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Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Zweites Vierteljahr.

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Heinrich Heine

ferenz die Frage der Verhinderung derartiger Schädigungen, eventuell eine Neu¬
tralisierung der türkischen Meerengen prüfen müsse, eingehender Überlegung wert.
Wie es scheint ist namentlich Rußland, aus den Vorgängen der letzten Wochen
die Konsequenzen ziehend, nicht abgeneigt, den Kabinetten der Mächte dieses
Problem zu stellen.




Heinrich Heine
nach ungedruckten Briefen seines Verlegers
Von Professor Dr. Werner Deetjen i n

in Jahre 1826 besuchte Heine in Hamburg, um die neuen Er¬
scheinungen zu besichtigen, die Buchhandlung von Hoffmann und
Campe und traf dabei mit deren Inhaber Julius Campe zusammen.
Aus dieser Begegnung erwuchs ein langjähriger geschäftlicher
Verkehr, über den wir mancherlei Zeugnisse besitzen. Neue, noch
ungedruckte Dokumente fand ich im Nachlaß Immermanns, dessen Benutzung
und Verwertung mir von der Direktion des Goethe- und Schiller-Archivs in
Weimar seit Jahren gütigst gestattet wird. Es sind Briefe Campes an Immer-
mann, die manche psychologisch und literarhistorisch interessante Mitteilungen
über Heine enthalten. Sie beleuchten in erster Linie sein Verhältnis zu Campe,
werfen aber auch Streiflichter auf seine Stellung zu bedeutenden Zeitgenossen,
wie Immermann, Platen, Gutzkow. Manche menschlich sympathische Züge
erfahren wir von dem vielumstrittenen Dichter, aber auch anderes, das seinen
Gegnern leicht zur Waffe in ihrem Verfolgungskampfe werden kann. Mögen
diese Zeilen möglichst unbefangene Leser finden!

Bald nachdem Heine mit Campe in Verbindung getreten war, hatte er
seinen neuen Verleger auf den von ihm hochverehrten Immermann aufmerksam
gemacht, in der Hoffnung, auch diesem, der für eine geplante Zeitschrift nach
einem Verlag suchte, damit einen Gefallen zu erweisen. Kurz darauf wandte
sich Campe mit folgenden Zeilen an Immermann, der damals noch in seiner
Vaterstadt Magdeburg lebte:

"Hamburg d. 17 Octobr 1826: Herr Dr. Heine gab mir den Auftrag
an Sie, mein verehrter Herr Criminalrichter! ein Expl. des 3^ Bandes der
Wiener Jahrbücher der Lid. 1826 zu senden.

Mit lebhafter Freude erfülle ich diesen Befehl u. wünsche Ihnen von Herzen
Glück dazu, daß Sie diesen Rezensenten gefunden haben; der stets mit Würde
und Sachkenntniß seine Jünger behandelt.


Heinrich Heine

ferenz die Frage der Verhinderung derartiger Schädigungen, eventuell eine Neu¬
tralisierung der türkischen Meerengen prüfen müsse, eingehender Überlegung wert.
Wie es scheint ist namentlich Rußland, aus den Vorgängen der letzten Wochen
die Konsequenzen ziehend, nicht abgeneigt, den Kabinetten der Mächte dieses
Problem zu stellen.




Heinrich Heine
nach ungedruckten Briefen seines Verlegers
Von Professor Dr. Werner Deetjen i n

in Jahre 1826 besuchte Heine in Hamburg, um die neuen Er¬
scheinungen zu besichtigen, die Buchhandlung von Hoffmann und
Campe und traf dabei mit deren Inhaber Julius Campe zusammen.
Aus dieser Begegnung erwuchs ein langjähriger geschäftlicher
Verkehr, über den wir mancherlei Zeugnisse besitzen. Neue, noch
ungedruckte Dokumente fand ich im Nachlaß Immermanns, dessen Benutzung
und Verwertung mir von der Direktion des Goethe- und Schiller-Archivs in
Weimar seit Jahren gütigst gestattet wird. Es sind Briefe Campes an Immer-
mann, die manche psychologisch und literarhistorisch interessante Mitteilungen
über Heine enthalten. Sie beleuchten in erster Linie sein Verhältnis zu Campe,
werfen aber auch Streiflichter auf seine Stellung zu bedeutenden Zeitgenossen,
wie Immermann, Platen, Gutzkow. Manche menschlich sympathische Züge
erfahren wir von dem vielumstrittenen Dichter, aber auch anderes, das seinen
Gegnern leicht zur Waffe in ihrem Verfolgungskampfe werden kann. Mögen
diese Zeilen möglichst unbefangene Leser finden!

