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Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Maßgebliches und Unmaßgebliches

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Politik [Spaltenumbruch]

Soll also aus den italienischen "Kolonial¬
fragmenten" eine geographische und Politische
Einheit werden, so muß man sich mit der
süßen lateinischen Schwester und der tra¬
ditionellen Freundin auseinandersetzen, die
mit ihren Besitzungen eben den Zusammen¬
hang zwischen den "Fragmenten" unter¬
brechen. Zwischen Eritrea und Somaliland
schiebt sich das französische Somaliland
(Obok-Dschibuti) und das englische (Ber-
bera). Zwischen Libia, den Tschad und
Eritrea schiebt sich das französische Sahara¬
gebiet, der französische und der englisch¬
ägyptische Sudan. Die süße lateinische
Schwester ging nach der italienischen Be¬
setzung von Tripolis energisch vor, um den
Italienern die von der Rivista als notwendig
bezeichnete Ausdehnung bis zum Tschad un¬
möglich zu machen. Sie befestigte sich in den
Gebieten von Borku und Tibesti, und besetzte
noch nach Ausbruch des Krieges Barakat
bei Ghat in der Südwestecke Trivolitaniens.
Wichtiger aber als diese Saharageviete wäre
für Italien eine "Auseinandersetzung" mit
der lateinischen Schwester, die ihm das
französische Gebiet von Obok-Dschibuti
(Französisch-Somaliland) am Golf von Aden
einbrächte. Dann hätte Italien den wichtigsten
und besten Weg nach Abessinien in seiner
Hand, deu Weg, der heute der Hauptweg ist,
und der den beiden italienischen von Norden
(Eritrea) und Süden (Italienisch-Somaliland)
eine von den Italienern bisher nicht über¬
wundene Konkurrenz macht. Daß auf diesen:
Wege auch andere Dinge als Waren nach
Abessinien hineinkommen, haben die Italiener
1896 Wohl erfahren. Kein französischer
Garibaldi eilte ihnen damals in ihrem Konflikt
mit Abessinien zu Hilfe, sondern die süße
lateinische Schwester war voller Freude über
die italienischen Mißerfolge und beutete sie
zum Vorteil ihrer Eingangspforte von
Dschibuti gehörig aus. Die italienischen
Pläne von Eisenbahnen nach Abessinien hinein
sind bisher nur Pläne geblieben, die einzig
wirklich vorhandene Bahn geht von der
französischen Kolonie aus und zwar nach demi
Teile Abessiniens, der unter den jetzigen

[Ende Spaltensatz]

Zur italienischen Kolonialpolitik. Ende
1912 oder Anfang 1913 brachte die be¬
deutendste italienische Kolonialzeitschrift, die
Rivista colorirte einen Artikel über die Ziele
und Aussichten der italienischen Kolonial¬
politik, wie sie sich nach der Erwerbung der
nordnfrikcmischen Kolonie Libia (Tripolitanien
und Cyrenaika) gestalteten. Sie hob hervor,
nach der Erwerbung von Libia habe Italien
nun drei Kolonien, nämlich außerdem noch
Eritrea am Roten Meer, und Jtalienisch-
Somäliland am Indischen Ozean. "Wir
müssen nun," sagte die Rivista, "von den
drei nuseinanderliegenden Punkten des
italienischen Afrika (Libia, Eritrea, Somali-
land) einen organischen Kolonisationsplan
gleichzeitig von allen Seiten ins Werk setzen,
und daran denken, daß eS dabei noch ein
größeres und würdigeres Unternehmen gilt."
Welches sollte nun dieses "größere und wür¬
digere Unternehmen" sein? Das von einer
italienischen Kolonialschrift zu hören, ist gerade
in heutiger Zeit violleicht nicht uninteressant.
"Mau vergesse nicht," sagt die Rivista weiter,
"daß Libia nur dann eine große Kolonie
werden kann, wenn ihre wirtschaftlichen
Schlüssel in unsere Macht gelangen durch
geeignete Grenzberichtigungen und ein Vor¬
gehen bis zum Tschadsee. Man vergesse nicht,
daß Eritrea und Somaliland nur zerstreute
Fragmente einer geographischen und Poli¬
tischen Einheit sind, die in Zukunft in unsere
Hände fallen kann, wenn wir uns dieser
beiden wichtigen Ausgangspunkte zur rechten
Zeit zu bedienen wissen. Man vergesse nicht,
daß wir in Libia, wie in Eritrea und So¬
maliland zu Nachbarn eine süße lateinische
Schwester*) (ciolce sorella wtirm) und eine
traditionelle Freundin"") (amios trsäizionale)
haben, die aber unangenehm werden könnten,
mit denen wir daher in einer näheren oder
ferneren Zukunft uns auseinanderzusetzen
haben werden."


