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Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

[Beginn Spaltensatz]

verabschiedete Offiziere als Leiter bzw. als
deren Stellvertreter, für die Bureautätigkeit
usw. Militäranwärter angestellt worden.

Die nach einzelnen Zeitungsmeldungen
geplante Ausbildung soll nur praktisch, bei
Krankenkassen, Berufsgenossenschaftenusw., sein.
Ich möchte vor den Zufälligkeiten einer solchen
VerlegenheitsauSbildung dringend warnen.
Wer nicht über eine gründliche theoretische Aus¬
bildung -- neben der praktischen Schulung --
verfügt, wird sich stets unsicher fühlen und
gerade diejenigen Stützpunkte entbehren, welche
allein zu leitender Stellung befähigen. Eine
gute Vorbildung gewährt dagegen die Be¬
rechtigung zu höheren und angemessen besoldeten
Posten.

Die in Frage kommenden Regierungsstellen
Werden eine solche Anstalt für die Reichs¬
versicherung allein nicht gründen, dagegen sich
an einer Gründung, welche die Unterstützung
der Privatversicherung genießt, gern beteiligen.

Der Unterbau und die Hilfszweige würden
beiden Teilen gemeinsam sein, die stoffliche
Scheidung sollte erst bei vorgerücktem^studium,
etwa im dritten Semester, erfolgen. Ein gewisser
Erfolg würde es auch sein, daß durch die
gemeinsame Arbeit am Lyzeum Private und
staatliche Verhinderer in engere Fühlung treten.

Endlich könnte auch der hochschulmäßigen
Fortbildung für Juristen eine Möglichkeit
eröffnet werden, indem diesen eine konzentrierte
Ausbildung geboten wird.

Aus den Kreisen der Anwärter für Reichs¬
versicherungsstellen würde von Anfang an ein
reger Zulauf sein; da die dort maßgebenden
Organisationen mit den Wohl verstandenen
Interessen und Notwendigkeiten ihrer Käme^
raten nahe vertraut sind. Auch würde dort
vielleicht eine solche Gründung behördlich und
Privat stark gefördert werden.

Von größter Bedeutung wird es sein, welche
Stellung die Privatversicherungon hierzu ein¬
nehmen werden. Oft habe ich bewundern
können, welche große Summe von Wissen und
Erfahrung die leitenden Stellen auszeichnet.
Ein persönliches Urteil über das Heer von An¬
gestellten der Deutschen Versicherungsgesell¬
schaften habe ich dagegen nicht; Wohl aber habe
ich oft aus Berichten und gelegentlichen Mit¬
teilungen mehrerer Gesellschaften ersehen, daß
eine systematische SchuKmg vielleicht eine Ent¬

[Spaltenumbruch]

faltung der Kräfte erleichtern und eine erheb¬
liche Entlastung der Direktionen und General¬
agenturen herbeiführen könnte.

Gerade in den Kreisen verabschiedeter Offi¬
ziere werden aber Erfahrungen Nicht fehlen,
wie es den Anfängern in der Versicherung
ergeht. MancheEnttäuschung.mancherJammer
wäre erspart geblieben, wenn man frühzeitig
den Wert einer gründlichen Fachausbildung
gewürdigt hätte. ' -

Nun aber ist Gefahr im Verzüge I Jetzt
heißt es, keinen Augenblick mehr zögern.

Da die staatliche Ausbildung der Offiziere
und Anwärter zum April dieses Jahres be¬
ginnen soll, so wäre eine Entscheidung in nicht
zu ferner Zeit notwendig.

Die Kosten müssen -- neben Staatszu¬
schüssen -- von den Gesellschaften getragen
werden. Nach meiner Berechnung würde der
Jahresetat für eine kleine Anstalt etwa
60000 Mark betragen. Es wäre auch zunächst
eine Bewilligung von drei Jahren zu erstreben.

Die Anstalt würde staatlich zu konzessionieren
sein und müßte von einem Kuratorium beauf¬
sichtigt werden, in welchem Vertreter der
beteiligten Ressorts und Gesellschaften sitzen
würden.

Es wäre dringend erwünscht, daß Inter¬
essenten der Redaktion oder dem Verfasser
ihre Bereitwilligkeit zu erkennen geben, an
dem vorstehend geschilderten Plane mitzu¬
arbeiten.

Dr. Paul Posener Rechtsanwalt am Kammergericht
Die christlichen Jünglingsverrine in die

Front der Jugendpflege!

Die Jugendpflege
ist auf dem Marsche: Unter dem Weihnachts¬
baum hat Generalfeldmarschall v. d. Goltz dies
jüngste Kind des Vaterlandes herzlich will¬
kommen geheißen (2. Beilage des Tag vom
24. Dezember), die Bayern helfen den Ber¬
linern ihre treffliche Organisation nachzubilden,
viele Kräfte regen sich vielerorts, -- und doch
fehlt es an geeigneten Führern und Helfern.
In diesem Falle sind die größeren Städte,
wie sie eine geordnete Jugendpflege freilich
am dringendsten nötig haben, so auch im
Vorteil gegen das Land und die kleineren
Städte, besonders solche, die keine Garnison
haben. Denn in den großen Städten haust

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

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verabschiedete Offiziere als Leiter bzw. als
deren Stellvertreter, für die Bureautätigkeit
usw. Militäranwärter angestellt worden.

