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Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

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Kenntnisse zur Verfügung stehen, sucht hier
Licht und Schatten gerecht zu verteilen: "Ver¬
sucht man aus der Verschiedenheit der Ansichten
Gregorovius unbefangen einzuschätzen, so wird
man zu dem Ergebnis kommen, daß bei ihm
eine daS Durchschnittsmaß wissenschaftlicher
Forscher bedeutend übersteigende dichterische
Begabung Form und Stil seiner Werke ge¬
hoben und dem Ganzen den Stempel eines
hervorragenden Geistes aufgedrückt hat.
Gegenüber einer nicht zu bestreitenden Unzu¬
länglichkeit, die indes nicht so bedeutend sein
kann, daß sie seinen Schriften auch als Fach¬
schriften den Wert nähme, ergibt sich das
unleugbare Verdienst einer großen schrift¬
stellerischen Tat." -- Diese vorsichtig wägende
Objektivität ist neben der genauen! Sach¬
kenntnis und der sehr fleißigen Sammlung
des Materials ein besonderer Vorzug der
Hönigschen Monographie. Nicht nur die rein¬
dichterischen Werke werden einzeln abgehandelt,
sondern auch die historischen erfahren eine
erschöpfende Würdigung ihres Poetischen Mit¬
gehaltes, desgleichen die Reiseschilderungen
und Geschichtswerke. Die Beziehungen zwischen
Leben und Schaffen sind nach Möglichkeit
aufgehellt, soweit sich das bei dem Mangel
an Briefmaterial eben tun läßt. Grego¬
rovius hat bekanntlich seine Freunde ge¬
beten, alle Briefe, die sie von ihm erhielten,
zu vernichten, welche Bitte ihm zumeist erfüllt
worden ist. Der Literarhistoriker muß sich daher
in der Hauptsache auf die autobiographischen
Publikationen von Gregorovius, auf Mit¬
teilungen seiner Freunde und das geringe
briefliche Material stützen, das man bisher
vorfand. Honig hat daraus ein abgerundetes
Lebensbild zu entwerfen verstanden. --

Dr. MI. A. H. Rose
Sozialwesen

Allgemeine Dienstpflicht. Angesichts der
scharfen Rekrutierung in Frankreich empfinden

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wir Deutschen mit stolzer Genugtuung,
daß wir es uns leisten können, nur die un¬
bedingt Tauglichen ins Heer einzustellen.
Anderseits ist es bekannt, daß vor dem Kriege
nicht einmal Mittel vorhanden waren, alle
Tauglichen militärisch auszubilden, noch 1914
mußten mindestens 40000 Mann zurückgestellt
werden. Da erhebt sich die Frage, wie fangen
wir es an, diese Nichtausgebildeten dennoch
dem Staate unmittelbar nutzbar zu machen,
die Ungerechtigkeit gegen die ein oder zwei
Jahre verlierenden Ausgebildeten auszu¬
gleichen und auch den nicht ganz Tauglichen
Gelegenheit zu bieten, ihre Kraft dem Vater¬
lande zu widmen, oder kurz: wie können wir
die Arbeitskraft der militärisch nicht Aus¬
gebildeten zugunsten des Staats organisieren?
Dies Problem erörtert eine jüngst im Verlag
von Karl Curtius, Berlin, erschienene Bro¬
schüre von Ludwig Borchardt: Allgemeine
Dienstpflicht, die natürliche Folge der
allgemeinen Wehrpflicht. Der Verfasser tritt
dafür ein, daß jeder vom Militärdienst Be¬
freite schon in Friedenszeiten zu einer
seinem Zivilberuf möglichst naheliegenden
Arbeitskraft auszubilden ist, die in die durch
die Mobilmachung in Staats-, Jndustrie-
und landwirschaftlichenBetrieben, Schulen usw.
entstandenen, bei den gegenwärtigen Verhält¬
nissen oft schwierig auszufüllenden Lücken
eintreten kann. Auf diese Weise kann jedem
Arbeitermangel nach Kriegsausbruch abge¬
holfen, können viele sonst reklamierte Kräfte
für das Heer frei gemacht, kann die Arbeits¬
losenfürsorge uni ein Bedeutendes entlastet,
endlich die in der Qualität anfangs oft recht
minderwertige Freiwilligenarbeit auf das
Maß des Erforderlichen gehoben werden.
Daß der Vorschlag auch volkswirtschaftlich
ohne große Kosten durchführbar ist, wird klar
und bündig nachgewiesen. Allen Vaterlands¬
freunden sei die ausgezeichnetgeschriebenekleine
Schrift daher warm empfohlen.

