Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Erstes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Maßgebliches und Unmaßgebliches

[Beginn Spaltensatz]

Politischen Verhältnissen der wichtigste ist.
Es wird für Italien nur darauf ankommen,
hier den richtigen Moment und den richtigen
Weg zur Auseinandersetzung mit der la¬
teinischen Schwester zu finden. Die Er¬
werbung von Dschibuti würde für Italien
die Herrschaft über alle Eingangswege nach
Abessinien und die Herrschaft über den größten
Teil aller Somalistämme bedeuten. Von
den letzteren fehlten dann nur noch die in
dem englischen Somaliland, die dort unter
der Führung des sogenannten "tollen Mullah"
den Engländern soviel Schwierigkeiten machen.
Mit den Italienern würden sie sich vielleicht
eher abfinden. Die Italiener haben es ja
bereits "erstanden mit den Senussi, die ja in
Nordnsrika ihrer "traditionellen Freundin"
England auch mindestens unfreundlich gegen¬
überstehen, gute Beziehungen anzuknüpfen.
Wenigstens empfahl die Rivista coloniale
Anfang 1913 durchaus gute Beziehungen zu
den Senussi zu Pflegen, die bei ihren weit¬
reichenden Verbindungen und ihrer Fähigkeit,
die Güte und Brauchbarkeit einer Ware
trefflich zu beurteilen, für den italienischen
Handel von großem Wert sein würden.

Daß in kolonialen Kreisen Italiens vor
dem Krieg wenigstens die Ansicht herrschte,
die Zukunft Italiens läge auf dem Wasser,
und zwar in erster Linie auf dem des Mittel¬
meers, dafür ist ein charakteristischer Beleg,
daß die Nevista coloniale seit 1913 ein Titel¬
bild zeigt, auf dem man einen antiken Römer
mit dem Liktorenbündel der Ruder und Beile
siehi, der auf das Meer hinausblickt. Dort
werden die neuen Römer, wenn sie genau
Hinsehen, das neue Karthago, Biserta, an der
Stelle des alten sehen, von dem aus die
süße lateinische Schwester sie bedroht, und
wenn sie ganz genau hinsehen, sehen sie
vielleicht dazwischen noch die englische Insel
Malta, wo die Schiffe der traditionellen
Freundin liegen, die jetzt ihren Handel unter¬
bindet.

Aus welche Seite eine konsequente Weiter¬
führung der italienischen Kolonialpolitik
Italien hinweist, darüber sollte Wohl in den
Kreisen, die an einer solchen Weiterführung
Interesse haben, kein Zweifel bestehen.

Vberregieruugsrat Dr. L. Jacobi [Spaltenumbruch]
Länderkunde

Verkehrsgeschichte der Alpen. Unsere
Reisehandbücher für die Alpen Pflegen zwar
in der Einleitung einen Überblick über die
Erdkunde und Geschichte der dabei in Frage
kommenden Landesteile zu geben, berichten
auch wohl im einzelnen über die geschichtlicheis
Vorgänge der Landschaften und Städte in
Tirol und der Schweiz, aber in der Haupt¬
sache beschränken sie sich auf die Schilderung
der gegenwärtigen Zustände und auf die
Führung durch die Schönheiten der Alpenwelt.
Auf einer höheren Warte steht eine Reihe
von Schriften, die entweder die Landeskunde
dieses oder jenes Teiles behandeln oder be¬
stimmte Abschnitte aus der Landes- und
Kulturgeschichte zum Gegenstande eingehender
Forschungen machen. Derartige Schriften
gibt es über alle Gebiete der Alpen; sie
gehen zum Teil aus der Zeitschrift des deut¬
schen und österreichischen Alpenvereins, zum
Teil aus den Geschichts- und Altertumsver¬
einen hervor, sind deshalb aber auch von
vornherein auf einen begrenzten Leserkreis
beschränkt. Zu der landeskundlichen Gruppe
kann man die Verkehrsgeschichte der Alpen
von P. H. Scheffel (Verkehrsgeschichte der
Alpen von P. H. Scheffel, I. Band 1908.
II. Band 1914. Berlin. Dietrich Reimer
sErnst Vossens 8 Mark und Is Mark, 206
und 297 Seiten) rechnen, doch geht sie über
den Nahmen einer Einzelschrift hinaus und
beansprucht den Wert quellengeschichtlicher
Forschungen. Die beiden vorliegenden Bände,
denen ein dritter folgen foll, behandeln, um
es kurz mit den Worten des Verfassers zu
sagen, die Geschichte der Alpenländer in der
Römerzeit und im Mittelalter mit besonderer
Berücksichtigung der Verkehrswege, und zwar
führt der erste Band, der seinerzeit auch in
den Grenzboten besprochen worden ist, bis
zum Ende des OstgotenreicheS Theoderichs
des Großen, während der zweite, kürzlich er¬
schienene, das gesamte Mittelalter umfaßt.
Bei dem gemessenen Raume, der zur Ver¬
fügung steht, ist es unmöglich, auf Einzel¬
heiten einzugehen, zumal da die Fülle des
Stoffes ohnehin auf Beschränkung drängt.
Wie in, Mittelpunkte des ersten Bandes die
Schilderung der Römerstraßen in den Alpen

