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Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Viertes Vierteljahr.

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Neu-San Francisco und die Panama-Pacific-Exposition

Reklameschilder können aus Holz, Metall oder Glas angefertigt werden,
dürfen aber nicht zu groß sein und sollen in gleicher Höhe angebracht werden.
In keinem Falle wird ein Herabhängen von der Decke des Gebäudes gestattet
sein. Prämiierte Aussteller dürfen diese Tatsache natürlich durch entsprechende
Schilder kundgeben.

Gesuche um Ausstellungsraum müssen schriftlich an "Captain Asser Carter
Baker, Exposition Bunting, San Francisco" gerichtet werden.

Die Ausstellungspalaste werden während der Zeit vom 20. Februar bis
zum 4. Dezember 1915 von morgens 9 Uhr bis abends 6 Uhr dem Publikum
geöffnet sein; am Sonntag bleiben sie geschlossen.


Wir enttäuschten Deutschen

Das deutsche Element ist in den Baystädten und namentlich in der Metro¬
pole überaus reich und gut vertreten. Man berechnet die Zahl der in San
Francisco ansässigen, in Deutschland geborenen Personen auf dreißigtausend,
wovon siebzehntausend stimmberechtigte amerikanische Bürger sind. Das deutsche
Leben ist auch hier vielfach zersplittert, doch blühen eine sehr große Anzahl
spezifisch deutscher Turm-, Krieger-, Schützen- und Gesangvereine, die sich
in einer Zentralvereinigung zusammenfinden, welche ihrerseits wieder dem
"Deutsch - Amerikanischen Nationalverbande" angehört. Die "Deutsche Unter¬
stützungsgesellschaft" gehört zu den reichsten Institutionen dieser Art in San
Francisco. Sie erbaute vor einigen Jahren ein prächtiges neues Hospital,
das sich eines sehr guten Rufs erfreut. Auf der anderen Seite der Bay, auf
den Hügeln des lieblichen Fruitvale, befindet sich auch ein deutsches Altenheim.

Die offiziell ablehnende Haltung Deutschlands gegenüber der Panama-
Pacific-Exposition hat sowohl in der amerikanischen Geschäftswelt als auch in
den Kreisen der Ausstellungsbehörden eine allgemeine Enttäuschung hervor¬
gerufen. Man weist in den hiesigen Zeitungen darauf hin, daß für den be¬
suchenden bzw. ausstellenden europäischen Fabrikanten nicht nur der Kontakt
mit Ostasien, sondern auch besonders das Zusammentreffen mit den kommer¬
ziellen Vertretern von Zentral- und Südamerika, die hier in geschlossenen
Reihen und vollzählig anrücken werden, in Anbetracht der Eröffnung des
Panamakanals von größtem Vorteil sein dürfte. Mit sichtlichem Vergnügen
berichtet eine der Morgenzeitungen, daß sich in Deutschland privatim bereits
eintausend Aussteller, darunter Vertreter der Textilindustrie, Möbel-, Spiel¬
waren- und andere Fabrikanten zu einer aktiven Beteiligung gemeldet haben.
Alle hier durchreisenden deutschen Kaufleute werden von den fleißigen Re¬
portern besucht, und es erscheinen dann hoffnungsfreudige Berichte von
Interviews, die oft ganze Spalten einnehmen und sogar hin und wieder mehr
oder weniger geschmackvoll illustriert sind, -- wir kennen ja unsere liebe
anglo-amerikanische Presse. Es wird gesagt, daß "der Kaiser" sich doch
unmöglich eine solche gute Gelegenheit entgehen lassen könne, glänzende Ge-


Grenzboten IV 1913 18
Neu-San Francisco und die Panama-Pacific-Exposition

Reklameschilder können aus Holz, Metall oder Glas angefertigt werden,
dürfen aber nicht zu groß sein und sollen in gleicher Höhe angebracht werden.
In keinem Falle wird ein Herabhängen von der Decke des Gebäudes gestattet
sein. Prämiierte Aussteller dürfen diese Tatsache natürlich durch entsprechende
Schilder kundgeben.

Gesuche um Ausstellungsraum müssen schriftlich an „Captain Asser Carter
Baker, Exposition Bunting, San Francisco" gerichtet werden.

Die Ausstellungspalaste werden während der Zeit vom 20. Februar bis
zum 4. Dezember 1915 von morgens 9 Uhr bis abends 6 Uhr dem Publikum
geöffnet sein; am Sonntag bleiben sie geschlossen.


Wir enttäuschten Deutschen

Das deutsche Element ist in den Baystädten und namentlich in der Metro¬
pole überaus reich und gut vertreten. Man berechnet die Zahl der in San
Francisco ansässigen, in Deutschland geborenen Personen auf dreißigtausend,
wovon siebzehntausend stimmberechtigte amerikanische Bürger sind. Das deutsche
Leben ist auch hier vielfach zersplittert, doch blühen eine sehr große Anzahl
spezifisch deutscher Turm-, Krieger-, Schützen- und Gesangvereine, die sich
in einer Zentralvereinigung zusammenfinden, welche ihrerseits wieder dem
„Deutsch - Amerikanischen Nationalverbande" angehört. Die „Deutsche Unter¬
stützungsgesellschaft" gehört zu den reichsten Institutionen dieser Art in San
Francisco. Sie erbaute vor einigen Jahren ein prächtiges neues Hospital,
das sich eines sehr guten Rufs erfreut. Auf der anderen Seite der Bay, auf
den Hügeln des lieblichen Fruitvale, befindet sich auch ein deutsches Altenheim.

