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Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Zweites Vierteljahr.

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Die Zukunft der Jugendpflege
Dr. ZV. Warstat von
I. Die körperliche Kräftigung der Jugend und die Erziehung
zur Wehrtüchtigkeit.

meer allen Fragen der Jugendpflege nimmt die Frage der körper¬
lichen Kräftigung unserer Jugend, die Erziehung unserer Jugend
zur Wehrtüchtigkeit deshalb den ersten und wichtigsten Platz ein,
weil uns dieser Krieg mit brutaler Gewalt die Augen darüber
geöffnet hat, daß von der Erhaltung und Steigerung der Wehr¬
fähigkeit in dem heranwachsenden Geschlecht unsere nationale Zukunft abhängt.
Was Männer wie der Generalfeldmarschall von der Goltz seit Jahren immer
und immer wieder betont haben, ohne daß ihre Stimme wirklich allgemeines
Gehör in unserem Volke gefunden hätte, das ist jetzt jedem einzelnen Deutschen
Auge in Auge mit den Tatsachen zur Gewißheit geworden: ohne eine rüstige
und wehrhafte Jugend ist es um Deutschlands Zukunft geschehen, möge der
jetzige Weltkrieg ausgehen, wie er wolle.

Nun hat man allerdings auch schon vor dem Kriege von den verschiedensten
Seiten und in der verschiedensten Weise eine körperliche "Ertüchtigung" unserer
Jugend zu erreichen versucht. In erster Reihe sind hier Organisationen mit
mehr oder weniger militärischem Anstrich zu nennen, wie die Jugendwehr¬
kompagnien, der bayerische Wehrkraftverein und der Pfadfinderbund. Diese
und eine große Anzahl der gleich noch zu nennenden Vereine sind auf Anregung
des Generalfeldmarschalls von der Goltz seit 1911 zum "Jungdeutschlandbund"
zusammengetreten.

Eine körperliche Kräftigung der Jugend im allgemeineren Sinne, nicht
unter dem besonderen militärischen Gesichtspunkte erstreben die Turm- und
sonstigen Sportvereine: vor allem hat in den letzten Jahren der Wandervogel
und die gesamte Wanderbewegung einen sehr großen Einfluß auf die deutsche
Jugend gewonnen. Es gibt heute keine einzige Jugendpflegevereinigung, die
nicht den erzieherischen Wert der Leibesübungen, des Sports, des Wanderns
vor allem, erkannt hat und ausnutzt. So wirken an der körperlichen Kräftigung
unserer Jugend ebensogut die kirchlichen Jugendpflegevereine wie die sozial-




Die Zukunft der Jugendpflege
Dr. ZV. Warstat von
I. Die körperliche Kräftigung der Jugend und die Erziehung
zur Wehrtüchtigkeit.

meer allen Fragen der Jugendpflege nimmt die Frage der körper¬
lichen Kräftigung unserer Jugend, die Erziehung unserer Jugend
zur Wehrtüchtigkeit deshalb den ersten und wichtigsten Platz ein,
weil uns dieser Krieg mit brutaler Gewalt die Augen darüber
geöffnet hat, daß von der Erhaltung und Steigerung der Wehr¬
fähigkeit in dem heranwachsenden Geschlecht unsere nationale Zukunft abhängt.
Was Männer wie der Generalfeldmarschall von der Goltz seit Jahren immer
und immer wieder betont haben, ohne daß ihre Stimme wirklich allgemeines
Gehör in unserem Volke gefunden hätte, das ist jetzt jedem einzelnen Deutschen
Auge in Auge mit den Tatsachen zur Gewißheit geworden: ohne eine rüstige
und wehrhafte Jugend ist es um Deutschlands Zukunft geschehen, möge der
jetzige Weltkrieg ausgehen, wie er wolle.

Nun hat man allerdings auch schon vor dem Kriege von den verschiedensten
Seiten und in der verschiedensten Weise eine körperliche „Ertüchtigung" unserer
Jugend zu erreichen versucht. In erster Reihe sind hier Organisationen mit
mehr oder weniger militärischem Anstrich zu nennen, wie die Jugendwehr¬
kompagnien, der bayerische Wehrkraftverein und der Pfadfinderbund. Diese
und eine große Anzahl der gleich noch zu nennenden Vereine sind auf Anregung
des Generalfeldmarschalls von der Goltz seit 1911 zum „Jungdeutschlandbund"
zusammengetreten.

Eine körperliche Kräftigung der Jugend im allgemeineren Sinne, nicht
unter dem besonderen militärischen Gesichtspunkte erstreben die Turm- und
sonstigen Sportvereine: vor allem hat in den letzten Jahren der Wandervogel
und die gesamte Wanderbewegung einen sehr großen Einfluß auf die deutsche
Jugend gewonnen. Es gibt heute keine einzige Jugendpflegevereinigung, die
nicht den erzieherischen Wert der Leibesübungen, des Sports, des Wanderns
vor allem, erkannt hat und ausnutzt. So wirken an der körperlichen Kräftigung
unserer Jugend ebensogut die kirchlichen Jugendpflegevereine wie die sozial-


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[0314] [Abbildung] Die Zukunft der Jugendpflege Dr. ZV. Warstat von I. Die körperliche Kräftigung der Jugend und die Erziehung zur Wehrtüchtigkeit. meer allen Fragen der Jugendpflege nimmt die Frage der körper¬ lichen Kräftigung unserer Jugend, die Erziehung unserer Jugend zur Wehrtüchtigkeit deshalb den ersten und wichtigsten Platz ein, weil uns dieser Krieg mit brutaler Gewalt die Augen darüber geöffnet hat, daß von der Erhaltung und Steigerung der Wehr¬ fähigkeit in dem heranwachsenden Geschlecht unsere nationale Zukunft abhängt. Was Männer wie der Generalfeldmarschall von der Goltz seit Jahren immer und immer wieder betont haben, ohne daß ihre Stimme wirklich allgemeines Gehör in unserem Volke gefunden hätte, das ist jetzt jedem einzelnen Deutschen Auge in Auge mit den Tatsachen zur Gewißheit geworden: ohne eine rüstige und wehrhafte Jugend ist es um Deutschlands Zukunft geschehen, möge der jetzige Weltkrieg ausgehen, wie er wolle. Nun hat man allerdings auch schon vor dem Kriege von den verschiedensten Seiten und in der verschiedensten Weise eine körperliche „Ertüchtigung" unserer Jugend zu erreichen versucht. In erster Reihe sind hier Organisationen mit mehr oder weniger militärischem Anstrich zu nennen, wie die Jugendwehr¬ kompagnien, der bayerische Wehrkraftverein und der Pfadfinderbund. Diese und eine große Anzahl der gleich noch zu nennenden Vereine sind auf Anregung des Generalfeldmarschalls von der Goltz seit 1911 zum „Jungdeutschlandbund" zusammengetreten. Eine körperliche Kräftigung der Jugend im allgemeineren Sinne, nicht unter dem besonderen militärischen Gesichtspunkte erstreben die Turm- und sonstigen Sportvereine: vor allem hat in den letzten Jahren der Wandervogel und die gesamte Wanderbewegung einen sehr großen Einfluß auf die deutsche Jugend gewonnen. Es gibt heute keine einzige Jugendpflegevereinigung, die nicht den erzieherischen Wert der Leibesübungen, des Sports, des Wanderns vor allem, erkannt hat und ausnutzt. So wirken an der körperlichen Kräftigung unserer Jugend ebensogut die kirchlichen Jugendpflegevereine wie die sozial-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341901_323538/314>, abgerufen am 20.04.2024.