[Ende Spaltensatz]
Maßgebliches und Unmaßgebliches

[Beginn Spaltensatz]

Politischen Verhältnissen der wichtigste ist.
Es wird für Italien nur darauf ankommen,
hier den richtigen Moment und den richtigen
Weg zur Auseinandersetzung mit der la¬
teinischen Schwester zu finden. Die Er¬
werbung von Dschibuti würde für Italien
die Herrschaft über alle Eingangswege nach
Abessinien und die Herrschaft über den größten
Teil aller Somalistämme bedeuten. Von
den letzteren fehlten dann nur noch die in
dem englischen Somaliland, die dort unter
der Führung des sogenannten „tollen Mullah"
den Engländern soviel Schwierigkeiten machen.
Mit den Italienern würden sie sich vielleicht
eher abfinden. Die Italiener haben es ja
bereits »erstanden mit den Senussi, die ja in
Nordnsrika ihrer „traditionellen Freundin"
England auch mindestens unfreundlich gegen¬
überstehen, gute Beziehungen anzuknüpfen.
Wenigstens empfahl die Rivista coloniale
Anfang 1913 durchaus gute Beziehungen zu
den Senussi zu Pflegen, die bei ihren weit¬
reichenden Verbindungen und ihrer Fähigkeit,
die Güte und Brauchbarkeit einer Ware
trefflich zu beurteilen, für den italienischen
Handel von großem Wert sein würden.

Daß in kolonialen Kreisen Italiens vor
dem Krieg wenigstens die Ansicht herrschte,
die Zukunft Italiens läge auf dem Wasser,
und zwar in erster Linie auf dem des Mittel¬
meers, dafür ist ein charakteristischer Beleg,
daß die Nevista coloniale seit 1913 ein Titel¬
bild zeigt, auf dem man einen antiken Römer
mit dem Liktorenbündel der Ruder und Beile
siehi, der auf das Meer hinausblickt. Dort
werden die neuen Römer, wenn sie genau
Hinsehen, das neue Karthago, Biserta, an der
Stelle des alten sehen, von dem aus die
süße lateinische Schwester sie bedroht, und
wenn sie ganz genau hinsehen, sehen sie
vielleicht dazwischen noch die englische Insel
Malta, wo die Schiffe der traditionellen
Freundin liegen, die jetzt ihren Handel unter¬
bindet.

Aus welche Seite eine konsequente Weiter¬
führung der italienischen Kolonialpolitik
Italien hinweist, darüber sollte Wohl in den
Kreisen, die an einer solchen Weiterführung
Interesse haben, kein Zweifel bestehen.

