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Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Viertes Vierteljahr.

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Südafrikanische (Lindrücke
Dr. zur. Herbert von Dirkse von
1. Das Land

ature Ka8 xvorked in Z^kriKa upon lar^er auel droaäer Ime8
dran 8ne na8 äone in Lurope." Diese Worte Bruce's in
seinem Buche über Südafrika erfassen ganz die Eigenart der süd¬
afrikanischen Natur. Denn in der Tat: es ist so, als habe
die Natur hier frei und ungehindert gewaltet, nach ihrem Belieben
schaffend, ohne Rücksicht auf das, was die Menschen wirtschaftlich und zweck¬
mäßig nennen. Nicht vorsorglich, wie in Europa, ist hier das Nützliche mit
dein Schönen gemischt, wird der Boden durch Flüsse und Regen gewässert,
während in seinen Tiefen Erze und Kohlen den Bedürfnissen der Menschen
dienen; hier wechseln nicht Gebirge und See, Wald und Felder ab. New,
als ob es in der Absicht der Natur gelegen hätte, sich in Südafrika auszutoben
und zu erholen von der Vernunft, die sie in anderen Erdteilen zeigt, hat sie
ein Werk geschaffen, das alle menschliche Erwägung verspottet.

Über das ganze riesige Gebiet südlich des Zambesi, über ganz Südafrika,
breitet sich, meist bis dicht an die Küste heranreichend, eine riesige Hochsteppe.
All die Länder, die jetzt unter britischen Machtbereich gekommen sind, sind eine
gewaltige, öde, wasserarme Steppe. Denn was bedeuten die fruchtbaren Land¬
striche im Süden der Kapkolonie, in Natal, im Basutoland im Vergleich zu
den Flächen von Maschona-, Matabele- und Bechuanaland, -- die jetzt zu dein
Protektorat Rhodesien zusammengeschlossen sind -- und zum Oranjefreistaat und
zu Transvaal, das allein fast Frankreichs Größe erreicht? Sie bilden nur die
Ausnahme zu der Regel: daß dieser ganze -- Kontinent könnte man fast sagen --
nie dichte Besiedlungen von Menschen beherbergen, nie seiner Größe entsprechende
Mengen von Nahrungsmitteln erzeugen wird. Nur dem Viehzüchter, dem weite
Flächen gehören, auf denen genügsames Vieh sich spärliche Nahrung suchen kann,
bieten sich Aussichten auf Erfolg.

Tagelang fährt die Bahn von Osten nach Westen, von Beira nach Bula-
wayo, und tagelang wieder von Norden nach Süden, von den Victoriafällen
nach Kapstadt, jedesmal tausende von Kilometern, ohne dem Reisenden ein




Südafrikanische (Lindrücke
Dr. zur. Herbert von Dirkse von
1. Das Land

ature Ka8 xvorked in Z^kriKa upon lar^er auel droaäer Ime8
dran 8ne na8 äone in Lurope." Diese Worte Bruce's in
seinem Buche über Südafrika erfassen ganz die Eigenart der süd¬
afrikanischen Natur. Denn in der Tat: es ist so, als habe
die Natur hier frei und ungehindert gewaltet, nach ihrem Belieben
schaffend, ohne Rücksicht auf das, was die Menschen wirtschaftlich und zweck¬
mäßig nennen. Nicht vorsorglich, wie in Europa, ist hier das Nützliche mit
dein Schönen gemischt, wird der Boden durch Flüsse und Regen gewässert,
während in seinen Tiefen Erze und Kohlen den Bedürfnissen der Menschen
dienen; hier wechseln nicht Gebirge und See, Wald und Felder ab. New,
als ob es in der Absicht der Natur gelegen hätte, sich in Südafrika auszutoben
und zu erholen von der Vernunft, die sie in anderen Erdteilen zeigt, hat sie
ein Werk geschaffen, das alle menschliche Erwägung verspottet.

