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Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Erstes Vierteljahr.

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Lin Reichsinstitut für Familienforschung

männlichen Akten in geschlossenen Massen die Bildfläche zu füllen und die ein¬
fache Größe von Körperlinien wirken zu lassen, fiel auf fruchtbaren Boden.
Auch diese Bewegung ist zu jung noch, um bleibende Resultate erreicht zu
haben. Brühlmaun empfing auch von Hölzel bedeutende Anregungen; aber
er konnte in Monumentalkompositionen der Pfullinger Hallen und Einzelakten
nur Versprechungen geben und ist jung gestorben. Hermann Hettner, der auch
theoretisch hervortrat, erscheint in kühnen und starkfarbigen Aktkompositionen
noch nicht abgeklärt, und mancher Gleichstrebende mit ihm. Nur Egger-Linaz
hat eine gewisse Reife in schwerer harter Form gefunden. Karl Hofer wie
K. Tuch schwanken noch zwischen diesen und malerischen Einflüssen von Cösanne
und Gauguin; sie scheinen darauf zu deuten, daß vielleicht einmal beide
verheißungsvolle Strömungen zusammenfließen.

Namen von jungen, oft noch wenig bekannten Künstlern, mußten zum
Schlüsse für Prinzipien genannt werden, denen nach aller Wahrscheinlichkeit die
Zukunft unserer Malerei gehört. Etwas wunderbar Hoffnungsvolles ist es um
diese Bestrebungen zu neuer Schönheit. Um ihretwillen nehmen die jungen
Künstler freudig Mißverständnis und Not auf sich; denn sie fühlen es: die
Zukunft gehört ihnen. Möge jeder, der es gut meint mit unserer Kunst, an
das Schicksal Feuerbachs denken und, als mindestes, unterlassen, einen Stein
gegen sie aufzuheben! Und besser noch: ihnen helfen.




Lin Reichsinstitut für jamilienforschung, Vererbungs¬
und Regenerationslehre von Geh. Medizinalrat prost Dr. R, Sommer

n der Sitzung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft am 3. Januar 1912
ist, wie aus dem Aufsatz von Adolf Harnack (6. Jahrgang Ur. 5
der Internationalen Monatsschrift für Wissenschaft, Kunst und
Technik, vom Februar 1912) hervorgeht, zunächst eine Einigung
in folgendem Punkte erzielt worden:

"Daß ein großes, reich ausgestattetes Institut für Entwicklungs- und
Vererbungslehre das dringendste Bedürfnis ist, davon haben sich wohl alle
überzeugt; nur das kann zweifelhaft sein, wieviel sich zweckmäßig ihm angliedern
läßt --. und welche Aufgaben die Pflege in besonderen Instituten erheischen.
Daß es mit einem Institut nicht getan ist, ist auch gewiß geworden. Es wird
die Aufgabe der Gesellschaft in den nächsten Monaten sein, auf Grund des


Lin Reichsinstitut für Familienforschung

männlichen Akten in geschlossenen Massen die Bildfläche zu füllen und die ein¬
fache Größe von Körperlinien wirken zu lassen, fiel auf fruchtbaren Boden.
Auch diese Bewegung ist zu jung noch, um bleibende Resultate erreicht zu
haben. Brühlmaun empfing auch von Hölzel bedeutende Anregungen; aber
er konnte in Monumentalkompositionen der Pfullinger Hallen und Einzelakten
nur Versprechungen geben und ist jung gestorben. Hermann Hettner, der auch
theoretisch hervortrat, erscheint in kühnen und starkfarbigen Aktkompositionen
noch nicht abgeklärt, und mancher Gleichstrebende mit ihm. Nur Egger-Linaz
hat eine gewisse Reife in schwerer harter Form gefunden. Karl Hofer wie
K. Tuch schwanken noch zwischen diesen und malerischen Einflüssen von Cösanne
und Gauguin; sie scheinen darauf zu deuten, daß vielleicht einmal beide
verheißungsvolle Strömungen zusammenfließen.

