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Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

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nulle. Die Operationen bestanden in 21 Er¬
öffnungen des Schädels, 114 Aufmeißelungen
des Warzensorlsatzes, 3 Luftröhrenschnitten,
62 Eröffnungen der Brusthöhle, 110 Eröff¬
nungen der Bauchhöhle, 1043 Blinddarm-
vperationen, 486 Banchschnitten, 25 Aufmeisze¬
lungen bzw. Auskratzungen von Knochen,
20 Gelenkaussägungen, 37 Gliedabsetzungen,
19 Gliedauslösungen, 92 Entfernungen von
Geschwülsten, 24 Kropfschnitten, sämtlich mit
Erhaltung der Dienstfähigkeit und S7S
sonstigen Operationen. Die Mehrzahl der
Operationen führte zu völliger Heilung mit
Erhaltung der Dienstfähigkeit.

Das deutsche Militärsauitätswesen steht
somit auf einer sehr hohen Stufe, was uns
zu der Erwartung berechtigen dürste, daß die
deutschen Sanitätsoffiziere auch in einem
künftigen Kriege ihre volle Schuldigkeit tun
werden. Das laufende Kalenderjahr erneuerte
übrigens die Erinnerung an den pommerschen
Wundarzt Arend, der vor hundert Jahren
beim Verbinden im Feuer zweimal selbst ver¬
wundet wurde, und um den kurmärkischen
Regimentsarzt Ussing, der sich der Verwundeten
im Kugelregen so unermüdlich annahm, daß
ihm Bülow das Eiserne Krenz für Kom¬
battanten geben ließ. Trotzdem, und obwohl
auch im Kriege 1370/71 unsere Militärärzte
mit den Kämpfenden wetteiferten, werden sie
heute nicht mehr so bewertet wie von feiten
Bülows. Es erscheint daher nur sehr be¬
greiflich und berechtigt, daß unsere Sanitäts¬
offiziere wünschen, daß man sie nicht als Offi¬
ziere zweiter Klasse betrachte und behandele,
sondern betreffs der Ehrenerwerbungen und
äußeren Abzeichen ihnen die gleichen Rechte
wie den Truppenoffizieren gebe, was auch bei
der Beratung der Militärvorlagen im Sommer
dieses Jahres von verschiedenen Mitgliedern
.des Reichstages als dringend erforderlich be¬
zeichnet worden ist, um dem noch immer vor¬
handenen Mangel an aktiven Sanitätsoffi¬
zieren abzuhelfen, was ini Interesse unserer
Soldaten not tut. Darauf ist schon mehrfach in
politischen Tageszeitungen hingewiesen worden.
An dieser Stelle sei nochmals betont, daß im
.Kriegsfalle die Ärzte des Beurlaubtenstandes,
welche doch nur eine sehr kurze ÜbungSzeit bei
der Truppe hinter sich haben, kein voll¬
wertiger Ersatz für die aktive" Sanitätsoffiziere

