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Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Viertes Vierteljahr.

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Lin romantisches Brautpaar

Was nun die Zentralbehörde anbetrifft, so ist es klar, daß der Minister
unter allen Umständen die Entscheidung allein in seiner Hand behalten muß.
Es kann daher hier grundsätzlich nur das büreaukratische System zur Anwendung
gelangen. Die Fehler, die es bei großen Behörden zweifellos überall hat,
treten bei der Zentralbehörde überdies lange nicht so scharf hervor, weil es sich
bei ihr im Gegensatz zu der Provinzialbehörde in der Hauptsache um allgemeine
Anordnungen handelt, welche meist sowieso einer längeren, eingehenden Prüfung
unterliegen, so daß die Frage der schnellen und einfachen Geschäftserledigung
hierbei ganz von selbst in den Hintergrund tritt.

Nichtsdestoweniger wird es auch hinsichtlich der Zentralbehörde zu erwägen
sein, ob der Minister nicht zweckmäßigerweise gewisse Dienstzweige widerruflich
Kollegien innerhalb des Ministeriums zur Bearbeitung übertragen möchte, so
daß die Mitglieder dieser Kollegien die Geschäfte in ähnlicher Weise erledigen
könnten, wie wir es hinsichtlich der Regierungen in Vorschlag gebracht haben.
Für eine derartige Behandlung wären unseres Erachtens manche Angelegenheiten,
über welche die Zentralbehörde als letzte Instanz im Beschwerdewege zu ent¬
scheiden hat, und wo es hauptsächlich auf sachliche Beherrschung der ein¬
schlägigen Materie, im übrigen auf Konsequenz ankommt, wohl geeignet.

(Fortsetzung folgt)




Ein romantisches Brautpaar
Von Heinz Amelnng

me der Sympathischsten Gestalten des romantischen Dichterkreises
ist der am 26. Januar 1781 zu Berlin geborene märkische Junker
Achin von Arnim. "Männlich schön, von edlem, hohem Wuchse,
freimütig, feurig und mild, wacker, zuverlässig und ehrenhaft in
allem Wesen, treu zu den Freunden haltend, wo diese von allen
verlassen, war Arnim in der Tat, was andere durch mittelalterlichen Aufputz
gern scheinen wollten, eine ritterliche Erscheinung im besten Sinne." So schildert
Eichendorff den in poetischen Anschauungen ihm nahe verwandten Dichter, der
heute wenig genannt, noch weniger im großen Lesepublikum gekannt ist. Und
doch hat Arnim Novellen verfaßt, die den besten Stücken deutscher Erzählungs¬
kunst zuzurechnen sind: neben der lustigen Verserzählung "Rembrandts Ver¬
steigerung", die Meisternovellen "Jsabella von Ägypten, Kaiser Karl des
Fünften erste Jugendliebe" und "Der tolle Invalide auf dem Fort Ra-


Lin romantisches Brautpaar

Was nun die Zentralbehörde anbetrifft, so ist es klar, daß der Minister
unter allen Umständen die Entscheidung allein in seiner Hand behalten muß.
Es kann daher hier grundsätzlich nur das büreaukratische System zur Anwendung
gelangen. Die Fehler, die es bei großen Behörden zweifellos überall hat,
treten bei der Zentralbehörde überdies lange nicht so scharf hervor, weil es sich
bei ihr im Gegensatz zu der Provinzialbehörde in der Hauptsache um allgemeine
Anordnungen handelt, welche meist sowieso einer längeren, eingehenden Prüfung
unterliegen, so daß die Frage der schnellen und einfachen Geschäftserledigung
hierbei ganz von selbst in den Hintergrund tritt.

Nichtsdestoweniger wird es auch hinsichtlich der Zentralbehörde zu erwägen
sein, ob der Minister nicht zweckmäßigerweise gewisse Dienstzweige widerruflich
Kollegien innerhalb des Ministeriums zur Bearbeitung übertragen möchte, so
daß die Mitglieder dieser Kollegien die Geschäfte in ähnlicher Weise erledigen
könnten, wie wir es hinsichtlich der Regierungen in Vorschlag gebracht haben.
Für eine derartige Behandlung wären unseres Erachtens manche Angelegenheiten,
über welche die Zentralbehörde als letzte Instanz im Beschwerdewege zu ent¬
scheiden hat, und wo es hauptsächlich auf sachliche Beherrschung der ein¬
schlägigen Materie, im übrigen auf Konsequenz ankommt, wohl geeignet.

