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Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

[Beginn Spaltensatz]

forderte 212,6 Millionen Mark. Die Ver¬
waltungskosten machten im Durchschnitt bei
den 16 Gegenseitigkeitsanstalten 7,59 Prozent
und bei den 27 Aktiengesellschaften 12,61
Prozent der Jahreseinnahmen aus. Nach
Abzug allerWusgaben verblieb ein Jahresüber¬
schuß von 134,7 Millionen Mark. Davon wur¬
den den Versicherten zur späteren Dividenden-
Verteilung überwiesen 126,1 Millionen Mark --
bei den 16 Gegenseitigkeitsanstalten 63,5 Mil¬
lionen, bei den 27 Aktiengesellschaften 62,9
Millionen. Die Aktionärdividenden bean¬
spruchten 9,3 Millionen Mark -- 20,5 Prozent
des eingezahlten Aktienkapitals. Das Ge¬
samtvermögen der 43 Privatinstitute belief
sich Ende 1912 auf 5,7 Milliarden Mark.
Unter den Verpflichtungen bilden die Prä¬
mienreserven im Betrage von 4,6 Milliarden
Mark den Hauptposten. An Extra- und Di¬
videndenreserven waren 863,5 Millionen Mark
vorhanden. In der vorstehenden Tabelle sind
für die vier größten Gegenseitigkeitsanstalten
und vier größten Aktiengesellschaften die wich¬
tigsten GeschäftSergebnisse in 1912 enthalten.
Die letzte Spalte -- Merschußüberweisung
in Prozenten der dividendenberechtigten Prä¬
mieneinnahme--gilt allgemein als der sicherste
Maßstab für die Beurteilung der dauernden
Billigkeit einer LebenSversicherungSmistalt.

Das Ervrecht des Reiches und die Ge¬

burtenzunahme. In Heft 37 der Grenz¬
boten wurde der Vorschlag des General¬
leutnants Ratgen besprochen, der Geburten¬
abnahme im Elsaß dadurch zu steuern, daß man
von Nachlassen der Eltern, die weniger als vier
Kinder haben, einen Teil dem Staat über¬
weist. Es wurde dargelegt, daß nicht nur
im Elsaß, sondern auch in Preußen und im
Reich ein beständiges Sinken der Geburten¬
ziffer zu beklagen ist. Das eben erschienene
Statistische Jahrbuch für das Deutsche Reich
von 1913 liefert den Beweis, daß die rück¬
läufige Bewegung durchaus nicht zum Still¬
stand gekommen ist. Nach Seite 20 des Jahr¬
buches stellen sich nämlich die Zahlen für die
letzten vier Jahre wie folgt:

1908 2 076 660 Geburten
1909 2 033 357 "
1910 1 982 836
1911 1 927 039
[Spaltenumbruch]

Es kamen also auf 1000 Einwohner:

1908 33 Geburten
1909 32
1910 30,7
1911 29,5

Im Jahre 1911 sind 149 621 Kinder
B. weniger geboren, als im Jahre 1908.

Schöne Literatur

Franz Michael Felder: Sämtliche Werke.
Herausgegeben im Auftrage des Franz-Mi¬
chael - Felder - Vereins zu Bregenz. 1. bis
4. Band. Herausgegeben von Hermann
Sander. Leipzig, Hesse u. Becker, 1910 bis
1913.

Im Mai 1867 brachten die Grenzboten
unter dem Titel "Zwei Geburtstage eines
Bäuerleins" selbstbiographische Skizzen eines
einfachen achtundzwanzigjährigen Bregenzer¬
wälder Bauern Franz Michael Felder, dessen
schriftstellerische Tätigkeit besonders in Nord¬
deutschland damals großes Aufsehen erregte.
Von Geburt schwächlich, ist Felder als ein
Sorgenkind wenig begüterter Eltern in dem
von Welt und Verkehr abgeschlossenen Bauern¬
dörfchen Schoppernau im hintersten Bregenzer-
wald aufgewachsen. Frühzeitig entwickelte er
sich zu einem Sonderling, der an den Spielen
und Freuden der übrigen Dorfkinder keinen
Anteil nahm. Um so mehr entstand in dem
jungen Bauernburschen eine leidenschaftliche
Neigung zu Büchern, die ihm eine neue Welt
erschlossen. Mit unermüdlichen! Eifer suchte
er sich über alles Rechenschaft zu geben und
erwarb sich bei seiner hohen Begabung und
seinem reifen Verständnis für Zeit und Kultur¬
fragen in kurzer Zeit ein staunenswertes
Wissen auf den verschiedensten Gebieten. Als
ihn später die tägliche Bauernarbeit in Feld
und Wald öfter mit den Dorfbewohnern zu¬
sammenführte, lernte er deren materielle und
geistige Bedürfnisse kennen und entdeckte jene
weite Kluft, durch die sein Heimatdorf immer
mehr von der Kulturwelt abgeschlossen wurde.
Da erwachte in ihm das ernste Pflichtbewußt¬
sein, seinen Nebenmenschen zu helfen. Die
wirtschaftliche Lage seiner Landsleute zu
bessern, die harten Gegensätze von Bildung
und Beschränktheit, Armut und Reichtum aus¬
zugleichen und den Bauer in die Kultur-
strömung hineinzuziehen, war fortan seine

