Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Viertes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Maßgebliches und Unmaßgebliches

[Beginn Spaltensatz]

Vorurteil beseitigt wird. Die meisten Archivare
der alten Schule stehen nämlich noch immer
auf dem Standpunkt, daß die Genealogie
nicht eine selbständige Wissenschaft, sondern
im besten Falle nur eine Hilfswissenschaft ist,
die jeder Historiker oder philologisch gebildete
Archivar ohne weiteres und zwar auch noch
nebenher erledigen könnte.

An dem Kostenpunkt dürsten derartige
Einrichtungen in den Archiven nicht scheitern.

Denn wie der Verfasser dieses aus mehr-
. jährigen Praktischen Erfahrungen in Familien-
fv> schungsarbeiten weiß, ist die Nachfrage nach
Auskünften und Hilfeleistungen in Familien¬
forschungsarbeiten schon jetzt recht bedeutend,
wird gern und gut bezahlt und wächst von
Jahr zu Jahr. Die Familienforschungs-
arbeiten werden noch weit reger und zahl¬
reicher werden, wenn die Lust und Freude
an den Forschungen über die Vorfahren auch
in weiteren Kreisen z. B, durch Familien¬
stammbücher geweckt und gefördert werden
und wenn die Beteiligten wissen, daß ihnen
durch staatliche Behörden gegen festgelegte Ge¬
bühren tätige und wirksame Hilfe für ihre
Arbeiten gewährt wird.

[Spaltenumbruch]

Die segensreichen Folgen solch innerer
Befestigungsarbeit gegen zersetzende politische
und materielle Einflüsse würden sich bald
auch im Volk bemerkbar machen.

Dr. jur. Gustav lvestberg i
Alte Literatur

"Altklassischcs Viatikum aus Homer,
Sophokles und Horaz." Gesammelt von
Gottlieb Leuchteuvergcr, IX und 90 Seiten
(Berlin, Weidmann, 1912), 2,60 M,

In einem nordfriesischen Pfarrhause,
unmittelbar an der Nordsee, war ich
jüngst Zeuge, wieviel von Herzen kommende
Begeisterung für die Großen der antiken
Poesie noch lebt, wie gern man Stellen aus
diesen Dichtern zitiert und hört und wie sehr
man bedauert, diesen oder jenen Vers nicht
mehr zu wissen. So ist Homer, so ist Horaz
wirklich manch einem ein Viatikum auf dem
Lebenswege geworden oder kann es doch werden.
Dazu vermag obengenanntes Büchlein des
vormaligen Direktors am Berliner Withelms-
gymnasium in erster Reihe zu helfen: es
bringt jedem, der Griechisch und Lateinisch

[Ende Spaltensatz]


Maßgebliches und Unmaßgebliches

[Beginn Spaltensatz]

Vorurteil beseitigt wird. Die meisten Archivare
der alten Schule stehen nämlich noch immer
auf dem Standpunkt, daß die Genealogie
nicht eine selbständige Wissenschaft, sondern
im besten Falle nur eine Hilfswissenschaft ist,
die jeder Historiker oder philologisch gebildete
Archivar ohne weiteres und zwar auch noch
nebenher erledigen könnte.

An dem Kostenpunkt dürsten derartige
Einrichtungen in den Archiven nicht scheitern.

Denn wie der Verfasser dieses aus mehr-
. jährigen Praktischen Erfahrungen in Familien-
fv> schungsarbeiten weiß, ist die Nachfrage nach
Auskünften und Hilfeleistungen in Familien¬
forschungsarbeiten schon jetzt recht bedeutend,
wird gern und gut bezahlt und wächst von
Jahr zu Jahr. Die Familienforschungs-
arbeiten werden noch weit reger und zahl¬
reicher werden, wenn die Lust und Freude
an den Forschungen über die Vorfahren auch
in weiteren Kreisen z. B, durch Familien¬
stammbücher geweckt und gefördert werden
und wenn die Beteiligten wissen, daß ihnen
durch staatliche Behörden gegen festgelegte Ge¬
bühren tätige und wirksame Hilfe für ihre
Arbeiten gewährt wird.

[Spaltenumbruch]

Die segensreichen Folgen solch innerer
Befestigungsarbeit gegen zersetzende politische
und materielle Einflüsse würden sich bald
auch im Volk bemerkbar machen.

Dr. jur. Gustav lvestberg i
Alte Literatur

„Altklassischcs Viatikum aus Homer,
Sophokles und Horaz." Gesammelt von
Gottlieb Leuchteuvergcr, IX und 90 Seiten
(Berlin, Weidmann, 1912), 2,60 M,

In einem nordfriesischen Pfarrhause,
unmittelbar an der Nordsee, war ich
jüngst Zeuge, wieviel von Herzen kommende
Begeisterung für die Großen der antiken
Poesie noch lebt, wie gern man Stellen aus
diesen Dichtern zitiert und hört und wie sehr
man bedauert, diesen oder jenen Vers nicht
mehr zu wissen. So ist Homer, so ist Horaz
wirklich manch einem ein Viatikum auf dem
Lebenswege geworden oder kann es doch werden.
Dazu vermag obengenanntes Büchlein des
vormaligen Direktors am Berliner Withelms-
gymnasium in erster Reihe zu helfen: es
bringt jedem, der Griechisch und Lateinisch

[Ende Spaltensatz]


