den Leser auf sein ausgezeichnetes früheres
Werk: "Dressur und Führung des Gebrauchs¬
hundes". Alle die angeführten Gebiete sind
knapp und doch im wesentlichen erschöpfend
geschildert; der Hauptvorzug des Buches
besteht darin, daß nur dasjenige dem jungen
Jäger zur Nachahmung oder Anschaffung
empfohlen wird, was Oberländer im Laufe
seiner langen Jägerprar.is als richtig oder
gut erprobt hat.

Mag auch mancher Weidmann den Kopf
schütteln, wenn er liest, daß die Patrone,
die er führt, oder eine Konstruktion, über
die er Lobenswertes etwa in Berichte"
der Versuchsanstalt gelesen, von Oberländer
als Spielerei abgetan wird -- im Grunde
hat Oberländer recht, denn dem jungen
Weidmann, für den er schreibt, sollen mög¬
lichst alle Enttäuschungen erspart werden,
und da ist der beste Ratschlag: nur nicht auf
alle neuen Erfindungen hereinfallen! Davor
warnt der Verfasser denn auch in seiner
temperamentvollen Art. Gerade diese kernige
Sprache, die immer den Nagel ans den Kopf
trifft wenn es auch mal ein Nagel ist,
der's weniger verdient hat --, macht das
Buch zu einer fesselnden Lektüre für jeder¬
mann, ganz abgesehen von dem reiche"
Gewinn, den der angehende Weidmann aus
F. M, dem "Lehrprinzen" ziehen wird.

Aunstgeschichte

BcrtholdHlicndcke: Knnstmialysen. Zweite
Auflage. Braunschweig, George Westermann.

Prof. HamdckeS Buch "Kunstanalysen" ist
keine "Kunstgeschichte" im übliche,: Sinne, es
will nicht "in erster Linie kunstgeschichtliche
Kenntnisse übermitteln, sondern nur bei loser
historischer Verbindung der einzelnen Kunst¬
werke künstlerische Fragen im engeren Wort¬
sinne sachlich erörtern". Darum wendet eS
sich an kunstliebende Laien, denen so häufig
trotz umfangreichen kunstgeschichtlichen Wissens
das richtige Verständnis für die Absichten des
Künstlers fehlt. Der Königsberger Gelehrte
will unsere Kenntnisse also weniger erweitern
als vertiefen. Beginnend mit dem altchrist

[Ende Spaltensatz]
Maßgebliches und Unmaßgebliches

[Beginn Spaltensatz]

in der Eitelkeit und Sportwut, verbunden
mit steigendem Wohlstand, die Zahl der so¬
genannten „Jäger" in beängstigender Weise
steigen ließ zum Schaden der weidgerechten
Jagdausübung und des Wildstandes.

Die bekannten älteren Werke, so lesenswert
vor allen „D, aus dem Winkel" und
„Diezel" immer noch sind, genügten nicht
mehr, weil auch in der Neubearbeitung den
Verhältnissen der Jetztzeit zu wenig Rechnung
getragen wird und weil in ihnen vieles
fehlte, was der heutige Weidmann, vor allein
der Jagdherr oder der es werden will, wissen
muß. So wurde der „Lehrprinz" denn auch
vor etwa acht Jahren beim Erscheinen der
ersten Auflage allenthalben in der Jägerwelt
mit Freuden begrüßt; die vorliegende zweite
Auflage, die verbessert, erweitert und doch
bedeutend billiger ist, wird es gewiß nicht
minder sein. Wer Oberländer aus seinen
früheren Werken kennt — und welcher Weid¬
mann kennt ihn nicht ^, der wird das Buch
mit Spannung in die Hand nehmen, denn
was er zu hören bekommt, ist ja der Nieder¬
schlag einer jahrelangen JägerpraM.