Dr. R. S. [Ende Spaltensatz]




Nachdruck sämtlicher Aufsätze nur mit ausdrücklicher Erlaubnis des Verlags gestattet.
Verantwortlich: der Herausgeber Georg Cleinow in Berlin-Lichterfelbe West. -- Manuslriptfendungen und
Briese werden erbeten unter der Adresse:
A" den Herausgeber der Grenzboten in Berlin-Lichterfelde West, Sternstraße Si>.
Fernsprecher des Herausgebers! Amt Lichterfelde 498, des Verlags und der Schriftleitung: Amt Lützow Will.
Verlag: Verlag der Grenzboten G. in. S. H. in Berlin SV 11, Tempelhofer User 3of.
Druck: "Der Reichsbote" G. in. b. H. in Berlin SV 11. Dessauer Stratze 36/37.
Maßgebliches und Unmaßgebliches

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Kenntnisse zur Verfügung stehen, sucht hier
Licht und Schatten gerecht zu verteilen: „Ver¬
sucht man aus der Verschiedenheit der Ansichten
Gregorovius unbefangen einzuschätzen, so wird
man zu dem Ergebnis kommen, daß bei ihm
eine daS Durchschnittsmaß wissenschaftlicher
Forscher bedeutend übersteigende dichterische
Begabung Form und Stil seiner Werke ge¬
hoben und dem Ganzen den Stempel eines
hervorragenden Geistes aufgedrückt hat.
Gegenüber einer nicht zu bestreitenden Unzu¬
länglichkeit, die indes nicht so bedeutend sein
kann, daß sie seinen Schriften auch als Fach¬
schriften den Wert nähme, ergibt sich das
unleugbare Verdienst einer großen schrift¬
stellerischen Tat." — Diese vorsichtig wägende
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kenntnis und der sehr fleißigen Sammlung
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Hönigschen Monographie. Nicht nur die rein¬
dichterischen Werke werden einzeln abgehandelt,
sondern auch die historischen erfahren eine
erschöpfende Würdigung ihres Poetischen Mit¬
gehaltes, desgleichen die Reiseschilderungen
und Geschichtswerke. Die Beziehungen zwischen
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rovius hat bekanntlich seine Freunde ge¬
beten, alle Briefe, die sie von ihm erhielten,
zu vernichten, welche Bitte ihm zumeist erfüllt
worden ist. Der Literarhistoriker muß sich daher
in der Hauptsache auf die autobiographischen
Publikationen von Gregorovius, auf Mit¬
teilungen seiner Freunde und das geringe
briefliche Material stützen, das man bisher
vorfand. Honig hat daraus ein abgerundetes
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Dr. MI. A. H. Rose
Sozialwesen

Allgemeine Dienstpflicht. Angesichts der
scharfen Rekrutierung in Frankreich empfinden