Die nach einzelnen Zeitungsmeldungen
geplante Ausbildung soll nur praktisch, bei
Krankenkassen, Berufsgenossenschaftenusw., sein.
Ich möchte vor den Zufälligkeiten einer solchen
VerlegenheitsauSbildung dringend warnen.
Wer nicht über eine gründliche theoretische Aus¬
bildung — neben der praktischen Schulung —
verfügt, wird sich stets unsicher fühlen und
gerade diejenigen Stützpunkte entbehren, welche
allein zu leitender Stellung befähigen. Eine
gute Vorbildung gewährt dagegen die Be¬
rechtigung zu höheren und angemessen besoldeten
Posten.

Die in Frage kommenden Regierungsstellen
Werden eine solche Anstalt für die Reichs¬
versicherung allein nicht gründen, dagegen sich
an einer Gründung, welche die Unterstützung
der Privatversicherung genießt, gern beteiligen.

Der Unterbau und die Hilfszweige würden
beiden Teilen gemeinsam sein, die stoffliche
Scheidung sollte erst bei vorgerücktem^studium,
etwa im dritten Semester, erfolgen. Ein gewisser
Erfolg würde es auch sein, daß durch die
gemeinsame Arbeit am Lyzeum Private und
staatliche Verhinderer in engere Fühlung treten.

Endlich könnte auch der hochschulmäßigen
Fortbildung für Juristen eine Möglichkeit
eröffnet werden, indem diesen eine konzentrierte
Ausbildung geboten wird.

Aus den Kreisen der Anwärter für Reichs¬
versicherungsstellen würde von Anfang an ein
reger Zulauf sein; da die dort maßgebenden
Organisationen mit den Wohl verstandenen
Interessen und Notwendigkeiten ihrer Käme^
raten nahe vertraut sind. Auch würde dort
vielleicht eine solche Gründung behördlich und
Privat stark gefördert werden.

Von größter Bedeutung wird es sein, welche
Stellung die Privatversicherungon hierzu ein¬
nehmen werden. Oft habe ich bewundern
können, welche große Summe von Wissen und
Erfahrung die leitenden Stellen auszeichnet.
Ein persönliches Urteil über das Heer von An¬
gestellten der Deutschen Versicherungsgesell¬
schaften habe ich dagegen nicht; Wohl aber habe
ich oft aus Berichten und gelegentlichen Mit¬
teilungen mehrerer Gesellschaften ersehen, daß
eine systematische SchuKmg vielleicht eine Ent¬

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faltung der Kräfte erleichtern und eine erheb¬
liche Entlastung der Direktionen und General¬
agenturen herbeiführen könnte.

Gerade in den Kreisen verabschiedeter Offi¬
ziere werden aber Erfahrungen Nicht fehlen,
wie es den Anfängern in der Versicherung
ergeht. MancheEnttäuschung.mancherJammer
wäre erspart geblieben, wenn man frühzeitig
den Wert einer gründlichen Fachausbildung
gewürdigt hätte. ' -

Nun aber ist Gefahr im Verzüge I Jetzt
heißt es, keinen Augenblick mehr zögern.

Da die staatliche Ausbildung der Offiziere
und Anwärter zum April dieses Jahres be¬
ginnen soll, so wäre eine Entscheidung in nicht
zu ferner Zeit notwendig.

Die Kosten müssen — neben Staatszu¬
schüssen — von den Gesellschaften getragen
werden. Nach meiner Berechnung würde der
Jahresetat für eine kleine Anstalt etwa
60000 Mark betragen. Es wäre auch zunächst
eine Bewilligung von drei Jahren zu erstreben.

Die Anstalt würde staatlich zu konzessionieren
sein und müßte von einem Kuratorium beauf¬
sichtigt werden, in welchem Vertreter der
beteiligten Ressorts und Gesellschaften sitzen
würden.

Es wäre dringend erwünscht, daß Inter¬
essenten der Redaktion oder dem Verfasser
ihre Bereitwilligkeit zu erkennen geben, an
dem vorstehend geschilderten Plane mitzu¬
arbeiten.

Dr. Paul Posener Rechtsanwalt am Kammergericht
Die christlichen Jünglingsverrine in die

Front der Jugendpflege!

