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Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Zweites Vierteljahr.

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Allen Manuskripten ist Porto hinzuzufügen, da andernfalls bei Ablehnung eine Rücksendung
nicht verbürgt werden kann.

Zur Hundertjahrseier der Deutschen Burschenschaft
am ^2. Juni M5
Die geschichtliche Bedeutung der Urburschenschaft
Prof. Dr. Paul Ssymank von

item in das heftige Toben des europäischen Krieges, in dem
Deutschland unter Anstrengung aller seiner Kräfte um sein
völkisches Daseinsrecht und seine politische Weltstellung gewaltig
ringt, fällt die Hundertjahrfeier einer Begebenheit, welche für die
geschichtliche Entwicklung des deutschen Volkes im letzten Jahr¬
hundert von Bedeutung gewesen ist: das Jubiläum der Gründung der Deutschen
Burschenschaft.

Als am 12. Juni 1815 die Jenaer Landsmannschaften unter Führung der
Vandalia zum Wirtshaus zur Tanne hinauszogen und nach einer Ansprache
des Vandalenseniors als Zeichen ihrer Auflösung die Fahnen senkten, da ahnte
keiner der jungen Studenten, zu welcher bedeutsamen Rolle die neugegründete
Verbindung, diese Vereinigung aller Burschen, noch berufen sei, und welchen
Weg durch Tränen und Blut sie werde gehen müssen, ehe sie das von ihr
erstrebte Ideal erreichen sollte. Es war zunächst kaum mehr gefunden als eine
neue Form des Studentenstaates, eine einheitliche Organisation an Stelle der
bisherigen Zersplitterung in Landsmannschaften; die neue Geistesrichtung, der
sie ihre Entstehung verdankte, vermochte nicht zur gleichen Zeit auch schon einen
neuen Inhalt zu schaffen. Das sollte erst der Entwicklung der nächsten beiden
Jahre gelingen, und nicht bloß Jena hatte daran seinen Anteil, sondern in
hervorragender Weise auch Gießen, wo die Gruppe der "Schwarzen" die geistige
Führung besaß. Das studentische Wartburgsest am 18. Oktober 1817 bildete
den glänzenden Gipfelpunkt der burschenschaftlichen Entwicklung, aus den jedoch
zwei Jahre später die durch die Karlsbader Beschlüsse herbeigeführte Katastrophe,


Grenzboten II 1916 19


Allen Manuskripten ist Porto hinzuzufügen, da andernfalls bei Ablehnung eine Rücksendung
nicht verbürgt werden kann.

Zur Hundertjahrseier der Deutschen Burschenschaft
am ^2. Juni M5
Die geschichtliche Bedeutung der Urburschenschaft
Prof. Dr. Paul Ssymank von

item in das heftige Toben des europäischen Krieges, in dem
Deutschland unter Anstrengung aller seiner Kräfte um sein
völkisches Daseinsrecht und seine politische Weltstellung gewaltig
ringt, fällt die Hundertjahrfeier einer Begebenheit, welche für die
geschichtliche Entwicklung des deutschen Volkes im letzten Jahr¬
hundert von Bedeutung gewesen ist: das Jubiläum der Gründung der Deutschen
Burschenschaft.

Als am 12. Juni 1815 die Jenaer Landsmannschaften unter Führung der
Vandalia zum Wirtshaus zur Tanne hinauszogen und nach einer Ansprache
des Vandalenseniors als Zeichen ihrer Auflösung die Fahnen senkten, da ahnte
keiner der jungen Studenten, zu welcher bedeutsamen Rolle die neugegründete
Verbindung, diese Vereinigung aller Burschen, noch berufen sei, und welchen
Weg durch Tränen und Blut sie werde gehen müssen, ehe sie das von ihr
erstrebte Ideal erreichen sollte. Es war zunächst kaum mehr gefunden als eine
neue Form des Studentenstaates, eine einheitliche Organisation an Stelle der
bisherigen Zersplitterung in Landsmannschaften; die neue Geistesrichtung, der
sie ihre Entstehung verdankte, vermochte nicht zur gleichen Zeit auch schon einen
neuen Inhalt zu schaffen. Das sollte erst der Entwicklung der nächsten beiden
Jahre gelingen, und nicht bloß Jena hatte daran seinen Anteil, sondern in
hervorragender Weise auch Gießen, wo die Gruppe der „Schwarzen" die geistige
Führung besaß. Das studentische Wartburgsest am 18. Oktober 1817 bildete
den glänzenden Gipfelpunkt der burschenschaftlichen Entwicklung, aus den jedoch
zwei Jahre später die durch die Karlsbader Beschlüsse herbeigeführte Katastrophe,


Grenzboten II 1916 19
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[0301] [Abbildung] Allen Manuskripten ist Porto hinzuzufügen, da andernfalls bei Ablehnung eine Rücksendung nicht verbürgt werden kann. Zur Hundertjahrseier der Deutschen Burschenschaft am ^2. Juni M5 Die geschichtliche Bedeutung der Urburschenschaft Prof. Dr. Paul Ssymank von item in das heftige Toben des europäischen Krieges, in dem Deutschland unter Anstrengung aller seiner Kräfte um sein völkisches Daseinsrecht und seine politische Weltstellung gewaltig ringt, fällt die Hundertjahrfeier einer Begebenheit, welche für die geschichtliche Entwicklung des deutschen Volkes im letzten Jahr¬ hundert von Bedeutung gewesen ist: das Jubiläum der Gründung der Deutschen Burschenschaft. Als am 12. Juni 1815 die Jenaer Landsmannschaften unter Führung der Vandalia zum Wirtshaus zur Tanne hinauszogen und nach einer Ansprache des Vandalenseniors als Zeichen ihrer Auflösung die Fahnen senkten, da ahnte keiner der jungen Studenten, zu welcher bedeutsamen Rolle die neugegründete Verbindung, diese Vereinigung aller Burschen, noch berufen sei, und welchen Weg durch Tränen und Blut sie werde gehen müssen, ehe sie das von ihr erstrebte Ideal erreichen sollte. Es war zunächst kaum mehr gefunden als eine neue Form des Studentenstaates, eine einheitliche Organisation an Stelle der bisherigen Zersplitterung in Landsmannschaften; die neue Geistesrichtung, der sie ihre Entstehung verdankte, vermochte nicht zur gleichen Zeit auch schon einen neuen Inhalt zu schaffen. Das sollte erst der Entwicklung der nächsten beiden Jahre gelingen, und nicht bloß Jena hatte daran seinen Anteil, sondern in hervorragender Weise auch Gießen, wo die Gruppe der „Schwarzen" die geistige Führung besaß. Das studentische Wartburgsest am 18. Oktober 1817 bildete den glänzenden Gipfelpunkt der burschenschaftlichen Entwicklung, aus den jedoch zwei Jahre später die durch die Karlsbader Beschlüsse herbeigeführte Katastrophe, Grenzboten II 1916 19

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341901_323538/301>, abgerufen am 25.04.2024.