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Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Viertes Vierteljahr.

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erfüllt. Mit Hingebung und Treue ohnegleichen ist dieser echte Sohn des
Bayernlandes, der mit ganzem Herzen seinem Stammlande angehörte, sich dessen
bewußt geblieben, das; er als Deutscher zugleich dem großen Vaterlande ange¬
höre. Neben diesem lebhaften Sinn für die Herrlichkeit der deutschen Nation
und der warmherzigen Liebe für alles Deutsche hatte Prinz Luitpold von seinein
kunstsinnigen Vater auch das tiefe Verständnis für die Kunst und die Freude
am Schönen geerbt, Dies wurde deshalb von besonderer Bedeutung, weil
seine schlichte und gerade Natur und seine eigene spartanische Einfachheit ihn
davor bewahrten, auf die Entwicklung der Kunst persönlich Einfluß nehmen
zu wollen. Er hatte seine Freude am Umgang mit Künstlern, an unparteiischer
Förderung jedes Talents, ohne seinen eigenen Geschmack zur Richtschnur zu
machen, nicht selten als geschickter Vermittler zwischen den leidenschaftlich mit¬
einander ringenden Kunstrichtungen. Im übrigen trat er wenig hervor und
führte ein Leben stiller Pflichterfüllung. Dieser Pflicht folgend, mußte er eine
für sein deutsches Herz schwere Probe durchmachen, als er 1860 gegen Deutsche
das Schwert ziehen mußte und seine Division mit Ehren, aber doch ohne daß
das Kriegsglück ihm hold war, gegen den Feind führte. Um so freudiger
konnte er dann 1870 seinen königlichen Neffen im großen Hauptquartier.König
Wilhelms vertreten und zugegen sein, als das deutsche Kaiserreich wieder auf¬
gerichtet wurde. Wie der Fünfundsechzigjährige nach der schweren Katastrophe
im Juni 1886 vor eine ungewöhnlich schwierige Aufgabe gestellt wurde, ist
bekannt. Er hat sie in sechsundzwanzigjähriger treuer Arbeit in einen: Alter,
in dem andere zur Ruhe gehen, vollständig gelöst, gelöst vor allem durch die
Gewandtheit, Tüchtigkeit und Pflichttreue seiner Persönlichkeit. Seinem Nach¬
folger in der Regentschaft, dem Prinzen Ludwig, wendet sich das berechtigte
Vertrauen zu, daß er das Werk seines Vaters fortsetzen wird. Auch er steht
jetzt bereits im achtundsechzigsteu Lebensjahre, aber das Alter hat ihm noch
nichts von der frischen Tatkraft geraubt, die durch Erfahrung und praktische
Tüchtigkeit besonders in wirtschaftlichen Fragen gefestigt worden ist. Möge
ihm gleichfalls ein noch langes Wirken zum Segen seines Landes vergönnt sein!


Bank, Geld und Wirtschaft

Die Unsicherheit der wirtschaftlichen Verhältnisse -- Kapitalmarkt und Geltwertcuerung
-- Das Aufspeichern von barem Gelde -- Die Erträgnisse der Banken ^ Die En¬
gagements auf dem Jmmobilieumarkt -- Die Kreditiwt des städtischen Grundbesitzes
-- Die Zweckmäßigkeit einer Enquete -- Das Problem des städtischen Nealkredits --
Der Tnbaktrust in Deutschland

Während in London die Verhandlungen im Gange sind, welche den
Frieden auf dem Balkan herbeiführen und die Lösung der verwickelten poli¬
tischen Probleme auf gütlichem Wege versuchen sollen, haben sich mittlerweile
die wirtschaftlichen Verhältnisse in Europa immer ungünstiger gestaltet.
Die Folgen des Krieges und der politischen Beunruhigung treten von Tag zu


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erfüllt. Mit Hingebung und Treue ohnegleichen ist dieser echte Sohn des
Bayernlandes, der mit ganzem Herzen seinem Stammlande angehörte, sich dessen
bewußt geblieben, das; er als Deutscher zugleich dem großen Vaterlande ange¬
höre. Neben diesem lebhaften Sinn für die Herrlichkeit der deutschen Nation
und der warmherzigen Liebe für alles Deutsche hatte Prinz Luitpold von seinein
kunstsinnigen Vater auch das tiefe Verständnis für die Kunst und die Freude
am Schönen geerbt, Dies wurde deshalb von besonderer Bedeutung, weil
seine schlichte und gerade Natur und seine eigene spartanische Einfachheit ihn
davor bewahrten, auf die Entwicklung der Kunst persönlich Einfluß nehmen
zu wollen. Er hatte seine Freude am Umgang mit Künstlern, an unparteiischer
Förderung jedes Talents, ohne seinen eigenen Geschmack zur Richtschnur zu
machen, nicht selten als geschickter Vermittler zwischen den leidenschaftlich mit¬
einander ringenden Kunstrichtungen. Im übrigen trat er wenig hervor und
führte ein Leben stiller Pflichterfüllung. Dieser Pflicht folgend, mußte er eine
für sein deutsches Herz schwere Probe durchmachen, als er 1860 gegen Deutsche
das Schwert ziehen mußte und seine Division mit Ehren, aber doch ohne daß
das Kriegsglück ihm hold war, gegen den Feind führte. Um so freudiger
konnte er dann 1870 seinen königlichen Neffen im großen Hauptquartier.König
Wilhelms vertreten und zugegen sein, als das deutsche Kaiserreich wieder auf¬
gerichtet wurde. Wie der Fünfundsechzigjährige nach der schweren Katastrophe
im Juni 1886 vor eine ungewöhnlich schwierige Aufgabe gestellt wurde, ist
bekannt. Er hat sie in sechsundzwanzigjähriger treuer Arbeit in einen: Alter,
in dem andere zur Ruhe gehen, vollständig gelöst, gelöst vor allem durch die
Gewandtheit, Tüchtigkeit und Pflichttreue seiner Persönlichkeit. Seinem Nach¬
folger in der Regentschaft, dem Prinzen Ludwig, wendet sich das berechtigte
Vertrauen zu, daß er das Werk seines Vaters fortsetzen wird. Auch er steht
jetzt bereits im achtundsechzigsteu Lebensjahre, aber das Alter hat ihm noch
nichts von der frischen Tatkraft geraubt, die durch Erfahrung und praktische
Tüchtigkeit besonders in wirtschaftlichen Fragen gefestigt worden ist. Möge
ihm gleichfalls ein noch langes Wirken zum Segen seines Landes vergönnt sein!


Bank, Geld und Wirtschaft

Die Unsicherheit der wirtschaftlichen Verhältnisse — Kapitalmarkt und Geltwertcuerung
— Das Aufspeichern von barem Gelde — Die Erträgnisse der Banken ^ Die En¬
gagements auf dem Jmmobilieumarkt — Die Kreditiwt des städtischen Grundbesitzes
— Die Zweckmäßigkeit einer Enquete — Das Problem des städtischen Nealkredits —
Der Tnbaktrust in Deutschland

Während in London die Verhandlungen im Gange sind, welche den
Frieden auf dem Balkan herbeiführen und die Lösung der verwickelten poli¬
tischen Probleme auf gütlichem Wege versuchen sollen, haben sich mittlerweile
die wirtschaftlichen Verhältnisse in Europa immer ungünstiger gestaltet.
Die Folgen des Krieges und der politischen Beunruhigung treten von Tag zu


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341895_322400/597>, abgerufen am 08.05.2024.