Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Viertes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite


An der Wiege des Aönigreichs Rumänien
Berichte des preußischen Spezialgesandten Freiherrn von Richthofen
an Rönig Friedrich Wilhelm den vierten

Mit diesem Bericht kommen wir zum Schluß unserer Veröffent¬
lichung. Die übrigen Berichte befinden sich in den Heften 28, 31, 42,
48 des Jahrgangs 1912 und in den Heften 8, 17 und 18 des Jahr¬
gangs 1913.

Bukarest, den 25. Juni 1857.

le Kommisston, der ich, infolge Euer Königlichen Majestät aller-
gnädigsten Vertrauens anzugehören die Ehre habe, hat sich, nach
vielen Verzögerungen, endlich vor einigen Wochen konstituiert; es
liegen gegenwärtig sieben Protokolle derselben vor, und die Ver¬
handlungen gestatten gerade in dem gegenwärtigen Momente
ebensowohl einen allgemeinen Rückblick, als einen Schluß auf die Zukunft.

Der gegenwärtige alleruntertänigste Bericht beabsichtigt keine neue Dar¬
stellung der Verhältnisse in beiden Fürstentümern selbst, welche sich, seit meinem
alleruntertänigsten Berichte vom 1. April er. über die hiesigen, das heißt die
wallachischen Zustände, und seit demjenigen vom 4. Mai er. über die Zustände
in der Moldau nichts geändert hat. Hier wie dort hält die Bevölkerung in
ihrer überwiegenden Mehrheit an der Idee der Union beider Länder unter einem
fremden Erbfürsten fest, und die einzige Verschiedenheit, welche den Zustand von
heute gegen denjenigen zur Zeit des Eintreffens der Kommisston darbietet, besteht
nur darin, daß die Hoffnung auf Realisierung jenes allgemeinen Wunsches in¬
zwischen bedeutend gesunken, und an Stelle des freudigen Mutes des edleren
Teiles der Bevölkerung eine Hoffnungslosigkeit getreten ist, die leider in den
Verhältnissen nur zu sehr ihre Begründung findet.

Euer Königliche Majestät werden ohne Zweifel durch Allerhöchstdero
Ministerpräsidenten, welchem ich hierüber fortlaufend Bericht erstattet habe, unter¬
richtet worden sein, daß die Originalkorrespondenz des Kaimakam der Moldau
Vogorides mit seinen Schwägern, dem türkischen Ambassadeur Mufsurus in
London und Fotiades Kapu Kiaya, d. h. LIiAi^S ä'attAire8 der Moldau in




An der Wiege des Aönigreichs Rumänien
Berichte des preußischen Spezialgesandten Freiherrn von Richthofen
an Rönig Friedrich Wilhelm den vierten

Mit diesem Bericht kommen wir zum Schluß unserer Veröffent¬
lichung. Die übrigen Berichte befinden sich in den Heften 28, 31, 42,
48 des Jahrgangs 1912 und in den Heften 8, 17 und 18 des Jahr¬
gangs 1913.

Bukarest, den 25. Juni 1857.

le Kommisston, der ich, infolge Euer Königlichen Majestät aller-
gnädigsten Vertrauens anzugehören die Ehre habe, hat sich, nach
vielen Verzögerungen, endlich vor einigen Wochen konstituiert; es
liegen gegenwärtig sieben Protokolle derselben vor, und die Ver¬
handlungen gestatten gerade in dem gegenwärtigen Momente
ebensowohl einen allgemeinen Rückblick, als einen Schluß auf die Zukunft.

Der gegenwärtige alleruntertänigste Bericht beabsichtigt keine neue Dar¬
stellung der Verhältnisse in beiden Fürstentümern selbst, welche sich, seit meinem
alleruntertänigsten Berichte vom 1. April er. über die hiesigen, das heißt die
wallachischen Zustände, und seit demjenigen vom 4. Mai er. über die Zustände
in der Moldau nichts geändert hat. Hier wie dort hält die Bevölkerung in
ihrer überwiegenden Mehrheit an der Idee der Union beider Länder unter einem
fremden Erbfürsten fest, und die einzige Verschiedenheit, welche den Zustand von
heute gegen denjenigen zur Zeit des Eintreffens der Kommisston darbietet, besteht
nur darin, daß die Hoffnung auf Realisierung jenes allgemeinen Wunsches in¬
zwischen bedeutend gesunken, und an Stelle des freudigen Mutes des edleren
Teiles der Bevölkerung eine Hoffnungslosigkeit getreten ist, die leider in den
Verhältnissen nur zu sehr ihre Begründung findet.

