Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Viertes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Deutschlands wirtschaftliche Kriegführung und Ariegslags

Machtmittel ja doch größer und dauernder zu sein schienen*). Hinzu kam noch das
von einem hochangesehenen Westkanadier in öffentlicher Versammlung Londons
sogenannte "ni-latent" Bündnis mit dem gelben Feinde aller Kolonialentwicklung der
weißen Rasse im Stillen Meer, sowie der Umstand, daß die für Australien
beziehungsweise Neuseeland mit deren Gelde gebauten Schiffe entgegen den
feierlichen Versprechungen, und gewiß entgegen den Wünschen und Bedürfnissen
der Spender -- nur selten, wenn überhaupt --, in die australischen Gewässer
beordert wurden. . . .

l So sah man in Übersee wohl die Angst des Mutterlandes vor der "teutonischen"
Invasion, aber zugleich auch, -- und das war der bleibende Eindruck rings
um das Becken des Stillen Ozeans -- die tiefe Gleichgültigkeit des Mutterlandes
gegen die Gefährdung der Kolonien durch den gelben Feind. Und man
zog das Fazit aus dem Verhalten Englands und fand: Verrat an der Rasse
und gebrochene Versprechen. -- Ist es da ein Wunder, wenn man sich in
Washington im stillen ins Fäustchen lacht? Australien und Kanada schmeicheln
sich wie von selbst in des Klügeren Hand, der zu warten wußte und nichts
verloren hat.




Deutschlands wirtschaftliche Kriegführung und
Ariegslage
Arthur Dix von

in Gegensatz zu der angriffsweisen Kriegführung, die dem Geist
in Deutschlands Heer und Flotte entspricht; im Gegensatz auch
zu der angriffsweisen Kriegführung, die England auf wirtschaft¬
lichem Gebiet vom Tage der Mobilmachung an betrieben hat,
wird die wirtschaftliche Kriegführung deutscherseits durchaus ver¬
teidigungsweise geführt.

Greifen wir auf die alten technischen Ausdrücke zurück, so sehen wir, daß
der einfachen Bezeichnung für die Verteidigung als Defensivstellung eine zwie¬
fache Bezeichnung der Angriffsstellung gegenübersteht, indem wir von offensiver
Und von aggressiver Politik sprechen.

Unter einer offensiven Kriegführung will dabei gemäß dem alten Sprach¬
gebrauch das Hinaustragen des Krieges in Feindesland nach erfolgter Kriegser-



*) Man lese z. B. den Brief australischer Studenten an den Herausgeber der imperi¬
alistischen Monatsschrift "T-lie Kounä Isble" vom Juni 1914.
Deutschlands wirtschaftliche Kriegführung und Ariegslags

Machtmittel ja doch größer und dauernder zu sein schienen*). Hinzu kam noch das
von einem hochangesehenen Westkanadier in öffentlicher Versammlung Londons
sogenannte „ni-latent" Bündnis mit dem gelben Feinde aller Kolonialentwicklung der
weißen Rasse im Stillen Meer, sowie der Umstand, daß die für Australien
beziehungsweise Neuseeland mit deren Gelde gebauten Schiffe entgegen den
feierlichen Versprechungen, und gewiß entgegen den Wünschen und Bedürfnissen
der Spender — nur selten, wenn überhaupt —, in die australischen Gewässer
beordert wurden. . . .

l So sah man in Übersee wohl die Angst des Mutterlandes vor der „teutonischen"
Invasion, aber zugleich auch, — und das war der bleibende Eindruck rings
um das Becken des Stillen Ozeans — die tiefe Gleichgültigkeit des Mutterlandes
gegen die Gefährdung der Kolonien durch den gelben Feind. Und man
zog das Fazit aus dem Verhalten Englands und fand: Verrat an der Rasse
und gebrochene Versprechen. — Ist es da ein Wunder, wenn man sich in
Washington im stillen ins Fäustchen lacht? Australien und Kanada schmeicheln
sich wie von selbst in des Klügeren Hand, der zu warten wußte und nichts
verloren hat.




Deutschlands wirtschaftliche Kriegführung und
Ariegslage
Arthur Dix von

in Gegensatz zu der angriffsweisen Kriegführung, die dem Geist
in Deutschlands Heer und Flotte entspricht; im Gegensatz auch
zu der angriffsweisen Kriegführung, die England auf wirtschaft¬
lichem Gebiet vom Tage der Mobilmachung an betrieben hat,
wird die wirtschaftliche Kriegführung deutscherseits durchaus ver¬
teidigungsweise geführt.

Greifen wir auf die alten technischen Ausdrücke zurück, so sehen wir, daß
der einfachen Bezeichnung für die Verteidigung als Defensivstellung eine zwie¬
fache Bezeichnung der Angriffsstellung gegenübersteht, indem wir von offensiver
Und von aggressiver Politik sprechen.

