Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Zweites Vierteljahr.Ostpreußenhilfe Professor Dr. Max I- rvolff von in vierten Heft des heurigen Jahrgangs dieser Zeitschrift hat Schon im August des vorigen Jahres, als der erste russische Einfall in Die Provinz Ostpreußen hat an dem großen wirtschaftlichen Aufschwung Ostpreußenhilfe Professor Dr. Max I- rvolff von in vierten Heft des heurigen Jahrgangs dieser Zeitschrift hat Schon im August des vorigen Jahres, als der erste russische Einfall in Die Provinz Ostpreußen hat an dem großen wirtschaftlichen Aufschwung <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0418" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/323957"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341901_323538/figures/grenzboten_341901_323538_323957_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Ostpreußenhilfe<lb/><note type="byline"> Professor Dr. Max I- rvolff</note> von </head><lb/> <p xml:id="ID_1376"> in vierten Heft des heurigen Jahrgangs dieser Zeitschrift hat<lb/> A. G. Jäger „Grundzüge für den Wiederaufbau Ostpreußens"<lb/> aufgestellt. Wenn auch der Aufsatz schon zu einer Zeit geschrieben<lb/> ist, da noch weite Strecken der Provinz von den Russen besetzt<lb/> waren, die vorhandene Notlage sich also in keiner Weise über¬<lb/> sehen ließ, so enthält er doch viele beachtenswerte Vorschläge und Anregungen.<lb/> Manche von Jägers Befürchtungen sind nicht eingetroffen. Die Flüchtigen zum<lb/> Beispiel haben größtenteils ihre Heimat wieder aufgesucht, so daß am 1. April<lb/> von 300 000 bereits drei Viertel zurückgekehrt waren, obgleich die<lb/> Heeresleitung damals noch zahlreiche Kreise gesperrt hielt. Auf der anderm<lb/> Seite ist der angerichtete Schaden wesentlich größer, als man damals vermuten<lb/> durfte. Eine Ergänzung des staatlichen Hilfswerkes ist daher dringend geboten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1377"> Schon im August des vorigen Jahres, als der erste russische Einfall in<lb/> Ostpreußen drohte und dann zur Ausführung gelangte, schlössen sich in allen<lb/> Orten begeisterte und opferbereite Bürger zusammen, um der bedrängten Provinz<lb/> zu helfen. Die Fürsorge galt zunächst den Flüchtigen, die mit Geld, Kleidung<lb/> und Lebensmitteln unterstützt wurden, und dehnte sich später nach der Befreiung<lb/> des Landes auf die Zurückgebliebenen aus. deren Besitz zerstört war. In welcher<lb/> Form dies auch geschah, das Ziel war immer — und das war ja zunächst<lb/> auch das wichtigste — die Linderung der augenblicklichen Not; Ostpreußen<lb/> wird aber auch nach dem Kriege neben dem staatlichen Unterstützungswerk noch<lb/> für eine Reihe von Jahren eine besondere Fürsorge nötig haben, wenn es sich<lb/> nur einigermaßen von dem erlittenen Ungemach erholen soll. Diese Aufgabe<lb/> hat sich die „Ostpreußenhilfe" gestellt, die mit gutem Erfolg bemüht ist, ihre<lb/> Organisation über das gesamte Reichsgebiet zu verzweigen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1378" next="#ID_1379"> Die Provinz Ostpreußen hat an dem großen wirtschaftlichen Aufschwung<lb/> Deutschlands in den letzten Jahrzehnten geringen Anteil gehabt. Eine Gro߬<lb/> industrie gibt es nicht und kann es dort nicht geben, da alle natürlichen Vor¬<lb/> aussetzungen für eine solche fehlen. Das Beispiel von Westpreußen, wo man<lb/> sich trotzdem an industrielle Gründungen größeren Stils gewagt hat, wirkt in</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0418]
[Abbildung]
Ostpreußenhilfe
Professor Dr. Max I- rvolff von
in vierten Heft des heurigen Jahrgangs dieser Zeitschrift hat
A. G. Jäger „Grundzüge für den Wiederaufbau Ostpreußens"
aufgestellt. Wenn auch der Aufsatz schon zu einer Zeit geschrieben
ist, da noch weite Strecken der Provinz von den Russen besetzt
waren, die vorhandene Notlage sich also in keiner Weise über¬
sehen ließ, so enthält er doch viele beachtenswerte Vorschläge und Anregungen.
Manche von Jägers Befürchtungen sind nicht eingetroffen. Die Flüchtigen zum
Beispiel haben größtenteils ihre Heimat wieder aufgesucht, so daß am 1. April
von 300 000 bereits drei Viertel zurückgekehrt waren, obgleich die
Heeresleitung damals noch zahlreiche Kreise gesperrt hielt. Auf der anderm
Seite ist der angerichtete Schaden wesentlich größer, als man damals vermuten
durfte. Eine Ergänzung des staatlichen Hilfswerkes ist daher dringend geboten.
Schon im August des vorigen Jahres, als der erste russische Einfall in
Ostpreußen drohte und dann zur Ausführung gelangte, schlössen sich in allen
Orten begeisterte und opferbereite Bürger zusammen, um der bedrängten Provinz
zu helfen. Die Fürsorge galt zunächst den Flüchtigen, die mit Geld, Kleidung
und Lebensmitteln unterstützt wurden, und dehnte sich später nach der Befreiung
des Landes auf die Zurückgebliebenen aus. deren Besitz zerstört war. In welcher
Form dies auch geschah, das Ziel war immer — und das war ja zunächst
auch das wichtigste — die Linderung der augenblicklichen Not; Ostpreußen
wird aber auch nach dem Kriege neben dem staatlichen Unterstützungswerk noch
für eine Reihe von Jahren eine besondere Fürsorge nötig haben, wenn es sich
nur einigermaßen von dem erlittenen Ungemach erholen soll. Diese Aufgabe
hat sich die „Ostpreußenhilfe" gestellt, die mit gutem Erfolg bemüht ist, ihre
Organisation über das gesamte Reichsgebiet zu verzweigen.
Die Provinz Ostpreußen hat an dem großen wirtschaftlichen Aufschwung
Deutschlands in den letzten Jahrzehnten geringen Anteil gehabt. Eine Gro߬
industrie gibt es nicht und kann es dort nicht geben, da alle natürlichen Vor¬
aussetzungen für eine solche fehlen. Das Beispiel von Westpreußen, wo man
sich trotzdem an industrielle Gründungen größeren Stils gewagt hat, wirkt in
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