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Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unnurtzgebliches

[Beginn Spaltensatz]

Krebsgewebe schmilzt unter der Einwirkung
des Mesothoriums "wie Butter an der Sonne"
tho drückte sich der eine Berichterstatter auf
der Wiener Tagung deutscher Naturforscher
und Arzte aus), aber -- es richtet, in wirk¬
samer Menge angewandt, in der Umgebung
rücksichtslose Verwüstungen an, und wirkt
in kleinerer Menge ungenügend. Das ist,
nach ein paar Monaten eines vorzeitigen
Optimismus, das traurige Ergebnis. Einst-
weilen!

Vorläufig ist also zum Jubel kein Grund.
Vor der Hand muß von den Ergebnissen in
stiller emsiger Arbeit die Entscheidung ab¬
gewartet werden, ob den Stoffen Radium
und Mesothorium nicht doch wenigstens eine
Spur von jener erhofften "elektiven" Kraft
innewohnt. Ob die beiden nicht doch eine
bescheidene chemische Verwandtschaft zu irgend¬
einem unbekannten Stoffe haben, der der
Krebszelle allein, nicht aber der normalen
Körperzelle innemohnt. Und endlich: ob es
nicht doch einmal gelingt, die richtige Technik
der Anwendung auch in zarten inneren
Organen zu finden.

Man sieht: eine Angelegenheit, die viel
Zweifel und nicht eben viel Hoffnung birgt.
Grund genug, sie als solche zu behandeln,
wie aller Energie, aber auch mit allem
Skeptizismus und vor allem: mit aller Ver¬
schwiegenheit. Mußte es wirklich so kommen,
wie wir es in diesem Sommer erlebten?
Mußten wir wieder einmal laut jubeln, um
schließlich eine neue Enttäuschung zu erleben?
Es ist immer das alte Spiel: ein Mittel wird
entdeckt, von womöglich unberufener Seite,
i" der Öffentlichkeit beschwatzt, bejubelt. Und
wenn schließlich törichte Blütentrüume nicht
reifen, wird der Wert des Neuen womöglich
unterschätzt. Kochs Tuberkulin, Ehrlichs Prä¬
parat (das dem Forscher bekanntlich vom Ber¬
liner Tageblatt den Charakter als Christus
eintrug), tausend weniger bekannte Erfah¬
rungen der gleichen Art und der gleichen
Enttäuschung -- war es wirklich nicht genug?
Mußte man wieder, bevor von kundigem,
wissenden Munde der Spruch gefällt war,
die Öffentlichkeit mit einer unentschiedenen
Sache beunruhigen, mit Mesothoriumkonzerten
Münchener Angedenkens kleinen Aufdring-
lingen ihr Lokalrühmchen auffrischen und am


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Ende tausend Hoffende enttäuschen und (was
fast schlimmer ist) in den weitesten Kreisen
einen unfruchtbaren Pessimismus säen?

Ich habe es nicht unternommen, diese
Enttäuschung zu mehren. Im Gegenteil,
unter allen Umständen soll die geringe Aus¬
sicht, die heute die radioaktiven Substanzen
noch gewähren, weiter erforscht werden. Aber
nicht in Feuilletonspalten, sondern im Labo¬
ratorium. Und kein Wort sollte hinfort über
die Lippen ernster skeptischer Forscher kommen,
bevor am siechen Menschenleib und unter
dem Mikroskop die Wirksamkeit der Stoffe er¬
wiesen wird.

Wir brauchen die Öffentlichkeit zur frei¬
willigen Spende zunächst nicht. Sind wir
ein Bettlervolk, dessen Staatskassen versagen,
wo ernste Wissenschaft die Mittel heischt, die
Todesnot von Zehntausenden zu lindern?
Und haben wir, wenn nun durchaus Private
Spender herangezogen werden müssen, im
Großkapital keine Gentlemen, die das, was
sie heute öffentlich stiften, auch in aller Stille
demi Forscher nicht verweigern, der sie im
Zwiegespräch auf eine Möglichkeit aufmerksam
macht, zu Hilfe und Heilung zu gelangen?

Der Arzt, der Biolog mag in seiner
Werkstatt Hoffen und Fürchten in jähem
Wechsel durchleben, wie es sein bitterer Beruf
st, der Skeptizismus und Verzicht heischt.
Die draußen aber sollen nicht das Bangen
und Sorgen jener allmorgentlich auf Holz¬
apier miterleben. Wir sollen uns hüten,
mit unzeitigem törichten Popularisieren dieser
Dinge Arm und Herz zu lahmen. Mit
urcht und elendem Hypvchondertum.

