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Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Erstes Vierteljahr.

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Reichsspiegel

Beziehungen der Post zu den Gebrüdern Mannesmann gemacht hat, sind General-
major v. Loebell und ich zu Herrn Cleinow gegangen und haben ihn darüber
aufgeklärt, daß niemals Dr. Pohl oder ein Beauftragter von ihm oder seinem
Verlag bei Mannesmann irgendeine finanzielle Unterstützung gesucht oder gefunden
haben. Wir gaben Herrn Cleinow diese Aufklärung in der Absicht, ihm Gelegen¬
heit zu einer loyalen Erklärung zu geben, da er vollständig falsch unterrichtet war."

Hierin widerspricht den Tatsachen, daß Herr v. Reibnitz mit Herrn v. Loebell
zu mir gekommen seien. Tatsache ist vielmehr, daß Herr v. Reibnitz allein am
11. September in mein Bureau kam, mich am 14. September noch einmal
telephonisch anrief, während Herr General v. Loebell erst am 14. Oktober auf
meine eigene Anregung hin ebenfalls allein zu mir kam. Die Angaben des Herrn
v. Reibnitz über die Beziehungen der Firma Mannesmann zur Post habe ich
damals in Gegenwart des Herrn v. Reibnitz schriftlich fixiert und im Anschluß
daran meinem Sekretär wie folgt diktiert:

"Als die Post reformiert wurde und in den neuen Besitz überging, wendete
sich Herr Pohl an die Gebrüder Mannesmann, um sie zur Beteiligung an dem
Unternehmen aufzufordern. Auf Veranlassung des Herrn v. Reibnitz wurde dieses
Gesuch abgelehnt, angeblich, aus Rücksicht auf die politische Situation in der
Marokkofrage. Weitere Beziehungen sollen zur Post nicht bestehen."

Selbstverständlich habe ich kein Urteil darüber, ob Herr v. Reibnitz mir etwas
objektiv richtiges oder falsches gesagt hat. Es ist auch ganz gleichgültig für meine
und der Post Stellung in der ganzen Angelegenheit. Nicht die materiellen
Fäden galt es mir aufzudecken, sondern die viel gefährlicheren geistigen, die es
im Zusammenhang mit der ganzen übrigen Agitation bewirkt haben, daß wir
nicht nur in eine finanzielle Panik, sondern an den Rand eines Krieges gerieten,
der unter den ungünstigsten Verhältnissen hätte begonnen werden müssen.




Berichtigung.

Zu einem weit verbreiteten Bericht über die Prozeßverhandlung in Essen
möchte ich mit Rücksicht auf eine an die Presse versandte Richtigstellung des
Herrn General v. Loebell feststellen: Ich habe nicht gesagt, Herr General¬
major v. Loebell und ich hätten beide den Eindruck gehabt, daß die Journalisten¬
versammlung von den Gebrüder Mannesmann inszeniert worden sei, -- ich habe
vielmehr ausgeführt: "während der Journalistenversammlung gewann ich aus Gesten
des Generals v. Loebell den Eindruck, daß auch er meine Auffassung über den
Vortrag des Herrn v. Wrochem teilte; ich machte mich daraufhin mit ihm bekannt
und Herr v. Loebell wird gern bezeugen, daß man angesichts des Verhaltens
Ripplers und v. Wrochems dazu kommen konnte, die Versammlung als von den
Herren Mannesmann in Szene gesetzt zu betrachten."

Für sonstige Angaben habe ich Herrn General v. Loebell nicht als Zeuge
benannt, da ich wohl wußte, daß er meine Auffassung von der Beeinflussung
der öffentlichen Meinung durch den Pressedienst des Herrn v. Reibnitz nicht teilte.


G, Lleinow
Reichsspiegel

Beziehungen der Post zu den Gebrüdern Mannesmann gemacht hat, sind General-
major v. Loebell und ich zu Herrn Cleinow gegangen und haben ihn darüber
aufgeklärt, daß niemals Dr. Pohl oder ein Beauftragter von ihm oder seinem
Verlag bei Mannesmann irgendeine finanzielle Unterstützung gesucht oder gefunden
haben. Wir gaben Herrn Cleinow diese Aufklärung in der Absicht, ihm Gelegen¬
heit zu einer loyalen Erklärung zu geben, da er vollständig falsch unterrichtet war."

Hierin widerspricht den Tatsachen, daß Herr v. Reibnitz mit Herrn v. Loebell
zu mir gekommen seien. Tatsache ist vielmehr, daß Herr v. Reibnitz allein am
11. September in mein Bureau kam, mich am 14. September noch einmal
telephonisch anrief, während Herr General v. Loebell erst am 14. Oktober auf
meine eigene Anregung hin ebenfalls allein zu mir kam. Die Angaben des Herrn
v. Reibnitz über die Beziehungen der Firma Mannesmann zur Post habe ich
damals in Gegenwart des Herrn v. Reibnitz schriftlich fixiert und im Anschluß
daran meinem Sekretär wie folgt diktiert:

„Als die Post reformiert wurde und in den neuen Besitz überging, wendete
sich Herr Pohl an die Gebrüder Mannesmann, um sie zur Beteiligung an dem
Unternehmen aufzufordern. Auf Veranlassung des Herrn v. Reibnitz wurde dieses
Gesuch abgelehnt, angeblich, aus Rücksicht auf die politische Situation in der
Marokkofrage. Weitere Beziehungen sollen zur Post nicht bestehen."

