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Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Viertes Vierteljahr.

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Neu-San Francisco und die Panama-Pacific-Exposition

Erfreuliche Fortschritte

Auf dem riesigen Aufstellungsplatz sind gegenwärtig zehn der geplanten
Paläste im Bau begriffen, etwa viertausend Handwerkern Beschäftigung gewährend.
Zu Transportzwecken bedient sich die Direktion einer eigens für sie gebauten
Eisenbahn, deren Schienen quer über den Platz führen, während von der Bav-
seite her zahleiche Dampfer das erforderliche Bauholz herbeischaffen, von welchem
bereits zwanzig Millionen Fuß in hohen Stößen aufgeschichtet an Ort und
Stelle zur Verwendung bereit liegen, ein noch geringer Vorrat, wenn man
bedenkt, daß zur Errichtung der Haupt-Ausstellungspalaste mindestens
sechzig Millionen Fuß Holz erforderlich sein werden. Nach den Plänen der
Ausstellungsarchitekten werden die Baulichkeiten in einer möglichst beträchtlichen
Höhe gehalten sein, damit sie neben den ringsumliegenden Hügeln nicht
allzu winzig aussehen. Die Gebäude werden von dem sogenannten Juwelen¬
turm, dessen Höhe volle 430 Fuß betragen wird, beherrscht werden. Die Pläne
zu den Hauptgebäuden der Ausstellung sind vornehmlich von amerikanischen
Baukünstlern angefertigt worden.

Außerordentlich großartige Pläne sollen, zuverlässigen Angaben zufolge,
mit der Erbauung des Hortikultur-Palastes zur Verwirklichung gelangen, der
fünf Acres bedecken, eine 166 Fuß hohe Kuppel tragen, und ganz und gar
aus Glas hergestellt werden wird. Die Wunder der Göttin Flora aus allen
Teilen der Welt sollen dort zur Schau gestellt werden, und die Direktion hat
bereits für die schönste, speziell für die Ausstellung gezogene Rose einen Preis
von 1000 Dollar ausgesetzt.

Seiner Vollendung geht bereits, wenigstens äußerlich, der riesige Maschinen¬
palast an dem Fillmore-Straßeneingange des Ausstellungsplatzes entgegen, und
es heißt, daß sich der betreffende Bauunternehmer dabei um die Kleinigkeit von
60000 Dollar verrechnet hat, -- ein warnendes Beispiel für die anderen Kon-
traktoren.

Was nun die Landschaftsgartenkunst betrifft, so werden die damit betrauten
Fir nen keine leichte Aufgabe zu lösen haben; denn das Ufer der schönen Ban
läßt gerade dort viel zu wünschen übrig, da der Boden dürr und steinig ist.
Schließlich wächst aber in dem kalifornischen Klima doch so gut wie alles, und
so kommt es auch, daß die schon jetzt mit Rasen bedeckten sehr großen Strecken
bereits recht hübsch aussehen. Außerdem werden natürlich sämtliche Gebäude
von schönen Gartenanlagen umgeben sein, und die dazu erforderlichen Bäume
und Sträucher stehen bereits in der Nähe des Platzes in Gewächshäusern zum
Umpflanzen bereit.


Die Feuerwehr

Seit der großen Katastrophe von 1906 ist man in San Francisco, in
bezug auf Feuersgefahr, ganz außerordentlich vorsichtig; das wurde namentlich
an dem glorreichen 4. Juli eines jeden der folgenden Jahre offenbar; denn die
Polizei sah streng darauf, daß sich an jenem Tage der doch nun einmal absolut


Neu-San Francisco und die Panama-Pacific-Exposition

Erfreuliche Fortschritte

Auf dem riesigen Aufstellungsplatz sind gegenwärtig zehn der geplanten
Paläste im Bau begriffen, etwa viertausend Handwerkern Beschäftigung gewährend.
Zu Transportzwecken bedient sich die Direktion einer eigens für sie gebauten
Eisenbahn, deren Schienen quer über den Platz führen, während von der Bav-
seite her zahleiche Dampfer das erforderliche Bauholz herbeischaffen, von welchem
bereits zwanzig Millionen Fuß in hohen Stößen aufgeschichtet an Ort und
Stelle zur Verwendung bereit liegen, ein noch geringer Vorrat, wenn man
bedenkt, daß zur Errichtung der Haupt-Ausstellungspalaste mindestens
sechzig Millionen Fuß Holz erforderlich sein werden. Nach den Plänen der
Ausstellungsarchitekten werden die Baulichkeiten in einer möglichst beträchtlichen
Höhe gehalten sein, damit sie neben den ringsumliegenden Hügeln nicht
allzu winzig aussehen. Die Gebäude werden von dem sogenannten Juwelen¬
turm, dessen Höhe volle 430 Fuß betragen wird, beherrscht werden. Die Pläne
zu den Hauptgebäuden der Ausstellung sind vornehmlich von amerikanischen
Baukünstlern angefertigt worden.

Außerordentlich großartige Pläne sollen, zuverlässigen Angaben zufolge,
mit der Erbauung des Hortikultur-Palastes zur Verwirklichung gelangen, der
fünf Acres bedecken, eine 166 Fuß hohe Kuppel tragen, und ganz und gar
aus Glas hergestellt werden wird. Die Wunder der Göttin Flora aus allen
Teilen der Welt sollen dort zur Schau gestellt werden, und die Direktion hat
bereits für die schönste, speziell für die Ausstellung gezogene Rose einen Preis
von 1000 Dollar ausgesetzt.

