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Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

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nach dein Buche und findet beim wiederholten
Lesen doppelten und dreifachen Genuß.

Prof. Dr. Rob, Läng

Eine junge Dichterin, Margarete Windt-
horst, von der wir ein Gedicht "Im Sommer¬
regeu" in Heft 19 dieses Jahrganges ver¬
öffentlichen konnten, hat jetzt in der Deutschen
Verlagsanstalt zu Stuttgart eine erste Samm¬
lung ihrer "Gedichte" erscheinen lassen. Kein
Geringerer als Ernst Zahn hat dem Buche
folgende Geleitworte mit auf den Weg ge¬
geben:

"Wenn wir mit unseren Freunden gehen,
so weisen wir ihnen gerne, was uns am Wege
Auge und Herz erfreut, die Prangende Rose,
das Kind, das mit leuchtenden Locken und
Blicken uns entgegeneile, den sachter Abend,
in dessen Gold noch ein Kirchcnkrouz blitzt,
ein fernes Wasser schimmert, das Laub einer
Birke zittert und glimmt. So will ich
Freunden von diesen Gedichten sagen. Ich
weiß von der, die sie sang, nichts als den
Namen. Aber als ich ihre Verse las, war
mir, als hörte ich das Märchen raunen im
Ried, und wiederum, als ginge ein starkes,
blondes junges Weib mutigen Blickes dem
Tage entgegen, und wiederum, als werfe der
Kobold Phantasie mit einem Spiegelein
neckische Lichter ans hundert Kleinigkeiten, daß
sie lebten und ins Ange sprangen, die man
sonst übersah. Und dieses Buch schien mir
schön. DaS Leben aber hat nicht so viel
Schönheit, daß man eine Vergessene am Wege
liegen lassen dürfte. Vielleicht, libr Freunde,
dankt ihr es mir, daß ich diese euch aufhob.
Und tut ihr das, viele von euch, dann ist der
Verfasserin des Buches wie mir freundlich
geholfen."

Auch wir möchten wünschen, daß recht viele
unserer Leser sich an der Schönheit der Verse
dieses verheißungsvoller Talents erfreuen.
Hier geben wir noch eine Probe aus dem
Buche:

In ein Stammbuch.
Alles Leben ist ein Dichten:
Heute heischt es heiße Tänze,
Morgen ist es ein Verzichten
Aus die ruhmverdicnten Kränze. Aber losgelöst vom Staube
Soll es dich zur Kunst erheben,
[Spaltenumbruch]
Und des Lebens schönster Glaube
Sei des Dichters Ziel und Streben.
Sein Verlangen sind die Töne
In des Wortes reinster Wendung,
Seine Heimat ist das Schöne,
Und sein Ziel ist die Vollendung.
Laß wie zu gereimten Gliede
Sich die Jahre dir verschlingen,
Und dein Leben wird zum Liede,
Das die andern nach dir singen.
'X-
Offizier- und Beamtenfragen

Gewesene Leute. Man schrieb mir: "Der
eintretende Offizier tätige einen Anstellungs-
bertrag, durch den er n. a. nach bestimmter
Dienstzeit auch pensionsbercchtigt wird. Nußcr-
vcrtragliche Ansprüche eines Angestellten im
Kündigungsfalle erledigen sich hierdurch! --
So etwa war ja Wohl der Sinn einer Er¬
klärung vom Regierungstisch, als letzt die
Volksvertretung über rückwirkende Kraft der
Pensionserhöhung verhandelte? -- Ein Sol-
datcnherz blutet ..." --

Lassen wir unser Gefühl aus dein SPiell
Der Vergleich hinkt aber auch formal: Wer
ist Gegenkontrahent, wie ist der Kündigungs¬
paragraph, wo ist die Berufungsinstanz?
Die Parität liegt im argen. So schlimm
War's aber am Ende auch gar nicht gemeint;
Wer schaut in die Herzen? Wenn's in der
Küche hapert, wird der Gast dem Kellner grob,
und der kriegt schließlich auch zu viel.

Bescheiden wir uns, daß "von dort" vor¬
läufig nichts zu holen ist, geraten wir nicht
auf den Abweg, den Schwerpunkt der richtig
geplanten Selbsthilfe auf erneuten Sturmlauf
gegen die Behörde zu legen. Die Durch¬
führung könnte uns auf den Weg des Kuh¬
handels mit Zwischenträgern locken; und da¬
bei ist das Opfer vielleicht höher als der Preis.
Gott schütze uns vor fanatischen Freunden!
Nüchternheit kann nicht scharf genug gepredigt
werden.

Kein übereilter Zusammenschluß auf ver¬
schwommener Grundlage! WnS hat die
gegenwärtige Notlage verabschiedeter Offiziere
mit der vermeintlichen Notwendigkeit einer
qualitativen Hebung des Offizierersatzes zu
schaffen? Der fragliche Erfolg solch ver¬
zwickter Umwälzung würde für uns erst in

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

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nach dein Buche und findet beim wiederholten
Lesen doppelten und dreifachen Genuß.