Die Jugendpflege
ist auf dem Marsche: Unter dem Weihnachts¬
baum hat Generalfeldmarschall v. d. Goltz dies
jüngste Kind des Vaterlandes herzlich will¬
kommen geheißen (2. Beilage des Tag vom
24. Dezember), die Bayern helfen den Ber¬
linern ihre treffliche Organisation nachzubilden,
viele Kräfte regen sich vielerorts, — und doch
fehlt es an geeigneten Führern und Helfern.
In diesem Falle sind die größeren Städte,
wie sie eine geordnete Jugendpflege freilich
am dringendsten nötig haben, so auch im
Vorteil gegen das Land und die kleineren
Städte, besonders solche, die keine Garnison
haben. Denn in den großen Städten haust

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[0355] Maßgebliches und Unmaßgebliches verabschiedete Offiziere als Leiter bzw. als deren Stellvertreter, für die Bureautätigkeit usw. Militäranwärter angestellt worden. Die nach einzelnen Zeitungsmeldungen geplante Ausbildung soll nur praktisch, bei Krankenkassen, Berufsgenossenschaftenusw., sein. Ich möchte vor den Zufälligkeiten einer solchen VerlegenheitsauSbildung dringend warnen. Wer nicht über eine gründliche theoretische Aus¬ bildung — neben der praktischen Schulung — verfügt, wird sich stets unsicher fühlen und gerade diejenigen Stützpunkte entbehren, welche allein zu leitender Stellung befähigen. Eine gute Vorbildung gewährt dagegen die Be¬ rechtigung zu höheren und angemessen besoldeten Posten. Die in Frage kommenden Regierungsstellen Werden eine solche Anstalt für die Reichs¬ versicherung allein nicht gründen, dagegen sich an einer Gründung, welche die Unterstützung der Privatversicherung genießt, gern beteiligen. Der Unterbau und die Hilfszweige würden beiden Teilen gemeinsam sein, die stoffliche Scheidung sollte erst bei vorgerücktem^studium, etwa im dritten Semester, erfolgen. Ein gewisser Erfolg würde es auch sein, daß durch die gemeinsame Arbeit am Lyzeum Private und staatliche Verhinderer in engere Fühlung treten. Endlich könnte auch der hochschulmäßigen Fortbildung für Juristen eine Möglichkeit eröffnet werden, indem diesen eine konzentrierte Ausbildung geboten wird. Aus den Kreisen der Anwärter für Reichs¬ versicherungsstellen würde von Anfang an ein reger Zulauf sein; da die dort maßgebenden Organisationen mit den Wohl verstandenen Interessen und Notwendigkeiten ihrer Käme^ raten nahe vertraut sind. Auch würde dort vielleicht eine solche Gründung behördlich und Privat stark gefördert werden. Von größter Bedeutung wird es sein, welche Stellung die Privatversicherungon hierzu ein¬ nehmen werden. Oft habe ich bewundern können, welche große Summe von Wissen und Erfahrung die leitenden Stellen auszeichnet. Ein persönliches Urteil über das Heer von An¬ gestellten der Deutschen Versicherungsgesell¬ schaften habe ich dagegen nicht; Wohl aber habe ich oft aus Berichten und gelegentlichen Mit¬ teilungen mehrerer Gesellschaften ersehen, daß eine systematische SchuKmg vielleicht eine Ent¬ faltung der Kräfte erleichtern und eine erheb¬ liche Entlastung der Direktionen und General¬ agenturen herbeiführen könnte. Gerade in den Kreisen verabschiedeter Offi¬ ziere werden aber Erfahrungen Nicht fehlen, wie es den Anfängern in der Versicherung ergeht. MancheEnttäuschung.mancherJammer wäre erspart geblieben, wenn man frühzeitig den Wert einer gründlichen Fachausbildung gewürdigt hätte. ' - Nun aber ist Gefahr im Verzüge I Jetzt heißt es, keinen Augenblick mehr zögern. Da die staatliche Ausbildung der Offiziere und Anwärter zum April dieses Jahres be¬ ginnen soll, so wäre eine Entscheidung in nicht zu ferner Zeit notwendig. Die Kosten müssen — neben Staatszu¬ schüssen — von den Gesellschaften getragen werden. Nach meiner Berechnung würde der Jahresetat für eine kleine Anstalt etwa 60000 Mark betragen. Es wäre auch zunächst eine Bewilligung von drei Jahren zu erstreben. Die Anstalt würde staatlich zu konzessionieren sein und müßte von einem Kuratorium beauf¬ sichtigt werden, in welchem Vertreter der beteiligten Ressorts und Gesellschaften sitzen würden. Es wäre dringend erwünscht, daß Inter¬ essenten der Redaktion oder dem Verfasser ihre Bereitwilligkeit zu erkennen geben, an dem vorstehend geschilderten Plane mitzu¬ arbeiten. Dr. Paul Posener Rechtsanwalt am Kammergericht Die christlichen Jünglingsverrine in die Front der Jugendpflege! Die Jugendpflege ist auf dem Marsche: Unter dem Weihnachts¬ baum hat Generalfeldmarschall v. d. Goltz dies jüngste Kind des Vaterlandes herzlich will¬ kommen geheißen (2. Beilage des Tag vom 24. Dezember), die Bayern helfen den Ber¬ linern ihre treffliche Organisation nachzubilden, viele Kräfte regen sich vielerorts, — und doch fehlt es an geeigneten Führern und Helfern. In diesem Falle sind die größeren Städte, wie sie eine geordnete Jugendpflege freilich am dringendsten nötig haben, so auch im Vorteil gegen das Land und die kleineren Städte, besonders solche, die keine Garnison haben. Denn in den großen Städten haust

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341895_320416/355>, abgerufen am 29.04.2024.