Vberregieruugsrat Dr. L. Jacobi [Spaltenumbruch]
Länderkunde

Verkehrsgeschichte der Alpen. Unsere
Reisehandbücher für die Alpen Pflegen zwar
in der Einleitung einen Überblick über die
Erdkunde und Geschichte der dabei in Frage
kommenden Landesteile zu geben, berichten
auch wohl im einzelnen über die geschichtlicheis
Vorgänge der Landschaften und Städte in
Tirol und der Schweiz, aber in der Haupt¬
sache beschränken sie sich auf die Schilderung
der gegenwärtigen Zustände und auf die
Führung durch die Schönheiten der Alpenwelt.
Auf einer höheren Warte steht eine Reihe
von Schriften, die entweder die Landeskunde
dieses oder jenes Teiles behandeln oder be¬
stimmte Abschnitte aus der Landes- und
Kulturgeschichte zum Gegenstande eingehender
Forschungen machen. Derartige Schriften
gibt es über alle Gebiete der Alpen; sie
gehen zum Teil aus der Zeitschrift des deut¬
schen und österreichischen Alpenvereins, zum
Teil aus den Geschichts- und Altertumsver¬
einen hervor, sind deshalb aber auch von
vornherein auf einen begrenzten Leserkreis
beschränkt. Zu der landeskundlichen Gruppe
kann man die Verkehrsgeschichte der Alpen
von P. H. Scheffel (Verkehrsgeschichte der
Alpen von P. H. Scheffel, I. Band 1908.
II. Band 1914. Berlin. Dietrich Reimer
sErnst Vossens 8 Mark und Is Mark, 206
und 297 Seiten) rechnen, doch geht sie über
den Nahmen einer Einzelschrift hinaus und
beansprucht den Wert quellengeschichtlicher
Forschungen. Die beiden vorliegenden Bände,
denen ein dritter folgen foll, behandeln, um
es kurz mit den Worten des Verfassers zu
sagen, die Geschichte der Alpenländer in der
Römerzeit und im Mittelalter mit besonderer
Berücksichtigung der Verkehrswege, und zwar
führt der erste Band, der seinerzeit auch in
den Grenzboten besprochen worden ist, bis
zum Ende des OstgotenreicheS Theoderichs
des Großen, während der zweite, kürzlich er¬
schienene, das gesamte Mittelalter umfaßt.
Bei dem gemessenen Raume, der zur Ver¬
fügung steht, ist es unmöglich, auf Einzel¬
heiten einzugehen, zumal da die Fülle des
Stoffes ohnehin auf Beschränkung drängt.
Wie in, Mittelpunkte des ersten Bandes die
Schilderung der Römerstraßen in den Alpen