Euer Königliche Majestät werden ohne Zweifel durch Allerhöchstdero
Ministerpräsidenten, welchem ich hierüber fortlaufend Bericht erstattet habe, unter¬
richtet worden sein, daß die Originalkorrespondenz des Kaimakam der Moldau
Vogorides mit seinen Schwägern, dem türkischen Ambassadeur Mufsurus in
London und Fotiades Kapu Kiaya, d. h. LIiAi^S ä'attAire8 der Moldau in


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0082" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/326894"/>
          <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341897_326811/figures/grenzboten_341897_326811_326894_000.jpg"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> An der Wiege des Aönigreichs Rumänien<lb/>
Berichte des preußischen Spezialgesandten Freiherrn von Richthofen<lb/>
an Rönig Friedrich Wilhelm den vierten</head><lb/>
          <p xml:id="ID_283"> Mit diesem Bericht kommen wir zum Schluß unserer Veröffent¬<lb/>
lichung. Die übrigen Berichte befinden sich in den Heften 28, 31, 42,<lb/>
48 des Jahrgangs 1912 und in den Heften 8, 17 und 18 des Jahr¬<lb/>
gangs 1913.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_284"> Bukarest, den 25. Juni 1857.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_285"> le Kommisston, der ich, infolge Euer Königlichen Majestät aller-<lb/>
gnädigsten Vertrauens anzugehören die Ehre habe, hat sich, nach<lb/>
vielen Verzögerungen, endlich vor einigen Wochen konstituiert; es<lb/>
liegen gegenwärtig sieben Protokolle derselben vor, und die Ver¬<lb/>
handlungen gestatten gerade in dem gegenwärtigen Momente<lb/>
ebensowohl einen allgemeinen Rückblick, als einen Schluß auf die Zukunft.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_286"> Der gegenwärtige alleruntertänigste Bericht beabsichtigt keine neue Dar¬<lb/>
stellung der Verhältnisse in beiden Fürstentümern selbst, welche sich, seit meinem<lb/>
alleruntertänigsten Berichte vom 1. April er. über die hiesigen, das heißt die<lb/>
wallachischen Zustände, und seit demjenigen vom 4. Mai er. über die Zustände<lb/>
in der Moldau nichts geändert hat. Hier wie dort hält die Bevölkerung in<lb/>
ihrer überwiegenden Mehrheit an der Idee der Union beider Länder unter einem<lb/>
fremden Erbfürsten fest, und die einzige Verschiedenheit, welche den Zustand von<lb/>
heute gegen denjenigen zur Zeit des Eintreffens der Kommisston darbietet, besteht<lb/>
nur darin, daß die Hoffnung auf Realisierung jenes allgemeinen Wunsches in¬<lb/>
zwischen bedeutend gesunken, und an Stelle des freudigen Mutes des edleren<lb/>
Teiles der Bevölkerung eine Hoffnungslosigkeit getreten ist, die leider in den<lb/>
Verhältnissen nur zu sehr ihre Begründung findet.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_287" next="#ID_288"> Euer Königliche Majestät werden ohne Zweifel durch Allerhöchstdero<lb/>
Ministerpräsidenten, welchem ich hierüber fortlaufend Bericht erstattet habe, unter¬<lb/>
richtet worden sein, daß die Originalkorrespondenz des Kaimakam der Moldau<lb/>
Vogorides mit seinen Schwägern, dem türkischen Ambassadeur Mufsurus in<lb/>
London und Fotiades Kapu Kiaya, d. h. LIiAi^S ä'attAire8 der Moldau in</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0082] [Abbildung] An der Wiege des Aönigreichs Rumänien Berichte des preußischen Spezialgesandten Freiherrn von Richthofen an Rönig Friedrich Wilhelm den vierten Mit diesem Bericht kommen wir zum Schluß unserer Veröffent¬ lichung. Die übrigen Berichte befinden sich in den Heften 28, 31, 42, 48 des Jahrgangs 1912 und in den Heften 8, 17 und 18 des Jahr¬ gangs 1913. Bukarest, den 25. Juni 1857. le Kommisston, der ich, infolge Euer Königlichen Majestät aller- gnädigsten Vertrauens anzugehören die Ehre habe, hat sich, nach vielen Verzögerungen, endlich vor einigen Wochen konstituiert; es liegen gegenwärtig sieben Protokolle derselben vor, und die Ver¬ handlungen gestatten gerade in dem gegenwärtigen Momente ebensowohl einen allgemeinen Rückblick, als einen Schluß auf die Zukunft. Der gegenwärtige alleruntertänigste Bericht beabsichtigt keine neue Dar¬ stellung der Verhältnisse in beiden Fürstentümern selbst, welche sich, seit meinem alleruntertänigsten Berichte vom 1. April er. über die hiesigen, das heißt die wallachischen Zustände, und seit demjenigen vom 4. Mai er. über die Zustände in der Moldau nichts geändert hat. Hier wie dort hält die Bevölkerung in ihrer überwiegenden Mehrheit an der Idee der Union beider Länder unter einem fremden Erbfürsten fest, und die einzige Verschiedenheit, welche den Zustand von heute gegen denjenigen zur Zeit des Eintreffens der Kommisston darbietet, besteht nur darin, daß die Hoffnung auf Realisierung jenes allgemeinen Wunsches in¬ zwischen bedeutend gesunken, und an Stelle des freudigen Mutes des edleren Teiles der Bevölkerung eine Hoffnungslosigkeit getreten ist, die leider in den Verhältnissen nur zu sehr ihre Begründung findet. Euer Königliche Majestät werden ohne Zweifel durch Allerhöchstdero Ministerpräsidenten, welchem ich hierüber fortlaufend Bericht erstattet habe, unter¬ richtet worden sein, daß die Originalkorrespondenz des Kaimakam der Moldau Vogorides mit seinen Schwägern, dem türkischen Ambassadeur Mufsurus in London und Fotiades Kapu Kiaya, d. h. LIiAi^S ä'attAire8 der Moldau in

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_326811
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_326811/82
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_326811/82>, abgerufen am 27.04.2024.