"°) Frankreich.
'"
-") England.
Maßgebliches und Unmaßgebliches

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Politik [Spaltenumbruch]

Soll also aus den italienischen „Kolonial¬
fragmenten" eine geographische und Politische
Einheit werden, so muß man sich mit der
süßen lateinischen Schwester und der tra¬
ditionellen Freundin auseinandersetzen, die
mit ihren Besitzungen eben den Zusammen¬
hang zwischen den „Fragmenten" unter¬
brechen. Zwischen Eritrea und Somaliland
schiebt sich das französische Somaliland
(Obok-Dschibuti) und das englische (Ber-
bera). Zwischen Libia, den Tschad und
Eritrea schiebt sich das französische Sahara¬
gebiet, der französische und der englisch¬
ägyptische Sudan. Die süße lateinische
Schwester ging nach der italienischen Be¬
setzung von Tripolis energisch vor, um den
Italienern die von der Rivista als notwendig
bezeichnete Ausdehnung bis zum Tschad un¬
möglich zu machen. Sie befestigte sich in den
Gebieten von Borku und Tibesti, und besetzte
noch nach Ausbruch des Krieges Barakat
bei Ghat in der Südwestecke Trivolitaniens.
Wichtiger aber als diese Saharageviete wäre
für Italien eine „Auseinandersetzung" mit
der lateinischen Schwester, die ihm das
französische Gebiet von Obok-Dschibuti
(Französisch-Somaliland) am Golf von Aden
einbrächte. Dann hätte Italien den wichtigsten
und besten Weg nach Abessinien in seiner
Hand, deu Weg, der heute der Hauptweg ist,
und der den beiden italienischen von Norden
(Eritrea) und Süden (Italienisch-Somaliland)
eine von den Italienern bisher nicht über¬
wundene Konkurrenz macht. Daß auf diesen:
Wege auch andere Dinge als Waren nach
Abessinien hineinkommen, haben die Italiener
1896 Wohl erfahren. Kein französischer
Garibaldi eilte ihnen damals in ihrem Konflikt
mit Abessinien zu Hilfe, sondern die süße
lateinische Schwester war voller Freude über
die italienischen Mißerfolge und beutete sie
zum Vorteil ihrer Eingangspforte von
Dschibuti gehörig aus. Die italienischen
Pläne von Eisenbahnen nach Abessinien hinein
sind bisher nur Pläne geblieben, die einzig
wirklich vorhandene Bahn geht von der
französischen Kolonie aus und zwar nach demi
Teile Abessiniens, der unter den jetzigen

[Ende Spaltensatz]

Zur italienischen Kolonialpolitik. Ende
1912 oder Anfang 1913 brachte die be¬
deutendste italienische Kolonialzeitschrift, die
Rivista colorirte einen Artikel über die Ziele
und Aussichten der italienischen Kolonial¬
politik, wie sie sich nach der Erwerbung der
nordnfrikcmischen Kolonie Libia (Tripolitanien
und Cyrenaika) gestalteten. Sie hob hervor,
nach der Erwerbung von Libia habe Italien
nun drei Kolonien, nämlich außerdem noch
Eritrea am Roten Meer, und Jtalienisch-
Somäliland am Indischen Ozean. „Wir
müssen nun," sagte die Rivista, „von den
drei nuseinanderliegenden Punkten des
italienischen Afrika (Libia, Eritrea, Somali-
land) einen organischen Kolonisationsplan
gleichzeitig von allen Seiten ins Werk setzen,
und daran denken, daß eS dabei noch ein
größeres und würdigeres Unternehmen gilt."
Welches sollte nun dieses „größere und wür¬
digere Unternehmen" sein? Das von einer
italienischen Kolonialschrift zu hören, ist gerade
in heutiger Zeit violleicht nicht uninteressant.
„Mau vergesse nicht," sagt die Rivista weiter,
„daß Libia nur dann eine große Kolonie
werden kann, wenn ihre wirtschaftlichen
Schlüssel in unsere Macht gelangen durch
geeignete Grenzberichtigungen und ein Vor¬
gehen bis zum Tschadsee. Man vergesse nicht,
daß Eritrea und Somaliland nur zerstreute
Fragmente einer geographischen und Poli¬
tischen Einheit sind, die in Zukunft in unsere
Hände fallen kann, wenn wir uns dieser
beiden wichtigen Ausgangspunkte zur rechten
Zeit zu bedienen wissen. Man vergesse nicht,
daß wir in Libia, wie in Eritrea und So¬
maliland zu Nachbarn eine süße lateinische
Schwester*) (ciolce sorella wtirm) und eine
traditionelle Freundin"") (amios trsäizionale)
haben, die aber unangenehm werden könnten,
mit denen wir daher in einer näheren oder
ferneren Zukunft uns auseinanderzusetzen
haben werden."


