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Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Drittes Vierteljahr.

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Den deutschen Dichtern
Wie liegst du, meine treue Feder, heute
Wie anders mir in der gewohnten Hand!
Du warst mein Kamerad in allen Dingen,
Du hieltest fest in feingezognen Schlingen
Das Wechselbild des friedevoller Tags,
Ich sah in deinen treubereiten Zügen
Das ganze Leben sich zum Reigen fügen.
Und heute! Heut laß alles hinter dir,
Was dir bisher vertraute Übung war:
Dem Volk in Waffen sollst du dienstbar sein!
Jetzt denke einzig deiner Spitze, Feder,
Taues dich in Blut und schreibe FlammenbotschaftI
Zorn, friß dich ein in ihr stählernes Herz!
Aussteht die Welt und mitteninne Deutschland,
Luft meines Lebens, Fackel dieser Welt,
Du kämpfst den guten Kampf für dich und sie!
Weh, wehe jetzt der Schmach des Waffenlosen!
Es brandet wieder an dem Damm der Ostmark
Der dumpfe Groll blutfremden Hunnenvolks
Und mit dem Neid des Ausgestoßnen ballt es
Die braune Faust nach unsrer lichten Welt.

Grenzboten III ig 14 18


Den deutschen Dichtern
Wie liegst du, meine treue Feder, heute
Wie anders mir in der gewohnten Hand!
Du warst mein Kamerad in allen Dingen,
Du hieltest fest in feingezognen Schlingen
Das Wechselbild des friedevoller Tags,
Ich sah in deinen treubereiten Zügen
Das ganze Leben sich zum Reigen fügen.
Und heute! Heut laß alles hinter dir,
Was dir bisher vertraute Übung war:
Dem Volk in Waffen sollst du dienstbar sein!
Jetzt denke einzig deiner Spitze, Feder,
Taues dich in Blut und schreibe FlammenbotschaftI
Zorn, friß dich ein in ihr stählernes Herz!
Aussteht die Welt und mitteninne Deutschland,
Luft meines Lebens, Fackel dieser Welt,
Du kämpfst den guten Kampf für dich und sie!
Weh, wehe jetzt der Schmach des Waffenlosen!
Es brandet wieder an dem Damm der Ostmark
Der dumpfe Groll blutfremden Hunnenvolks
Und mit dem Neid des Ausgestoßnen ballt es
Die braune Faust nach unsrer lichten Welt.

Grenzboten III ig 14 18
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[0277] [Abbildung] Den deutschen Dichtern Wie liegst du, meine treue Feder, heute Wie anders mir in der gewohnten Hand! Du warst mein Kamerad in allen Dingen, Du hieltest fest in feingezognen Schlingen Das Wechselbild des friedevoller Tags, Ich sah in deinen treubereiten Zügen Das ganze Leben sich zum Reigen fügen. Und heute! Heut laß alles hinter dir, Was dir bisher vertraute Übung war: Dem Volk in Waffen sollst du dienstbar sein! Jetzt denke einzig deiner Spitze, Feder, Taues dich in Blut und schreibe FlammenbotschaftI Zorn, friß dich ein in ihr stählernes Herz! Aussteht die Welt und mitteninne Deutschland, Luft meines Lebens, Fackel dieser Welt, Du kämpfst den guten Kampf für dich und sie! Weh, wehe jetzt der Schmach des Waffenlosen! Es brandet wieder an dem Damm der Ostmark Der dumpfe Groll blutfremden Hunnenvolks Und mit dem Neid des Ausgestoßnen ballt es Die braune Faust nach unsrer lichten Welt. Grenzboten III ig 14 18

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341899_328733/277>, abgerufen am 02.05.2024.