Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Viertes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Neu-San Francisco uno die Panama-Pacific-Exposition

die Früchte seiner Arbeit, ohne die das Leben nun einmal nirgends, auch nicht
in diesem schönen Lande, abläuft, in vollen Zügen.

San Francisco bildet mit den im Umkreise von etwa 25 Meilen
liegenden Ortschaften eine Welt für sich, die jetzt schon auf eine Million Ein¬
wohner geschätzt wird. Die auf der anderen Seite der Ban gelegene Stadt
Oakland hat sich im Verlaufe der letzten zehn Jahre zu so stattlicher Größe
entwickelt, daß sich dort kürzlich gegen die ihr beigelegte Bezeichnung als "Vor¬
stadt" lebhafte Proteste erhoben. Nördlich davon liegt das liebliche blumen¬
reiche Berkeley, der Sitz der Staatsuniversität von Kalifornien. Das im Süden
von Oakland belegene Alamedea, in dem, wie in den beiden vorgenannten
Orten, viele Geschäftsleute der Metropole wohnen, darf hier nicht unerwähnt
bleiben. Die drei Städte und andere auf den Hügeln gelegene kleinere Orte
stehen mit San Francisco durch elektrische Bahnen und Dampffähren in Ver¬
bindung und verdanken diesen ganz ausgezeichneten, schnellen, fast nie unpünkt¬
lichen oder gänzlich versagenden Cars und Dampfern zum größten Teil ihre
Existenz.


Der Aufstellungsplatz und die Paläste

Der Aufstellungsplatz befindet sich auf einer halbmondförmigen Landstrecke
von fast 3 Meilen Länge am Ufer der Ban von San Francisco. Im Süden,
Osten und Westen wird er von den mäßig hohen Hügeln der Stadt umfaßt,
und in Übereinstimmung mit dieser natürlichen Umgebung sollen die Paläste in
ganz bestimmten großen Gruppen errichtet werden. Von der Ferne gesehen,
wird die Fair den Eindruck architektonischer Einheit machen und einer orien¬
talischen Stadt, etwa Konstantinopel, gleichen.

Die eigentliche Ausstellungssektion, bestehend aus elf großen Palästen, wird
in einer Entfernung von einer Meile von der Ban und mit nach ihr hin¬
weisender Front das Zentrum des Ganzen bilden. Im Westen, d. h. dem Goldenen
Tor am nächsten, sollen sich dann die Pavillons der einzelnen Bundesstaaten
und diejenigen fremder Nationen erheben. Der östliche Teil des Platzes ist für
eine dritte Gruppe von Gebäuden bestimmt, für Veranstaltungen erzieherischer,
sportlicher und vergnüglicher Art. Da der Gesamtflächenraum des Platzes
625 Acres beträgt, dürfte das geplante Prinzip einer kompakten Gruppierung
der Baulichkeiten nur zur Bequemlichkeit der Aussteller und Besucher beitragen.
Die Worlds Fair wird durch die Ban sicherlich einen gar köstlich schönen Vorder¬
grund erhalten, denn diese steht, was Farbenpracht betrifft, wohl kaum dem
Golf von Neapel nach, überhaupt besteht der Zauber des Goldlandes Kali¬
fornien, das namentlich im Süden eine Wüste ist, in der märchenhaft klaren
Beleuchtung durch die Sonne, die ihre Strahlen mit so blendendem Glanz
ergießt, daß man selbst auf sehr weite Entfernungen Gegenstände von geringem
Umfang wahrnehmen kann. So erscheinen auch die kahlen Berge, die unbewaldeten
Inseln, wenn die Sonne auf sie scheint, freundlich und licht, und der Beschauer gewinnt
den Eindruck des Grandiosen, das zugleich des Milden und Lieblicher nicht entbehrt.


Neu-San Francisco uno die Panama-Pacific-Exposition

die Früchte seiner Arbeit, ohne die das Leben nun einmal nirgends, auch nicht
in diesem schönen Lande, abläuft, in vollen Zügen.