Prof. Dr. Rob, Läng

Eine junge Dichterin, Margarete Windt-
horst, von der wir ein Gedicht „Im Sommer¬
regeu" in Heft 19 dieses Jahrganges ver¬
öffentlichen konnten, hat jetzt in der Deutschen
Verlagsanstalt zu Stuttgart eine erste Samm¬
lung ihrer „Gedichte" erscheinen lassen. Kein
Geringerer als Ernst Zahn hat dem Buche
folgende Geleitworte mit auf den Weg ge¬
geben:

„Wenn wir mit unseren Freunden gehen,
so weisen wir ihnen gerne, was uns am Wege
Auge und Herz erfreut, die Prangende Rose,
das Kind, das mit leuchtenden Locken und
Blicken uns entgegeneile, den sachter Abend,
in dessen Gold noch ein Kirchcnkrouz blitzt,
ein fernes Wasser schimmert, das Laub einer
Birke zittert und glimmt. So will ich
Freunden von diesen Gedichten sagen. Ich
weiß von der, die sie sang, nichts als den
Namen. Aber als ich ihre Verse las, war
mir, als hörte ich das Märchen raunen im
Ried, und wiederum, als ginge ein starkes,
blondes junges Weib mutigen Blickes dem
Tage entgegen, und wiederum, als werfe der
Kobold Phantasie mit einem Spiegelein
neckische Lichter ans hundert Kleinigkeiten, daß
sie lebten und ins Ange sprangen, die man
sonst übersah. Und dieses Buch schien mir
schön. DaS Leben aber hat nicht so viel
Schönheit, daß man eine Vergessene am Wege
liegen lassen dürfte. Vielleicht, libr Freunde,
dankt ihr es mir, daß ich diese euch aufhob.
Und tut ihr das, viele von euch, dann ist der
Verfasserin des Buches wie mir freundlich
geholfen."

Auch wir möchten wünschen, daß recht viele
unserer Leser sich an der Schönheit der Verse
dieses verheißungsvoller Talents erfreuen.
Hier geben wir noch eine Probe aus dem
Buche:

In ein Stammbuch.
Alles Leben ist ein Dichten:
Heute heischt es heiße Tänze,
Morgen ist es ein Verzichten
Aus die ruhmverdicnten Kränze. Aber losgelöst vom Staube
Soll es dich zur Kunst erheben,
[Spaltenumbruch]
Und des Lebens schönster Glaube
Sei des Dichters Ziel und Streben.
Sein Verlangen sind die Töne
In des Wortes reinster Wendung,
Seine Heimat ist das Schöne,
Und sein Ziel ist die Vollendung.
Laß wie zu gereimten Gliede
Sich die Jahre dir verschlingen,
Und dein Leben wird zum Liede,
Das die andern nach dir singen.
'X-
Offizier- und Beamtenfragen

Gewesene Leute. Man schrieb mir: „Der
eintretende Offizier tätige einen Anstellungs-
bertrag, durch den er n. a. nach bestimmter
Dienstzeit auch pensionsbercchtigt wird. Nußcr-
vcrtragliche Ansprüche eines Angestellten im
Kündigungsfalle erledigen sich hierdurch! —
So etwa war ja Wohl der Sinn einer Er¬
klärung vom Regierungstisch, als letzt die
Volksvertretung über rückwirkende Kraft der
Pensionserhöhung verhandelte? — Ein Sol-
datcnherz blutet ..." —

Lassen wir unser Gefühl aus dein SPiell
Der Vergleich hinkt aber auch formal: Wer
ist Gegenkontrahent, wie ist der Kündigungs¬
paragraph, wo ist die Berufungsinstanz?
Die Parität liegt im argen. So schlimm
War's aber am Ende auch gar nicht gemeint;
Wer schaut in die Herzen? Wenn's in der
Küche hapert, wird der Gast dem Kellner grob,
und der kriegt schließlich auch zu viel.

Bescheiden wir uns, daß „von dort" vor¬
läufig nichts zu holen ist, geraten wir nicht
auf den Abweg, den Schwerpunkt der richtig
geplanten Selbsthilfe auf erneuten Sturmlauf
gegen die Behörde zu legen. Die Durch¬
führung könnte uns auf den Weg des Kuh¬
handels mit Zwischenträgern locken; und da¬
bei ist das Opfer vielleicht höher als der Preis.
Gott schütze uns vor fanatischen Freunden!
Nüchternheit kann nicht scharf genug gepredigt
werden.

