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Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Viertes Vierteljahr.

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Die Berliner Herbstparade des Jahres ^920
Gin Zukunftsbild
v Hans Merner Tannheim on

AMID-
MMerbstlich herrlicher Sonnenschein, wahres Hohenzollernwetter, wob
über Berlin am heutigen Morgen, als die Massen der gesamten
Leib-Oberheermacht und der III. Brandenburgischen Oberheermacht
zum Tempelhofer Felde ausrückten, um sich ihrem Obersten Kriegs¬
herrn in strahlender Prunktracht zur Heerschau zu stellen.

Heerschau in Berlin, von altersher auch ein Freudenfest für die Berliner,
die zu Tausenden und Abertausenden die Straßen gesäumt hielten, um ihrem
Heldenkaiser zuzujubeln.

Schon naht die Schutzmannschaft, mit deren Erscheinen ja stets unsere
vaterländischen und Heeresprunktage zu beginnen pflegen. Die Beamten verteilen
sich nach Empfang der üblichen letzten Weisung, ja recht höflich zur Bevölkerung
zu sein, i" den Straßen, und bringen die besonders neugierigen Schreihälse
"mit zarter Hand" hinter die Schwellen der Bürgersteige zurück. -- Da, horch,
in der Ferne ertönt Heller Trompetenschall; näher und näher kommt es, und
nun biegt es ein in die Hindenburgstraße (vordem, Gott sei's geklagt, ?elle-
alliancestraße geheißen). An der Wohnstatt der Leib-Leichtreiter begrüßen wir
sie mit freudigem Hurra: unsere Leib-Schießkampfschar Kaiser Franz-Joseph
ist es. Voran die Trommler und Pfeifer sowie das Bläservolk. An der Spitze
der Kampfschar erblicken wir ihren heldenhaften Führer, Oberstfeldmeister Frei¬
herrn von Wiesen mit seinem Stabsbegleiter, Feldmeister Burgen. Dem
Kampfscharstabe folgen hintereinander die drei Fahnschaften, deren einzelne
Fähnlein noch in Langzeile hinter ihren Führern, den Herren Hauptleuten,
schreiten, aber gar bald in Gruppenzeile ausschließen werden. Der Herr Führer
der II. Fahnschaft, Oberstwachtmeister Behring, als Inhaber des Eisernen Kreuzes
I. Stufe, fällt uns besonders auf. Mit der gleichen Auszeichnung ist auch der
Führer des 6. Fabricius, Hauptmann von Wachhorst, geschmückt, wie ja denn gerade
die Ritterschaft der Leib-Kampfschar Kaiser Franz-Joseph eine auffallend große
Zahl von Inhabern des schönen preußischen Kriegsordens von Eisen aufweist.

Anschließend rasseln die beiden Berliner Leib - Feldstückkampfscharen der
Leib - Feldstückheerschar unter ihrem erlauchten Heerscharführer, Reichsgrafen zu
Stralenau-Westhoff, heran. Die einzelnen Abteilungen der Kampfscharen folgen


Grenzboten IV 1914 22


Die Berliner Herbstparade des Jahres ^920
Gin Zukunftsbild
v Hans Merner Tannheim on

AMID-
MMerbstlich herrlicher Sonnenschein, wahres Hohenzollernwetter, wob
über Berlin am heutigen Morgen, als die Massen der gesamten
Leib-Oberheermacht und der III. Brandenburgischen Oberheermacht
zum Tempelhofer Felde ausrückten, um sich ihrem Obersten Kriegs¬
herrn in strahlender Prunktracht zur Heerschau zu stellen.

Heerschau in Berlin, von altersher auch ein Freudenfest für die Berliner,
die zu Tausenden und Abertausenden die Straßen gesäumt hielten, um ihrem
Heldenkaiser zuzujubeln.