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

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forderte 212,6 Millionen Mark. Die Ver¬
waltungskosten machten im Durchschnitt bei
den 16 Gegenseitigkeitsanstalten 7,59 Prozent
und bei den 27 Aktiengesellschaften 12,61
Prozent der Jahreseinnahmen aus. Nach
Abzug allerWusgaben verblieb ein Jahresüber¬
schuß von 134,7 Millionen Mark. Davon wur¬
den den Versicherten zur späteren Dividenden-
Verteilung überwiesen 126,1 Millionen Mark —
bei den 16 Gegenseitigkeitsanstalten 63,5 Mil¬
lionen, bei den 27 Aktiengesellschaften 62,9
Millionen. Die Aktionärdividenden bean¬
spruchten 9,3 Millionen Mark — 20,5 Prozent
des eingezahlten Aktienkapitals. Das Ge¬
samtvermögen der 43 Privatinstitute belief
sich Ende 1912 auf 5,7 Milliarden Mark.
Unter den Verpflichtungen bilden die Prä¬
mienreserven im Betrage von 4,6 Milliarden
Mark den Hauptposten. An Extra- und Di¬
videndenreserven waren 863,5 Millionen Mark
vorhanden. In der vorstehenden Tabelle sind
für die vier größten Gegenseitigkeitsanstalten
und vier größten Aktiengesellschaften die wich¬
tigsten GeschäftSergebnisse in 1912 enthalten.
Die letzte Spalte — Merschußüberweisung
in Prozenten der dividendenberechtigten Prä¬
mieneinnahme—gilt allgemein als der sicherste
Maßstab für die Beurteilung der dauernden
Billigkeit einer LebenSversicherungSmistalt.

Das Ervrecht des Reiches und die Ge¬

burtenzunahme. In Heft 37 der Grenz¬
boten wurde der Vorschlag des General¬
leutnants Ratgen besprochen, der Geburten¬
abnahme im Elsaß dadurch zu steuern, daß man
von Nachlassen der Eltern, die weniger als vier
Kinder haben, einen Teil dem Staat über¬
weist. Es wurde dargelegt, daß nicht nur
im Elsaß, sondern auch in Preußen und im
Reich ein beständiges Sinken der Geburten¬
ziffer zu beklagen ist. Das eben erschienene
Statistische Jahrbuch für das Deutsche Reich
von 1913 liefert den Beweis, daß die rück¬
läufige Bewegung durchaus nicht zum Still¬
stand gekommen ist. Nach Seite 20 des Jahr¬
buches stellen sich nämlich die Zahlen für die
letzten vier Jahre wie folgt:

1908 2 076 660 Geburten
1909 2 033 357 „
1910 1 982 836
1911 1 927 039
[Spaltenumbruch]

Es kamen also auf 1000 Einwohner:

1908 33 Geburten
1909 32
1910 30,7
1911 29,5

Im Jahre 1911 sind 149 621 Kinder
B. weniger geboren, als im Jahre 1908.

Schöne Literatur

Franz Michael Felder: Sämtliche Werke.
Herausgegeben im Auftrage des Franz-Mi¬
chael - Felder - Vereins zu Bregenz. 1. bis
4. Band. Herausgegeben von Hermann
Sander. Leipzig, Hesse u. Becker, 1910 bis
1913.

Im Mai 1867 brachten die Grenzboten
unter dem Titel „Zwei Geburtstage eines
Bäuerleins" selbstbiographische Skizzen eines
einfachen achtundzwanzigjährigen Bregenzer¬
wälder Bauern Franz Michael Felder, dessen
schriftstellerische Tätigkeit besonders in Nord¬
deutschland damals großes Aufsehen erregte.
Von Geburt schwächlich, ist Felder als ein
Sorgenkind wenig begüterter Eltern in dem
von Welt und Verkehr abgeschlossenen Bauern¬
dörfchen Schoppernau im hintersten Bregenzer-
wald aufgewachsen. Frühzeitig entwickelte er
sich zu einem Sonderling, der an den Spielen
und Freuden der übrigen Dorfkinder keinen
Anteil nahm. Um so mehr entstand in dem
jungen Bauernburschen eine leidenschaftliche
Neigung zu Büchern, die ihm eine neue Welt
erschlossen. Mit unermüdlichen! Eifer suchte
er sich über alles Rechenschaft zu geben und
erwarb sich bei seiner hohen Begabung und
seinem reifen Verständnis für Zeit und Kultur¬
fragen in kurzer Zeit ein staunenswertes
Wissen auf den verschiedensten Gebieten. Als
ihn später die tägliche Bauernarbeit in Feld
und Wald öfter mit den Dorfbewohnern zu¬
sammenführte, lernte er deren materielle und
geistige Bedürfnisse kennen und entdeckte jene
weite Kluft, durch die sein Heimatdorf immer
mehr von der Kulturwelt abgeschlossen wurde.
Da erwachte in ihm das ernste Pflichtbewußt¬
sein, seinen Nebenmenschen zu helfen. Die
wirtschaftliche Lage seiner Landsleute zu
bessern, die harten Gegensätze von Bildung
und Beschränktheit, Armut und Reichtum aus¬
zugleichen und den Bauer in die Kultur-
strömung hineinzuziehen, war fortan seine

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_326811/152>, abgerufen am 28.04.2024.