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Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Zweites Vierteljahr.

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Die deutsche Industrie im Ariege
Fritz Roll von

!le Ereignisse der letzten Wochen haben die einwandfreie und
endgültige Bestätigung erbracht, daß der gegen Deutschland unter¬
nommene Krieg nicht allein die Niederwerfung deutscher militärischer
Kraft bezwecken soll, sondern auch und vor allem die Zertrümmerung
^ deutscher Wirtschaft und deutschen Handels. Seit dem Eintritt
des Deutschen Reiches in Welthandel und Weltpolitik hat England argwöhnischen
Auges die Entwicklung des deutschen Wirtschaftslebens und der deutschen Industrie
verfolgt, hat neiderfüllt den beispiellosen Erfolg des deutschen Außenhandels
wahrgenommen und hat, ohnmächtig sich in würdiger Weise des lästigen
Konkurrenten zu erwehren, einen Weltbrand heraufbeschworen, um mit roher
Gewalt alles zu zerstören, was deutscher Fleiß und deutsche Ausdauer in jahre¬
langer, mühseliger und heiliger Arbeit geschaffen haben. In dem Zusammen¬
bruch unserer militärischen Kraft, unseres Wirtschaftslebens und unseres Handels
würden aber auch deutsche Kultur und deutsches Wesen zu Boden sinken, und
wir wissen nicht wie lange es dauern würde, ehe alles das, was heute lebens-
und tatenfroh noch vor uns steht, wieder zu bescheidener Daseinsbetätigung die
nötige Kraft finden könnte. Aber wir wissen heute schon, daß die Rechnung
unserer Feinde Fehler aufweist, und daß diese Fehler den Mißerfolg mit uner¬
bittlicher Notwendigkeit herbeiführen müssen.

Die Tapferkeit unserer siegreichen Truppen hat den Anschlag auf unsere
militärische Kraft zuschanden gemacht, sie hat den Kampf in das Land unserer
Feinde getragen und hat verhütet, daß bis auf einen kleinen Teil die deutsche
Erde der Schauplatz blutiger Schlachten und wüster Zerstörungen wurde. Die
erste Kriegswoche zeigte uns die lückenlos vollkommene militärische Kriegs¬
bereitschaft, sie zeigte uns die gründlich durchdachte Bereitschaft unseres Eisen-


Grenzboten II 1916 1


Die deutsche Industrie im Ariege
Fritz Roll von

!le Ereignisse der letzten Wochen haben die einwandfreie und
endgültige Bestätigung erbracht, daß der gegen Deutschland unter¬
nommene Krieg nicht allein die Niederwerfung deutscher militärischer
Kraft bezwecken soll, sondern auch und vor allem die Zertrümmerung
^ deutscher Wirtschaft und deutschen Handels. Seit dem Eintritt
des Deutschen Reiches in Welthandel und Weltpolitik hat England argwöhnischen
Auges die Entwicklung des deutschen Wirtschaftslebens und der deutschen Industrie
verfolgt, hat neiderfüllt den beispiellosen Erfolg des deutschen Außenhandels
wahrgenommen und hat, ohnmächtig sich in würdiger Weise des lästigen
Konkurrenten zu erwehren, einen Weltbrand heraufbeschworen, um mit roher
Gewalt alles zu zerstören, was deutscher Fleiß und deutsche Ausdauer in jahre¬
langer, mühseliger und heiliger Arbeit geschaffen haben. In dem Zusammen¬
bruch unserer militärischen Kraft, unseres Wirtschaftslebens und unseres Handels
würden aber auch deutsche Kultur und deutsches Wesen zu Boden sinken, und
wir wissen nicht wie lange es dauern würde, ehe alles das, was heute lebens-
und tatenfroh noch vor uns steht, wieder zu bescheidener Daseinsbetätigung die
nötige Kraft finden könnte. Aber wir wissen heute schon, daß die Rechnung
unserer Feinde Fehler aufweist, und daß diese Fehler den Mißerfolg mit uner¬
bittlicher Notwendigkeit herbeiführen müssen.

Die Tapferkeit unserer siegreichen Truppen hat den Anschlag auf unsere
militärische Kraft zuschanden gemacht, sie hat den Kampf in das Land unserer
Feinde getragen und hat verhütet, daß bis auf einen kleinen Teil die deutsche
Erde der Schauplatz blutiger Schlachten und wüster Zerstörungen wurde. Die
erste Kriegswoche zeigte uns die lückenlos vollkommene militärische Kriegs¬
bereitschaft, sie zeigte uns die gründlich durchdachte Bereitschaft unseres Eisen-


Grenzboten II 1916 1
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[0013] [Abbildung] Die deutsche Industrie im Ariege Fritz Roll von !le Ereignisse der letzten Wochen haben die einwandfreie und endgültige Bestätigung erbracht, daß der gegen Deutschland unter¬ nommene Krieg nicht allein die Niederwerfung deutscher militärischer Kraft bezwecken soll, sondern auch und vor allem die Zertrümmerung ^ deutscher Wirtschaft und deutschen Handels. Seit dem Eintritt des Deutschen Reiches in Welthandel und Weltpolitik hat England argwöhnischen Auges die Entwicklung des deutschen Wirtschaftslebens und der deutschen Industrie verfolgt, hat neiderfüllt den beispiellosen Erfolg des deutschen Außenhandels wahrgenommen und hat, ohnmächtig sich in würdiger Weise des lästigen Konkurrenten zu erwehren, einen Weltbrand heraufbeschworen, um mit roher Gewalt alles zu zerstören, was deutscher Fleiß und deutsche Ausdauer in jahre¬ langer, mühseliger und heiliger Arbeit geschaffen haben. In dem Zusammen¬ bruch unserer militärischen Kraft, unseres Wirtschaftslebens und unseres Handels würden aber auch deutsche Kultur und deutsches Wesen zu Boden sinken, und wir wissen nicht wie lange es dauern würde, ehe alles das, was heute lebens- und tatenfroh noch vor uns steht, wieder zu bescheidener Daseinsbetätigung die nötige Kraft finden könnte. Aber wir wissen heute schon, daß die Rechnung unserer Feinde Fehler aufweist, und daß diese Fehler den Mißerfolg mit uner¬ bittlicher Notwendigkeit herbeiführen müssen. Die Tapferkeit unserer siegreichen Truppen hat den Anschlag auf unsere militärische Kraft zuschanden gemacht, sie hat den Kampf in das Land unserer Feinde getragen und hat verhütet, daß bis auf einen kleinen Teil die deutsche Erde der Schauplatz blutiger Schlachten und wüster Zerstörungen wurde. Die erste Kriegswoche zeigte uns die lückenlos vollkommene militärische Kriegs¬ bereitschaft, sie zeigte uns die gründlich durchdachte Bereitschaft unseres Eisen- Grenzboten II 1916 1

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341901_323538/13>, abgerufen am 19.04.2024.