Schon naht die Schutzmannschaft, mit deren Erscheinen ja stets unsere
vaterländischen und Heeresprunktage zu beginnen pflegen. Die Beamten verteilen
sich nach Empfang der üblichen letzten Weisung, ja recht höflich zur Bevölkerung
zu sein, i» den Straßen, und bringen die besonders neugierigen Schreihälse
„mit zarter Hand" hinter die Schwellen der Bürgersteige zurück. — Da, horch,
in der Ferne ertönt Heller Trompetenschall; näher und näher kommt es, und
nun biegt es ein in die Hindenburgstraße (vordem, Gott sei's geklagt, ?elle-
alliancestraße geheißen). An der Wohnstatt der Leib-Leichtreiter begrüßen wir
sie mit freudigem Hurra: unsere Leib-Schießkampfschar Kaiser Franz-Joseph
ist es. Voran die Trommler und Pfeifer sowie das Bläservolk. An der Spitze
der Kampfschar erblicken wir ihren heldenhaften Führer, Oberstfeldmeister Frei¬
herrn von Wiesen mit seinem Stabsbegleiter, Feldmeister Burgen. Dem
Kampfscharstabe folgen hintereinander die drei Fahnschaften, deren einzelne
Fähnlein noch in Langzeile hinter ihren Führern, den Herren Hauptleuten,
schreiten, aber gar bald in Gruppenzeile ausschließen werden. Der Herr Führer
der II. Fahnschaft, Oberstwachtmeister Behring, als Inhaber des Eisernen Kreuzes
I. Stufe, fällt uns besonders auf. Mit der gleichen Auszeichnung ist auch der
Führer des 6. Fabricius, Hauptmann von Wachhorst, geschmückt, wie ja denn gerade
die Ritterschaft der Leib-Kampfschar Kaiser Franz-Joseph eine auffallend große
Zahl von Inhabern des schönen preußischen Kriegsordens von Eisen aufweist.

Anschließend rasseln die beiden Berliner Leib - Feldstückkampfscharen der
Leib - Feldstückheerschar unter ihrem erlauchten Heerscharführer, Reichsgrafen zu
Stralenau-Westhoff, heran. Die einzelnen Abteilungen der Kampfscharen folgen


Grenzboten IV 1914 22
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[0349] [Abbildung] Die Berliner Herbstparade des Jahres ^920 Gin Zukunftsbild v Hans Merner Tannheim on AMID- MMerbstlich herrlicher Sonnenschein, wahres Hohenzollernwetter, wob über Berlin am heutigen Morgen, als die Massen der gesamten Leib-Oberheermacht und der III. Brandenburgischen Oberheermacht zum Tempelhofer Felde ausrückten, um sich ihrem Obersten Kriegs¬ herrn in strahlender Prunktracht zur Heerschau zu stellen. Heerschau in Berlin, von altersher auch ein Freudenfest für die Berliner, die zu Tausenden und Abertausenden die Straßen gesäumt hielten, um ihrem Heldenkaiser zuzujubeln. Schon naht die Schutzmannschaft, mit deren Erscheinen ja stets unsere vaterländischen und Heeresprunktage zu beginnen pflegen. Die Beamten verteilen sich nach Empfang der üblichen letzten Weisung, ja recht höflich zur Bevölkerung zu sein, i» den Straßen, und bringen die besonders neugierigen Schreihälse „mit zarter Hand" hinter die Schwellen der Bürgersteige zurück. — Da, horch, in der Ferne ertönt Heller Trompetenschall; näher und näher kommt es, und nun biegt es ein in die Hindenburgstraße (vordem, Gott sei's geklagt, ?elle- alliancestraße geheißen). An der Wohnstatt der Leib-Leichtreiter begrüßen wir sie mit freudigem Hurra: unsere Leib-Schießkampfschar Kaiser Franz-Joseph ist es. Voran die Trommler und Pfeifer sowie das Bläservolk. An der Spitze der Kampfschar erblicken wir ihren heldenhaften Führer, Oberstfeldmeister Frei¬ herrn von Wiesen mit seinem Stabsbegleiter, Feldmeister Burgen. Dem Kampfscharstabe folgen hintereinander die drei Fahnschaften, deren einzelne Fähnlein noch in Langzeile hinter ihren Führern, den Herren Hauptleuten, schreiten, aber gar bald in Gruppenzeile ausschließen werden. Der Herr Führer der II. Fahnschaft, Oberstwachtmeister Behring, als Inhaber des Eisernen Kreuzes I. Stufe, fällt uns besonders auf. Mit der gleichen Auszeichnung ist auch der Führer des 6. Fabricius, Hauptmann von Wachhorst, geschmückt, wie ja denn gerade die Ritterschaft der Leib-Kampfschar Kaiser Franz-Joseph eine auffallend große Zahl von Inhabern des schönen preußischen Kriegsordens von Eisen aufweist. Anschließend rasseln die beiden Berliner Leib - Feldstückkampfscharen der Leib - Feldstückheerschar unter ihrem erlauchten Heerscharführer, Reichsgrafen zu Stralenau-Westhoff, heran. Die einzelnen Abteilungen der Kampfscharen folgen Grenzboten IV 1914 22

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341899_329227/349>, abgerufen am 02.05.2024.