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sind. Weiter ist der auch von verschiedenen
Reichstagsabgeordneten geteilten Auffassung
beizustimmen, daß die Vermehrung der
Studierenden an derKaiser-Wilhelms-Akademie
nur als ein unzulängliches Mittel zur Ver¬
stärkung des Sanitätsoffizierkorps erscheint,
weil deren Ausbildung erst im Jahre 1919 bzw.
1920 beendet sein wird, bis zu welcher Zeit
unvorhergesehenerweise eine Mobilisierung des
deutschen Heeres eintreten könnte, und weil
überdies den süddeutschen Staaten eine Ab¬
hängigkeit von Preußen in bezug auf die
Ergänzung ihres Sanitätskorps nicht er¬
wünscht sein dürste; überhaupt würde ein
freier Zugang zu der militärärztlichen Laufbahn
der einseitigen Lieferung der Sanitätsoffiziere
von Berlin her bei weitem vorzuziehen sein.
Zweifellos sind die durch die Hecresverstärkung
geschaffenen besseren AufrückungSauSsichten
für die Sanitätsoffiziere als ein großer Fort¬
schritt zu begrüßen. Auch die günstigeren
Besoldungs- und Aufrückungsverhältnisse der
Unteroffiziere sowie das neueingeführte Tragen
der Regimentsuniform seitens der Sanitäts¬
unteroffiziere werden zweifellos die Beschaffung
eines Stammes tüchtiger Sanitätsunteroffiziere
erleichtern. Aber dadurch wird der bedenk¬
liche Mangel an Sanitätsoffizieren nimmer¬
mehr ausgeglichen. Denn, wenn es auch
gelingt, die Unteroffiziere in den handwerks¬
mäßigen Handgriffen des Wundverbandes,
der Krankenpflege und des Verwundeten-
transpvrtes genügend auszubilden, so werden
sie dennoch den neuartigen und unberechen¬
baren Aufgaben, welche ungewöhnliche Ver¬
wundungen und Seuchen in fremden Landen
mit sich bringen, verständnislos gegenüber¬
stehen und vor allem dürfte ihnen die hohe
Berufsausfassung, welche dem Sanitätsoffizier
eigen ist, gänzlich abgehen, wie auch die Ge¬
schichte der Napoleonischen Feldzüge zeigt.
Aus diesen Gründen ist es dringend wünschens¬
wert, daß die Reichstagsabgeordneten immer
und immer wieder die berechtigten Wünsche
der Sanitätsoffiziere nach Hebung ihrer
Stellung nachdrücklich vertreten, was einige
Mitglieder des Reichstages bereits in aner¬
kennenswerter Weise getan haben.

In der Fremdenlegion.

Erinnerungen und
Eindrücke. Von Erwin Rosen. 21. Auflage.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

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nulle. Die Operationen bestanden in 21 Er¬
öffnungen des Schädels, 114 Aufmeißelungen
des Warzensorlsatzes, 3 Luftröhrenschnitten,
62 Eröffnungen der Brusthöhle, 110 Eröff¬
nungen der Bauchhöhle, 1043 Blinddarm-
vperationen, 486 Banchschnitten, 25 Aufmeisze¬
lungen bzw. Auskratzungen von Knochen,
20 Gelenkaussägungen, 37 Gliedabsetzungen,
19 Gliedauslösungen, 92 Entfernungen von
Geschwülsten, 24 Kropfschnitten, sämtlich mit
Erhaltung der Dienstfähigkeit und S7S
sonstigen Operationen. Die Mehrzahl der
Operationen führte zu völliger Heilung mit
Erhaltung der Dienstfähigkeit.

Das deutsche Militärsauitätswesen steht
somit auf einer sehr hohen Stufe, was uns
zu der Erwartung berechtigen dürste, daß die
deutschen Sanitätsoffiziere auch in einem
künftigen Kriege ihre volle Schuldigkeit tun
werden. Das laufende Kalenderjahr erneuerte
übrigens die Erinnerung an den pommerschen
Wundarzt Arend, der vor hundert Jahren
beim Verbinden im Feuer zweimal selbst ver¬
wundet wurde, und um den kurmärkischen
Regimentsarzt Ussing, der sich der Verwundeten
im Kugelregen so unermüdlich annahm, daß
ihm Bülow das Eiserne Krenz für Kom¬
battanten geben ließ. Trotzdem, und obwohl
auch im Kriege 1370/71 unsere Militärärzte
mit den Kämpfenden wetteiferten, werden sie
heute nicht mehr so bewertet wie von feiten
Bülows. Es erscheint daher nur sehr be¬
greiflich und berechtigt, daß unsere Sanitäts¬
offiziere wünschen, daß man sie nicht als Offi¬
ziere zweiter Klasse betrachte und behandele,
sondern betreffs der Ehrenerwerbungen und
äußeren Abzeichen ihnen die gleichen Rechte
wie den Truppenoffizieren gebe, was auch bei
der Beratung der Militärvorlagen im Sommer
dieses Jahres von verschiedenen Mitgliedern
.des Reichstages als dringend erforderlich be¬
zeichnet worden ist, um dem noch immer vor¬
handenen Mangel an aktiven Sanitätsoffi¬
zieren abzuhelfen, was ini Interesse unserer
Soldaten not tut. Darauf ist schon mehrfach in
politischen Tageszeitungen hingewiesen worden.
An dieser Stelle sei nochmals betont, daß im
.Kriegsfalle die Ärzte des Beurlaubtenstandes,
welche doch nur eine sehr kurze ÜbungSzeit bei
der Truppe hinter sich haben, kein voll¬
wertiger Ersatz für die aktive» Sanitätsoffiziere