Hohe Anforderungen stellt Oberländer um
den werdenden Jäger. Nur wer von Jugend
auf mit Liebe zur Natur, Beobachtungsgabe,
Selbstbeherrschung, einem kräftigen Körper
und vor allein mit irdischen Gütern reich
gesegnet ist, soll sich dein Weidwerk zuwenden.
Eine kurze Inhaltsangabe gibt am besten
einen Einblick in das umfangreiche Stoffgebiet
des Buches. Der erste Abschnitt ist der Er¬
ziehung des jungen Weidmanns gewidmet,
er enthält einen Grundriß der Geschichte des
deutschen Jagdwesens, Grundzüge des
deutschen Jagdrechts und der Jagdzoologie
sowie die deutsche Weidmannssprache. Als
Vorbereitung des Jägers für die Praxis be¬
handelt der zweite Abschnitt das ganze Gebiet
des Schießwesens, der Schießkunst und der
Jagdausrüstung. Es folgen dann Kapitel
über die Erwerbung eines Reviers, über das
Verhältnis des Nevierinhabers zu etwaigen
Jagdteilhabern und Grenznachbarn, über das
Jagdschutzpersonal und die Gastschützen.
Besonders ausführlich ist die Wildhege be¬
handelt; die Kapitel über Wildschaden und
Wildererunwesen beschließen diesen Abschnitt.
Der letzte endlich schildert die verschiedenen

[Spaltenumbruch]

Jngdarten sowie die Ranbzeugvertilgung und
Wildnutzung. Mer den ständigen Begleiter
des Jägers, den Jagdhund, ist in dem Buche
nichts enthalten; Oberländer Verweisthierfür
den Leser auf sein ausgezeichnetes früheres
Werk: „Dressur und Führung des Gebrauchs¬
hundes". Alle die angeführten Gebiete sind
knapp und doch im wesentlichen erschöpfend
geschildert; der Hauptvorzug des Buches
besteht darin, daß nur dasjenige dem jungen
Jäger zur Nachahmung oder Anschaffung
empfohlen wird, was Oberländer im Laufe
seiner langen Jägerprar.is als richtig oder
gut erprobt hat.

Mag auch mancher Weidmann den Kopf
schütteln, wenn er liest, daß die Patrone,
die er führt, oder eine Konstruktion, über
die er Lobenswertes etwa in Berichte»
der Versuchsanstalt gelesen, von Oberländer
als Spielerei abgetan wird — im Grunde
hat Oberländer recht, denn dem jungen
Weidmann, für den er schreibt, sollen mög¬
lichst alle Enttäuschungen erspart werden,
und da ist der beste Ratschlag: nur nicht auf
alle neuen Erfindungen hereinfallen! Davor
warnt der Verfasser denn auch in seiner
temperamentvollen Art. Gerade diese kernige
Sprache, die immer den Nagel ans den Kopf
trifft wenn es auch mal ein Nagel ist,
der's weniger verdient hat —, macht das
Buch zu einer fesselnden Lektüre für jeder¬
mann, ganz abgesehen von dem reiche»
Gewinn, den der angehende Weidmann aus
F. M, dem „Lehrprinzen" ziehen wird.

Aunstgeschichte

BcrtholdHlicndcke: Knnstmialysen. Zweite
Auflage. Braunschweig, George Westermann.

Prof. HamdckeS Buch „Kunstanalysen" ist
keine „Kunstgeschichte" im übliche,: Sinne, es
will nicht „in erster Linie kunstgeschichtliche
Kenntnisse übermitteln, sondern nur bei loser
historischer Verbindung der einzelnen Kunst¬
werke künstlerische Fragen im engeren Wort¬
sinne sachlich erörtern". Darum wendet eS
sich an kunstliebende Laien, denen so häufig
trotz umfangreichen kunstgeschichtlichen Wissens
das richtige Verständnis für die Absichten des
Künstlers fehlt. Der Königsberger Gelehrte
will unsere Kenntnisse also weniger erweitern
als vertiefen. Beginnend mit dem altchrist