[Ende Spaltensatz]
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0139" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/323236"/>
            <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/>
            <cb type="start"/>
            <p xml:id="ID_384" prev="#ID_383"> Politischen Verhältnissen der wichtigste ist.<lb/>
Es wird für Italien nur darauf ankommen,<lb/>
hier den richtigen Moment und den richtigen<lb/>
Weg zur Auseinandersetzung mit der la¬<lb/>
teinischen Schwester zu finden. Die Er¬<lb/>
werbung von Dschibuti würde für Italien<lb/>
die Herrschaft über alle Eingangswege nach<lb/>
Abessinien und die Herrschaft über den größten<lb/>
Teil aller Somalistämme bedeuten. Von<lb/>
den letzteren fehlten dann nur noch die in<lb/>
dem englischen Somaliland, die dort unter<lb/>
der Führung des sogenannten &#x201E;tollen Mullah"<lb/>
den Engländern soviel Schwierigkeiten machen.<lb/>
Mit den Italienern würden sie sich vielleicht<lb/>
eher abfinden. Die Italiener haben es ja<lb/>
bereits »erstanden mit den Senussi, die ja in<lb/>
Nordnsrika ihrer &#x201E;traditionellen Freundin"<lb/>
England auch mindestens unfreundlich gegen¬<lb/>
überstehen, gute Beziehungen anzuknüpfen.<lb/>
Wenigstens empfahl die Rivista coloniale<lb/>
Anfang 1913 durchaus gute Beziehungen zu<lb/>
den Senussi zu Pflegen, die bei ihren weit¬<lb/>
reichenden Verbindungen und ihrer Fähigkeit,<lb/>
die Güte und Brauchbarkeit einer Ware<lb/>
trefflich zu beurteilen, für den italienischen<lb/>
Handel von großem Wert sein würden.</p>
            <p xml:id="ID_385"> Daß in kolonialen Kreisen Italiens vor<lb/>
dem Krieg wenigstens die Ansicht herrschte,<lb/>
die Zukunft Italiens läge auf dem Wasser,<lb/>
und zwar in erster Linie auf dem des Mittel¬<lb/>
meers, dafür ist ein charakteristischer Beleg,<lb/>
daß die Nevista coloniale seit 1913 ein Titel¬<lb/>
bild zeigt, auf dem man einen antiken Römer<lb/>
mit dem Liktorenbündel der Ruder und Beile<lb/>
siehi, der auf das Meer hinausblickt. Dort<lb/>
werden die neuen Römer, wenn sie genau<lb/>
Hinsehen, das neue Karthago, Biserta, an der<lb/>
Stelle des alten sehen, von dem aus die<lb/>
süße lateinische Schwester sie bedroht, und<lb/>
wenn sie ganz genau hinsehen, sehen sie<lb/>
vielleicht dazwischen noch die englische Insel<lb/>
Malta, wo die Schiffe der traditionellen<lb/>
Freundin liegen, die jetzt ihren Handel unter¬<lb/>
bindet.</p>
            <p xml:id="ID_386"> Aus welche Seite eine konsequente Weiter¬<lb/>
führung der italienischen Kolonialpolitik<lb/>
Italien hinweist, darüber sollte Wohl in den<lb/>
Kreisen, die an einer solchen Weiterführung<lb/>
Interesse haben, kein Zweifel bestehen.</p>
            <note type="byline"> Vberregieruugsrat Dr. L. Jacobi</note>
            <cb/><lb/>
          </div>
          <div n="2">
            <head> Länderkunde</head>
            <p xml:id="ID_387" next="#ID_388"> Verkehrsgeschichte der Alpen. Unsere<lb/>
Reisehandbücher für die Alpen Pflegen zwar<lb/>
in der Einleitung einen Überblick über die<lb/>
Erdkunde und Geschichte der dabei in Frage<lb/>
kommenden Landesteile zu geben, berichten<lb/>
auch wohl im einzelnen über die geschichtlicheis<lb/>
Vorgänge der Landschaften und Städte in<lb/>
Tirol und der Schweiz, aber in der Haupt¬<lb/>
sache beschränken sie sich auf die Schilderung<lb/>
der gegenwärtigen Zustände und auf die<lb/>
Führung durch die Schönheiten der Alpenwelt.<lb/>
Auf einer höheren Warte steht eine Reihe<lb/>
von Schriften, die entweder die Landeskunde<lb/>
dieses oder jenes Teiles behandeln oder be¬<lb/>
stimmte Abschnitte aus der Landes- und<lb/>
Kulturgeschichte zum Gegenstande eingehender<lb/>
Forschungen machen. Derartige Schriften<lb/>
gibt es über alle Gebiete der Alpen; sie<lb/>
gehen zum Teil aus der Zeitschrift des deut¬<lb/>
schen und österreichischen Alpenvereins, zum<lb/>
Teil aus den Geschichts- und Altertumsver¬<lb/>
einen hervor, sind deshalb aber auch von<lb/>
vornherein auf einen begrenzten Leserkreis<lb/>
beschränkt. Zu der landeskundlichen Gruppe<lb/>
kann man die Verkehrsgeschichte der Alpen<lb/>
von P. H. Scheffel (Verkehrsgeschichte der<lb/>
Alpen von P. H. Scheffel, I. Band 1908.<lb/>
II. Band 1914. Berlin. Dietrich Reimer<lb/>
sErnst Vossens 8 Mark und Is Mark, 206<lb/>
und 297 Seiten) rechnen, doch geht sie über<lb/>
den Nahmen einer Einzelschrift hinaus und<lb/>
beansprucht den Wert quellengeschichtlicher<lb/>
Forschungen. Die beiden vorliegenden Bände,<lb/>
denen ein dritter folgen foll, behandeln, um<lb/>
es kurz mit den Worten des Verfassers zu<lb/>
sagen, die Geschichte der Alpenländer in der<lb/>
Römerzeit und im Mittelalter mit besonderer<lb/>
Berücksichtigung der Verkehrswege, und zwar<lb/>
führt der erste Band, der seinerzeit auch in<lb/>
den Grenzboten besprochen worden ist, bis<lb/>
zum Ende des OstgotenreicheS Theoderichs<lb/>
des Großen, während der zweite, kürzlich er¬<lb/>