San Francisco bildet mit den im Umkreise von etwa 25 Meilen
liegenden Ortschaften eine Welt für sich, die jetzt schon auf eine Million Ein¬
wohner geschätzt wird. Die auf der anderen Seite der Ban gelegene Stadt
Oakland hat sich im Verlaufe der letzten zehn Jahre zu so stattlicher Größe
entwickelt, daß sich dort kürzlich gegen die ihr beigelegte Bezeichnung als „Vor¬
stadt" lebhafte Proteste erhoben. Nördlich davon liegt das liebliche blumen¬
reiche Berkeley, der Sitz der Staatsuniversität von Kalifornien. Das im Süden
von Oakland belegene Alamedea, in dem, wie in den beiden vorgenannten
Orten, viele Geschäftsleute der Metropole wohnen, darf hier nicht unerwähnt
bleiben. Die drei Städte und andere auf den Hügeln gelegene kleinere Orte
stehen mit San Francisco durch elektrische Bahnen und Dampffähren in Ver¬
bindung und verdanken diesen ganz ausgezeichneten, schnellen, fast nie unpünkt¬
lichen oder gänzlich versagenden Cars und Dampfern zum größten Teil ihre
Existenz.


Der Aufstellungsplatz und die Paläste

Der Aufstellungsplatz befindet sich auf einer halbmondförmigen Landstrecke
von fast 3 Meilen Länge am Ufer der Ban von San Francisco. Im Süden,
Osten und Westen wird er von den mäßig hohen Hügeln der Stadt umfaßt,
und in Übereinstimmung mit dieser natürlichen Umgebung sollen die Paläste in
ganz bestimmten großen Gruppen errichtet werden. Von der Ferne gesehen,
wird die Fair den Eindruck architektonischer Einheit machen und einer orien¬
talischen Stadt, etwa Konstantinopel, gleichen.