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sind. Weiter ist der auch von verschiedenen
Reichstagsabgeordneten geteilten Auffassung
beizustimmen, daß die Vermehrung der
Studierenden an derKaiser-Wilhelms-Akademie
nur als ein unzulängliches Mittel zur Ver¬
stärkung des Sanitätsoffizierkorps erscheint,
weil deren Ausbildung erst im Jahre 1919 bzw.
1920 beendet sein wird, bis zu welcher Zeit
unvorhergesehenerweise eine Mobilisierung des
deutschen Heeres eintreten könnte, und weil
überdies den süddeutschen Staaten eine Ab¬
hängigkeit von Preußen in bezug auf die
Ergänzung ihres Sanitätskorps nicht er¬
wünscht sein dürste; überhaupt würde ein
freier Zugang zu der militärärztlichen Laufbahn
der einseitigen Lieferung der Sanitätsoffiziere
von Berlin her bei weitem vorzuziehen sein.
Zweifellos sind die durch die Hecresverstärkung
geschaffenen besseren AufrückungSauSsichten
für die Sanitätsoffiziere als ein großer Fort¬
schritt zu begrüßen. Auch die günstigeren
Besoldungs- und Aufrückungsverhältnisse der
Unteroffiziere sowie das neueingeführte Tragen
der Regimentsuniform seitens der Sanitäts¬
unteroffiziere werden zweifellos die Beschaffung
eines Stammes tüchtiger Sanitätsunteroffiziere
erleichtern. Aber dadurch wird der bedenk¬
liche Mangel an Sanitätsoffizieren nimmer¬
mehr ausgeglichen. Denn, wenn es auch
gelingt, die Unteroffiziere in den handwerks¬
mäßigen Handgriffen des Wundverbandes,
der Krankenpflege und des Verwundeten-
transpvrtes genügend auszubilden, so werden
sie dennoch den neuartigen und unberechen¬
baren Aufgaben, welche ungewöhnliche Ver¬
wundungen und Seuchen in fremden Landen
mit sich bringen, verständnislos gegenüber¬
stehen und vor allem dürfte ihnen die hohe
Berufsausfassung, welche dem Sanitätsoffizier
eigen ist, gänzlich abgehen, wie auch die Ge¬
schichte der Napoleonischen Feldzüge zeigt.
Aus diesen Gründen ist es dringend wünschens¬
wert, daß die Reichstagsabgeordneten immer
und immer wieder die berechtigten Wünsche
der Sanitätsoffiziere nach Hebung ihrer
Stellung nachdrücklich vertreten, was einige
Mitglieder des Reichstages bereits in aner¬
kennenswerter Weise getan haben.

In der Fremdenlegion.

Erinnerungen und
Eindrücke. Von Erwin Rosen. 21. Auflage.