schienene, das gesamte Mittelalter umfaßt.<lb/>
Bei dem gemessenen Raume, der zur Ver¬<lb/>
fügung steht, ist es unmöglich, auf Einzel¬<lb/>
heiten einzugehen, zumal da die Fülle des<lb/>
Stoffes ohnehin auf Beschränkung drängt.<lb/>
Wie in, Mittelpunkte des ersten Bandes die<lb/>
Schilderung der Römerstraßen in den Alpen</p>
            <cb type="end"/><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0139] Maßgebliches und Unmaßgebliches Politischen Verhältnissen der wichtigste ist. Es wird für Italien nur darauf ankommen, hier den richtigen Moment und den richtigen Weg zur Auseinandersetzung mit der la¬ teinischen Schwester zu finden. Die Er¬ werbung von Dschibuti würde für Italien die Herrschaft über alle Eingangswege nach Abessinien und die Herrschaft über den größten Teil aller Somalistämme bedeuten. Von den letzteren fehlten dann nur noch die in dem englischen Somaliland, die dort unter der Führung des sogenannten „tollen Mullah" den Engländern soviel Schwierigkeiten machen. Mit den Italienern würden sie sich vielleicht eher abfinden. Die Italiener haben es ja bereits »erstanden mit den Senussi, die ja in Nordnsrika ihrer „traditionellen Freundin" England auch mindestens unfreundlich gegen¬ überstehen, gute Beziehungen anzuknüpfen. Wenigstens empfahl die Rivista coloniale Anfang 1913 durchaus gute Beziehungen zu den Senussi zu Pflegen, die bei ihren weit¬ reichenden Verbindungen und ihrer Fähigkeit, die Güte und Brauchbarkeit einer Ware trefflich zu beurteilen, für den italienischen Handel von großem Wert sein würden. Daß in kolonialen Kreisen Italiens vor dem Krieg wenigstens die Ansicht herrschte, die Zukunft Italiens läge auf dem Wasser, und zwar in erster Linie auf dem des Mittel¬ meers, dafür ist ein charakteristischer Beleg, daß die Nevista coloniale seit 1913 ein Titel¬ bild zeigt, auf dem man einen antiken Römer mit dem Liktorenbündel der Ruder und Beile siehi, der auf das Meer hinausblickt. Dort werden die neuen Römer, wenn sie genau Hinsehen, das neue Karthago, Biserta, an der Stelle des alten sehen, von dem aus die süße lateinische Schwester sie bedroht, und wenn sie ganz genau hinsehen, sehen sie vielleicht dazwischen noch die englische Insel Malta, wo die Schiffe der traditionellen Freundin liegen, die jetzt ihren Handel unter¬ bindet. Aus welche Seite eine konsequente Weiter¬ führung der italienischen Kolonialpolitik Italien hinweist, darüber sollte Wohl in den Kreisen, die an einer solchen Weiterführung Interesse haben, kein Zweifel bestehen. Vberregieruugsrat Dr. L. Jacobi Länderkunde Verkehrsgeschichte der Alpen. Unsere Reisehandbücher für die Alpen Pflegen zwar in der Einleitung einen Überblick über die Erdkunde und Geschichte der dabei in Frage kommenden Landesteile zu geben, berichten auch wohl im einzelnen über die geschichtlicheis Vorgänge der Landschaften und Städte in Tirol und der Schweiz, aber in der Haupt¬ sache beschränken sie sich auf die Schilderung der gegenwärtigen Zustände und auf die Führung durch die Schönheiten der Alpenwelt. Auf einer höheren Warte steht eine Reihe von Schriften, die entweder die Landeskunde dieses oder jenes Teiles behandeln oder be¬ stimmte Abschnitte aus der Landes- und Kulturgeschichte zum Gegenstande eingehender Forschungen machen. Derartige Schriften gibt es über alle Gebiete der Alpen; sie gehen zum Teil aus der Zeitschrift des deut¬ schen und österreichischen Alpenvereins, zum Teil aus den Geschichts- und Altertumsver¬ einen hervor, sind deshalb aber auch von vornherein auf einen begrenzten Leserkreis beschränkt. Zu der landeskundlichen Gruppe kann man die Verkehrsgeschichte der Alpen von P. H. Scheffel (Verkehrsgeschichte der Alpen von P. H. Scheffel, I. Band 1908. II. Band 1914. Berlin. Dietrich Reimer sErnst Vossens 8 Mark und Is Mark, 206 und 297 Seiten) rechnen, doch geht sie über den Nahmen einer Einzelschrift hinaus und beansprucht den Wert quellengeschichtlicher Forschungen. Die beiden vorliegenden Bände, denen ein dritter folgen foll, behandeln, um es kurz mit den Worten des Verfassers zu sagen, die Geschichte der Alpenländer in der Römerzeit und im Mittelalter mit besonderer Berücksichtigung der Verkehrswege, und zwar führt der erste Band, der seinerzeit auch in den Grenzboten besprochen worden ist, bis zum Ende des OstgotenreicheS Theoderichs des Großen, während der zweite, kürzlich er¬ schienene, das gesamte Mittelalter umfaßt. Bei dem gemessenen Raume, der zur Ver¬ fügung steht, ist es unmöglich, auf Einzel¬ heiten einzugehen, zumal da die Fülle des Stoffes ohnehin auf Beschränkung drängt. Wie in, Mittelpunkte des ersten Bandes die Schilderung der Römerstraßen in den Alpen

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341901_323097
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341901_323097/139
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341901_323097/139>, abgerufen am 29.04.2024.