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wir Deutschen mit stolzer Genugtuung,
daß wir es uns leisten können, nur die un¬
bedingt Tauglichen ins Heer einzustellen.
Anderseits ist es bekannt, daß vor dem Kriege
nicht einmal Mittel vorhanden waren, alle
Tauglichen militärisch auszubilden, noch 1914
mußten mindestens 40000 Mann zurückgestellt
werden. Da erhebt sich die Frage, wie fangen
wir es an, diese Nichtausgebildeten dennoch
dem Staate unmittelbar nutzbar zu machen,
die Ungerechtigkeit gegen die ein oder zwei
Jahre verlierenden Ausgebildeten auszu¬
gleichen und auch den nicht ganz Tauglichen
Gelegenheit zu bieten, ihre Kraft dem Vater¬
lande zu widmen, oder kurz: wie können wir
die Arbeitskraft der militärisch nicht Aus¬
gebildeten zugunsten des Staats organisieren?
Dies Problem erörtert eine jüngst im Verlag
von Karl Curtius, Berlin, erschienene Bro¬
schüre von Ludwig Borchardt: Allgemeine
Dienstpflicht, die natürliche Folge der
allgemeinen Wehrpflicht. Der Verfasser tritt
dafür ein, daß jeder vom Militärdienst Be¬
freite schon in Friedenszeiten zu einer
seinem Zivilberuf möglichst naheliegenden
Arbeitskraft auszubilden ist, die in die durch
die Mobilmachung in Staats-, Jndustrie-
und landwirschaftlichenBetrieben, Schulen usw.
entstandenen, bei den gegenwärtigen Verhält¬
nissen oft schwierig auszufüllenden Lücken
eintreten kann. Auf diese Weise kann jedem
Arbeitermangel nach Kriegsausbruch abge¬
holfen, können viele sonst reklamierte Kräfte
für das Heer frei gemacht, kann die Arbeits¬
losenfürsorge uni ein Bedeutendes entlastet,
endlich die in der Qualität anfangs oft recht
minderwertige Freiwilligenarbeit auf das
Maß des Erforderlichen gehoben werden.
Daß der Vorschlag auch volkswirtschaftlich
ohne große Kosten durchführbar ist, wird klar
und bündig nachgewiesen. Allen Vaterlands¬
freunden sei die ausgezeichnetgeschriebenekleine
Schrift daher warm empfohlen.

