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Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Drittes Vierteljahr.

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(ZsAi-ünclst 1300. (ZeZi-ünclSt 1300.

Freisinnige Aolonialpolitik unter Vismarck
Maximilian von Hagen Von in

in 30. Mai stand im Reichstag eine freisinnige Jnterpellation
über die zwischen der Türkei. England und Deutschland schweben¬
den Bagdadbahnverhandlungen zur Diskussion, die ein interessantes
Licht wirft aus die Stellung der Linken zu Deutschlands welt¬
politischen Zielen. Wenn diese auch von der Regierung, wie
immer wahrscheinlicher wird, in Mesopotamien aus Rücksicht auf englisch-russische
Reibungsmöglichkeiten kaum jemals in dem populären Sinne einer territorialen
Fußfassung erfüllt werden dürften, weil man an der Kiderlenschen Idee einer
zentralafrikanischen Kompensation größeren Stiles festzuhalten gewillt scheint,
so bleibt doch, was uns hier allein interessieren soll, ganz gewiß: in jener
Jnterpellation dokumentiert sich ein bemerkenswerter Wandel der handelspoli¬
tischen Ansichten der Fortschrittspartei, der im Hinblick auf den hier gewöhnlich
herrschenden Doktrinarismus nicht genugsam verblüffen mag.

Wie sehr sich im Laufe von nur dreißig Jahren der manchesterliche Stand¬
punkt dieser Fraktion allmählich verschoben hat, lehrt uns ein Rückblick auf die
Bismarcksche Zeit, in der sich die Freisinnige Volkspartei zusammen mit ihrer
sezessionistischen Absplitterung als größter Hemmschuh unserer kolonialpolitischen
Anfänge im Reichstage bewährte.

Damals -- in der "Zeit des Tiefstandes der deutschen parlamentarischen
Verhältnisse" -- erklärten sich die deutschen Manchestergenossen im Reichstage
aus absoluter I^is8ör-jÄi-s-Manie und aus kleinlichen Finanzrücksichten, die
ihnen wesentlicher waren, als deren nationale und kommerzielle Bedeutung,
prinzipiell gegen jede Kolonialpolitik. Und noch 1889 sprachen sie durch den
Mund eines ihrer Propheten*): "Wir Freisinnigen sind nicht schuld daran, wie
wir auf auch alle Ehren verzichte", welche dereinst -- in hundert Jahren sagen
die Vorsichtigeren -- aus diesen herrlichen Anfängen erblühen können." Nach



") Bamberger, Die Nachfolge Bismarcks, Berlin 1889, Seite 15.
Grenzboten III 191313


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Freisinnige Aolonialpolitik unter Vismarck
Maximilian von Hagen Von in

in 30. Mai stand im Reichstag eine freisinnige Jnterpellation
über die zwischen der Türkei. England und Deutschland schweben¬
den Bagdadbahnverhandlungen zur Diskussion, die ein interessantes
Licht wirft aus die Stellung der Linken zu Deutschlands welt¬
politischen Zielen. Wenn diese auch von der Regierung, wie
immer wahrscheinlicher wird, in Mesopotamien aus Rücksicht auf englisch-russische
Reibungsmöglichkeiten kaum jemals in dem populären Sinne einer territorialen
Fußfassung erfüllt werden dürften, weil man an der Kiderlenschen Idee einer
zentralafrikanischen Kompensation größeren Stiles festzuhalten gewillt scheint,
so bleibt doch, was uns hier allein interessieren soll, ganz gewiß: in jener
Jnterpellation dokumentiert sich ein bemerkenswerter Wandel der handelspoli¬
tischen Ansichten der Fortschrittspartei, der im Hinblick auf den hier gewöhnlich
herrschenden Doktrinarismus nicht genugsam verblüffen mag.

Wie sehr sich im Laufe von nur dreißig Jahren der manchesterliche Stand¬
punkt dieser Fraktion allmählich verschoben hat, lehrt uns ein Rückblick auf die
Bismarcksche Zeit, in der sich die Freisinnige Volkspartei zusammen mit ihrer
sezessionistischen Absplitterung als größter Hemmschuh unserer kolonialpolitischen
Anfänge im Reichstage bewährte.

Damals — in der „Zeit des Tiefstandes der deutschen parlamentarischen
Verhältnisse" — erklärten sich die deutschen Manchestergenossen im Reichstage
aus absoluter I^is8ör-jÄi-s-Manie und aus kleinlichen Finanzrücksichten, die
ihnen wesentlicher waren, als deren nationale und kommerzielle Bedeutung,
prinzipiell gegen jede Kolonialpolitik. Und noch 1889 sprachen sie durch den
Mund eines ihrer Propheten*): „Wir Freisinnigen sind nicht schuld daran, wie
wir auf auch alle Ehren verzichte«, welche dereinst — in hundert Jahren sagen
die Vorsichtigeren — aus diesen herrlichen Anfängen erblühen können." Nach



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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_326169/205>, abgerufen am 08.05.2024.