Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Viertes Vierteljahr.Die Zukunft der Dänenfrage Rechtsanrvalt Dr. jur. Hans R. Schäfer von !er deutsch-dänische Gegensatz in der Nordmark hatte in den letzten Die Befürchtungen, die hiernach berechtigt erschienen, erfüllten sich nicht. Die Zukunft der Dänenfrage Rechtsanrvalt Dr. jur. Hans R. Schäfer von !er deutsch-dänische Gegensatz in der Nordmark hatte in den letzten Die Befürchtungen, die hiernach berechtigt erschienen, erfüllten sich nicht. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0320" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/329548"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341899_329227/figures/grenzboten_341899_329227_329548_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die Zukunft der Dänenfrage<lb/><note type="byline"> Rechtsanrvalt Dr. jur. Hans R. Schäfer</note> von</head><lb/> <p xml:id="ID_1147"> !er deutsch-dänische Gegensatz in der Nordmark hatte in den letzten<lb/> Jahren eine Zuspitzung erfahren, wie nie zuvor. Mancher im<lb/> Reich hatte ihn nie für ganz ernst genommen und geglaubt, daß<lb/> die Bewegung hüben wie drüben nur ein Sturm im Wasserglase<lb/> I sei. Wer aber der großen Versammlung am 14. Dezember 1913<lb/> in Flensburg beigewohnt, wer gesehen hatte, daß hier nicht politische Streber,<lb/> sondern ernste, erfahrene und bewährte Männer aller Lebenskreise sich zu<lb/> flammendem Aufruf an das deutsche Volk zusammenfanden, der hatte erkennen<lb/> müssen, daß es sich hier um Dinge von weittragender Bedeutung handelte.<lb/> Hier wurde klar, daß starke Kräfte am Werke seien, um Teile des deutschen<lb/> Volkstums und des deutschen Machtbereichs abzubröckeln, und daß ihnen nicht<lb/> überall mit gleicher Stärke entgegengewirkt sei.</p><lb/> <p xml:id="ID_1148" next="#ID_1149"> Die Befürchtungen, die hiernach berechtigt erschienen, erfüllten sich nicht.<lb/> Wohl kam der Krieg, der vor einem halben Jahr noch vielen als eine so<lb/> entfernte Möglichkeit erschien, daß man glaubte, nicht damit rechnen zu brauchen.<lb/> Nicht aber kam der Anschluß Dänemarks an unsere verbündeten Gegner, kein<lb/> Landungsversuch an der jütischen Küste, kein Versuch einer Loslösung Nord-<lb/> Schleswigs. Der „dänische" Abgeordnete stimmte für die Kriegsgesetze des<lb/> deutschen Reiches so gut wie jeder andere. Daraus, daß ein Ereignis, welches<lb/> man befürchtet hat. nicht eintritt, läßt sich nicht immer der Schluß ziehen, daß<lb/> nicht auch die Gefahr seines Eintretens bestanden hat und daß es nicht klug<lb/> war, ihm entgegen zu arbeiten. Noch wissen wir nicht, welche Umstände bei<lb/> der Entwicklung der Dinge mitgespielt haben. Daß England seinen alten<lb/> Plan, auf dem Wege über Dänemark und mit dessen Unterstützung in Schleswig-<lb/> Holstein einzufallen, von vornherein ausgeschieden hatte, können wir kaum<lb/> glauben. Weder trauen wir ihm zu, daß irgendeine andere Rücksicht als die¬<lb/> jenige für das eigene Wohl es veranlassen könnte, die Schrecken des Krieges<lb/> einem „befreundeten" Staate zu ersparen, noch konnte es im Anfange des<lb/> Krieges übersehen, daß ein solcher Plan gegenüber unserem hochentwickelten</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0320]
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Die Zukunft der Dänenfrage
Rechtsanrvalt Dr. jur. Hans R. Schäfer von
!er deutsch-dänische Gegensatz in der Nordmark hatte in den letzten
Jahren eine Zuspitzung erfahren, wie nie zuvor. Mancher im
Reich hatte ihn nie für ganz ernst genommen und geglaubt, daß
die Bewegung hüben wie drüben nur ein Sturm im Wasserglase
I sei. Wer aber der großen Versammlung am 14. Dezember 1913
in Flensburg beigewohnt, wer gesehen hatte, daß hier nicht politische Streber,
sondern ernste, erfahrene und bewährte Männer aller Lebenskreise sich zu
flammendem Aufruf an das deutsche Volk zusammenfanden, der hatte erkennen
müssen, daß es sich hier um Dinge von weittragender Bedeutung handelte.
Hier wurde klar, daß starke Kräfte am Werke seien, um Teile des deutschen
Volkstums und des deutschen Machtbereichs abzubröckeln, und daß ihnen nicht
überall mit gleicher Stärke entgegengewirkt sei.
Die Befürchtungen, die hiernach berechtigt erschienen, erfüllten sich nicht.
Wohl kam der Krieg, der vor einem halben Jahr noch vielen als eine so
entfernte Möglichkeit erschien, daß man glaubte, nicht damit rechnen zu brauchen.
Nicht aber kam der Anschluß Dänemarks an unsere verbündeten Gegner, kein
Landungsversuch an der jütischen Küste, kein Versuch einer Loslösung Nord-
Schleswigs. Der „dänische" Abgeordnete stimmte für die Kriegsgesetze des
deutschen Reiches so gut wie jeder andere. Daraus, daß ein Ereignis, welches
man befürchtet hat. nicht eintritt, läßt sich nicht immer der Schluß ziehen, daß
nicht auch die Gefahr seines Eintretens bestanden hat und daß es nicht klug
war, ihm entgegen zu arbeiten. Noch wissen wir nicht, welche Umstände bei
der Entwicklung der Dinge mitgespielt haben. Daß England seinen alten
Plan, auf dem Wege über Dänemark und mit dessen Unterstützung in Schleswig-
Holstein einzufallen, von vornherein ausgeschieden hatte, können wir kaum
glauben. Weder trauen wir ihm zu, daß irgendeine andere Rücksicht als die¬
jenige für das eigene Wohl es veranlassen könnte, die Schrecken des Krieges
einem „befreundeten" Staate zu ersparen, noch konnte es im Anfange des
Krieges übersehen, daß ein solcher Plan gegenüber unserem hochentwickelten
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