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0345" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/327157"/>
            <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/>
            <cb type="start"/>
            <p xml:id="ID_1357" prev="#ID_1356"> Vorurteil beseitigt wird. Die meisten Archivare<lb/>
der alten Schule stehen nämlich noch immer<lb/>
auf dem Standpunkt, daß die Genealogie<lb/>
nicht eine selbständige Wissenschaft, sondern<lb/>
im besten Falle nur eine Hilfswissenschaft ist,<lb/>
die jeder Historiker oder philologisch gebildete<lb/>
Archivar ohne weiteres und zwar auch noch<lb/>
nebenher erledigen könnte.</p>
            <p xml:id="ID_1358"> An dem Kostenpunkt dürsten derartige<lb/>
Einrichtungen in den Archiven nicht scheitern.</p>
            <p xml:id="ID_1359"> Denn wie der Verfasser dieses aus mehr-<lb/>
. jährigen Praktischen Erfahrungen in Familien-<lb/>
fv&gt; schungsarbeiten weiß, ist die Nachfrage nach<lb/>
Auskünften und Hilfeleistungen in Familien¬<lb/>
forschungsarbeiten schon jetzt recht bedeutend,<lb/>
wird gern und gut bezahlt und wächst von<lb/>
Jahr zu Jahr. Die Familienforschungs-<lb/>
arbeiten werden noch weit reger und zahl¬<lb/>
reicher werden, wenn die Lust und Freude<lb/>
an den Forschungen über die Vorfahren auch<lb/>
in weiteren Kreisen z. B, durch Familien¬<lb/>
stammbücher geweckt und gefördert werden<lb/>
und wenn die Beteiligten wissen, daß ihnen<lb/>
durch staatliche Behörden gegen festgelegte Ge¬<lb/>
bühren tätige und wirksame Hilfe für ihre<lb/>
Arbeiten gewährt wird.</p>
            <cb/><lb/>
            <p xml:id="ID_1360"> Die segensreichen Folgen solch innerer<lb/>
Befestigungsarbeit gegen zersetzende politische<lb/>
und materielle Einflüsse würden sich bald<lb/>
auch im Volk bemerkbar machen.</p>
            <note type="byline"> Dr. jur. Gustav lvestberg i</note>
          </div>
          <div n="2">
            <head> Alte Literatur</head>
            <p xml:id="ID_1361"> &#x201E;Altklassischcs Viatikum aus Homer,<lb/>
Sophokles und Horaz." Gesammelt von<lb/>
Gottlieb Leuchteuvergcr, IX und 90 Seiten<lb/>
(Berlin, Weidmann, 1912),  2,60 M,</p>
            <p xml:id="ID_1362" next="#ID_1363"> In einem nordfriesischen Pfarrhause,<lb/>
unmittelbar an der Nordsee, war ich<lb/>
jüngst Zeuge, wieviel von Herzen kommende<lb/>
Begeisterung für die Großen der antiken<lb/>
Poesie noch lebt, wie gern man Stellen aus<lb/>
diesen Dichtern zitiert und hört und wie sehr<lb/>
man bedauert, diesen oder jenen Vers nicht<lb/>
mehr zu wissen. So ist Homer, so ist Horaz<lb/>
wirklich manch einem ein Viatikum auf dem<lb/>
Lebenswege geworden oder kann es doch werden.<lb/>
Dazu vermag obengenanntes Büchlein des<lb/>
vormaligen Direktors am Berliner Withelms-<lb/>
gymnasium in erster Reihe zu helfen: es<lb/>
bringt jedem, der Griechisch und Lateinisch</p>
            <cb type="end"/><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0345] Maßgebliches und Unmaßgebliches Vorurteil beseitigt wird. Die meisten Archivare der alten Schule stehen nämlich noch immer auf dem Standpunkt, daß die Genealogie nicht eine selbständige Wissenschaft, sondern im besten Falle nur eine Hilfswissenschaft ist, die jeder Historiker oder philologisch gebildete Archivar ohne weiteres und zwar auch noch nebenher erledigen könnte. An dem Kostenpunkt dürsten derartige Einrichtungen in den Archiven nicht scheitern. Denn wie der Verfasser dieses aus mehr- . jährigen Praktischen Erfahrungen in Familien- fv> schungsarbeiten weiß, ist die Nachfrage nach Auskünften und Hilfeleistungen in Familien¬ forschungsarbeiten schon jetzt recht bedeutend, wird gern und gut bezahlt und wächst von Jahr zu Jahr. Die Familienforschungs- arbeiten werden noch weit reger und zahl¬ reicher werden, wenn die Lust und Freude an den Forschungen über die Vorfahren auch in weiteren Kreisen z. B, durch Familien¬ stammbücher geweckt und gefördert werden und wenn die Beteiligten wissen, daß ihnen durch staatliche Behörden gegen festgelegte Ge¬ bühren tätige und wirksame Hilfe für ihre Arbeiten gewährt wird. Die segensreichen Folgen solch innerer Befestigungsarbeit gegen zersetzende politische und materielle Einflüsse würden sich bald auch im Volk bemerkbar machen. Dr. jur. Gustav lvestberg i Alte Literatur „Altklassischcs Viatikum aus Homer, Sophokles und Horaz." Gesammelt von Gottlieb Leuchteuvergcr, IX und 90 Seiten (Berlin, Weidmann, 1912), 2,60 M, In einem nordfriesischen Pfarrhause, unmittelbar an der Nordsee, war ich jüngst Zeuge, wieviel von Herzen kommende Begeisterung für die Großen der antiken Poesie noch lebt, wie gern man Stellen aus diesen Dichtern zitiert und hört und wie sehr man bedauert, diesen oder jenen Vers nicht mehr zu wissen. So ist Homer, so ist Horaz wirklich manch einem ein Viatikum auf dem Lebenswege geworden oder kann es doch werden. Dazu vermag obengenanntes Büchlein des vormaligen Direktors am Berliner Withelms- gymnasium in erster Reihe zu helfen: es bringt jedem, der Griechisch und Lateinisch

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_326811
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_326811/345
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_326811/345>, abgerufen am 27.04.2024.