Kein übereilter Zusammenschluß auf ver¬
schwommener Grundlage! WnS hat die
gegenwärtige Notlage verabschiedeter Offiziere
mit der vermeintlichen Notwendigkeit einer
qualitativen Hebung des Offizierersatzes zu
schaffen? Der fragliche Erfolg solch ver¬
zwickter Umwälzung würde für uns erst in

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[0598] Maßgebliches und Unmaßgebliches nach dein Buche und findet beim wiederholten Lesen doppelten und dreifachen Genuß. Prof. Dr. Rob, Läng Eine junge Dichterin, Margarete Windt- horst, von der wir ein Gedicht „Im Sommer¬ regeu" in Heft 19 dieses Jahrganges ver¬ öffentlichen konnten, hat jetzt in der Deutschen Verlagsanstalt zu Stuttgart eine erste Samm¬ lung ihrer „Gedichte" erscheinen lassen. Kein Geringerer als Ernst Zahn hat dem Buche folgende Geleitworte mit auf den Weg ge¬ geben: „Wenn wir mit unseren Freunden gehen, so weisen wir ihnen gerne, was uns am Wege Auge und Herz erfreut, die Prangende Rose, das Kind, das mit leuchtenden Locken und Blicken uns entgegeneile, den sachter Abend, in dessen Gold noch ein Kirchcnkrouz blitzt, ein fernes Wasser schimmert, das Laub einer Birke zittert und glimmt. So will ich Freunden von diesen Gedichten sagen. Ich weiß von der, die sie sang, nichts als den Namen. Aber als ich ihre Verse las, war mir, als hörte ich das Märchen raunen im Ried, und wiederum, als ginge ein starkes, blondes junges Weib mutigen Blickes dem Tage entgegen, und wiederum, als werfe der Kobold Phantasie mit einem Spiegelein neckische Lichter ans hundert Kleinigkeiten, daß sie lebten und ins Ange sprangen, die man sonst übersah. Und dieses Buch schien mir schön. DaS Leben aber hat nicht so viel Schönheit, daß man eine Vergessene am Wege liegen lassen dürfte. Vielleicht, libr Freunde, dankt ihr es mir, daß ich diese euch aufhob. Und tut ihr das, viele von euch, dann ist der Verfasserin des Buches wie mir freundlich geholfen." Auch wir möchten wünschen, daß recht viele unserer Leser sich an der Schönheit der Verse dieses verheißungsvoller Talents erfreuen. Hier geben wir noch eine Probe aus dem Buche: In ein Stammbuch. Alles Leben ist ein Dichten: Heute heischt es heiße Tänze, Morgen ist es ein Verzichten Aus die ruhmverdicnten Kränze. Aber losgelöst vom Staube Soll es dich zur Kunst erheben, Und des Lebens schönster Glaube Sei des Dichters Ziel und Streben. Sein Verlangen sind die Töne In des Wortes reinster Wendung, Seine Heimat ist das Schöne, Und sein Ziel ist die Vollendung. Laß wie zu gereimten Gliede Sich die Jahre dir verschlingen, Und dein Leben wird zum Liede, Das die andern nach dir singen. 'X- Offizier- und Beamtenfragen Gewesene Leute. Man schrieb mir: „Der eintretende Offizier tätige einen Anstellungs- bertrag, durch den er n. a. nach bestimmter Dienstzeit auch pensionsbercchtigt wird. Nußcr- vcrtragliche Ansprüche eines Angestellten im Kündigungsfalle erledigen sich hierdurch! — So etwa war ja Wohl der Sinn einer Er¬ klärung vom Regierungstisch, als letzt die Volksvertretung über rückwirkende Kraft der Pensionserhöhung verhandelte? — Ein Sol- datcnherz blutet ..." — Lassen wir unser Gefühl aus dein SPiell Der Vergleich hinkt aber auch formal: Wer ist Gegenkontrahent, wie ist der Kündigungs¬ paragraph, wo ist die Berufungsinstanz? Die Parität liegt im argen. So schlimm War's aber am Ende auch gar nicht gemeint; Wer schaut in die Herzen? Wenn's in der Küche hapert, wird der Gast dem Kellner grob, und der kriegt schließlich auch zu viel. Bescheiden wir uns, daß „von dort" vor¬ läufig nichts zu holen ist, geraten wir nicht auf den Abweg, den Schwerpunkt der richtig geplanten Selbsthilfe auf erneuten Sturmlauf gegen die Behörde zu legen. Die Durch¬ führung könnte uns auf den Weg des Kuh¬ handels mit Zwischenträgern locken; und da¬ bei ist das Opfer vielleicht höher als der Preis. Gott schütze uns vor fanatischen Freunden! Nüchternheit kann nicht scharf genug gepredigt werden. Kein übereilter Zusammenschluß auf ver¬ schwommener Grundlage! WnS hat die gegenwärtige Notlage verabschiedeter Offiziere mit der vermeintlichen Notwendigkeit einer qualitativen Hebung des Offizierersatzes zu schaffen? Der fragliche Erfolg solch ver¬ zwickter Umwälzung würde für uns erst in

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341893_318282/598>, abgerufen am 26.05.2024.