Die eigentliche Ausstellungssektion, bestehend aus elf großen Palästen, wird
in einer Entfernung von einer Meile von der Ban und mit nach ihr hin¬
weisender Front das Zentrum des Ganzen bilden. Im Westen, d. h. dem Goldenen
Tor am nächsten, sollen sich dann die Pavillons der einzelnen Bundesstaaten
und diejenigen fremder Nationen erheben. Der östliche Teil des Platzes ist für
eine dritte Gruppe von Gebäuden bestimmt, für Veranstaltungen erzieherischer,
sportlicher und vergnüglicher Art. Da der Gesamtflächenraum des Platzes
625 Acres beträgt, dürfte das geplante Prinzip einer kompakten Gruppierung
der Baulichkeiten nur zur Bequemlichkeit der Aussteller und Besucher beitragen.
Die Worlds Fair wird durch die Ban sicherlich einen gar köstlich schönen Vorder¬
grund erhalten, denn diese steht, was Farbenpracht betrifft, wohl kaum dem
Golf von Neapel nach, überhaupt besteht der Zauber des Goldlandes Kali¬
fornien, das namentlich im Süden eine Wüste ist, in der märchenhaft klaren
Beleuchtung durch die Sonne, die ihre Strahlen mit so blendendem Glanz
ergießt, daß man selbst auf sehr weite Entfernungen Gegenstände von geringem
Umfang wahrnehmen kann. So erscheinen auch die kahlen Berge, die unbewaldeten
Inseln, wenn die Sonne auf sie scheint, freundlich und licht, und der Beschauer gewinnt
den Eindruck des Grandiosen, das zugleich des Milden und Lieblicher nicht entbehrt.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0280" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/327092"/>
            <fw type="header" place="top"> Neu-San Francisco uno die Panama-Pacific-Exposition</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_1053" prev="#ID_1052"> die Früchte seiner Arbeit, ohne die das Leben nun einmal nirgends, auch nicht<lb/>
in diesem schönen Lande, abläuft, in vollen Zügen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1054"> San Francisco bildet mit den im Umkreise von etwa 25 Meilen<lb/>
liegenden Ortschaften eine Welt für sich, die jetzt schon auf eine Million Ein¬<lb/>
wohner geschätzt wird. Die auf der anderen Seite der Ban gelegene Stadt<lb/>
Oakland hat sich im Verlaufe der letzten zehn Jahre zu so stattlicher Größe<lb/>
entwickelt, daß sich dort kürzlich gegen die ihr beigelegte Bezeichnung als &#x201E;Vor¬<lb/>
stadt" lebhafte Proteste erhoben. Nördlich davon liegt das liebliche blumen¬<lb/>
reiche Berkeley, der Sitz der Staatsuniversität von Kalifornien. Das im Süden<lb/>
von Oakland belegene Alamedea, in dem, wie in den beiden vorgenannten<lb/>
Orten, viele Geschäftsleute der Metropole wohnen, darf hier nicht unerwähnt<lb/>
bleiben. Die drei Städte und andere auf den Hügeln gelegene kleinere Orte<lb/>
stehen mit San Francisco durch elektrische Bahnen und Dampffähren in Ver¬<lb/>
bindung und verdanken diesen ganz ausgezeichneten, schnellen, fast nie unpünkt¬<lb/>
lichen oder gänzlich versagenden Cars und Dampfern zum größten Teil ihre<lb/>
Existenz.</p><lb/>
          </div>
          <div n="2">
            <head> Der Aufstellungsplatz und die Paläste</head><lb/>
            <p xml:id="ID_1055"> Der Aufstellungsplatz befindet sich auf einer halbmondförmigen Landstrecke<lb/>
von fast 3 Meilen Länge am Ufer der Ban von San Francisco. Im Süden,<lb/>
Osten und Westen wird er von den mäßig hohen Hügeln der Stadt umfaßt,<lb/>
und in Übereinstimmung mit dieser natürlichen Umgebung sollen die Paläste in<lb/>
ganz bestimmten großen Gruppen errichtet werden. Von der Ferne gesehen,<lb/>
wird die Fair den Eindruck architektonischer Einheit machen und einer orien¬<lb/>
talischen Stadt, etwa Konstantinopel, gleichen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1056"> Die eigentliche Ausstellungssektion, bestehend aus elf großen Palästen, wird<lb/>
in einer Entfernung von einer Meile von der Ban und mit nach ihr hin¬<lb/>
weisender Front das Zentrum des Ganzen bilden. Im Westen, d. h. dem Goldenen<lb/>
Tor am nächsten, sollen sich dann die Pavillons der einzelnen Bundesstaaten<lb/>
und diejenigen fremder Nationen erheben. Der östliche Teil des Platzes ist für<lb/>
eine dritte Gruppe von Gebäuden bestimmt, für Veranstaltungen erzieherischer,<lb/>
sportlicher und vergnüglicher Art. Da der Gesamtflächenraum des Platzes<lb/>