Biologus
[Ende Spaltensatz]
Theater und Kino.


Maßgebliches und Unnurtzgebliches

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Krebsgewebe schmilzt unter der Einwirkung
des Mesothoriums „wie Butter an der Sonne"
tho drückte sich der eine Berichterstatter auf
der Wiener Tagung deutscher Naturforscher
und Arzte aus), aber — es richtet, in wirk¬
samer Menge angewandt, in der Umgebung
rücksichtslose Verwüstungen an, und wirkt
in kleinerer Menge ungenügend. Das ist,
nach ein paar Monaten eines vorzeitigen
Optimismus, das traurige Ergebnis. Einst-
weilen!

Vorläufig ist also zum Jubel kein Grund.
Vor der Hand muß von den Ergebnissen in
stiller emsiger Arbeit die Entscheidung ab¬
gewartet werden, ob den Stoffen Radium
und Mesothorium nicht doch wenigstens eine
Spur von jener erhofften „elektiven" Kraft
innewohnt. Ob die beiden nicht doch eine
bescheidene chemische Verwandtschaft zu irgend¬
einem unbekannten Stoffe haben, der der
Krebszelle allein, nicht aber der normalen
Körperzelle innemohnt. Und endlich: ob es
nicht doch einmal gelingt, die richtige Technik
der Anwendung auch in zarten inneren
Organen zu finden.

Man sieht: eine Angelegenheit, die viel
Zweifel und nicht eben viel Hoffnung birgt.
Grund genug, sie als solche zu behandeln,
wie aller Energie, aber auch mit allem
Skeptizismus und vor allem: mit aller Ver¬
schwiegenheit. Mußte es wirklich so kommen,
wie wir es in diesem Sommer erlebten?
Mußten wir wieder einmal laut jubeln, um
schließlich eine neue Enttäuschung zu erleben?
Es ist immer das alte Spiel: ein Mittel wird
entdeckt, von womöglich unberufener Seite,
i» der Öffentlichkeit beschwatzt, bejubelt. Und
wenn schließlich törichte Blütentrüume nicht
reifen, wird der Wert des Neuen womöglich
unterschätzt. Kochs Tuberkulin, Ehrlichs Prä¬
parat (das dem Forscher bekanntlich vom Ber¬
liner Tageblatt den Charakter als Christus
eintrug), tausend weniger bekannte Erfah¬
rungen der gleichen Art und der gleichen
Enttäuschung — war es wirklich nicht genug?
Mußte man wieder, bevor von kundigem,
wissenden Munde der Spruch gefällt war,
die Öffentlichkeit mit einer unentschiedenen
Sache beunruhigen, mit Mesothoriumkonzerten
Münchener Angedenkens kleinen Aufdring-
lingen ihr Lokalrühmchen auffrischen und am


[Spaltenumbruch]

Ende tausend Hoffende enttäuschen und (was
fast schlimmer ist) in den weitesten Kreisen
einen unfruchtbaren Pessimismus säen?

Ich habe es nicht unternommen, diese
Enttäuschung zu mehren. Im Gegenteil,
unter allen Umständen soll die geringe Aus¬
sicht, die heute die radioaktiven Substanzen
noch gewähren, weiter erforscht werden. Aber
nicht in Feuilletonspalten, sondern im Labo¬
ratorium. Und kein Wort sollte hinfort über
die Lippen ernster skeptischer Forscher kommen,
bevor am siechen Menschenleib und unter
dem Mikroskop die Wirksamkeit der Stoffe er¬
wiesen wird.

Wir brauchen die Öffentlichkeit zur frei¬
willigen Spende zunächst nicht. Sind wir
ein Bettlervolk, dessen Staatskassen versagen,
wo ernste Wissenschaft die Mittel heischt, die
Todesnot von Zehntausenden zu lindern?
Und haben wir, wenn nun durchaus Private
Spender herangezogen werden müssen, im
Großkapital keine Gentlemen, die das, was
sie heute öffentlich stiften, auch in aller Stille
demi Forscher nicht verweigern, der sie im
Zwiegespräch auf eine Möglichkeit aufmerksam
macht, zu Hilfe und Heilung zu gelangen?

Der Arzt, der Biolog mag in seiner
Werkstatt Hoffen und Fürchten in jähem
Wechsel durchleben, wie es sein bitterer Beruf
st, der Skeptizismus und Verzicht heischt.
Die draußen aber sollen nicht das Bangen
und Sorgen jener allmorgentlich auf Holz¬
apier miterleben. Wir sollen uns hüten,
mit unzeitigem törichten Popularisieren dieser
Dinge Arm und Herz zu lahmen. Mit
urcht und elendem Hypvchondertum.