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[0107] Maßgebliches und Unmaßgebliches nulle. Die Operationen bestanden in 21 Er¬ öffnungen des Schädels, 114 Aufmeißelungen des Warzensorlsatzes, 3 Luftröhrenschnitten, 62 Eröffnungen der Brusthöhle, 110 Eröff¬ nungen der Bauchhöhle, 1043 Blinddarm- vperationen, 486 Banchschnitten, 25 Aufmeisze¬ lungen bzw. Auskratzungen von Knochen, 20 Gelenkaussägungen, 37 Gliedabsetzungen, 19 Gliedauslösungen, 92 Entfernungen von Geschwülsten, 24 Kropfschnitten, sämtlich mit Erhaltung der Dienstfähigkeit und S7S sonstigen Operationen. Die Mehrzahl der Operationen führte zu völliger Heilung mit Erhaltung der Dienstfähigkeit. Das deutsche Militärsauitätswesen steht somit auf einer sehr hohen Stufe, was uns zu der Erwartung berechtigen dürste, daß die deutschen Sanitätsoffiziere auch in einem künftigen Kriege ihre volle Schuldigkeit tun werden. Das laufende Kalenderjahr erneuerte übrigens die Erinnerung an den pommerschen Wundarzt Arend, der vor hundert Jahren beim Verbinden im Feuer zweimal selbst ver¬ wundet wurde, und um den kurmärkischen Regimentsarzt Ussing, der sich der Verwundeten im Kugelregen so unermüdlich annahm, daß ihm Bülow das Eiserne Krenz für Kom¬ battanten geben ließ. Trotzdem, und obwohl auch im Kriege 1370/71 unsere Militärärzte mit den Kämpfenden wetteiferten, werden sie heute nicht mehr so bewertet wie von feiten Bülows. Es erscheint daher nur sehr be¬ greiflich und berechtigt, daß unsere Sanitäts¬ offiziere wünschen, daß man sie nicht als Offi¬ ziere zweiter Klasse betrachte und behandele, sondern betreffs der Ehrenerwerbungen und äußeren Abzeichen ihnen die gleichen Rechte wie den Truppenoffizieren gebe, was auch bei der Beratung der Militärvorlagen im Sommer dieses Jahres von verschiedenen Mitgliedern .des Reichstages als dringend erforderlich be¬ zeichnet worden ist, um dem noch immer vor¬ handenen Mangel an aktiven Sanitätsoffi¬ zieren abzuhelfen, was ini Interesse unserer Soldaten not tut. Darauf ist schon mehrfach in politischen Tageszeitungen hingewiesen worden. An dieser Stelle sei nochmals betont, daß im .Kriegsfalle die Ärzte des Beurlaubtenstandes, welche doch nur eine sehr kurze ÜbungSzeit bei der Truppe hinter sich haben, kein voll¬ wertiger Ersatz für die aktive» Sanitätsoffiziere sind. Weiter ist der auch von verschiedenen Reichstagsabgeordneten geteilten Auffassung beizustimmen, daß die Vermehrung der Studierenden an derKaiser-Wilhelms-Akademie nur als ein unzulängliches Mittel zur Ver¬ stärkung des Sanitätsoffizierkorps erscheint, weil deren Ausbildung erst im Jahre 1919 bzw. 1920 beendet sein wird, bis zu welcher Zeit unvorhergesehenerweise eine Mobilisierung des deutschen Heeres eintreten könnte, und weil überdies den süddeutschen Staaten eine Ab¬ hängigkeit von Preußen in bezug auf die Ergänzung ihres Sanitätskorps nicht er¬ wünscht sein dürste; überhaupt würde ein freier Zugang zu der militärärztlichen Laufbahn der einseitigen Lieferung der Sanitätsoffiziere von Berlin her bei weitem vorzuziehen sein. Zweifellos sind die durch die Hecresverstärkung geschaffenen besseren AufrückungSauSsichten für die Sanitätsoffiziere als ein großer Fort¬ schritt zu begrüßen. Auch die günstigeren Besoldungs- und Aufrückungsverhältnisse der Unteroffiziere sowie das neueingeführte Tragen der Regimentsuniform seitens der Sanitäts¬ unteroffiziere werden zweifellos die Beschaffung eines Stammes tüchtiger Sanitätsunteroffiziere erleichtern. Aber dadurch wird der bedenk¬ liche Mangel an Sanitätsoffizieren nimmer¬ mehr ausgeglichen. Denn, wenn es auch gelingt, die Unteroffiziere in den handwerks¬ mäßigen Handgriffen des Wundverbandes, der Krankenpflege und des Verwundeten- transpvrtes genügend auszubilden, so werden sie dennoch den neuartigen und unberechen¬ baren Aufgaben, welche ungewöhnliche Ver¬ wundungen und Seuchen in fremden Landen mit sich bringen, verständnislos gegenüber¬ stehen und vor allem dürfte ihnen die hohe Berufsausfassung, welche dem Sanitätsoffizier eigen ist, gänzlich abgehen, wie auch die Ge¬ schichte der Napoleonischen Feldzüge zeigt. Aus diesen Gründen ist es dringend wünschens¬ wert, daß die Reichstagsabgeordneten immer und immer wieder die berechtigten Wünsche der Sanitätsoffiziere nach Hebung ihrer Stellung nachdrücklich vertreten, was einige Mitglieder des Reichstages bereits in aner¬ kennenswerter Weise getan haben. In der Fremdenlegion. Erinnerungen und Eindrücke. Von Erwin Rosen. 21. Auflage.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_326811/107>, abgerufen am 28.04.2024.