(Fortsetzung folgt)




Ein romantisches Brautpaar
Von Heinz Amelnng

me der Sympathischsten Gestalten des romantischen Dichterkreises
ist der am 26. Januar 1781 zu Berlin geborene märkische Junker
Achin von Arnim. „Männlich schön, von edlem, hohem Wuchse,
freimütig, feurig und mild, wacker, zuverlässig und ehrenhaft in
allem Wesen, treu zu den Freunden haltend, wo diese von allen
verlassen, war Arnim in der Tat, was andere durch mittelalterlichen Aufputz
gern scheinen wollten, eine ritterliche Erscheinung im besten Sinne." So schildert
Eichendorff den in poetischen Anschauungen ihm nahe verwandten Dichter, der
heute wenig genannt, noch weniger im großen Lesepublikum gekannt ist. Und
doch hat Arnim Novellen verfaßt, die den besten Stücken deutscher Erzählungs¬
kunst zuzurechnen sind: neben der lustigen Verserzählung „Rembrandts Ver¬
steigerung", die Meisternovellen „Jsabella von Ägypten, Kaiser Karl des
Fünften erste Jugendliebe" und „Der tolle Invalide auf dem Fort Ra-


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[0426] Lin romantisches Brautpaar Was nun die Zentralbehörde anbetrifft, so ist es klar, daß der Minister unter allen Umständen die Entscheidung allein in seiner Hand behalten muß. Es kann daher hier grundsätzlich nur das büreaukratische System zur Anwendung gelangen. Die Fehler, die es bei großen Behörden zweifellos überall hat, treten bei der Zentralbehörde überdies lange nicht so scharf hervor, weil es sich bei ihr im Gegensatz zu der Provinzialbehörde in der Hauptsache um allgemeine Anordnungen handelt, welche meist sowieso einer längeren, eingehenden Prüfung unterliegen, so daß die Frage der schnellen und einfachen Geschäftserledigung hierbei ganz von selbst in den Hintergrund tritt. Nichtsdestoweniger wird es auch hinsichtlich der Zentralbehörde zu erwägen sein, ob der Minister nicht zweckmäßigerweise gewisse Dienstzweige widerruflich Kollegien innerhalb des Ministeriums zur Bearbeitung übertragen möchte, so daß die Mitglieder dieser Kollegien die Geschäfte in ähnlicher Weise erledigen könnten, wie wir es hinsichtlich der Regierungen in Vorschlag gebracht haben. Für eine derartige Behandlung wären unseres Erachtens manche Angelegenheiten, über welche die Zentralbehörde als letzte Instanz im Beschwerdewege zu ent¬ scheiden hat, und wo es hauptsächlich auf sachliche Beherrschung der ein¬ schlägigen Materie, im übrigen auf Konsequenz ankommt, wohl geeignet. (Fortsetzung folgt) Ein romantisches Brautpaar Von Heinz Amelnng me der Sympathischsten Gestalten des romantischen Dichterkreises ist der am 26. Januar 1781 zu Berlin geborene märkische Junker Achin von Arnim. „Männlich schön, von edlem, hohem Wuchse, freimütig, feurig und mild, wacker, zuverlässig und ehrenhaft in allem Wesen, treu zu den Freunden haltend, wo diese von allen verlassen, war Arnim in der Tat, was andere durch mittelalterlichen Aufputz gern scheinen wollten, eine ritterliche Erscheinung im besten Sinne." So schildert Eichendorff den in poetischen Anschauungen ihm nahe verwandten Dichter, der heute wenig genannt, noch weniger im großen Lesepublikum gekannt ist. Und doch hat Arnim Novellen verfaßt, die den besten Stücken deutscher Erzählungs¬ kunst zuzurechnen sind: neben der lustigen Verserzählung „Rembrandts Ver¬ steigerung", die Meisternovellen „Jsabella von Ägypten, Kaiser Karl des Fünften erste Jugendliebe" und „Der tolle Invalide auf dem Fort Ra-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_326811/426>, abgerufen am 27.04.2024.