Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Viertes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
John Galsworthy, der Epiker und Dramatiker

Wegfall kommen können, so möchten wir das nicht eigentlich getan haben, um
die Möglichkeit von Ersparnissen nachzuweisen, sondern möchten es zur Erwägung
stellen, ob nicht Ersparnisse in erster Linie zur Gehaltsaufbesserung zu verwenden
sein werden.

Alles in allem ist es unser Gedanke, daß die Vorbedingungen für die
Verwaltung der Personalangelegenheiten so gestaltet werden möchten, daß gerade
die besten Kräfte gut genug sind, um für den Verwaltungsdienst herangezogen
werden zu können und jene nie das Bewußtsein zu verlieren brauchen, welcher
wichtigen Aufgabe sie dienen.

Fassen wir zum Schluß noch einmal kurz die Ziele zusammen, wohin die
von uns angedeuteten Wege führen sollen, so wäre diese richtige Erkenntnis
der staatlichen Interessen ohne Rücksicht auf vorübergehende Zeitströmungen,
gleichmäßige und vereinfachte Gestaltung der Behörden unter klarer Betonung
ihres Charakters, vereinfachter Geschäftsgang, Verminderung der Beamten, Höher¬
bewertung ihrer amtlichen Stellung, möglichst Befreiung von bureaukratischen
Druck, größere Leistungen.




John Galsworthy, der Lpiker und Dramatiker
von Beda prilipp

le Sozialkritiker in der englischen Belletristik nehmen von jeher
bei uns eine eigentümliche Stellung ein. Sobald ihre Stimme
über den Kanal zu uns dringt, scheint sich im Tonfall etwas zu
wandeln. Ihr feierlicher Ernst wirkt oft grotesk, ihr Idealismus
wie phantastische Verstiegenheit und ihren Humor verstehen wir
nicht immer. Wir möchten wohl dem witzigen Weltverbesserer Shaw statt der
Lorbeerkränze eine Narrenkappe reichen und wollen Wilde nie recht glauben,
daß seine Stücke ernstgemeinte Satiren sein sollen, da uns ihre feingeschliffenen
Pointen doch nur als Würze angenehmer Plauderstunden im behaglich durch¬
wärmten Salon willkommen sind. Uns ist H. G. Wells nicht mehr als ein
jüngerer Bruder Jules Verres mit etwas gründlicherer wissenschaftlicher Vor¬
bildung, und Chesterton ein irrender Ritter im Reiche der Sozialpolitik, der
verblüffende Umkehrungen logischer Argumente als blendende Waffen schwingt,
Ani von: überzeugungstiefen Ernst der Weltverbesserer bezwungen "zu werden.


John Galsworthy, der Epiker und Dramatiker

Wegfall kommen können, so möchten wir das nicht eigentlich getan haben, um
die Möglichkeit von Ersparnissen nachzuweisen, sondern möchten es zur Erwägung
stellen, ob nicht Ersparnisse in erster Linie zur Gehaltsaufbesserung zu verwenden
sein werden.

Alles in allem ist es unser Gedanke, daß die Vorbedingungen für die
Verwaltung der Personalangelegenheiten so gestaltet werden möchten, daß gerade
die besten Kräfte gut genug sind, um für den Verwaltungsdienst herangezogen
werden zu können und jene nie das Bewußtsein zu verlieren brauchen, welcher
wichtigen Aufgabe sie dienen.

Fassen wir zum Schluß noch einmal kurz die Ziele zusammen, wohin die
von uns angedeuteten Wege führen sollen, so wäre diese richtige Erkenntnis
der staatlichen Interessen ohne Rücksicht auf vorübergehende Zeitströmungen,
gleichmäßige und vereinfachte Gestaltung der Behörden unter klarer Betonung
ihres Charakters, vereinfachter Geschäftsgang, Verminderung der Beamten, Höher¬
bewertung ihrer amtlichen Stellung, möglichst Befreiung von bureaukratischen
Druck, größere Leistungen.