Unter einer offensiven Kriegführung will dabei gemäß dem alten Sprach¬
gebrauch das Hinaustragen des Krieges in Feindesland nach erfolgter Kriegser-



*) Man lese z. B. den Brief australischer Studenten an den Herausgeber der imperi¬
alistischen Monatsschrift „T-lie Kounä Isble« vom Juni 1914.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0251" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/329479"/>
          <fw type="header" place="top"> Deutschlands wirtschaftliche Kriegführung und Ariegslags</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_869" prev="#ID_868"> Machtmittel ja doch größer und dauernder zu sein schienen*). Hinzu kam noch das<lb/>
von einem hochangesehenen Westkanadier in öffentlicher Versammlung Londons<lb/>
sogenannte &#x201E;ni-latent" Bündnis mit dem gelben Feinde aller Kolonialentwicklung der<lb/>
weißen Rasse im Stillen Meer, sowie der Umstand, daß die für Australien<lb/>
beziehungsweise Neuseeland mit deren Gelde gebauten Schiffe entgegen den<lb/>
feierlichen Versprechungen, und gewiß entgegen den Wünschen und Bedürfnissen<lb/>
der Spender &#x2014; nur selten, wenn überhaupt &#x2014;, in die australischen Gewässer<lb/>
beordert wurden. . . .</p><lb/>
          <p xml:id="ID_870"> l So sah man in Übersee wohl die Angst des Mutterlandes vor der &#x201E;teutonischen"<lb/>
Invasion, aber zugleich auch, &#x2014; und das war der bleibende Eindruck rings<lb/>
um das Becken des Stillen Ozeans &#x2014; die tiefe Gleichgültigkeit des Mutterlandes<lb/>
gegen die Gefährdung der Kolonien durch den gelben Feind. Und man<lb/>
zog das Fazit aus dem Verhalten Englands und fand: Verrat an der Rasse<lb/>
und gebrochene Versprechen. &#x2014; Ist es da ein Wunder, wenn man sich in<lb/>
Washington im stillen ins Fäustchen lacht? Australien und Kanada schmeicheln<lb/>
sich wie von selbst in des Klügeren Hand, der zu warten wußte und nichts<lb/>
verloren hat.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Deutschlands wirtschaftliche Kriegführung und<lb/>
Ariegslage<lb/><note type="byline"> Arthur Dix</note> von </head><lb/>
          <p xml:id="ID_871"> in Gegensatz zu der angriffsweisen Kriegführung, die dem Geist<lb/>
in Deutschlands Heer und Flotte entspricht; im Gegensatz auch<lb/>
zu der angriffsweisen Kriegführung, die England auf wirtschaft¬<lb/>
lichem Gebiet vom Tage der Mobilmachung an betrieben hat,<lb/>
wird die wirtschaftliche Kriegführung deutscherseits durchaus ver¬<lb/>
teidigungsweise geführt.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_872"> Greifen wir auf die alten technischen Ausdrücke zurück, so sehen wir, daß<lb/>
der einfachen Bezeichnung für die Verteidigung als Defensivstellung eine zwie¬<lb/>
fache Bezeichnung der Angriffsstellung gegenübersteht, indem wir von offensiver<lb/>
Und von aggressiver Politik sprechen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_873" next="#ID_874"> Unter einer offensiven Kriegführung will dabei gemäß dem alten Sprach¬<lb/>
gebrauch das Hinaustragen des Krieges in Feindesland nach erfolgter Kriegser-</p><lb/>
          <note xml:id="FID_22" place="foot"> *) Man lese z. B. den Brief australischer Studenten an den Herausgeber der imperi¬<lb/>
alistischen Monatsschrift &#x201E;T-lie Kounä Isble« vom Juni 1914.</note><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0251] Deutschlands wirtschaftliche Kriegführung und Ariegslags Machtmittel ja doch größer und dauernder zu sein schienen*). Hinzu kam noch das von einem hochangesehenen Westkanadier in öffentlicher Versammlung Londons sogenannte „ni-latent" Bündnis mit dem gelben Feinde aller Kolonialentwicklung der weißen Rasse im Stillen Meer, sowie der Umstand, daß die für Australien beziehungsweise Neuseeland mit deren Gelde gebauten Schiffe entgegen den feierlichen Versprechungen, und gewiß entgegen den Wünschen und Bedürfnissen der Spender — nur selten, wenn überhaupt —, in die australischen Gewässer beordert wurden. . . . l So sah man in Übersee wohl die Angst des Mutterlandes vor der „teutonischen" Invasion, aber zugleich auch, — und das war der bleibende Eindruck rings um das Becken des Stillen Ozeans — die tiefe Gleichgültigkeit des Mutterlandes gegen die Gefährdung der Kolonien durch den gelben Feind. Und man zog das Fazit aus dem Verhalten Englands und fand: Verrat an der Rasse und gebrochene Versprechen. — Ist es da ein Wunder, wenn man sich in Washington im stillen ins Fäustchen lacht? Australien und Kanada schmeicheln sich wie von selbst in des Klügeren Hand, der zu warten wußte und nichts verloren hat. Deutschlands wirtschaftliche Kriegführung und Ariegslage Arthur Dix von in Gegensatz zu der angriffsweisen Kriegführung, die dem Geist in Deutschlands Heer und Flotte entspricht; im Gegensatz auch zu der angriffsweisen Kriegführung, die England auf wirtschaft¬ lichem Gebiet vom Tage der Mobilmachung an betrieben hat, wird die wirtschaftliche Kriegführung deutscherseits durchaus ver¬ teidigungsweise geführt. Greifen wir auf die alten technischen Ausdrücke zurück, so sehen wir, daß der einfachen Bezeichnung für die Verteidigung als Defensivstellung eine zwie¬ fache Bezeichnung der Angriffsstellung gegenübersteht, indem wir von offensiver Und von aggressiver Politik sprechen. Unter einer offensiven Kriegführung will dabei gemäß dem alten Sprach¬ gebrauch das Hinaustragen des Krieges in Feindesland nach erfolgter Kriegser- *) Man lese z. B. den Brief australischer Studenten an den Herausgeber der imperi¬ alistischen Monatsschrift „T-lie Kounä Isble« vom Juni 1914.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341899_329227
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341899_329227/251
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341899_329227/251>, abgerufen am 02.05.2024.