625 Acres beträgt, dürfte das geplante Prinzip einer kompakten Gruppierung<lb/>
der Baulichkeiten nur zur Bequemlichkeit der Aussteller und Besucher beitragen.<lb/>
Die Worlds Fair wird durch die Ban sicherlich einen gar köstlich schönen Vorder¬<lb/>
grund erhalten, denn diese steht, was Farbenpracht betrifft, wohl kaum dem<lb/>
Golf von Neapel nach, überhaupt besteht der Zauber des Goldlandes Kali¬<lb/>
fornien, das namentlich im Süden eine Wüste ist, in der märchenhaft klaren<lb/>
Beleuchtung durch die Sonne, die ihre Strahlen mit so blendendem Glanz<lb/>
ergießt, daß man selbst auf sehr weite Entfernungen Gegenstände von geringem<lb/>
Umfang wahrnehmen kann. So erscheinen auch die kahlen Berge, die unbewaldeten<lb/>
Inseln, wenn die Sonne auf sie scheint, freundlich und licht, und der Beschauer gewinnt<lb/>
den Eindruck des Grandiosen, das zugleich des Milden und Lieblicher nicht entbehrt.</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0280] Neu-San Francisco uno die Panama-Pacific-Exposition die Früchte seiner Arbeit, ohne die das Leben nun einmal nirgends, auch nicht in diesem schönen Lande, abläuft, in vollen Zügen. San Francisco bildet mit den im Umkreise von etwa 25 Meilen liegenden Ortschaften eine Welt für sich, die jetzt schon auf eine Million Ein¬ wohner geschätzt wird. Die auf der anderen Seite der Ban gelegene Stadt Oakland hat sich im Verlaufe der letzten zehn Jahre zu so stattlicher Größe entwickelt, daß sich dort kürzlich gegen die ihr beigelegte Bezeichnung als „Vor¬ stadt" lebhafte Proteste erhoben. Nördlich davon liegt das liebliche blumen¬ reiche Berkeley, der Sitz der Staatsuniversität von Kalifornien. Das im Süden von Oakland belegene Alamedea, in dem, wie in den beiden vorgenannten Orten, viele Geschäftsleute der Metropole wohnen, darf hier nicht unerwähnt bleiben. Die drei Städte und andere auf den Hügeln gelegene kleinere Orte stehen mit San Francisco durch elektrische Bahnen und Dampffähren in Ver¬ bindung und verdanken diesen ganz ausgezeichneten, schnellen, fast nie unpünkt¬ lichen oder gänzlich versagenden Cars und Dampfern zum größten Teil ihre Existenz. Der Aufstellungsplatz und die Paläste Der Aufstellungsplatz befindet sich auf einer halbmondförmigen Landstrecke von fast 3 Meilen Länge am Ufer der Ban von San Francisco. Im Süden, Osten und Westen wird er von den mäßig hohen Hügeln der Stadt umfaßt, und in Übereinstimmung mit dieser natürlichen Umgebung sollen die Paläste in ganz bestimmten großen Gruppen errichtet werden. Von der Ferne gesehen, wird die Fair den Eindruck architektonischer Einheit machen und einer orien¬ talischen Stadt, etwa Konstantinopel, gleichen. Die eigentliche Ausstellungssektion, bestehend aus elf großen Palästen, wird in einer Entfernung von einer Meile von der Ban und mit nach ihr hin¬ weisender Front das Zentrum des Ganzen bilden. Im Westen, d. h. dem Goldenen Tor am nächsten, sollen sich dann die Pavillons der einzelnen Bundesstaaten und diejenigen fremder Nationen erheben. Der östliche Teil des Platzes ist für eine dritte Gruppe von Gebäuden bestimmt, für Veranstaltungen erzieherischer, sportlicher und vergnüglicher Art. Da der Gesamtflächenraum des Platzes 625 Acres beträgt, dürfte das geplante Prinzip einer kompakten Gruppierung der Baulichkeiten nur zur Bequemlichkeit der Aussteller und Besucher beitragen. Die Worlds Fair wird durch die Ban sicherlich einen gar köstlich schönen Vorder¬ grund erhalten, denn diese steht, was Farbenpracht betrifft, wohl kaum dem Golf von Neapel nach, überhaupt besteht der Zauber des Goldlandes Kali¬ fornien, das namentlich im Süden eine Wüste ist, in der märchenhaft klaren Beleuchtung durch die Sonne, die ihre Strahlen mit so blendendem Glanz ergießt, daß man selbst auf sehr weite Entfernungen Gegenstände von geringem Umfang wahrnehmen kann. So erscheinen auch die kahlen Berge, die unbewaldeten Inseln, wenn die Sonne auf sie scheint, freundlich und licht, und der Beschauer gewinnt den Eindruck des Grandiosen, das zugleich des Milden und Lieblicher nicht entbehrt.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_326811
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_326811/280
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_326811/280>, abgerufen am 27.04.2024.