John Galsworthy, der Lpiker und Dramatiker
von Beda prilipp

le Sozialkritiker in der englischen Belletristik nehmen von jeher
bei uns eine eigentümliche Stellung ein. Sobald ihre Stimme
über den Kanal zu uns dringt, scheint sich im Tonfall etwas zu
wandeln. Ihr feierlicher Ernst wirkt oft grotesk, ihr Idealismus
wie phantastische Verstiegenheit und ihren Humor verstehen wir
nicht immer. Wir möchten wohl dem witzigen Weltverbesserer Shaw statt der
Lorbeerkränze eine Narrenkappe reichen und wollen Wilde nie recht glauben,
daß seine Stücke ernstgemeinte Satiren sein sollen, da uns ihre feingeschliffenen
Pointen doch nur als Würze angenehmer Plauderstunden im behaglich durch¬
wärmten Salon willkommen sind. Uns ist H. G. Wells nicht mehr als ein
jüngerer Bruder Jules Verres mit etwas gründlicherer wissenschaftlicher Vor¬
bildung, und Chesterton ein irrender Ritter im Reiche der Sozialpolitik, der
verblüffende Umkehrungen logischer Argumente als blendende Waffen schwingt,
Ani von: überzeugungstiefen Ernst der Weltverbesserer bezwungen "zu werden.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0513" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/327325"/>
          <fw type="header" place="top"> John Galsworthy, der Epiker und Dramatiker</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_2030" prev="#ID_2029"> Wegfall kommen können, so möchten wir das nicht eigentlich getan haben, um<lb/>
die Möglichkeit von Ersparnissen nachzuweisen, sondern möchten es zur Erwägung<lb/>
stellen, ob nicht Ersparnisse in erster Linie zur Gehaltsaufbesserung zu verwenden<lb/>
sein werden.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2031"> Alles in allem ist es unser Gedanke, daß die Vorbedingungen für die<lb/>
Verwaltung der Personalangelegenheiten so gestaltet werden möchten, daß gerade<lb/>
die besten Kräfte gut genug sind, um für den Verwaltungsdienst herangezogen<lb/>
werden zu können und jene nie das Bewußtsein zu verlieren brauchen, welcher<lb/>
wichtigen Aufgabe sie dienen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2032"> Fassen wir zum Schluß noch einmal kurz die Ziele zusammen, wohin die<lb/>
von uns angedeuteten Wege führen sollen, so wäre diese richtige Erkenntnis<lb/>
der staatlichen Interessen ohne Rücksicht auf vorübergehende Zeitströmungen,<lb/>
gleichmäßige und vereinfachte Gestaltung der Behörden unter klarer Betonung<lb/>
ihres Charakters, vereinfachter Geschäftsgang, Verminderung der Beamten, Höher¬<lb/>
bewertung ihrer amtlichen Stellung, möglichst Befreiung von bureaukratischen<lb/>
Druck, größere Leistungen.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> John Galsworthy, der Lpiker und Dramatiker<lb/><note type="byline"> von Beda prilipp</note></head><lb/>
          <p xml:id="ID_2033" next="#ID_2034"> le Sozialkritiker in der englischen Belletristik nehmen von jeher<lb/>
bei uns eine eigentümliche Stellung ein. Sobald ihre Stimme<lb/>
über den Kanal zu uns dringt, scheint sich im Tonfall etwas zu<lb/>
wandeln. Ihr feierlicher Ernst wirkt oft grotesk, ihr Idealismus<lb/>
wie phantastische Verstiegenheit und ihren Humor verstehen wir<lb/>
nicht immer. Wir möchten wohl dem witzigen Weltverbesserer Shaw statt der<lb/>
Lorbeerkränze eine Narrenkappe reichen und wollen Wilde nie recht glauben,<lb/>
daß seine Stücke ernstgemeinte Satiren sein sollen, da uns ihre feingeschliffenen<lb/>
Pointen doch nur als Würze angenehmer Plauderstunden im behaglich durch¬<lb/>
wärmten Salon willkommen sind. Uns ist H. G. Wells nicht mehr als ein<lb/>
jüngerer Bruder Jules Verres mit etwas gründlicherer wissenschaftlicher Vor¬<lb/>
bildung, und Chesterton ein irrender Ritter im Reiche der Sozialpolitik, der<lb/>
verblüffende Umkehrungen logischer Argumente als blendende Waffen schwingt,<lb/>
Ani von: überzeugungstiefen Ernst der Weltverbesserer bezwungen "zu werden.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0513] John Galsworthy, der Epiker und Dramatiker Wegfall kommen können, so möchten wir das nicht eigentlich getan haben, um die Möglichkeit von Ersparnissen nachzuweisen, sondern möchten es zur Erwägung stellen, ob nicht Ersparnisse in erster Linie zur Gehaltsaufbesserung zu verwenden sein werden. Alles in allem ist es unser Gedanke, daß die Vorbedingungen für die Verwaltung der Personalangelegenheiten so gestaltet werden möchten, daß gerade die besten Kräfte gut genug sind, um für den Verwaltungsdienst herangezogen werden zu können und jene nie das Bewußtsein zu verlieren brauchen, welcher wichtigen Aufgabe sie dienen. Fassen wir zum Schluß noch einmal kurz die Ziele zusammen, wohin die von uns angedeuteten Wege führen sollen, so wäre diese richtige Erkenntnis der staatlichen Interessen ohne Rücksicht auf vorübergehende Zeitströmungen, gleichmäßige und vereinfachte Gestaltung der Behörden unter klarer Betonung ihres Charakters, vereinfachter Geschäftsgang, Verminderung der Beamten, Höher¬ bewertung ihrer amtlichen Stellung, möglichst Befreiung von bureaukratischen Druck, größere Leistungen. John Galsworthy, der Lpiker und Dramatiker von Beda prilipp le Sozialkritiker in der englischen Belletristik nehmen von jeher bei uns eine eigentümliche Stellung ein. Sobald ihre Stimme über den Kanal zu uns dringt, scheint sich im Tonfall etwas zu wandeln. Ihr feierlicher Ernst wirkt oft grotesk, ihr Idealismus wie phantastische Verstiegenheit und ihren Humor verstehen wir nicht immer. Wir möchten wohl dem witzigen Weltverbesserer Shaw statt der Lorbeerkränze eine Narrenkappe reichen und wollen Wilde nie recht glauben, daß seine Stücke ernstgemeinte Satiren sein sollen, da uns ihre feingeschliffenen Pointen doch nur als Würze angenehmer Plauderstunden im behaglich durch¬ wärmten Salon willkommen sind. Uns ist H. G. Wells nicht mehr als ein jüngerer Bruder Jules Verres mit etwas gründlicherer wissenschaftlicher Vor¬ bildung, und Chesterton ein irrender Ritter im Reiche der Sozialpolitik, der verblüffende Umkehrungen logischer Argumente als blendende Waffen schwingt, Ani von: überzeugungstiefen Ernst der Weltverbesserer bezwungen "zu werden.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_326811
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_326811/513
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_326811/513>, abgerufen am 27.04.2024.