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'"
-") England.
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[0138] Maßgebliches und Unmaßgebliches Maßgebliches und Unmaßgebliches Politik Soll also aus den italienischen „Kolonial¬ fragmenten" eine geographische und Politische Einheit werden, so muß man sich mit der süßen lateinischen Schwester und der tra¬ ditionellen Freundin auseinandersetzen, die mit ihren Besitzungen eben den Zusammen¬ hang zwischen den „Fragmenten" unter¬ brechen. Zwischen Eritrea und Somaliland schiebt sich das französische Somaliland (Obok-Dschibuti) und das englische (Ber- bera). Zwischen Libia, den Tschad und Eritrea schiebt sich das französische Sahara¬ gebiet, der französische und der englisch¬ ägyptische Sudan. Die süße lateinische Schwester ging nach der italienischen Be¬ setzung von Tripolis energisch vor, um den Italienern die von der Rivista als notwendig bezeichnete Ausdehnung bis zum Tschad un¬ möglich zu machen. Sie befestigte sich in den Gebieten von Borku und Tibesti, und besetzte noch nach Ausbruch des Krieges Barakat bei Ghat in der Südwestecke Trivolitaniens. Wichtiger aber als diese Saharageviete wäre für Italien eine „Auseinandersetzung" mit der lateinischen Schwester, die ihm das französische Gebiet von Obok-Dschibuti (Französisch-Somaliland) am Golf von Aden einbrächte. Dann hätte Italien den wichtigsten und besten Weg nach Abessinien in seiner Hand, deu Weg, der heute der Hauptweg ist, und der den beiden italienischen von Norden (Eritrea) und Süden (Italienisch-Somaliland) eine von den Italienern bisher nicht über¬ wundene Konkurrenz macht. Daß auf diesen: Wege auch andere Dinge als Waren nach Abessinien hineinkommen, haben die Italiener 1896 Wohl erfahren. Kein französischer Garibaldi eilte ihnen damals in ihrem Konflikt mit Abessinien zu Hilfe, sondern die süße lateinische Schwester war voller Freude über die italienischen Mißerfolge und beutete sie zum Vorteil ihrer Eingangspforte von Dschibuti gehörig aus. Die italienischen Pläne von Eisenbahnen nach Abessinien hinein sind bisher nur Pläne geblieben, die einzig wirklich vorhandene Bahn geht von der französischen Kolonie aus und zwar nach demi Teile Abessiniens, der unter den jetzigen Zur italienischen Kolonialpolitik. Ende 1912 oder Anfang 1913 brachte die be¬ deutendste italienische Kolonialzeitschrift, die Rivista colorirte einen Artikel über die Ziele und Aussichten der italienischen Kolonial¬ politik, wie sie sich nach der Erwerbung der nordnfrikcmischen Kolonie Libia (Tripolitanien und Cyrenaika) gestalteten. Sie hob hervor, nach der Erwerbung von Libia habe Italien nun drei Kolonien, nämlich außerdem noch Eritrea am Roten Meer, und Jtalienisch- Somäliland am Indischen Ozean. „Wir müssen nun," sagte die Rivista, „von den drei nuseinanderliegenden Punkten des italienischen Afrika (Libia, Eritrea, Somali- land) einen organischen Kolonisationsplan gleichzeitig von allen Seiten ins Werk setzen, und daran denken, daß eS dabei noch ein größeres und würdigeres Unternehmen gilt." Welches sollte nun dieses „größere und wür¬ digere Unternehmen" sein? Das von einer italienischen Kolonialschrift zu hören, ist gerade in heutiger Zeit violleicht nicht uninteressant. „Mau vergesse nicht," sagt die Rivista weiter, „daß Libia nur dann eine große Kolonie werden kann, wenn ihre wirtschaftlichen Schlüssel in unsere Macht gelangen durch geeignete Grenzberichtigungen und ein Vor¬ gehen bis zum Tschadsee. Man vergesse nicht, daß Eritrea und Somaliland nur zerstreute Fragmente einer geographischen und Poli¬ tischen Einheit sind, die in Zukunft in unsere Hände fallen kann, wenn wir uns dieser beiden wichtigen Ausgangspunkte zur rechten Zeit zu bedienen wissen. Man vergesse nicht, daß wir in Libia, wie in Eritrea und So¬ maliland zu Nachbarn eine süße lateinische Schwester*) (ciolce sorella wtirm) und eine traditionelle Freundin"") (amios trsäizionale) haben, die aber unangenehm werden könnten, mit denen wir daher in einer näheren oder ferneren Zukunft uns auseinanderzusetzen haben werden." "°) Frankreich. '" -") England.

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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341901_323097/138>, abgerufen am 29.04.2024.