[Ende Spaltensatz]
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0380" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/318663"/>
            <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/>
            <cb type="start"/>
            <p xml:id="ID_1670" prev="#ID_1669"> in der Eitelkeit und Sportwut, verbunden<lb/>
mit steigendem Wohlstand, die Zahl der so¬<lb/>
genannten &#x201E;Jäger" in beängstigender Weise<lb/>
steigen ließ zum Schaden der weidgerechten<lb/>
Jagdausübung und des Wildstandes.</p>
            <p xml:id="ID_1671"> Die bekannten älteren Werke, so lesenswert<lb/>
vor allen &#x201E;D, aus dem Winkel" und<lb/>
&#x201E;Diezel" immer noch sind, genügten nicht<lb/>
mehr, weil auch in der Neubearbeitung den<lb/>
Verhältnissen der Jetztzeit zu wenig Rechnung<lb/>
getragen wird und weil in ihnen vieles<lb/>
fehlte, was der heutige Weidmann, vor allein<lb/>
der Jagdherr oder der es werden will, wissen<lb/>
muß. So wurde der &#x201E;Lehrprinz" denn auch<lb/>
vor etwa acht Jahren beim Erscheinen der<lb/>
ersten Auflage allenthalben in der Jägerwelt<lb/>
mit Freuden begrüßt; die vorliegende zweite<lb/>
Auflage, die verbessert, erweitert und doch<lb/>
bedeutend billiger ist, wird es gewiß nicht<lb/>
minder sein. Wer Oberländer aus seinen<lb/>
früheren Werken kennt &#x2014; und welcher Weid¬<lb/>
mann kennt ihn nicht ^, der wird das Buch<lb/>
mit Spannung in die Hand nehmen, denn<lb/>
was er zu hören bekommt, ist ja der Nieder¬<lb/>
schlag einer jahrelangen JägerpraM.</p>
            <p xml:id="ID_1672" next="#ID_1673"> Hohe Anforderungen stellt Oberländer um<lb/>
den werdenden Jäger. Nur wer von Jugend<lb/>
auf mit Liebe zur Natur, Beobachtungsgabe,<lb/>
Selbstbeherrschung, einem kräftigen Körper<lb/>
und vor allein mit irdischen Gütern reich<lb/>
gesegnet ist, soll sich dein Weidwerk zuwenden.<lb/>
Eine kurze Inhaltsangabe gibt am besten<lb/>
einen Einblick in das umfangreiche Stoffgebiet<lb/>
des Buches. Der erste Abschnitt ist der Er¬<lb/>
ziehung des jungen Weidmanns gewidmet,<lb/>
er enthält einen Grundriß der Geschichte des<lb/>
deutschen Jagdwesens, Grundzüge des<lb/>
deutschen Jagdrechts und der Jagdzoologie<lb/>
sowie die deutsche Weidmannssprache. Als<lb/>
Vorbereitung des Jägers für die Praxis be¬<lb/>
handelt der zweite Abschnitt das ganze Gebiet<lb/>
des Schießwesens, der Schießkunst und der<lb/>
Jagdausrüstung. Es folgen dann Kapitel<lb/>
über die Erwerbung eines Reviers, über das<lb/>
Verhältnis des Nevierinhabers zu etwaigen<lb/>
Jagdteilhabern und Grenznachbarn, über das<lb/>
Jagdschutzpersonal und die Gastschützen.<lb/>
Besonders ausführlich ist die Wildhege be¬<lb/>
handelt; die Kapitel über Wildschaden und<lb/>
Wildererunwesen beschließen diesen Abschnitt.<lb/>
Der letzte endlich schildert die verschiedenen</p>
            <cb/><lb/>
            <p xml:id="ID_1673" prev="#ID_1672"> Jngdarten sowie die Ranbzeugvertilgung und<lb/>
Wildnutzung. Mer den ständigen Begleiter<lb/>
des Jägers, den Jagdhund, ist in dem Buche<lb/>
nichts enthalten; Oberländer Verweisthierfür<lb/>
den Leser auf sein ausgezeichnetes früheres<lb/>
Werk: &#x201E;Dressur und Führung des Gebrauchs¬<lb/>
hundes". Alle die angeführten Gebiete sind<lb/>
knapp und doch im wesentlichen erschöpfend<lb/>
geschildert; der Hauptvorzug des Buches<lb/>
besteht darin, daß nur dasjenige dem jungen<lb/>