Bald nachdem Heine mit Campe in Verbindung getreten war, hatte er
seinen neuen Verleger auf den von ihm hochverehrten Immermann aufmerksam
gemacht, in der Hoffnung, auch diesem, der für eine geplante Zeitschrift nach
einem Verlag suchte, damit einen Gefallen zu erweisen. Kurz darauf wandte
sich Campe mit folgenden Zeilen an Immermann, der damals noch in seiner
Vaterstadt Magdeburg lebte:

„Hamburg d. 17 Octobr 1826: Herr Dr. Heine gab mir den Auftrag
an Sie, mein verehrter Herr Criminalrichter! ein Expl. des 3^ Bandes der
Wiener Jahrbücher der Lid. 1826 zu senden.

Mit lebhafter Freude erfülle ich diesen Befehl u. wünsche Ihnen von Herzen
Glück dazu, daß Sie diesen Rezensenten gefunden haben; der stets mit Würde
und Sachkenntniß seine Jünger behandelt.


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[0434] Heinrich Heine ferenz die Frage der Verhinderung derartiger Schädigungen, eventuell eine Neu¬ tralisierung der türkischen Meerengen prüfen müsse, eingehender Überlegung wert. Wie es scheint ist namentlich Rußland, aus den Vorgängen der letzten Wochen die Konsequenzen ziehend, nicht abgeneigt, den Kabinetten der Mächte dieses Problem zu stellen. Heinrich Heine nach ungedruckten Briefen seines Verlegers Von Professor Dr. Werner Deetjen i n in Jahre 1826 besuchte Heine in Hamburg, um die neuen Er¬ scheinungen zu besichtigen, die Buchhandlung von Hoffmann und Campe und traf dabei mit deren Inhaber Julius Campe zusammen. Aus dieser Begegnung erwuchs ein langjähriger geschäftlicher Verkehr, über den wir mancherlei Zeugnisse besitzen. Neue, noch ungedruckte Dokumente fand ich im Nachlaß Immermanns, dessen Benutzung und Verwertung mir von der Direktion des Goethe- und Schiller-Archivs in Weimar seit Jahren gütigst gestattet wird. Es sind Briefe Campes an Immer- mann, die manche psychologisch und literarhistorisch interessante Mitteilungen über Heine enthalten. Sie beleuchten in erster Linie sein Verhältnis zu Campe, werfen aber auch Streiflichter auf seine Stellung zu bedeutenden Zeitgenossen, wie Immermann, Platen, Gutzkow. Manche menschlich sympathische Züge erfahren wir von dem vielumstrittenen Dichter, aber auch anderes, das seinen Gegnern leicht zur Waffe in ihrem Verfolgungskampfe werden kann. Mögen diese Zeilen möglichst unbefangene Leser finden! Bald nachdem Heine mit Campe in Verbindung getreten war, hatte er seinen neuen Verleger auf den von ihm hochverehrten Immermann aufmerksam gemacht, in der Hoffnung, auch diesem, der für eine geplante Zeitschrift nach einem Verlag suchte, damit einen Gefallen zu erweisen. Kurz darauf wandte sich Campe mit folgenden Zeilen an Immermann, der damals noch in seiner Vaterstadt Magdeburg lebte: „Hamburg d. 17 Octobr 1826: Herr Dr. Heine gab mir den Auftrag an Sie, mein verehrter Herr Criminalrichter! ein Expl. des 3^ Bandes der Wiener Jahrbücher der Lid. 1826 zu senden. Mit lebhafter Freude erfülle ich diesen Befehl u. wünsche Ihnen von Herzen Glück dazu, daß Sie diesen Rezensenten gefunden haben; der stets mit Würde und Sachkenntniß seine Jünger behandelt.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341895_321082/434>, abgerufen am 19.05.2024.