Über das ganze riesige Gebiet südlich des Zambesi, über ganz Südafrika,
breitet sich, meist bis dicht an die Küste heranreichend, eine riesige Hochsteppe.
All die Länder, die jetzt unter britischen Machtbereich gekommen sind, sind eine
gewaltige, öde, wasserarme Steppe. Denn was bedeuten die fruchtbaren Land¬
striche im Süden der Kapkolonie, in Natal, im Basutoland im Vergleich zu
den Flächen von Maschona-, Matabele- und Bechuanaland, — die jetzt zu dein
Protektorat Rhodesien zusammengeschlossen sind — und zum Oranjefreistaat und
zu Transvaal, das allein fast Frankreichs Größe erreicht? Sie bilden nur die
Ausnahme zu der Regel: daß dieser ganze — Kontinent könnte man fast sagen —
nie dichte Besiedlungen von Menschen beherbergen, nie seiner Größe entsprechende
Mengen von Nahrungsmitteln erzeugen wird. Nur dem Viehzüchter, dem weite
Flächen gehören, auf denen genügsames Vieh sich spärliche Nahrung suchen kann,
bieten sich Aussichten auf Erfolg.

Tagelang fährt die Bahn von Osten nach Westen, von Beira nach Bula-
wayo, und tagelang wieder von Norden nach Süden, von den Victoriafällen
nach Kapstadt, jedesmal tausende von Kilometern, ohne dem Reisenden ein


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[0374] [Abbildung] Südafrikanische (Lindrücke Dr. zur. Herbert von Dirkse von 1. Das Land ature Ka8 xvorked in Z^kriKa upon lar^er auel droaäer Ime8 dran 8ne na8 äone in Lurope." Diese Worte Bruce's in seinem Buche über Südafrika erfassen ganz die Eigenart der süd¬ afrikanischen Natur. Denn in der Tat: es ist so, als habe die Natur hier frei und ungehindert gewaltet, nach ihrem Belieben schaffend, ohne Rücksicht auf das, was die Menschen wirtschaftlich und zweck¬ mäßig nennen. Nicht vorsorglich, wie in Europa, ist hier das Nützliche mit dein Schönen gemischt, wird der Boden durch Flüsse und Regen gewässert, während in seinen Tiefen Erze und Kohlen den Bedürfnissen der Menschen dienen; hier wechseln nicht Gebirge und See, Wald und Felder ab. New, als ob es in der Absicht der Natur gelegen hätte, sich in Südafrika auszutoben und zu erholen von der Vernunft, die sie in anderen Erdteilen zeigt, hat sie ein Werk geschaffen, das alle menschliche Erwägung verspottet. Über das ganze riesige Gebiet südlich des Zambesi, über ganz Südafrika, breitet sich, meist bis dicht an die Küste heranreichend, eine riesige Hochsteppe. All die Länder, die jetzt unter britischen Machtbereich gekommen sind, sind eine gewaltige, öde, wasserarme Steppe. Denn was bedeuten die fruchtbaren Land¬ striche im Süden der Kapkolonie, in Natal, im Basutoland im Vergleich zu den Flächen von Maschona-, Matabele- und Bechuanaland, — die jetzt zu dein Protektorat Rhodesien zusammengeschlossen sind — und zum Oranjefreistaat und zu Transvaal, das allein fast Frankreichs Größe erreicht? Sie bilden nur die Ausnahme zu der Regel: daß dieser ganze — Kontinent könnte man fast sagen — nie dichte Besiedlungen von Menschen beherbergen, nie seiner Größe entsprechende Mengen von Nahrungsmitteln erzeugen wird. Nur dem Viehzüchter, dem weite Flächen gehören, auf denen genügsames Vieh sich spärliche Nahrung suchen kann, bieten sich Aussichten auf Erfolg. Tagelang fährt die Bahn von Osten nach Westen, von Beira nach Bula- wayo, und tagelang wieder von Norden nach Süden, von den Victoriafällen nach Kapstadt, jedesmal tausende von Kilometern, ohne dem Reisenden ein

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341895_322400/374>, abgerufen am 08.05.2024.