Selbstverständlich habe ich kein Urteil darüber, ob Herr v. Reibnitz mir etwas
objektiv richtiges oder falsches gesagt hat. Es ist auch ganz gleichgültig für meine
und der Post Stellung in der ganzen Angelegenheit. Nicht die materiellen
Fäden galt es mir aufzudecken, sondern die viel gefährlicheren geistigen, die es
im Zusammenhang mit der ganzen übrigen Agitation bewirkt haben, daß wir
nicht nur in eine finanzielle Panik, sondern an den Rand eines Krieges gerieten,
der unter den ungünstigsten Verhältnissen hätte begonnen werden müssen.




Berichtigung.

Zu einem weit verbreiteten Bericht über die Prozeßverhandlung in Essen
möchte ich mit Rücksicht auf eine an die Presse versandte Richtigstellung des
Herrn General v. Loebell feststellen: Ich habe nicht gesagt, Herr General¬
major v. Loebell und ich hätten beide den Eindruck gehabt, daß die Journalisten¬
versammlung von den Gebrüder Mannesmann inszeniert worden sei, — ich habe
vielmehr ausgeführt: „während der Journalistenversammlung gewann ich aus Gesten
des Generals v. Loebell den Eindruck, daß auch er meine Auffassung über den
Vortrag des Herrn v. Wrochem teilte; ich machte mich daraufhin mit ihm bekannt
und Herr v. Loebell wird gern bezeugen, daß man angesichts des Verhaltens
Ripplers und v. Wrochems dazu kommen konnte, die Versammlung als von den
Herren Mannesmann in Szene gesetzt zu betrachten."

Für sonstige Angaben habe ich Herrn General v. Loebell nicht als Zeuge
benannt, da ich wohl wußte, daß er meine Auffassung von der Beeinflussung
der öffentlichen Meinung durch den Pressedienst des Herrn v. Reibnitz nicht teilte.


G, Lleinow
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[0207] Reichsspiegel Beziehungen der Post zu den Gebrüdern Mannesmann gemacht hat, sind General- major v. Loebell und ich zu Herrn Cleinow gegangen und haben ihn darüber aufgeklärt, daß niemals Dr. Pohl oder ein Beauftragter von ihm oder seinem Verlag bei Mannesmann irgendeine finanzielle Unterstützung gesucht oder gefunden haben. Wir gaben Herrn Cleinow diese Aufklärung in der Absicht, ihm Gelegen¬ heit zu einer loyalen Erklärung zu geben, da er vollständig falsch unterrichtet war." Hierin widerspricht den Tatsachen, daß Herr v. Reibnitz mit Herrn v. Loebell zu mir gekommen seien. Tatsache ist vielmehr, daß Herr v. Reibnitz allein am 11. September in mein Bureau kam, mich am 14. September noch einmal telephonisch anrief, während Herr General v. Loebell erst am 14. Oktober auf meine eigene Anregung hin ebenfalls allein zu mir kam. Die Angaben des Herrn v. Reibnitz über die Beziehungen der Firma Mannesmann zur Post habe ich damals in Gegenwart des Herrn v. Reibnitz schriftlich fixiert und im Anschluß daran meinem Sekretär wie folgt diktiert: „Als die Post reformiert wurde und in den neuen Besitz überging, wendete sich Herr Pohl an die Gebrüder Mannesmann, um sie zur Beteiligung an dem Unternehmen aufzufordern. Auf Veranlassung des Herrn v. Reibnitz wurde dieses Gesuch abgelehnt, angeblich, aus Rücksicht auf die politische Situation in der Marokkofrage. Weitere Beziehungen sollen zur Post nicht bestehen." Selbstverständlich habe ich kein Urteil darüber, ob Herr v. Reibnitz mir etwas objektiv richtiges oder falsches gesagt hat. Es ist auch ganz gleichgültig für meine und der Post Stellung in der ganzen Angelegenheit. Nicht die materiellen Fäden galt es mir aufzudecken, sondern die viel gefährlicheren geistigen, die es im Zusammenhang mit der ganzen übrigen Agitation bewirkt haben, daß wir nicht nur in eine finanzielle Panik, sondern an den Rand eines Krieges gerieten, der unter den ungünstigsten Verhältnissen hätte begonnen werden müssen. Berichtigung. Zu einem weit verbreiteten Bericht über die Prozeßverhandlung in Essen möchte ich mit Rücksicht auf eine an die Presse versandte Richtigstellung des Herrn General v. Loebell feststellen: Ich habe nicht gesagt, Herr General¬ major v. Loebell und ich hätten beide den Eindruck gehabt, daß die Journalisten¬ versammlung von den Gebrüder Mannesmann inszeniert worden sei, — ich habe vielmehr ausgeführt: „während der Journalistenversammlung gewann ich aus Gesten des Generals v. Loebell den Eindruck, daß auch er meine Auffassung über den Vortrag des Herrn v. Wrochem teilte; ich machte mich daraufhin mit ihm bekannt und Herr v. Loebell wird gern bezeugen, daß man angesichts des Verhaltens Ripplers und v. Wrochems dazu kommen konnte, die Versammlung als von den Herren Mannesmann in Szene gesetzt zu betrachten." Für sonstige Angaben habe ich Herrn General v. Loebell nicht als Zeuge benannt, da ich wohl wußte, daß er meine Auffassung von der Beeinflussung der öffentlichen Meinung durch den Pressedienst des Herrn v. Reibnitz nicht teilte. G, Lleinow

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341895_320416/207>, abgerufen am 29.04.2024.