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Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Drittes Vierteljahr.

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meer den inneren Folgen des Krieges wird, wenn nicht die
wichtigste, so doch eine der wichtigsten sein: die erhöhte Bedeutung,
die der Staatsgedanke in unserem Volke gewonnen hat. Nicht
der Glaube an eine bestimmte geschichtliche Ausprägung der Idee
des Staates, sondern das grundsätzliche Interesse an dieser Idee.
Wenn der Staat es wert ist, daß seinen Ansprüchen die nationalen Sonder¬
wünsche dänischer, polnischer, tschechischer, rumänischer -- und auch deutscher
Staatsbürger sich unterordnen und daß Millionen für ihn ihr Leben in die
Schanze schlagen, so muß der Staat doch etwas ungeheuer wichtiges sein:
diese Wahrheit muß allmählich auch dem politisch Allergleichgültigsten auf¬
dämmern. Wenn wir imstande sind, diesen mehr noch in einer Frage als in
einer Antwort bestehenden, durch den Krieg lebendig gewordenen Staatsgedanken
i'i der rechten Weise dem Volke zu deuten, dürfen wir hoffen, daß der Krieg
uns politisch -- dies Wort im höchsten Sinne verstanden -- ein gutes Stück
vorwärts bringen und alle politische Stumpfheit unter uns, die im Staate
etwas Fertiges, Todes und deshalb im Grunde Gleichgültiges sieht, ein Ende
wachen wird. Wenn uns durch den Krieg der politische Gedanke zum dauernden
Gegenstand "der stillen Tätigkeit des Nachdenkens" wird, dann hat uns der
Krieg einen Segen gebracht, der eine unabsehbare Zukunft haben muß.

Allerdings droht gleichzeitig von hier aus eine Gefahr, die leicht allen
erhofften Segen in sein Gegenteil verkehren kann. Denn auch der politische
Mensch darf nicht vergessen, daß es höhere Güter gibt als den Staat, daß der
Staatsgedanke unter der Bedingung jener höheren Ziele steht, und daß er zum
Götzen wird, wenn sich die Staatsgestnnung zu dem Gedanken verdichtet:
"Recht oder Unrecht, es ist mein Staat." Je größere und schmerzlichere Opfer
uns das Leben unseres Staates jetzt kostet, um so ehrlicher müssen wir uns


Grenzboten III 1916 1ö


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Der deutsche ^taatsgedanke
Otto Petras von

meer den inneren Folgen des Krieges wird, wenn nicht die
wichtigste, so doch eine der wichtigsten sein: die erhöhte Bedeutung,
die der Staatsgedanke in unserem Volke gewonnen hat. Nicht
der Glaube an eine bestimmte geschichtliche Ausprägung der Idee
des Staates, sondern das grundsätzliche Interesse an dieser Idee.
Wenn der Staat es wert ist, daß seinen Ansprüchen die nationalen Sonder¬
wünsche dänischer, polnischer, tschechischer, rumänischer — und auch deutscher
Staatsbürger sich unterordnen und daß Millionen für ihn ihr Leben in die
Schanze schlagen, so muß der Staat doch etwas ungeheuer wichtiges sein:
diese Wahrheit muß allmählich auch dem politisch Allergleichgültigsten auf¬
dämmern. Wenn wir imstande sind, diesen mehr noch in einer Frage als in
einer Antwort bestehenden, durch den Krieg lebendig gewordenen Staatsgedanken
i'i der rechten Weise dem Volke zu deuten, dürfen wir hoffen, daß der Krieg
uns politisch — dies Wort im höchsten Sinne verstanden — ein gutes Stück
vorwärts bringen und alle politische Stumpfheit unter uns, die im Staate
etwas Fertiges, Todes und deshalb im Grunde Gleichgültiges sieht, ein Ende
wachen wird. Wenn uns durch den Krieg der politische Gedanke zum dauernden
Gegenstand „der stillen Tätigkeit des Nachdenkens" wird, dann hat uns der
Krieg einen Segen gebracht, der eine unabsehbare Zukunft haben muß.

Allerdings droht gleichzeitig von hier aus eine Gefahr, die leicht allen
erhofften Segen in sein Gegenteil verkehren kann. Denn auch der politische
Mensch darf nicht vergessen, daß es höhere Güter gibt als den Staat, daß der
Staatsgedanke unter der Bedingung jener höheren Ziele steht, und daß er zum
Götzen wird, wenn sich die Staatsgestnnung zu dem Gedanken verdichtet:
„Recht oder Unrecht, es ist mein Staat." Je größere und schmerzlichere Opfer
uns das Leben unseres Staates jetzt kostet, um so ehrlicher müssen wir uns


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341901_323972/237>, abgerufen am 19.05.2024.