Namen von jungen, oft noch wenig bekannten Künstlern, mußten zum
Schlüsse für Prinzipien genannt werden, denen nach aller Wahrscheinlichkeit die
Zukunft unserer Malerei gehört. Etwas wunderbar Hoffnungsvolles ist es um
diese Bestrebungen zu neuer Schönheit. Um ihretwillen nehmen die jungen
Künstler freudig Mißverständnis und Not auf sich; denn sie fühlen es: die
Zukunft gehört ihnen. Möge jeder, der es gut meint mit unserer Kunst, an
das Schicksal Feuerbachs denken und, als mindestes, unterlassen, einen Stein
gegen sie aufzuheben! Und besser noch: ihnen helfen.




Lin Reichsinstitut für jamilienforschung, Vererbungs¬
und Regenerationslehre von Geh. Medizinalrat prost Dr. R, Sommer

n der Sitzung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft am 3. Januar 1912
ist, wie aus dem Aufsatz von Adolf Harnack (6. Jahrgang Ur. 5
der Internationalen Monatsschrift für Wissenschaft, Kunst und
Technik, vom Februar 1912) hervorgeht, zunächst eine Einigung
in folgendem Punkte erzielt worden:

„Daß ein großes, reich ausgestattetes Institut für Entwicklungs- und
Vererbungslehre das dringendste Bedürfnis ist, davon haben sich wohl alle
überzeugt; nur das kann zweifelhaft sein, wieviel sich zweckmäßig ihm angliedern
läßt —. und welche Aufgaben die Pflege in besonderen Instituten erheischen.
Daß es mit einem Institut nicht getan ist, ist auch gewiß geworden. Es wird
die Aufgabe der Gesellschaft in den nächsten Monaten sein, auf Grund des


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[0571] Lin Reichsinstitut für Familienforschung männlichen Akten in geschlossenen Massen die Bildfläche zu füllen und die ein¬ fache Größe von Körperlinien wirken zu lassen, fiel auf fruchtbaren Boden. Auch diese Bewegung ist zu jung noch, um bleibende Resultate erreicht zu haben. Brühlmaun empfing auch von Hölzel bedeutende Anregungen; aber er konnte in Monumentalkompositionen der Pfullinger Hallen und Einzelakten nur Versprechungen geben und ist jung gestorben. Hermann Hettner, der auch theoretisch hervortrat, erscheint in kühnen und starkfarbigen Aktkompositionen noch nicht abgeklärt, und mancher Gleichstrebende mit ihm. Nur Egger-Linaz hat eine gewisse Reife in schwerer harter Form gefunden. Karl Hofer wie K. Tuch schwanken noch zwischen diesen und malerischen Einflüssen von Cösanne und Gauguin; sie scheinen darauf zu deuten, daß vielleicht einmal beide verheißungsvolle Strömungen zusammenfließen. Namen von jungen, oft noch wenig bekannten Künstlern, mußten zum Schlüsse für Prinzipien genannt werden, denen nach aller Wahrscheinlichkeit die Zukunft unserer Malerei gehört. Etwas wunderbar Hoffnungsvolles ist es um diese Bestrebungen zu neuer Schönheit. Um ihretwillen nehmen die jungen Künstler freudig Mißverständnis und Not auf sich; denn sie fühlen es: die Zukunft gehört ihnen. Möge jeder, der es gut meint mit unserer Kunst, an das Schicksal Feuerbachs denken und, als mindestes, unterlassen, einen Stein gegen sie aufzuheben! Und besser noch: ihnen helfen. Lin Reichsinstitut für jamilienforschung, Vererbungs¬ und Regenerationslehre von Geh. Medizinalrat prost Dr. R, Sommer n der Sitzung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft am 3. Januar 1912 ist, wie aus dem Aufsatz von Adolf Harnack (6. Jahrgang Ur. 5 der Internationalen Monatsschrift für Wissenschaft, Kunst und Technik, vom Februar 1912) hervorgeht, zunächst eine Einigung in folgendem Punkte erzielt worden: „Daß ein großes, reich ausgestattetes Institut für Entwicklungs- und Vererbungslehre das dringendste Bedürfnis ist, davon haben sich wohl alle überzeugt; nur das kann zweifelhaft sein, wieviel sich zweckmäßig ihm angliedern läßt —. und welche Aufgaben die Pflege in besonderen Instituten erheischen. Daß es mit einem Institut nicht getan ist, ist auch gewiß geworden. Es wird die Aufgabe der Gesellschaft in den nächsten Monaten sein, auf Grund des

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341895_320416/571>, abgerufen am 29.04.2024.