Biologus
[Ende Spaltensatz]
Theater und Kino.


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[0297] Maßgebliches und Unnurtzgebliches Krebsgewebe schmilzt unter der Einwirkung des Mesothoriums „wie Butter an der Sonne" tho drückte sich der eine Berichterstatter auf der Wiener Tagung deutscher Naturforscher und Arzte aus), aber — es richtet, in wirk¬ samer Menge angewandt, in der Umgebung rücksichtslose Verwüstungen an, und wirkt in kleinerer Menge ungenügend. Das ist, nach ein paar Monaten eines vorzeitigen Optimismus, das traurige Ergebnis. Einst- weilen! Vorläufig ist also zum Jubel kein Grund. Vor der Hand muß von den Ergebnissen in stiller emsiger Arbeit die Entscheidung ab¬ gewartet werden, ob den Stoffen Radium und Mesothorium nicht doch wenigstens eine Spur von jener erhofften „elektiven" Kraft innewohnt. Ob die beiden nicht doch eine bescheidene chemische Verwandtschaft zu irgend¬ einem unbekannten Stoffe haben, der der Krebszelle allein, nicht aber der normalen Körperzelle innemohnt. Und endlich: ob es nicht doch einmal gelingt, die richtige Technik der Anwendung auch in zarten inneren Organen zu finden. Man sieht: eine Angelegenheit, die viel Zweifel und nicht eben viel Hoffnung birgt. Grund genug, sie als solche zu behandeln, wie aller Energie, aber auch mit allem Skeptizismus und vor allem: mit aller Ver¬ schwiegenheit. Mußte es wirklich so kommen, wie wir es in diesem Sommer erlebten? Mußten wir wieder einmal laut jubeln, um schließlich eine neue Enttäuschung zu erleben? Es ist immer das alte Spiel: ein Mittel wird entdeckt, von womöglich unberufener Seite, i» der Öffentlichkeit beschwatzt, bejubelt. Und wenn schließlich törichte Blütentrüume nicht reifen, wird der Wert des Neuen womöglich unterschätzt. Kochs Tuberkulin, Ehrlichs Prä¬ parat (das dem Forscher bekanntlich vom Ber¬ liner Tageblatt den Charakter als Christus eintrug), tausend weniger bekannte Erfah¬ rungen der gleichen Art und der gleichen Enttäuschung — war es wirklich nicht genug? Mußte man wieder, bevor von kundigem, wissenden Munde der Spruch gefällt war, die Öffentlichkeit mit einer unentschiedenen Sache beunruhigen, mit Mesothoriumkonzerten Münchener Angedenkens kleinen Aufdring- lingen ihr Lokalrühmchen auffrischen und am Ende tausend Hoffende enttäuschen und (was fast schlimmer ist) in den weitesten Kreisen einen unfruchtbaren Pessimismus säen? Ich habe es nicht unternommen, diese Enttäuschung zu mehren. Im Gegenteil, unter allen Umständen soll die geringe Aus¬ sicht, die heute die radioaktiven Substanzen noch gewähren, weiter erforscht werden. Aber nicht in Feuilletonspalten, sondern im Labo¬ ratorium. Und kein Wort sollte hinfort über die Lippen ernster skeptischer Forscher kommen, bevor am siechen Menschenleib und unter dem Mikroskop die Wirksamkeit der Stoffe er¬ wiesen wird. Wir brauchen die Öffentlichkeit zur frei¬ willigen Spende zunächst nicht. Sind wir ein Bettlervolk, dessen Staatskassen versagen, wo ernste Wissenschaft die Mittel heischt, die Todesnot von Zehntausenden zu lindern? Und haben wir, wenn nun durchaus Private Spender herangezogen werden müssen, im Großkapital keine Gentlemen, die das, was sie heute öffentlich stiften, auch in aller Stille demi Forscher nicht verweigern, der sie im Zwiegespräch auf eine Möglichkeit aufmerksam macht, zu Hilfe und Heilung zu gelangen? Der Arzt, der Biolog mag in seiner Werkstatt Hoffen und Fürchten in jähem Wechsel durchleben, wie es sein bitterer Beruf st, der Skeptizismus und Verzicht heischt. Die draußen aber sollen nicht das Bangen und Sorgen jener allmorgentlich auf Holz¬ apier miterleben. Wir sollen uns hüten, mit unzeitigem törichten Popularisieren dieser Dinge Arm und Herz zu lahmen. Mit urcht und elendem Hypvchondertum. Biologus Theater und Kino.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_326811/297>, abgerufen am 27.04.2024.