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Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Drittes Vierteljahr.

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War die zweite englische Krieg? inlcihe ein Erfolg?

das Anrecht für die Besitzer der alten Anleihe, diese in neue Anleihe zu
konvertieren. Die finanzielle Last des Krieges sei ja eine gewaltige, aber die
Position des Landes sei noch keine derartige, um zu einer viereinhalbprozentigen
Basis überzugehen (tre v08kein>n ot tre eountr^ äoeg not M varrant 8um
tot-ins). Im allgemeinen rechnete man mit einer vierprozentigen Anleihe und
einem Emissionspreise von 98 (vergleiche Daily Mail vom 18. Juni).

Ein Vergleich dieser Äußerungen mit den tatsächlichen Bedingungen der
Anleihe zeigt ohne weiteren Kommentar die Einbuße, welche die neue Anleihe
nur durch ihre Bedingungen für den englischen Staatskredit bedeutete, selbst
wenn die gewünschte Milliarde Pfund Sterling vom Publikum gezeichnet worden
wäre. Daß den Zeichnern der Anleihe auch noch das außerordentliche Recht
eingeräumt wurde, ihren Besitz in jede später herauszubringende Kriegsanleihe
kostenlos zu konvertieren, diese außerordentliche Bedingung mag nur beiläufig
erwähnt werden.


Der Einfluß der Anleihe auf die finanzielle Weltstellung der
Londoner City

Es wurde bereits oben gesagt, daß Me Kenna in seiner Ankündigungs¬
rede die Hebung der fremden Wechselkurse als einen wichtigen Nebenzweck der
neuen Anleihe bezeichnet hatte. Es handelt sich hier ausschließlich um die New
Jorker Quotierung. Wie wenig sich da die Erwartungen Me Kennas erfüllten,
zeigen folgende zwei Ziffern

New York 18. Juni . . . Dollar 4,77,
New York 17. Juli . . . Dollar 4.76"/^.

also gar keine Verbesserung, wohl aber eine kleine Verschlechterung. Es war
eben ein großer Irrtum zu glauben, daß in Kriegszeiten die alte Doktrin ihre
Geltung behalten könne, daß die Erhöhung des Geldsatzes unbedingt aus¬
ländisches Geld anziehen müsse. Daß in diesem Punkt Me Kenna sein Ziel
nicht erreicht hat, wird auch ganz offen von sämtlichen Blättern zugegeben.
Weniger scheint man sich darüber klar zu sein, daß man durch die hohe Ver¬
zinsung der neuen Anleihe auch dem Londoner Bankakzept eine weitere
Schwierigkeit bereitet hat. Die weltbeherrschende Stellung des englischen
Pfund-Sterlingwechsels beruhte neben anderem auf den niedrigen Sätzen des
Londoner Geldmarktes, wo man jederzeit bedeutend billiger diskontieren konnte
als etwa in Berlin oder New Uork. Diese Flüssigkeit und Billigkeit des
Londoner Diskontmarktes ist aber nun mehr denn je in Frage gestellt, und die
Stellung des Londoner Bankakzeptes mehr denn je erschüttert.


Ein Vergleich mit Deutschland

Es liegt außerhalb des Rahmens dieser Darstellung und würde zu weit
führen, den gegenwärtigen Stand des englischen und deutschen Staatskredites
gegeneinander abzuwägen. Nur auf folgende Punkte soll kurz Hingewiese"
werden. Vor dem Kriege stand der englische Staatskredit auf einer zweieinhalb-


War die zweite englische Krieg? inlcihe ein Erfolg?

das Anrecht für die Besitzer der alten Anleihe, diese in neue Anleihe zu
konvertieren. Die finanzielle Last des Krieges sei ja eine gewaltige, aber die
Position des Landes sei noch keine derartige, um zu einer viereinhalbprozentigen
Basis überzugehen (tre v08kein>n ot tre eountr^ äoeg not M varrant 8um
tot-ins). Im allgemeinen rechnete man mit einer vierprozentigen Anleihe und
einem Emissionspreise von 98 (vergleiche Daily Mail vom 18. Juni).

Ein Vergleich dieser Äußerungen mit den tatsächlichen Bedingungen der
Anleihe zeigt ohne weiteren Kommentar die Einbuße, welche die neue Anleihe
nur durch ihre Bedingungen für den englischen Staatskredit bedeutete, selbst
wenn die gewünschte Milliarde Pfund Sterling vom Publikum gezeichnet worden
wäre. Daß den Zeichnern der Anleihe auch noch das außerordentliche Recht
eingeräumt wurde, ihren Besitz in jede später herauszubringende Kriegsanleihe
kostenlos zu konvertieren, diese außerordentliche Bedingung mag nur beiläufig
erwähnt werden.


Der Einfluß der Anleihe auf die finanzielle Weltstellung der
Londoner City

Es wurde bereits oben gesagt, daß Me Kenna in seiner Ankündigungs¬
rede die Hebung der fremden Wechselkurse als einen wichtigen Nebenzweck der
neuen Anleihe bezeichnet hatte. Es handelt sich hier ausschließlich um die New
Jorker Quotierung. Wie wenig sich da die Erwartungen Me Kennas erfüllten,
zeigen folgende zwei Ziffern

New York 18. Juni . . . Dollar 4,77,
New York 17. Juli . . . Dollar 4.76»/^.

also gar keine Verbesserung, wohl aber eine kleine Verschlechterung. Es war
eben ein großer Irrtum zu glauben, daß in Kriegszeiten die alte Doktrin ihre
Geltung behalten könne, daß die Erhöhung des Geldsatzes unbedingt aus¬
ländisches Geld anziehen müsse. Daß in diesem Punkt Me Kenna sein Ziel
nicht erreicht hat, wird auch ganz offen von sämtlichen Blättern zugegeben.
Weniger scheint man sich darüber klar zu sein, daß man durch die hohe Ver¬
zinsung der neuen Anleihe auch dem Londoner Bankakzept eine weitere
Schwierigkeit bereitet hat. Die weltbeherrschende Stellung des englischen
Pfund-Sterlingwechsels beruhte neben anderem auf den niedrigen Sätzen des
Londoner Geldmarktes, wo man jederzeit bedeutend billiger diskontieren konnte
als etwa in Berlin oder New Uork. Diese Flüssigkeit und Billigkeit des
Londoner Diskontmarktes ist aber nun mehr denn je in Frage gestellt, und die
Stellung des Londoner Bankakzeptes mehr denn je erschüttert.


Ein Vergleich mit Deutschland

Es liegt außerhalb des Rahmens dieser Darstellung und würde zu weit
führen, den gegenwärtigen Stand des englischen und deutschen Staatskredites
gegeneinander abzuwägen. Nur auf folgende Punkte soll kurz Hingewiese«
werden. Vor dem Kriege stand der englische Staatskredit auf einer zweieinhalb-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341901_323972/182>, abgerufen am 19.05.2024.