Die offiziell ablehnende Haltung Deutschlands gegenüber der Panama-
Pacific-Exposition hat sowohl in der amerikanischen Geschäftswelt als auch in
den Kreisen der Ausstellungsbehörden eine allgemeine Enttäuschung hervor¬
gerufen. Man weist in den hiesigen Zeitungen darauf hin, daß für den be¬
suchenden bzw. ausstellenden europäischen Fabrikanten nicht nur der Kontakt
mit Ostasien, sondern auch besonders das Zusammentreffen mit den kommer¬
ziellen Vertretern von Zentral- und Südamerika, die hier in geschlossenen
Reihen und vollzählig anrücken werden, in Anbetracht der Eröffnung des
Panamakanals von größtem Vorteil sein dürfte. Mit sichtlichem Vergnügen
berichtet eine der Morgenzeitungen, daß sich in Deutschland privatim bereits
eintausend Aussteller, darunter Vertreter der Textilindustrie, Möbel-, Spiel¬
waren- und andere Fabrikanten zu einer aktiven Beteiligung gemeldet haben.
Alle hier durchreisenden deutschen Kaufleute werden von den fleißigen Re¬
portern besucht, und es erscheinen dann hoffnungsfreudige Berichte von
Interviews, die oft ganze Spalten einnehmen und sogar hin und wieder mehr
oder weniger geschmackvoll illustriert sind, — wir kennen ja unsere liebe
anglo-amerikanische Presse. Es wird gesagt, daß „der Kaiser" sich doch
unmöglich eine solche gute Gelegenheit entgehen lassen könne, glänzende Ge-


Grenzboten IV 1913 18
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[0285] Neu-San Francisco und die Panama-Pacific-Exposition Reklameschilder können aus Holz, Metall oder Glas angefertigt werden, dürfen aber nicht zu groß sein und sollen in gleicher Höhe angebracht werden. In keinem Falle wird ein Herabhängen von der Decke des Gebäudes gestattet sein. Prämiierte Aussteller dürfen diese Tatsache natürlich durch entsprechende Schilder kundgeben. Gesuche um Ausstellungsraum müssen schriftlich an „Captain Asser Carter Baker, Exposition Bunting, San Francisco" gerichtet werden. Die Ausstellungspalaste werden während der Zeit vom 20. Februar bis zum 4. Dezember 1915 von morgens 9 Uhr bis abends 6 Uhr dem Publikum geöffnet sein; am Sonntag bleiben sie geschlossen. Wir enttäuschten Deutschen Das deutsche Element ist in den Baystädten und namentlich in der Metro¬ pole überaus reich und gut vertreten. Man berechnet die Zahl der in San Francisco ansässigen, in Deutschland geborenen Personen auf dreißigtausend, wovon siebzehntausend stimmberechtigte amerikanische Bürger sind. Das deutsche Leben ist auch hier vielfach zersplittert, doch blühen eine sehr große Anzahl spezifisch deutscher Turm-, Krieger-, Schützen- und Gesangvereine, die sich in einer Zentralvereinigung zusammenfinden, welche ihrerseits wieder dem „Deutsch - Amerikanischen Nationalverbande" angehört. Die „Deutsche Unter¬ stützungsgesellschaft" gehört zu den reichsten Institutionen dieser Art in San Francisco. Sie erbaute vor einigen Jahren ein prächtiges neues Hospital, das sich eines sehr guten Rufs erfreut. Auf der anderen Seite der Bay, auf den Hügeln des lieblichen Fruitvale, befindet sich auch ein deutsches Altenheim. Die offiziell ablehnende Haltung Deutschlands gegenüber der Panama- Pacific-Exposition hat sowohl in der amerikanischen Geschäftswelt als auch in den Kreisen der Ausstellungsbehörden eine allgemeine Enttäuschung hervor¬ gerufen. Man weist in den hiesigen Zeitungen darauf hin, daß für den be¬ suchenden bzw. ausstellenden europäischen Fabrikanten nicht nur der Kontakt mit Ostasien, sondern auch besonders das Zusammentreffen mit den kommer¬ ziellen Vertretern von Zentral- und Südamerika, die hier in geschlossenen Reihen und vollzählig anrücken werden, in Anbetracht der Eröffnung des Panamakanals von größtem Vorteil sein dürfte. Mit sichtlichem Vergnügen berichtet eine der Morgenzeitungen, daß sich in Deutschland privatim bereits eintausend Aussteller, darunter Vertreter der Textilindustrie, Möbel-, Spiel¬ waren- und andere Fabrikanten zu einer aktiven Beteiligung gemeldet haben. Alle hier durchreisenden deutschen Kaufleute werden von den fleißigen Re¬ portern besucht, und es erscheinen dann hoffnungsfreudige Berichte von Interviews, die oft ganze Spalten einnehmen und sogar hin und wieder mehr oder weniger geschmackvoll illustriert sind, — wir kennen ja unsere liebe anglo-amerikanische Presse. Es wird gesagt, daß „der Kaiser" sich doch unmöglich eine solche gute Gelegenheit entgehen lassen könne, glänzende Ge- Grenzboten IV 1913 18

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_326811/285>, abgerufen am 27.04.2024.