Jäger zur Nachahmung oder Anschaffung<lb/>
empfohlen wird, was Oberländer im Laufe<lb/>
seiner langen Jägerprar.is als richtig oder<lb/>
gut erprobt hat.</p>
            <p xml:id="ID_1674"> Mag auch mancher Weidmann den Kopf<lb/>
schütteln, wenn er liest, daß die Patrone,<lb/>
die er führt, oder eine Konstruktion, über<lb/>
die er Lobenswertes etwa in Berichte»<lb/>
der Versuchsanstalt gelesen, von Oberländer<lb/>
als Spielerei abgetan wird &#x2014; im Grunde<lb/>
hat Oberländer recht, denn dem jungen<lb/>
Weidmann, für den er schreibt, sollen mög¬<lb/>
lichst alle Enttäuschungen erspart werden,<lb/>
und da ist der beste Ratschlag: nur nicht auf<lb/>
alle neuen Erfindungen hereinfallen! Davor<lb/>
warnt der Verfasser denn auch in seiner<lb/>
temperamentvollen Art. Gerade diese kernige<lb/>
Sprache, die immer den Nagel ans den Kopf<lb/>
trifft wenn es auch mal ein Nagel ist,<lb/>
der's weniger verdient hat &#x2014;, macht das<lb/>
Buch zu einer fesselnden Lektüre für jeder¬<lb/>
mann, ganz abgesehen von dem reiche»<lb/>
Gewinn, den der angehende Weidmann aus<lb/><note type="byline"> F. M,</note> dem &#x201E;Lehrprinzen" ziehen wird.  </p>
          </div>
          <div n="2">
            <head> Aunstgeschichte</head>
            <p xml:id="ID_1675"> BcrtholdHlicndcke: Knnstmialysen. Zweite<lb/>
Auflage. Braunschweig, George Westermann.</p>
            <p xml:id="ID_1676" next="#ID_1677"> Prof. HamdckeS Buch &#x201E;Kunstanalysen" ist<lb/>
keine &#x201E;Kunstgeschichte" im übliche,: Sinne, es<lb/>
will nicht &#x201E;in erster Linie kunstgeschichtliche<lb/>
Kenntnisse übermitteln, sondern nur bei loser<lb/>
historischer Verbindung der einzelnen Kunst¬<lb/>
werke künstlerische Fragen im engeren Wort¬<lb/>
sinne sachlich erörtern". Darum wendet eS<lb/>
sich an kunstliebende Laien, denen so häufig<lb/>
trotz umfangreichen kunstgeschichtlichen Wissens<lb/>
das richtige Verständnis für die Absichten des<lb/>
Künstlers fehlt. Der Königsberger Gelehrte<lb/>
will unsere Kenntnisse also weniger erweitern<lb/>
als vertiefen.  Beginnend mit dem altchrist</p>
            <cb type="end"/><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0380] Maßgebliches und Unmaßgebliches in der Eitelkeit und Sportwut, verbunden mit steigendem Wohlstand, die Zahl der so¬ genannten „Jäger" in beängstigender Weise steigen ließ zum Schaden der weidgerechten Jagdausübung und des Wildstandes. Die bekannten älteren Werke, so lesenswert vor allen „D, aus dem Winkel" und „Diezel" immer noch sind, genügten nicht mehr, weil auch in der Neubearbeitung den Verhältnissen der Jetztzeit zu wenig Rechnung getragen wird und weil in ihnen vieles fehlte, was der heutige Weidmann, vor allein der Jagdherr oder der es werden will, wissen muß. So wurde der „Lehrprinz" denn auch vor etwa acht Jahren beim Erscheinen der ersten Auflage allenthalben in der Jägerwelt mit Freuden begrüßt; die vorliegende zweite Auflage, die verbessert, erweitert und doch bedeutend billiger ist, wird es gewiß nicht minder sein. Wer Oberländer aus seinen früheren Werken kennt — und welcher Weid¬ mann kennt ihn nicht ^, der wird das Buch mit Spannung in die Hand nehmen, denn was er zu hören bekommt, ist ja der Nieder¬ schlag einer jahrelangen JägerpraM. Hohe Anforderungen stellt Oberländer um den werdenden Jäger. Nur wer von