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Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Erstes Vierteljahr.

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Peter der Große und die Jesuiten

sollte. Und eine weitere Ehrung wurde am 3. Juni 1314 angeordnet, an
welchem Tage nämlich die Fahnen und Standarten derjenigen Truppenteile,
die vor dem Feinde gestanden hatten, das eiserne Kreuz in die Spitze erhielten;
gleichzeitig erhielten es übrigens Blücher und Hardenberg, die in den Fürsten¬
stand erhoben wurden, in ihre neu blasonierten Wappen.

Am 19. Juli 1870, als eben der Krieg mit Frankreich ausgebrochen war,
wurde das eiserne Kreuz dann erneuert; es sollte auch nun wieder in zwei
Klassen und als Großkreuz zur Verleihung kommen, und es unterschied sich auch
in der Form nur wenig von dem der Befreiungskriege, insofern nämlich nur,
als die damals glatte Vorderseite nun ein ">V." mit der Krone, darunter die
Jahreszahl 1870, erhielt. Die Zahl derjenigen, die im Kriege 1870/71 diese
Auszeichnung erhalten haben, ist natürlich größer als im Befreiungskriege. Doch
ist es auch jetzt für alle ein Ansporn gewesen, Hervorragendes zu leisten, und
sind auch jetzt die mit dem eisernen Kreuze Ausgezeichneten allgemeiner Hoch¬
achtung begegnet.




Peter der Große und die Jesuiten
Friedrich Dukmeyer vonin

of autsm unus Mu6mes8" -- so schrieb der Jesuitenpater David
in einem Berichte über die Umwälzung in Moskau und über die
plötzliche Vertreibung der Väter der Gesellschaft Jesu: "Wir aber
gehen freudig, dieweil wir für würdig befunden sind, für den
Namen Jesu Schande zu erleiden." Am 12. Oktober 1689 war
es den beiden Missionaren des römisch-deutschen Kaisers, den Jesuitenvätern
Georg David und Tobias Tichanowski. feierlich eröffnet worden, daß der all¬
russische Patriarch die zarischen Majestäten inständig gebeten habe, die Jesuiten
nicht länger in Moskau zu dulden. Nach einer ihnen huldvoll gewährten Frist
von zwei Tagen sollten die beiden Patres auf zarischem Gefährte unter militärischer
Bedeckung von bannen ziehen.

Die Katholiken begegneten seit Menschengedenken in Moskau mißgünstiger
Einschränkung. Der Abgesandte Kaiser Maximilians. Freiherr von Herberstein,
der 1517 nach Moskau kam. berichtet in seinem berühmten Reisewerke, daß die
Russen die Päpste und die römischen Katholiken für Schismatiker halten und
ärger als die Tataren Haffen. Adam Olearius. der 1633 und 1635 mit der
Gesandtschaft des Herzogs von Holstein nach Moskowien und nach Persien reiste,


Peter der Große und die Jesuiten

sollte. Und eine weitere Ehrung wurde am 3. Juni 1314 angeordnet, an
welchem Tage nämlich die Fahnen und Standarten derjenigen Truppenteile,
die vor dem Feinde gestanden hatten, das eiserne Kreuz in die Spitze erhielten;
gleichzeitig erhielten es übrigens Blücher und Hardenberg, die in den Fürsten¬
stand erhoben wurden, in ihre neu blasonierten Wappen.

Am 19. Juli 1870, als eben der Krieg mit Frankreich ausgebrochen war,
wurde das eiserne Kreuz dann erneuert; es sollte auch nun wieder in zwei
Klassen und als Großkreuz zur Verleihung kommen, und es unterschied sich auch
in der Form nur wenig von dem der Befreiungskriege, insofern nämlich nur,
als die damals glatte Vorderseite nun ein „>V." mit der Krone, darunter die
Jahreszahl 1870, erhielt. Die Zahl derjenigen, die im Kriege 1870/71 diese
Auszeichnung erhalten haben, ist natürlich größer als im Befreiungskriege. Doch
ist es auch jetzt für alle ein Ansporn gewesen, Hervorragendes zu leisten, und
sind auch jetzt die mit dem eisernen Kreuze Ausgezeichneten allgemeiner Hoch¬
achtung begegnet.




