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Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Drittes Vierteljahr.

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Hielte ^ete!

WM^! urch Verordnung des Zaren Nikolaus des Zweiten ist der Name
z Sankt Petersburg gelöscht worden. Die Hand des Schwächlings
! tastete pietätlos ans Erbe seines großen Ahnen. Mag sein, daß
ein Naturgesetz hier waltet -- wie feindliche Pole fliehen sich die
Geister dieser beiden Männer. Peter war ein Mann der Tat,
der einzige Zar, den die Geschichte "Groß" zu nennen würdig erachtet hat.
Mit ausgestreckter Hand dem Schlammboden des Newadeltas gebietend eine
Stadt zu tragen, die den alten Kulturstätten des Westens als ebenbürtige
Schwester an die Seite treten sollte -- so steht sein Bild aus Erz am Ufer des
Stromes, dessen schwere Wogen gen Westen wandern. Der Westen! Wie ein
leuchtendes Meteor war seines Wesens Kern im Gesichtskreis Peters ausgegangen
und hatte das Denken und Tun dieses Slawen in den Höhenflug des kulturellen
Fortschritts gerissen. Seine Burg an der Newa, die Schutzwehr westlicher
Kultur in der unermeßlichen Weite der sarmatischen Ebene -- er nannte sie
nach sich, taufte sie auf den Namen des Mannes, den Rom als Bringer des Christen¬
tums, als seinen Heiligen verehrt. Auch seine Sendung war ihm heilig und
so sollte das trotzige Wahrzeichen seines eisernen Kulturwillens sür alle Zeit
geheiligt sein. Der Name Peter aber ward zum Symbol eines Gliedes, das
Ideales und Reales auf ewig bindet: Sankt -- Peter -- Burg.

Nun ist der stolze Name, der ein Bekenntnis war, in Trümmer gesunken,
ist zusammengeschrumpft zu Petrograd -- Peterstadt! Keine Heiligkeit mehr --
keine Burg! Ist auch dies ein Bekenntnis? Oder ist es ein anderes? Ist es
ein Neus ^sksl, das eine ruchlose Hand unbewußt sich selber schrieb? ,Möne,
das ist, Gott hat dein Königreich gezählt und vollendet, kekek, das ist, man
hat dich gewogen und zu leicht gefunden." So deutete einst Daniel den Spruch,
der auf der Wand des königlichen Saales zu Babylon Belsazers und seines
in. "elchner Reiches Ende kündete.




Allen Manuskripte" ist Porto hinzuzufügen, da andernfalls bei Ablehnung eine Rücksendung
nicht verbürgt werfen kann.




Nachdruck sSmtlich-r Anfsithr nur mit ausdrücklicher Erlaubnis des Verlags gestattet.
Serantwortlich: der Herausgeber George Cteinow t" Berlin-Schöneberg, -- Wannslriptsendnngen und Brief"
werden erbeten unter der Adresse:
An den Herousnelirr der Gr-ii^liotcu in Berlin-Frieden"", Hedwiftstr. 1 -".
gernspr-cher der Schriftleitung - Amt Uhland!ZKR>, d"" LerlagS: Amt "ü""" K6I0.
Berwn: Verl"-, der Brenzboten G. in, d. H, in Berlin LV Il>
Druck: ."er Reich"hole" Ä, in, b, H, in Berlin SV 1l, Dessau"! Stralze 8S/S7.


Hielte ^ete!

WM^! urch Verordnung des Zaren Nikolaus des Zweiten ist der Name
z Sankt Petersburg gelöscht worden. Die Hand des Schwächlings
! tastete pietätlos ans Erbe seines großen Ahnen. Mag sein, daß
ein Naturgesetz hier waltet — wie feindliche Pole fliehen sich die
Geister dieser beiden Männer. Peter war ein Mann der Tat,
der einzige Zar, den die Geschichte „Groß" zu nennen würdig erachtet hat.
Mit ausgestreckter Hand dem Schlammboden des Newadeltas gebietend eine
Stadt zu tragen, die den alten Kulturstätten des Westens als ebenbürtige
Schwester an die Seite treten sollte — so steht sein Bild aus Erz am Ufer des
Stromes, dessen schwere Wogen gen Westen wandern. Der Westen! Wie ein
leuchtendes Meteor war seines Wesens Kern im Gesichtskreis Peters ausgegangen
und hatte das Denken und Tun dieses Slawen in den Höhenflug des kulturellen
Fortschritts gerissen. Seine Burg an der Newa, die Schutzwehr westlicher
Kultur in der unermeßlichen Weite der sarmatischen Ebene — er nannte sie
nach sich, taufte sie auf den Namen des Mannes, den Rom als Bringer des Christen¬
tums, als seinen Heiligen verehrt. Auch seine Sendung war ihm heilig und
so sollte das trotzige Wahrzeichen seines eisernen Kulturwillens sür alle Zeit
geheiligt sein. Der Name Peter aber ward zum Symbol eines Gliedes, das
Ideales und Reales auf ewig bindet: Sankt — Peter — Burg.

Nun ist der stolze Name, der ein Bekenntnis war, in Trümmer gesunken,
ist zusammengeschrumpft zu Petrograd — Peterstadt! Keine Heiligkeit mehr —
keine Burg! Ist auch dies ein Bekenntnis? Oder ist es ein anderes? Ist es
ein Neus ^sksl, das eine ruchlose Hand unbewußt sich selber schrieb? ,Möne,
das ist, Gott hat dein Königreich gezählt und vollendet, kekek, das ist, man
hat dich gewogen und zu leicht gefunden." So deutete einst Daniel den Spruch,
der auf der Wand des königlichen Saales zu Babylon Belsazers und seines
in. «elchner Reiches Ende kündete.




Allen Manuskripte» ist Porto hinzuzufügen, da andernfalls bei Ablehnung eine Rücksendung
nicht verbürgt werfen kann.




Nachdruck sSmtlich-r Anfsithr nur mit ausdrücklicher Erlaubnis des Verlags gestattet.
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werden erbeten unter der Adresse:
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341899_328733/388>, abgerufen am 02.05.2024.