Jugend auf mit Liebe zur Natur, Beobachtungsgabe, Selbstbeherrschung, einem kräftigen Körper und vor allein mit irdischen Gütern reich gesegnet ist, soll sich dein Weidwerk zuwenden. Eine kurze Inhaltsangabe gibt am besten einen Einblick in das umfangreiche Stoffgebiet des Buches. Der erste Abschnitt ist der Er¬ ziehung des jungen Weidmanns gewidmet, er enthält einen Grundriß der Geschichte des deutschen Jagdwesens, Grundzüge des deutschen Jagdrechts und der Jagdzoologie sowie die deutsche Weidmannssprache. Als Vorbereitung des Jägers für die Praxis be¬ handelt der zweite Abschnitt das ganze Gebiet des Schießwesens, der Schießkunst und der Jagdausrüstung. Es folgen dann Kapitel über die Erwerbung eines Reviers, über das Verhältnis des Nevierinhabers zu etwaigen Jagdteilhabern und Grenznachbarn, über das Jagdschutzpersonal und die Gastschützen. Besonders ausführlich ist die Wildhege be¬ handelt; die Kapitel über Wildschaden und Wildererunwesen beschließen diesen Abschnitt. Der letzte endlich schildert die verschiedenen Jngdarten sowie die Ranbzeugvertilgung und Wildnutzung. Mer den ständigen Begleiter des Jägers, den Jagdhund, ist in dem Buche nichts enthalten; Oberländer Verweisthierfür den Leser auf sein ausgezeichnetes früheres Werk: „Dressur und Führung des Gebrauchs¬ hundes". Alle die angeführten Gebiete sind knapp und doch im wesentlichen erschöpfend geschildert; der Hauptvorzug des Buches besteht darin, daß nur dasjenige dem jungen Jäger zur Nachahmung oder Anschaffung empfohlen wird, was Oberländer im Laufe seiner langen Jägerprar.is als richtig oder gut erprobt hat. Mag auch mancher Weidmann den Kopf schütteln, wenn er liest, daß die Patrone, die er führt, oder eine Konstruktion, über die er Lobenswertes etwa in Berichte» der Versuchsanstalt gelesen, von Oberländer als Spielerei abgetan wird — im Grunde hat Oberländer recht, denn dem jungen Weidmann, für den er schreibt, sollen mög¬ lichst alle Enttäuschungen erspart werden, und da ist der beste Ratschlag: nur nicht auf alle neuen Erfindungen hereinfallen! Davor warnt der Verfasser denn auch in seiner temperamentvollen Art. Gerade diese kernige Sprache, die immer den Nagel ans den Kopf trifft wenn es auch mal ein Nagel ist, der's weniger verdient hat —, macht das Buch zu einer fesselnden Lektüre für jeder¬ mann, ganz abgesehen von dem reiche» Gewinn, den der angehende Weidmann aus F. M, dem „Lehrprinzen" ziehen wird. Aunstgeschichte BcrtholdHlicndcke: Knnstmialysen. Zweite Auflage. Braunschweig, George Westermann. Prof. HamdckeS Buch „Kunstanalysen" ist keine „Kunstgeschichte" im übliche,: Sinne, es will nicht „in erster Linie kunstgeschichtliche Kenntnisse übermitteln, sondern nur bei loser historischer Verbindung der einzelnen Kunst¬ werke künstlerische Fragen im engeren Wort¬ sinne sachlich erörtern". Darum wendet eS sich an kunstliebende Laien, denen so häufig trotz umfangreichen kunstgeschichtlichen Wissens das richtige Verständnis für die Absichten des Künstlers fehlt. Der Königsberger Gelehrte will unsere Kenntnisse also weniger erweitern als vertiefen. Beginnend mit dem altchrist

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341893_318282
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341893_318282/380
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341893_318282/380>, abgerufen am 19.05.2024.