Peter der Große und die Jesuiten
Friedrich Dukmeyer vonin

of autsm unus Mu6mes8" — so schrieb der Jesuitenpater David
in einem Berichte über die Umwälzung in Moskau und über die
plötzliche Vertreibung der Väter der Gesellschaft Jesu: „Wir aber
gehen freudig, dieweil wir für würdig befunden sind, für den
Namen Jesu Schande zu erleiden." Am 12. Oktober 1689 war
es den beiden Missionaren des römisch-deutschen Kaisers, den Jesuitenvätern
Georg David und Tobias Tichanowski. feierlich eröffnet worden, daß der all¬
russische Patriarch die zarischen Majestäten inständig gebeten habe, die Jesuiten
nicht länger in Moskau zu dulden. Nach einer ihnen huldvoll gewährten Frist
von zwei Tagen sollten die beiden Patres auf zarischem Gefährte unter militärischer
Bedeckung von bannen ziehen.

Die Katholiken begegneten seit Menschengedenken in Moskau mißgünstiger
Einschränkung. Der Abgesandte Kaiser Maximilians. Freiherr von Herberstein,
der 1517 nach Moskau kam. berichtet in seinem berühmten Reisewerke, daß die
Russen die Päpste und die römischen Katholiken für Schismatiker halten und
ärger als die Tataren Haffen. Adam Olearius. der 1633 und 1635 mit der
Gesandtschaft des Herzogs von Holstein nach Moskowien und nach Persien reiste,


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[0477] Peter der Große und die Jesuiten sollte. Und eine weitere Ehrung wurde am 3. Juni 1314 angeordnet, an welchem Tage nämlich die Fahnen und Standarten derjenigen Truppenteile, die vor dem Feinde gestanden hatten, das eiserne Kreuz in die Spitze erhielten; gleichzeitig erhielten es übrigens Blücher und Hardenberg, die in den Fürsten¬ stand erhoben wurden, in ihre neu blasonierten Wappen. Am 19. Juli 1870, als eben der Krieg mit Frankreich ausgebrochen war, wurde das eiserne Kreuz dann erneuert; es sollte auch nun wieder in zwei Klassen und als Großkreuz zur Verleihung kommen, und es unterschied sich auch in der Form nur wenig von dem der Befreiungskriege, insofern nämlich nur, als die damals glatte Vorderseite nun ein „>V." mit der Krone, darunter die Jahreszahl 1870, erhielt. Die Zahl derjenigen, die im Kriege 1870/71 diese Auszeichnung erhalten haben, ist natürlich größer als im Befreiungskriege. Doch ist es auch jetzt für alle ein Ansporn gewesen, Hervorragendes zu leisten, und sind auch jetzt die mit dem eisernen Kreuze Ausgezeichneten allgemeiner Hoch¬ achtung begegnet. Peter der Große und die Jesuiten Friedrich Dukmeyer vonin of autsm unus Mu6mes8" — so schrieb der Jesuitenpater David in einem Berichte über die Umwälzung in Moskau und über die plötzliche Vertreibung der Väter der Gesellschaft Jesu: „Wir aber gehen freudig, dieweil wir für würdig befunden sind, für den Namen Jesu Schande zu erleiden." Am 12. Oktober 1689 war es den beiden Missionaren des römisch-deutschen Kaisers, den Jesuitenvätern Georg David und Tobias Tichanowski. feierlich eröffnet worden, daß der all¬ russische Patriarch die zarischen Majestäten inständig gebeten habe, die Jesuiten nicht länger in Moskau zu dulden. Nach einer ihnen huldvoll gewährten Frist von zwei Tagen sollten die beiden Patres auf zarischem Gefährte unter militärischer Bedeckung von bannen ziehen. Die Katholiken begegneten seit Menschengedenken in Moskau mißgünstiger Einschränkung. Der Abgesandte Kaiser Maximilians. Freiherr von Herberstein, der 1517 nach Moskau kam. berichtet in seinem berühmten Reisewerke, daß die Russen die Päpste und die römischen Katholiken für Schismatiker halten und ärger als die Tataren Haffen. Adam Olearius. der 1633 und 1635 mit der Gesandtschaft des Herzogs von Holstein nach Moskowien und nach Persien reiste,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_324869/477>, abgerufen am 04.05.2024.