Seiner Vollendung geht bereits, wenigstens äußerlich, der riesige Maschinen¬
palast an dem Fillmore-Straßeneingange des Ausstellungsplatzes entgegen, und
es heißt, daß sich der betreffende Bauunternehmer dabei um die Kleinigkeit von
60000 Dollar verrechnet hat, — ein warnendes Beispiel für die anderen Kon-
traktoren.

Was nun die Landschaftsgartenkunst betrifft, so werden die damit betrauten
Fir nen keine leichte Aufgabe zu lösen haben; denn das Ufer der schönen Ban
läßt gerade dort viel zu wünschen übrig, da der Boden dürr und steinig ist.
Schließlich wächst aber in dem kalifornischen Klima doch so gut wie alles, und
so kommt es auch, daß die schon jetzt mit Rasen bedeckten sehr großen Strecken
bereits recht hübsch aussehen. Außerdem werden natürlich sämtliche Gebäude
von schönen Gartenanlagen umgeben sein, und die dazu erforderlichen Bäume
und Sträucher stehen bereits in der Nähe des Platzes in Gewächshäusern zum
Umpflanzen bereit.


Die Feuerwehr

Seit der großen Katastrophe von 1906 ist man in San Francisco, in
bezug auf Feuersgefahr, ganz außerordentlich vorsichtig; das wurde namentlich
an dem glorreichen 4. Juli eines jeden der folgenden Jahre offenbar; denn die
Polizei sah streng darauf, daß sich an jenem Tage der doch nun einmal absolut


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[0281] Neu-San Francisco und die Panama-Pacific-Exposition Erfreuliche Fortschritte Auf dem riesigen Aufstellungsplatz sind gegenwärtig zehn der geplanten Paläste im Bau begriffen, etwa viertausend Handwerkern Beschäftigung gewährend. Zu Transportzwecken bedient sich die Direktion einer eigens für sie gebauten Eisenbahn, deren Schienen quer über den Platz führen, während von der Bav- seite her zahleiche Dampfer das erforderliche Bauholz herbeischaffen, von welchem bereits zwanzig Millionen Fuß in hohen Stößen aufgeschichtet an Ort und Stelle zur Verwendung bereit liegen, ein noch geringer Vorrat, wenn man bedenkt, daß zur Errichtung der Haupt-Ausstellungspalaste mindestens sechzig Millionen Fuß Holz erforderlich sein werden. Nach den Plänen der Ausstellungsarchitekten werden die Baulichkeiten in einer möglichst beträchtlichen Höhe gehalten sein, damit sie neben den ringsumliegenden Hügeln nicht allzu winzig aussehen. Die Gebäude werden von dem sogenannten Juwelen¬ turm, dessen Höhe volle 430 Fuß betragen wird, beherrscht werden. Die Pläne zu den Hauptgebäuden der Ausstellung sind vornehmlich von amerikanischen Baukünstlern angefertigt worden. Außerordentlich großartige Pläne sollen, zuverlässigen Angaben zufolge, mit der Erbauung des Hortikultur-Palastes zur Verwirklichung gelangen, der fünf Acres bedecken, eine 166 Fuß hohe Kuppel tragen, und ganz und gar aus Glas hergestellt werden wird. Die Wunder der Göttin Flora aus allen Teilen der Welt sollen dort zur Schau gestellt werden, und die Direktion hat bereits für die schönste, speziell für die Ausstellung gezogene Rose einen Preis von 1000 Dollar ausgesetzt. Seiner Vollendung geht bereits, wenigstens äußerlich, der riesige Maschinen¬ palast an dem Fillmore-Straßeneingange des Ausstellungsplatzes entgegen, und es heißt, daß sich der betreffende Bauunternehmer dabei um die Kleinigkeit von 60000 Dollar verrechnet hat, — ein warnendes Beispiel für die anderen Kon- traktoren. Was nun die Landschaftsgartenkunst betrifft, so werden die damit betrauten Fir nen keine leichte Aufgabe zu lösen haben; denn das Ufer der schönen Ban läßt gerade dort viel zu wünschen übrig, da der Boden dürr und steinig ist. Schließlich wächst aber in dem kalifornischen Klima doch so gut wie alles, und so kommt es auch, daß die schon jetzt mit Rasen bedeckten sehr großen Strecken bereits recht hübsch aussehen. Außerdem werden natürlich sämtliche Gebäude von schönen Gartenanlagen umgeben sein, und die dazu erforderlichen Bäume und Sträucher stehen bereits in der Nähe des Platzes in Gewächshäusern zum Umpflanzen bereit. Die Feuerwehr Seit der großen Katastrophe von 1906 ist man in San Francisco, in bezug auf Feuersgefahr, ganz außerordentlich vorsichtig; das wurde namentlich an dem glorreichen 4. Juli eines jeden der folgenden Jahre offenbar; denn die Polizei sah streng darauf, daß sich an jenem Tage der doch nun einmal absolut

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_326811/281>, abgerufen am 27.04.2024.