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Nachdruck sämtlicher Aufsätze nur mit ausdrücklicher Erlaubnis des Verlags gestattet.
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Verlag: Verlag der Grenzboten G. in. S. H. in Berlin SV 11, Tempelhofer User 3of.
Druck: „Der Reichsbote" G. in. b. H. in Berlin SV 11. Dessauer Stratze 36/37.
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[0140] Maßgebliches und Unmaßgebliches Kenntnisse zur Verfügung stehen, sucht hier Licht und Schatten gerecht zu verteilen: „Ver¬ sucht man aus der Verschiedenheit der Ansichten Gregorovius unbefangen einzuschätzen, so wird man zu dem Ergebnis kommen, daß bei ihm eine daS Durchschnittsmaß wissenschaftlicher Forscher bedeutend übersteigende dichterische Begabung Form und Stil seiner Werke ge¬ hoben und dem Ganzen den Stempel eines hervorragenden Geistes aufgedrückt hat. Gegenüber einer nicht zu bestreitenden Unzu¬ länglichkeit, die indes nicht so bedeutend sein kann, daß sie seinen Schriften auch als Fach¬ schriften den Wert nähme, ergibt sich das unleugbare Verdienst einer großen schrift¬ stellerischen Tat." — Diese vorsichtig wägende Objektivität ist neben der genauen! Sach¬ kenntnis und der sehr fleißigen Sammlung des Materials ein besonderer Vorzug der Hönigschen Monographie. Nicht nur die rein¬ dichterischen Werke werden einzeln abgehandelt, sondern auch die historischen erfahren eine erschöpfende Würdigung ihres Poetischen Mit¬ gehaltes, desgleichen die Reiseschilderungen und Geschichtswerke. Die Beziehungen zwischen Leben und Schaffen sind nach Möglichkeit aufgehellt, soweit sich das bei dem Mangel an Briefmaterial eben tun läßt. Grego¬ rovius hat bekanntlich seine Freunde ge¬ beten, alle Briefe, die sie von ihm erhielten, zu vernichten, welche Bitte ihm zumeist erfüllt worden ist. Der Literarhistoriker muß sich daher in der Hauptsache auf die autobiographischen Publikationen von Gregorovius, auf Mit¬ teilungen seiner Freunde und das geringe briefliche Material stützen, das man bisher vorfand. Honig hat daraus ein abgerundetes Lebensbild zu entwerfen verstanden. — Dr. MI. A. H. Rose Sozialwesen Allgemeine Dienstpflicht. Angesichts der scharfen Rekrutierung in Frankreich empfinden wir Deutschen mit stolzer Genugtuung, daß wir es uns leisten können, nur die un¬ bedingt Tauglichen ins Heer einzustellen. Anderseits ist es bekannt, daß vor dem Kriege nicht einmal Mittel vorhanden waren, alle Tauglichen militärisch auszubilden, noch 1914 mußten mindestens 40000 Mann zurückgestellt werden. Da erhebt sich die Frage, wie fangen wir es an, diese Nichtausgebildeten dennoch dem Staate unmittelbar nutzbar zu machen, die Ungerechtigkeit gegen die ein oder zwei Jahre verlierenden Ausgebildeten auszu¬ gleichen und auch den nicht ganz Tauglichen Gelegenheit zu bieten, ihre Kraft dem Vater¬ lande zu widmen, oder kurz: wie können wir die Arbeitskraft der militärisch nicht Aus¬ gebildeten zugunsten des Staats organisieren? Dies Problem erörtert eine jüngst im Verlag von Karl Curtius, Berlin, erschienene Bro¬ schüre von Ludwig Borchardt: Allgemeine Dienstpflicht, die natürliche Folge der allgemeinen Wehrpflicht. Der Verfasser tritt dafür ein, daß jeder vom Militärdienst Be¬ freite schon in Friedenszeiten zu einer seinem Zivilberuf möglichst naheliegenden Arbeitskraft auszubilden ist, die in die durch die Mobilmachung in Staats-, Jndustrie- und landwirschaftlichenBetrieben, Schulen usw. entstandenen, bei den gegenwärtigen Verhält¬ nissen oft schwierig auszufüllenden Lücken eintreten kann. Auf diese Weise kann jedem Arbeitermangel nach Kriegsausbruch abge¬ holfen, können viele sonst reklamierte Kräfte für das Heer frei gemacht, kann die Arbeits¬ losenfürsorge uni ein Bedeutendes entlastet, endlich die in der Qualität anfangs oft recht minderwertige Freiwilligenarbeit auf das Maß des Erforderlichen gehoben werden. Daß der Vorschlag auch volkswirtschaftlich ohne große Kosten durchführbar ist, wird klar und bündig nachgewiesen. Allen Vaterlands¬ freunden sei die ausgezeichnetgeschriebenekleine Schrift daher warm empfohlen. Dr. R. S. Nachdruck sämtlicher Aufsätze nur mit ausdrücklicher Erlaubnis des Verlags gestattet. Verantwortlich: der Herausgeber Georg Cleinow in Berlin-Lichterfelbe West. — Manuslriptfendungen und Briese werden erbeten unter der Adresse: A« den Herausgeber der Grenzboten in Berlin-Lichterfelde West, Sternstraße Si>. Fernsprecher des Herausgebers! Amt Lichterfelde 498, des Verlags und der Schriftleitung: Amt Lützow Will. Verlag: Verlag der Grenzboten G. in. S. H. in Berlin SV 11, Tempelhofer User 3of. Druck: „Der Reichsbote" G. in. b. H. in Berlin SV 11. Dessauer Stratze 36/37.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341901_323538/140>, abgerufen am 25.04.2024.